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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1906-06-20
- Erscheinungsdatum
- 20.06.1906
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- Deutsch
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^ 140. 20. Juni 1906. Nichtamtlicher Teil. 6095 lich der Neubesetzung des Erzbistums Köln hat ein Händler in der Rheinprovinz auf den Rumpf einer Photo graphie des Erzbischofs Simar den Kopf des Weihbischofs Fischer setzen lassen, so daß es den Anschein hatte, als sei Fischer als Erzbischof photographiert worden. Der Ver anstalter dieses Kunststücks wurde gerichtlich bestraft. Im allgemeinen wird ein Fälscher den Arbeiten einer fertigen Platte keine neuen hinzufügen, weil sich damit der Abdruck als ein späterer darstellen würde,- er wird dagegen bestrebt sein, gewisse Arbeiten zu tilgen oder, wie bereits er wähnt, beim Abdruck die Schrift zu verdecken, um Abdrucke vor der Schrift zu fabrizieren. Solche gefälschte Drucke »vor der Schrift« gibt es z. B. von der Madonna Bridgewater von F. Anderloni. Da dem Fälscher Originalplatten glücklicherweise nicht leicht erreichbar sind, so hält er sich um so eifriger an die Abdrucke und richtet mit den verschiedensten Mitteln allerlei Unfug darauf an. Nummern auf Stichen bezeichnen fast immer spätere Abdrucke. Der Fälscher wird also mit Radier gummi oder Radiermesser die Nummer entfernen, um einen Abdruck vor der Nummer herzustellen, der oft vier- bis sechs mal teurer ist als ein solcher mit Nummer. Unterscheiden sich frühere und spätere Abdrucke, wie bei einzelnen Blättern von Nanteuil, Masson, Edelinck usw., nur durch kleine Einzel heiten, wie Punkte, Striche usw., so entfernt diese der Fälscher. Das von Edelinck gestochene Porträt Bossuets (Robert- Dumesnil, 156) kommt öfter ohne die zwei Punkte hinter dem Malernamen vor, ohne deswegen immer erster Abdruck zu sein. Bei R. Morghens Abendmahl nach Leonardo da Vinci ist gelegentlich das Komma entfernt worden. Schwieriger ist das Entfernen einzelner Striche der Darstellung, besonders am Rand. Solche Blätter sollen dann als erste Abdrucke vor verschiedenen Arbeiten gellen. Genaue Untersuchung des Papiers und fleißige Benutzung der Lupe müssen feststellen, ob ein verdächtiges Blatt wirklich gefälscht ist. Der Fälscher verändert aber Kunstblätter nicht bloß durch Wegnahme, sondern auch durch Hinzusügen von Einzelheiten. Verschiedene Künstler bezeichnen ihre ersten Drucke manchmal dadurch, daß sie irgend eine nicht zur Darstellung der Platte gehörige Kleinigkeit, einen Kopf, eine Figur usw, in den Rand radieren Sind die Remarquedrucke gemacht, so werden diese sogenannten »Einfälle« wieder weggeschliffen. Diese frühen Abdrücke sind sehr teuer und gesucht. Aber der Fälscher kann es billiger machen; er versieht einfach selbst Abdrucke mit Einfällen. Diese Einfälle werden nicht etwa auf den Abdruck gezeichnet, sondern gedruckt. Auf eine leere Kupferplatte, die größer sein muß als die Originalplatte, bezw. der Abdruck, wird der »Einfall« an den Rand graviert und auf den Abdruck gedruckt, der also das erstemal von der echten, das zweitemal von der mit dem -Einfall« ver sehenen gefälschten Platte gedruckt wurde. W. Engelmann hat in seinem Werke über Chodowieckis Kupferstiche viele solcher gefälschten »Einfälle«, dre nicht von Chodowiecki herrühren, nachgewiesen. Auf ähnliche Weise werden auch die Blätter andrer Meister, besonders Rembrandts, gefälscht. Wessely sagt in seiner »Anleitung zur Kenntnis und zum Sammeln der Werke des Kunstdrucks« (Leipzig 1876, T O Weigel), daß seinerzeit in einer deutschen Hauptstadt eine förmliche Fabrik für solche Fälschungen von Blättern Chodowieckis und Rembrandts bestanden haben soll. Die Fälschungen zeichneten sich durch reiche Phantasie und eine Mannigfaltigkeit der räuberischen »Einfälle« aus, die sich selbst in die Dar stellung erstreckten Wo Rembrandt vier