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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.08.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-08-07
- Erscheinungsdatum
- 07.08.1906
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- Deutsch
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181, 7. August ISO«. Nichtamtlicher Teil. 7493 zu erwerben». Der erste Teil soll so vermehrt werden, daß er den für das ganze Werk in Aussicht genommenen Titel »Handbuch der praktischen Artillerie« mit Recht führen kann. Besonderes Honorar verlangt der Verfasser »nur für die Bogen, welche die neue Auflage mehr als die alte hat«. (Vgl. Frhr. v. d. Goltz, Militärische Klassiker. Berlin 1881. S. 82.) Da der sonst so peinlich genau arbeitende Schriftsteller die Korrekturen häufig in aller Eile lesen mußte, damit sie unter den schwierigen Verkehrsoerhältnissen vor hundert Jahren wieder rechtzeitig in die Offizin gelangten, konnten wohl Druckfehler stehen bleiben, und seine Worte: »Ich fürchte mich zu sehr für Druckfehler« begleitete vielleicht das stille Bekenntnis, daß er sich an dem Dasein einzelner Druck fehler und sachlicher Unrichtigkeiten im Text nicht immer frei von Schuld wußte. Behufs einer tadellosen Herstellung der in Rede stehenden Auflage möchte er nun nicht, »daß die Sache übereilt würde in der Korrektur, weil ich alles«, wie er schreibt, »was mir möglich ist, anwenden werde, dies Buch druckfehlerfrey gedruckt zu erhalten«. Auch in den früheren Briefen zeigt Scharnhorst dieselbe Sorge für das Äußere seiner Werke. Ob eins davon in Lemgo gedruckt worden ist, mag dahingestellt bleiben; jedenfalls ersucht er schon 1793 darum, den »Unterricht des Königs« und das »Militärische Taschenbuch« (3. Auflage) nicht dort zu besorgen. Das Neue militärische Journal (seit 1797 unter dem Doppeltitel »Militärische Denkwürdigkeiten«) soll (vgl. Br. v. 9. Jan. 1796) in Hannover und hier nicht von »Laminger*) und andern Winkeldruckern« hergestellt werden. Bei der Neuauflage des »Handbuchs für Offiziere« mit dem Titel »Handbuch der Artillerie« (nicht »Handbuch der praktischen Artillerie«) macht er die Bedingung, daß sie bei Pockwitz**) oder dem Land schaftlichen Buchdrucker Schlüter in Auftrag gegeben werde. Dieselbe Sorgfalt will der Verfasser dem Papier und dem Stich der Pläne zugewandt sehen. Ausgeführt sind diese für die einzelnen Werke, soviel ich sehen konnte, von I. D. Philippin, geb. Srffang, und I. F. Saltzenberg in Hannover, zum großen Teil auch von I. F. W. Schienen in Berlin. Die Beschaffung der Platten für die Denkwürdigkeiten und das Handbuch der Artillerie wurde anscheinend beiden Teilen zeitweise recht unbequem. Scharnhorst geriet da durch öfter in Geldverlegenheit und mußte Helwing um Vorschuß bitten (vgl Briefe vom 17. Dezember 1795 und 30. Oktober 1802). Dessen Vorstellungen wegen der hohen Stich-Kosten weist er in dem Briefe vom 24. November 1804 damit zurück, »daß mit den Ver lag eines wichtigen und weitläufigen Werks Auslagen ver knüpft sind« und dies dem Verfasser nicht zur Last gelegt werden könne. Sehr willkommen waren ihm gewiß immer die vom Leutnant v. Perlitz^) aus dem Verkauf seiner Bücher gelösten Beträge, womit er diese oder jene Rechnung, z. B. die für eine Platte zum 4. Bande der Denkwürdig keiten, teilweise bezahlen konnte (vgl. Br. vom 30. Oktober 1802). Scharnhorst durfte sich selbstverständlich in seiner Stellung als Oberstleutnant (1801), sowie nach seiner Adelung (1802) als Oberst und General(Quartiermeister)- Leutnant (1804) nicht mit dem Vertrieb seiner Schriften be fassen und entschädigte sicher den Leutnant durch Zuwendung einiger Prozente. Während des langen Verkehrs hatte sich zwischen Autor und Verleger erklärlicherweise ein engeres, freundschaftliches *) Lamminger — so schrieb sich der Mann — war Hofbuch drucker; die Firma lautet jetzt B. Pokrantz, bekannt als Verleger des Adreßbuchs der Stadt Hannover. Warum Sch. diese auch da mals schon angesehene Druckerei als »Winkeldruckerei« bezeichnen konnte, entzieht sich unserer Kenntnis. **) Nur in den Denkwürdigkeiten konnte ich Druckereivermerke finden: danach hat sie Ludw. Pockwitz der Jüngere gedruckt. