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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-08-13
- Erscheinungsdatum
- 13.08.1906
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- Deutsch
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- Saxonica
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letzten Male fand eine Ausstellung ähnlichen Charakters zu Berlin im Jahre 1896 im Reichstagsgebäude statt. So beschloß der von dem verstorbenen Altmeister der Photo graphie H. W. Vogel 1864 gegründete »Verein zur Förderung der Photographie <, an die Veranstaltung von 1896 an knüpfend, der Allgemeinheit durch eine alle Gebiete der Photographie umfassende Ausstellung in möglichst voll ständigem Gesamtbild nicht nur die Vervollkommnung der photographischen Technik und die künstlerische Vertiefung des Lichtbildes vorzuführen, sondern auch zu zeigen, welch bedeutendes und unentbehrliches Mittel zur Bereicherung der Erkenntnis und des Lebens die Photographie auf allen Gebieten der Wissenschaft und der Technik geworden ist. Der Aufforderung zur Beteiligung an der Ausstellung wurde bereitwillig auch von vielen Behörden, Instituten, Vereinen und Industriellen entsprochen. Neben dem Inlands hat sich auch das Ausland mit wertvollen und interessanten photographischen Werken beteiligt. Die Photographie zu wissenschaftlichen Zwecken ist wohl noch niemals so um fassend, mit einer gleichen Fülle ausgezeichneter Leistungen aufgetreten wie hier. Das Protektorat hat die Kronprinzessin des Deutschen Reichs und von Preußen übernommen. Im Ehren-Ausschuß wirken der Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, Kultus minister vr. Studt, die Professoren vr. Vogel, vr. Miethe, vr. Lessing u. a. Vorsitzender des Arbeitsausschusses ist Rittmeister a. D. Martin Kiesling. Es darf daher nicht wundernehmen, daß eine Anzahl fürstlicher Persönlichkeiten, der Kronprinz und die Kronprinzessin an der Spitze, die Ausstellung beschickt haben, und zwar mit zum Teil wahrhaft künstlerischen Bildern. Vom Kronprinzen selbst sind interessante Reisestudien und Typen dargeboten; die Frau Kronprinzessin sandte u. a. ein Bildnis ihres Gemahls am Steuerruder, die Großherzogin Marie von Mecklenburg- Schwerin Landschaften und Architekturbilder, Prinzgemahl Heinrich der Niederlande, die Großherzogin von Oldenburg, Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg und Fürst von Hohenzollern gut gelungene Landschaften und Jagdbilder, Prinz Carl von Hohenzollern hochinteressante Reisestudien aus zwei Weltteilen. Zu hoher, ja erstaunlicher Leistungsfähigkeit hat sich die wissenschaftliche Photographie erhoben. Was sie uns zeigt auf dem Gebiet der Astronomie, Meteorologie, Zoologie, Botanik, Mineralogie, Geologie, Physik, Chemie, Medizin, Länder- und Völkerkunde und in der Kriminalistik, ist wahrhaft staunenerregend. Wenn man mit aufmerksamem Auge die 188 Nummern der betreffenden Abteilung betrachtet, so wird man fast überwältigt von der Fülle bedeutender Eindrücke. Der Wert photographischer Aufnahmen für die Wissenschaft liegt ja nicht allein (wie eine Notiz des Katalogs treffend sagt) in der Möglichkeit der außerordentlich schnellen Abbildung, sondern vor allem in der großen Genauigkeit, mit der alle einzelnen Objekte wieder gegeben werden, sodaß sogar vergleichende Messungen er möglicht sind. An Stelle der subjektiven Zeichnung tritt die objektive Abbildung. Insbesondere hat in der letzten Zeit das photographische Meßverfahren in Verbindung mit stereoskopischen Aufnahmen der Wissenschaft ganz neue Wege eröffnet. Anderseits sind aber auch stundenlange Expositionen notwendig, um schwach leuchtende Objekte (wie den gestirnten Himmel) zu fixieren. Große Triumphe hat daher die Photo graphie in der Astronomie gefeiert; eine ganz bedeutende Zahl von Sternen ist auf photographischem Wege entdeckt worden. Es gibt überhaupt wohl kaum einen Wissenszweig, in dem die Photographie