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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1923
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- 1923-12-08
- Erscheinungsdatum
- 08.12.1923
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idL 285, 8. Dezember 1923, Redaktioneller Teil. Redaktioneller Teil (Nr. 217.) „Goldmark" oder Schweizer Franken? Von vr, Oskar Sie deck, Tübingen Wenn diese Zeilen in Satz gegeben werden oder gar erscheinen, wird im Buchhandel der Übergang von der Berechnung in Grund zahlen zur reinen Goldmarkrechnung als vollzogene Tatsache anzu sehen sein. Auch Verleger, die dis heute für ihren Verlag am Schlüsselzahlsystem sestgehalten haben, werden um neue Verlags- Verzeichnisse mit Goldmarkpreisen geradezu bestürmt. Das bestä tigt die Richtigkeit der Beobachtung, daß «in grotzcr Teil des Sor timents von sich aus die Grundzahlen mit einem — durch die Dif ferenz zwischen Schlüsselzahl und Goldmarkkurs scheinbar berech tigten — Ausschlag von 10 oder mehr Prozent in Goldmark-Laden- Preise umrechnet. Wenn man sieht, zu welcher Selbstverständlich keit die Goldmarkrechnung im gesamten Kleinhandel mit der Zeit geworden ist, muß man sich darüber klar werden, datz heute jeder Widerstand gegen di« Verallgemeinerung dieser Berechnungsweise auch im Buchhandel zur Aussichtslosigkeit verurteilt wäre. Und wer etwa aus der Überschrift dieses Artikels di« Befürchtung ableiten sollte, ich wolle die Diskussion über die Preisberechnung im Buch handel durch einen neuen Vorschlag noch weiter komplizieren, dem sei empfohlen, die — hoffentlich recht genaue — Lektüre der im heutigen Anzeigenteil veröffentlichten neuen Lieferungsbedingungen meiner Firmen vorwegzunchmen; er wird bald merken, daß auch ich im Inland den Verkauf zu Goldmarkpreisen unter den heutigen Verhältnissen als unbedingte Notwendigkeit anerkenne. Trotzdem bin ich auch heute der Überzeugung, daß die Spitzen- organisationen des Buchhandels recht daran getan haben, daß sie dem immer dringender werdenden Verlangen nach -Einführung oder auch nur Empfehlung von Bücherpreisen in Goldmark so lange nicht nachgegebm haben. Wer z, B, im Vorstand des Deutschen Verlegervereins die an diesen gelangenden Hilferufe und Mahnun gen aufmerksam gelesen hat, konnte sich unmöglich des Eindrucks erwehren, daß mindestens zu Beginn der neuesten Verschärfung unseres Währungszersalls im Buchhandel «ine Stimmung verbrei tet war, die vom Übergang zur Goldmarkrechnung das Heilmittel für alle unsere Nöte «hasste. Das ist heute ganz anders geworden. Jetzt steht beinahe im Vordergrund der Diskussion die Frage, ob im Falle der Einführung einer wie immer gearteten Goldrechnung die Grundpreise erhöht oder erniedrigt werden müssen. Man ist sich also ganz klar darüber, daß es mit dem Übergang von der Grundzahl zur Goldmark allein nicht getan ist. Daß selbst unter Verlegern, di« zu rechnen verstehen, die An sichten über die künftig zu befolgende Preispolitik so weit ausein« andergehcn, muß einem doppelt bemerkenswert erscheinen, wenn man sich eine ganz ähnliche Situation aus einer Zeit vergegenwär tigt, die noch gar nicht so weit zurückliegt. Als im Buchhandel vor ein paar Jahren zum erstenmal aus »die falsche Preispolitik des Verlages- hingewiesen wurde, fiel es niemandem ein, zu bestreiten, datz unter rein rechnerischen Gesichtspunkten raschere Preiserhöhungen richtig gewesen wären. Jetzt wird aber gerade im Hinblick aus die erwartete wertbeständige Währung von führenden Verlegern möglichste Herabsetzung der Bücherprcise der- langt, während andere, die sich wie jene auf die Erfahrungen in Österreich berufen, einer kräftigen Erhöhung aller Preise das Wort reden, bei der man auch vor Verdoppelungen nicht zurückschreckcn dürfe. Wenn man sich einmal etwas genauer überlegt, was es mit der so viel besprochenen »Goldmarkrechnung» eigentlich für eine Be- wandtnis hat, was diese für den Buchhandel, besonders unter den heutigen Währungsverhältnissen, überhaupt zu leisten vermag, so muß man sich sagen, daß auf diesem Wege das Problem unserer künftigen Preispolitik nicht zu lösen und darum auch die Gegen sätzlichkeit der Meinungen nicht z» Überdrücken ist, ' » Solange wir keine effektive Goldwährung