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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.08.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-08-14
- Erscheinungsdatum
- 14.08.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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V 187, 14. August 1906. Nichtamtlicher Teil. 7689 Neben der allgemeinen Kostümgeschichte stehen reichhaltige Sondergruppen, wie die Volkstrachten, die Uniformwerke, die Feierlichkeiten, die Literatur über Fechten, Jagd, Tanzkunst und vieles andre. Um den reichhaltigen Stoff den Gelehrten und den Praktikern vollends zu erschließen, hat der Stifter selbst die Heraus gabe eines großen Katalogs begonnen, der jetzt in zwei statt lichen Bänden mit einer Fülle von Illustrationen und eingehenden Registern vorliegt. Er wird für alle Zeit die Grundlage für die einschlägigen Studien bilden und, wie die Sammlung selbst, den Namen des großzügigen Sammlers und Stifters mit der Kostümkunde dauernd in Verbindung halten. Diese Bibliothek, zu deren Beschaffung mehrere Hunderttausend Mark aufgewendet waren, kam zunächst als Vermächtnis, dann im Jahre 1899 als Geschenk an das Museum, in dessen Neubau in der Prinz Mbrechtstraße für sie ein ganz besonders vor nehmer Saal als »Freiherr von Lipperheidesche Kostümbibliothek» hergerichtet ist. Eine wichtige Ergänzung erfährt die Bibliothek noch durch eine Sammlung von Gemälden, die für die Kenntnis der Kostüme zusammengestellt ist und deren Überführung aus dem Hause des Stifters ins Museum gerade jetzt Gegenstand der Ver handlung war. Eine dritte höchst bedeutsame Zuwendung bildet die Samm lung antiker Helme, die erst vor wenig Jahren dem Antiquarium in Berlin von dem Freiherr» von Lipperheide geschenkt worden ist. Sie hat nach Art und Umfang nicht ihresgleichen; ihre öffentliche Auf stellung in den Königlichen Museen war für die wissenschaftliche Welt ein Ereignis, wurde aber auch von seiten des Publikums durch reges Interesse belohnt. In der Sammlung sind reichliche Proben der griechischen, italischen und barbarischen Helmformen enthalten, die nicht nur einen Begriff von der Verschiedenheit der Gattungen untereinander geben, sondern auch davon, wie sich innerhalb der einzelnen Typen die Form entwickelt hat. Vornan steht eine stattliche Reihe von Helmen korinthischer Form, angefangen von den aus Blech roh gehämmerten Töpfen, die den Kopf fest um schließen und notdürftig Öffnungen für Augen und Atmung lassen — bis zu den eleganten Hauptzierden des fünften Jahrhunderts, die schon nicht mehr über den Kopf gezogen werden können. — Die griechischen Helme der jünger» Zeit zeichnen sich nicht nur durch Schönheit des Materials und der zweckmäßigen Form, sondern auch durch künstlerischen Schmuck aus. Sehr reich ist unter andern auch die Gruppe italischer Helme sowie die der gallischen Helme vertreten. Als ein paar Glanzstücke aus der römischen Zeit sind ein halbierter Riesenhelm aus vergoldeter Bronze und ein merk würdiger Gladiatorenhelm besonders zu erwähnen. Die Lipper heidesche Helmsammlung leidet im Augenblick noch an der räum lich beschränkten Aufstellung in dem früher» etruskischen Kabinett der Skulpturensammlung. In Bälde wird sie in dem in den Räumen der ehemaligen Gemäldegalerie im ersten Stock des Alten Museums neu hergerichteten Antiquarium einen der größten und schönsten Säle allein zur Verfügung haben und damit einen Rahmen gewinnen, der ihrem außerordentlichen Werte — in materieller, wissenschaftlicher und künstlerischer Hinsicht — sowie der großartigen Liberalität entspricht, mit der Baron von Lipper heide diesen kostbaren Besitz den Königlichen Museen zur Ver fügung gestellt hat. Alle drei Stiftungen aber werden den Namen des verewigten Schenkers den Kunstfreunden, die die Königlichen Museen besuchen, dauernd im Gedächtnis halten. Von amerikanischen Bibliotheken. — »Was ist das beste Geschenk, das man einem Gemeindewesen machen kann?» fragt Andrem Carnegie in der »klortü-^.msrioan ksvisv- in einem Aufsatz -lös Kosxsl ok nsaltll», und der Milliardär antwortet selbst darauf: -Eine freie Bibliothek, vorausgesetzt, daß die Gemeinde die Spende annehmen und sie als öffent liche Einrichtung zu bewahren geneigt ist, als einen ebenso wertvollen Teil des Gemeinbesitzes wie die öffentlichen Schulen und als ein Hilfsinstitut für sie. Als ich noch Arbeits bursche in Pittsburg war, öffnete Oberst Anderson von Alleghany uns jungen Burschen seine kleine, 400 Bände zählende Bi bliothek. Mein Bruder und Mr. Phipps nahmen mit mir an Oberst Andersons kostbarer Hochherzigkeit teil, und damals, als ich in den Schätzen schwelgte, die er uns preisgab, schwor ich mir, daß ich, wenn ich jemals zu Rcich- BMenblatt Mr de» Drillichen Buchhandel. 