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 73. Jahrgang. Verhältnis gebildet. Gerade und offen spricht Scharnhorst seine Wünsche aus; so wendet er sich auch am 30. Oktober 1802 in einer ihm sehr am Herzen liegenden Sache ver trauensvoll an Helwing. Zur Begleichung einer Plattenrechnung hat er nämlich 3 Pistolen zugelegt und will das dadurch entstandene Gut haben in der Weise verwenden, daß der zur Bezahlung der Kupfer verpflichtete Verleger die 3 Pistolen in Gold oder Kassenmünze an den Leutnant Ziehens in Hannover schicke. Wohl um dem Freunde und ehemaligen Waffengesährten eine Überraschung und Freude zu bereiten, bittet Scharnhorst, gleich »den ersten Tag« das Geld zu besorgen, und ersucht dringend, »nichts von diesen 3 Pistolen zu erwähnen, viel weniger — eine Quitung zu überschicken«. In rein geschäftlicher Beziehung ist der Brief vom 24. November 1804 interessant. Den Wert einer recht zeitigen, ausgebreiteten Reklame kennend, trifft der Verfasser Anordnungen zwecks einer ausgedehnten Ankündigung des vor kurzem fertig gewordenen I. Teils des »Handbuch der Artillerie« und zählt die am besten dazu geeigneten Zei tungen auf mit dem Wunsch, daß keine Anzeigen versäumt werden — aber der Verleger sollte sie insgesamt bezahlen; also ganz wie jetzt! Da im Gegensatz zu manchen anderen Verlegern damaliger Zeit der Helwingsche Verlag im größten Umfange allenthalben inserierte, ist anzunehmen, daß Helwing auch hier Scharnhorsts Wünschen in vollem Maße nachkam. Schon hat der fleißige Autor auch das Manuskript zum zweiten Bande vollendet und verspricht, es demnächst nach Hannover zu senden. Der Teil erschien erst 1806. Damit trat ein gewisser Abschluß in Scharnhorsts literarischer Tätigkeit ein''); denn zu seinen Lebzeiten veröffentlichte er überhaupt keine größere Schrift weiter, weder in Berlin noch anderswo. Er starb am 28. Juni 1813 in Prag infolge der am 2. Mai jenes Jahres erlittenen Verwundung und wurde dort am 30. Juni unter den einem österreichischen Generalleutnant gebührenden Ehren beigesetzt. Scharnhorst hat als Lehrer, Erzieher und Reformator seiner Zeit wirken wollen und läßt bei seiner ganzen Geistes richtung in den weitaus meisten Schriften die allgemeinen Gesichtspunkte, das auch für die spätere Anschauungsweise Geltende vermissen. Hätte er nichts weiter einzusetzen als sein »Handbuch der Artillerie«, das ihm doch »ein bleiben des Andenken« verschaffen sollte, so würde er heute nur in wenigen Kreisen der Gebildeten bekannt sein, das übrige deutsche Volk aber kaum etwas von ihm erfahren oder wissen. Als ein günstiges Geschick dürfen wir es betrachten, daß die kleine Sammlung unserer Schreiben der Vernichtung ent gangen ist (vgl. Börsenblatt 1906, Nr. 54, S. 2333). Sie macht uns mit Scharnhorsts hervorragendsten Arbeiten be kannt und erlaubt uns einen Einblick in die Werkstatt des Schriftstellers sowohl wie des Verlegers. Mit Unterbrechung weniger Jahre hatte der Rat Helwing von 1782 an bis zu seinem Tode (1800) des Oberstleutnants Bücher im Verlag gehabt; dieser blieb auch unter dem Sohne bei der Firma, und Ehr. Dietrich Helwing, der nunmehrige Inhaber des hannoverschen Hauses, bewirkte durch kluge und solide Geschäftsführung, daß Scharnhorst auch nach seinem Übertritt in preußische Dienste (1801) treu zur Firma hielt und mit der kleinen Residenz des Hannover landes in stetem Verkehr blieb. Auch fortab nahmen ans ihren Mauern die Werke eines Mannes, den wir als »den anerkannt ersten Militärschriftsteller, den größten Gelehrten unter den deutschen Offizieren seiner Zeit« rühmen, ihren Ausgangspunkt in die deutschen Lande und darüber hinaus. Fast ein Menschenalter hatte Scharnhorst mit Helwing, Vater und Sohn, in Verbindung gestanden, und wenn letzterer 1815 die Neuauflage des »Handbuchs für Offiziere« (?), der 986
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