haben, ist die »Gold mark- eine reine Fiktion, Dem wird heute höchstens noch das eine Argument entgegengesetzt, die »Goldmark» sei insofern real, als sie einfach '°/„ Dollar gleichgesetzt sei. Das ist theoretisch durchaus richtig, in der Theorie legen wir aus diese Weise tatsächlich unserer Kalkulation die wertbeständigste Währung zugrunde, die sich gegen wärtig denken lätzt. Aber eben nur in dcr Theorie! Ich kann mir zur Not vorstellen, datz sich im Lebensmittel handel oder im Textilfach mit der Zeit gewisse erfahrungsmätzige Anschauungen von der Kauskraft von amerikanischem Dollar herausbilden, Di« Löhne der wichtigsten Käuferschichten werden in Goldmark berechnet, also kann man di« Kaufkraft einer bestimmten Lohnsumm« an den Preisen für Brot und andere Gegenstände echten täglichen Bedarfs abschätzcn. Umgekehrt kann man sich auch eine Vorstellung davon machen, welcher Preis für derartige Gegenstände der Kaufkraft der hauptsächlichsten Käuferschichten ungefähr ent spricht, Wie steht es aber damit im Buchhandel? Die traditionellen Bücherkäufer werden Wohl noch auf lang« hinaus so verarmt sein, daß sie selbst die reinen Herstellungskosten eines Buches nicht bezahlen können. Und die Kauflust der kauf kräftigen Bücherkäufer ist noch nicht so «probt, datz sie als Grund lage für ein« solide Kalkulation in Frage kommen könnte. Mit anderen Worten: im Inland fehlt uns zurzeit jedes Kriterium für die Ermittlung »richtiger Preise-, Denn bei der Kalkulation kann sich niemand damit begnügen, den Preis zu errechnen, den er haben müßte, mindcslens ebenso wichtig sind Feststellungen über den Preise den man bekommenkann. Mir scheint jeden falls die Ehrlichkeit das Eingeständnis zu verlangen, datz bei der derzeitigen Verfassung des Büchermarkts im Inland und bei unseren heutigen Währungsverhältnissen eine objektive Beurteilung der Höhe irgendwelcher »Goldmarlpreise- ein Ding der Unmöglich keit ist. In solcher Lage ist eine gewiss« Resignation, in der man keinen anderen Ausweg sieht, als weitere Klärung abzuwartcn, genau so verständlich wie «in etwas gewaltsamer Optimismus, der von der »Einsührung- eines wertbeständigen Zahlungsmittels eine Lösung der heutigen Schwierigkeiten erhofft. Mit diesem Abwarten scheint mir schon fast mehr als genug kostbare Zeit verlorengegangen zu sein, und inzwischen geht das Jahr 1923 seinem Ende ent gegen, der Wechsel des Geschäftsjahres steht vor der Türe! Wer in seinem Geschäft einigermaßen Ordnung halten will, mutz sich daher allmählich darüber klar werden, wie er dieses Jahr seinen Abschluß machen will, damit er mit Anfang 1924 endlich wieder zu einer Buchführung übergehen kann, die diesen Namen einigermaßen verdient. Ich habe mich jedenfalls entschlossen, den Versuch dazu zu machen. Wie er aussehen soll, ergibt sich aus den. neuen Bezugsbedingungen meiner Firmen, ° . Nachdem die meisten Verleger dazu übergegangen sind, beson dere Auslandpreis« in Schweizer Franken festzusetzen, oder, was im Effekt auf das Gleiche herauskommt, für ihre Auslandpreise die vom Börsenverein empfohlene Relation: 1 Grundzahl --- 1,25 Schweizer Franken übernommen haben, scheint mir der Gedanke eigentlich sehr nahe zu liegen, den Stiel herumzudrehen. Man verlasse den schwan kenden Grund der Grundzahlen und baue sein Preissystem auf der so viel festeren, durch di« bisherige Praxis schon gegebenen Grund lage der Schweizer Frankenpreis« aus. Genau so wie di« Lieferun gen für das Ausland in die verschiedenen fremden Währungen wird- dann jede Faktur für Jnlandlieferungen nach einem im allgemeinen feststehenden Umrechnungsschlüssel in Goldmark umgerechnet. Eine Differenzierung zwischen der Höhe der Jnlandpreise einerseits, der- jenigen dcr Auslandpreis« andererseits kann heute nicht mehr in Frage kommen. Dann mutz auch ein Weg zu finden sein, -auf dem: ein Verlag zu einer einheitlichen Verbuchung seiner gesamten Aus lieferung gelangen kann, - " . Gewiß weist auch der Schweizer Franken gegenüber dem Dol lar Wertschwankungen bis zu 107» der Goldparität auf. Aber selbst: wenn man deren Bedeutung höher einschätzt, als ich es tue, kann man sich den großen, praktischen Vorzügen dieser Währung gerade lila-
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