nicht ein wichtiges Hilfsmittel des Stu diums bildet. Mit prachtvollen Blitzlichtaufnahmen wird uns das Innere der Erde mit seinen Erzgängen und Arbeiten jetzt bedeutend getreuer als bisher gezeigt, Projektions bilder für den Unterricht in der Botanik in lebensgroßen meisterhaften Aufnahmen vermitteln uns die Kenntnis der Pflanzenwelt so unmittelbar fast wie die Natur selbst. Durch Mikrophotographien subtilster Ausführung lernen wir den Bau der Teile einer Pflanze kennen. Wir begleiten wissen schaftliche Expeditionen nach fernen Ländern, indem wir die herrlichen geographischen und naturwissenschaftlichen Auf nahmen der Forscher betrachten. Schon längst erfaßt der Photograph den Blitz und gibt uns wahrheitsgetreu von der traditionellen Zickzackform stark abweichende Bilder, die einem Flußlaufe mit zahlreichen Nebenflüssen nicht unähnlich sind. Der Kornsche Fernphotograph übermittelt uns nunmehr mit Hilfe der Elektrizität Bilder entfernter Gegenstände und erleichtert die Ergreifung eines Flüchtlings, denn seine Porträts können präpariert werden für die Druckplatte zur tausendfachen Vervielfältigung seines Antlitzes, das er gern verbergen möchte. Die ersten Photographien vom Blaseninnern eines lebenden Menschen, von Professor Kutner, Berlin, bereits 1891 hergestellt, setzen uns in Erstaunen. Das meteorologisch-magnetische Observatorium in Potsdam zeigt uns zahlreiche prächtige Aufnahmen in großem Format, Wolken - Aufnahmen, mit Hilfe des automatisch arbeitenden photo grammetrischen Apparats hergestellt. Die Aufnahme erfolgt von seiten des Beobachters durch elektrischen Stromschluß gleichzeitig von zwei Kameras mit vertikalen optischen Achsen, die an den Enden einer Basis von etwa Ifl, Km Länge stets zur Aufnahme bereit stehen. Man hat Wolken von 3 bis 13 Km Höhe auf diese Weise gemessen und dargestellt. — Wenn man den Blitz erfaßt, darf man sich nicht wundern, daß man die Geschoßbahnen mit photographischen Apparaten aufnimmt und ihre Schnelligkeit bucht. Die Mikrophotographie, längst ein wohlgedeihendes Kind des Lichts, zeigt sich heute bedeutend vervollkommnet, wir lernen die Fühlhörner und die Zunge der Motte, den Bandwurm der Katze, die Zunge der Honigbiene, den Floh der Uferschwalbe, des Hundes und den des Menschen kennen (letztere beiden ungeachtet kolossaler Vergrößerung dem Laien fast gleich erscheinend). Hervorragend große und charakteristische Baumgruppen treten uns in einer Schönheit entgegen, die zu erreichen einem Maler in jahrelanger hingebender Arbeit wohl niemals so vollkommen hätte gelingen können. Wie wert voll sind solche Photographien in großem Maßstab für den Anschauungs-Unterricht, für die Erschließung der Natur schönheit! Und wie hat man das Meer beobachtet und fest gehalten in seinem ewigen Wechsel bei bleibender Schönheit! Hierin und in der Tierbeobachtung zeigen sich die Engländer auf der Ausstellung hervorragend. So W. Farren in Cam bridge: Das Familienleben der Misteldrossel; Ankunft des Weibchens am Nest mit Futter. — Fütterung der Jungen. — Eine sanitäre Inspektion. — Das Männchen entfernt allen Unrat. — Der alte Vogel auf dem Nest. — Weibchen, die jungen Vögel bedeckend. Wie sollte das wohl ein Künstler je skizzieren, zeichnen und malen können ohne hundert-, ja tausendfachen Zeitaufwand? Ähnlich ist in sieben Aufnahmen die Häutung der Raupe des Ligusterfalters der Natur entnommen. Zur wissenschaftlichen Photographie gehören auch die Kriminalphotographien, Tatbestandsaufnahmen und andere Photographien als Lehrmittel des Polizeipräsidiums zu Berlin, das bekanntlich ein eignes photographisches Atelier besitzt. Eine auswärtige königliche Gendarmerieschule hat ebenfalls! Tatbestandsaufnahmen und solche von benutzten Mordwerk-! zeugen, der bekannte Gerichtschemiker vr. Jeserich interessante Photographien zur Nachweisung von Verbrechen und von Handschriftenfälschungen eingesandt.s
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