73. Jahrgang. tum käme, Freibibliotheken einrichten wolle, um andern armen Jungen die gleiche Gunst zuteil werden zu lassen, für die wir jenem edlen Mann für immer verpflichtet sind.» Das hat Carnegie getreulich und großartig zur Wahrheit gemacht.' Nach einer Zusammenstellung von Tbs Library (1903, l3) hatte der Milliardär bereits bis zum 30. November 1902 rund 958 Millionen Mark für Bibliothekzwecke gestiftet. Wie amerikanische freie Bibliotheken eingerichtet sind, davon gibt die Stadt Worcester ein mustergültiges Beispiel. Diese Stadt von ca. 90 000 Einwohnern besitzt eine Bibliothek, die 800 000 gekostet hat. Im Zeitungssaal sind 150 Zeitungen derart aus gelegt, daß sie am Falz am Pult befestigt sind; sie liegen also immer übersichtlich an Ort und Stelle. Die Ordnung ist nach den Staaten der Union und nach den Ländern der Welt eingerichtet, in denen die Zeitungen erscheinen. Der Lescsaal für Zeitschriften ist bis 9 Uhr abends geöffnet und enthält, nach Fächern geordnet, über 200 Zeitschriften, vom illustrierten Familienblatt an bis zu wissenschaftlichen Revuen. Während die neuesten Nummern ausliegen, reicht der aufsichtführende Beamte die älteren auf Bestellung in kürzester Zeit. Im Lese- und Studiersaal stehen alle erdenklichen Nachschlagewerke und gute Kataloge sofort zur Hand. Der Zeit- schriften-Katalog kools's Index gibt in alphabetischer Anordnung Auskunft über alles, was in amerikanischen und englischen Zeit schriften enthalten ist. Ferner ist ein kombinierter Autoren- und Sachkatalog zur Verfügung, in dem z. B. hinter Schild Schiller steht, also alles in einem einzigen Alphabet zu finden ist. Von größer» Werken finden sich sogar Hinweisungen auf die einzelnen Kapitel. Daneben sind noch allgemeine Zettelkataloge eingeführt. Diese Katalogzettel enthalten die Angaben nach zwei ver schiedenen Systemen und werden von einem Verleger samt Nummern gedruckt den Bibliotheken geliefert. In der Stadt New Jork wird zurzeit mit einem Aufwande von 10 Millionen Mark ein großes Bibliotheks-Gebäude errichtet, das bestimmt ist, mehrere bisher in der Stadt zerstreute Bücher sammlungen zu vereinigen, um das Ganze dann dem großen Publikum zur Verfügung zu stellen. Pierpont Morgan läßt sich in New Jork jetzt eine Biblio thek für sich selbst erbauen, die in Pracht und Gediegenheit wohl alles übertreffen dürfte, was bisher auf diesem Gebiet geleistet wurde. Man sagt, daß die Kosten für den Bau auf 8 Millionen berechnet werden. Was werden die Bücherschätze kosten? Das ganze Haus wird von einem massiven Bronzegittcr umschlossen, von dem jede einzelne Stange in feiner Handtechnik ausgcsührt wird Den Abschluß der Bücherschränke bilden Türen, die aus Bronzestangen gedreht wurden. Jede Tür stellt sich auf 2200 jeder der drei Bibliotheksäle aber enthält 40—50 Paar solcher Türen. Das ganze Gebäude ist mit einer Mauer von Marmor umkleidet, die an vier Fuß stark sein soll. In einem O/,zölligen Stahlgewölbe werden die Manuskripte aufbewahrt werden. Die einzigen Gegen stände aus Holz sind die Bücherregale, die aus tscherkessischem Wal nußholz künstlerisch gearbeitet werden. Die Fenster erhalten Jalousien aus Asbest, über die Büchorschätze hüllt sich Morgan in tiefes Schweigen. Zwei Bibliothekare sind mit der Kata logisierung betraut, das erscheint uns etwas wenig. In, übrigen können wir nur wünschen, daß sich die schöne Sitte der amerikanischen Reichen, für wertvolle Bibliotheken zum Nutzen der Allgemeinheit hohe Summen aufzuwenden, auch bei uns mehr einbürgern möge. Leimig. Wildenbruch über moderne und klassische Dichtung. — Die Redaktion des »Magazins für Literatur des Jn- und Auslandes- hat an eine Anzahl Dichter und Kritiker die Frage gerichtet: -Wodurch unterscheidet sich die moderne Dich tung ihrem Wert und ihrem Wesen nach von der unserer klassischen Dichter?» Darauf hat sie von Ernst von Wilden bruch folgende Antwort erhalten: »Auf Ihre gefällige Zu schrift beehre ich mich zu erwidern, daß ich Ihre Rundfrage: .Wodurch unterscheidet sich die moderne Dichtung ihrem Wesen und Werte nach von der unserer klassischen Dichter?' nicht beantworten kann und will. Ich kann es nicht, weil ich es nicht für möglich halte, eine Antwort zu erteilen; ich will es nicht, weil ich die Ausstellung der Frage überhaupt für schäd lich halte. Die Bezeichnung .moderne Dichtung' erscheint mir unstatthaft. Gemeint ist damit die Tätigkeit unsrer in der Gegen- 1011
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