Personen anbrachte, setzte der Fälscher eine fünfte oder sechste Figur hinzu; oder er vergrößerte Pelzmützen, steckte Federn auf einen Hut, ', wo im Original keine waren, radierte^auf.den Stein, wo Christus steht und predigt (is, pstits tomks), Maria Magdalena in Buße, brachte bei der hl Familie im Zimmer (B 62) sogar ein Nachtgeschirr an und überbot damit sogar den Realismus eines Rembrandt. Auch die Größe der Platte wird hie und da durch Aufdruck einer größern leeren Platte gefälscht, wenn das Original nicht von einer Stichlinie ein gefaßt ist und einen größern Rand hat. Gelegentlich kann dem Fälscher aber auch etwas Mensch liches passieren. Im ersten Abdruck des Rembrandtschen Porträts des I. Asselyn (B 77 7) steht man im Grunde eine Staffelei, die in spätern Abdrucken verschwunden ist. Wenn man also die verschwundene Staffelei wieder auf den Abdrucken anbrachte, so konnte man ein paar hundert Mark mehr dafür verlangen. Nun muß der Fälscher aber einen ersten Abdruck nie gesehen und jedenfalls den Katalog des Kabinetts Burgy vor sich gehabt haben, der in holländischer und französischer Sprache abgefaßt ist. Der französische Übersetzer hat das holländische Wort »Ezel«, das Esel und zugleich Staffele! bedeutet, einfach mit Esel — l'Las — übersetzt und beim Porträt des Asselyn bemerkt: »avso I'Las tvrrisi-', 1u>«. Auf Grund dieser Verwechslung brachte nun der Fälscher mit einer zweiten Platte auf Abdrucken ohne die Staffelei einen Esel an und schickte das Blatt nach London zum Verkauf, wo er aber tüchtig ausgelacht wurde. Matte und schwache Abdrucke verwandelt der Fälscher in »kräftige und brillante« Abdrucke dadurch, daß er die ersteren mit Feder und Tusche üoerarbeitet, jede Linie ver stärkt und die Schatten mit Tusche oder Druckerschwärze laviert. Natürlich gehört dazu große Geschicklichkeit und Geduld — Hier seien auch die sogenannten Gegendrücke (Oo,.rrv-6pr8uv»ch erwähnt, die man dadurch erlangt, daß man em frisch gedrucktes Blatt sofort auf einem zweiten Blatt abklatscht. Die so erhaltenen schwachen, natürlich verkehrten Abdrucke werden von manchem Sammler als Kuriofa gesucht. Daß durch das anastatische Verfahren hergestellte Abdrucke von Laien gelegentlich für echt gehalten werden, kommt auch vor. Sammler bezeichnen häufig ihre Blätter mit ihrem Monogramm, Namen oder Stempel und legen auch einen gewissen Wert darauf, Blätter zu besitzen, die früher zu einer berühmten Sammlung gehört haben. Auch diese Bezeichnungen sind der Fälschung ausgesetzt. Ältere Blätter, die eine tiefe samtartige Schwärze oder bisher ganz un bekannte Verschiedenheiten in der Arbeit zeigen, wird man vorsichtigerweise ganz genau auf etwaige Fälschung unter suchen. In der »Embellierung« von arg beschädigten Holz schnitten und Stichen, die unbeschädigt sehr gesucht und sehr teuer sein würden, wird alles mögliche geleistet. Durch Ausbessern mit Feder und Pinsel, Abreiben, Aufkleben, Ausflicken, Vereinigung mehrerer beschädigten Stücke zu einem vollständigen Exemplar usw. werden Stücke fabriziert, die ganz unbeschädigt aussehen, durch das Licht betrachtet aber bedenkliche Risse und Zusammenstoppelungen zeigen. Deshalb zieht sie der Fälscher auch ans undurchsichtiges Papier auf, um ihre Gebrechen möglichst zu verdecken Kleine Mitteilungen. D. Vom Reichsgericht. (Nachdruck verboten.) Preisunter bietung durch ein Warenhaus. (Vgl. Nr 109 d. Bl.) — Die Frage, ob Bücher gegen ausdrückliches Verbot des Berechtigten unter dem vom Verleger festgesetzten Ladenpreis verkauft werden dürfen, stand am 10. Mai d. I. vor dem 1. Strafsenat des Reichsgerichts zur Entscheidung. Die Verkündung des Urteils wurde damals ausgesetzt. Am 18. Juni kam die Sache abermals zur Verhandlung vor dem 1. Strafsenat. Der Sachverhalt war, wie hier kurz wiederholt sei, der fol gende: das Warenhaus^S chm oller in Frankfurt a. M. hatte 797*
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