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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.10.1906
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- 1906-10-10
- Erscheinungsdatum
- 10.10.1906
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- Deutsch
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9866 Nichtamtlicher Teil. 236, 10. Oktober 1906. Doudelet und Minne genannt. Die Ausstellung befindet sich im Saale der alten Drucke und ist zu den bekannten Besuchszeiten des Museums unentgeltlich zugänglich. * Meunier-Ausstellung. — In Wien wurde am 5. d. M. eine vom -Hagen-Bund- veranstaltete Ausstellung von Werken des bedeutenden belgischen Bildhauers und Malers Constantin Meunier in Gegenwart des österreichischen Unterrichtsministers vr. Marchet, des Statthalters Grafen Kielmannsegg, andrer hoher Beamter und einer zahlreichen Festversammlung feierlich eröffnet. Karikaturenzeichner und.ihre Honorare in Amerika. — Der Amerikaner ist ein großer Freund des Burlesken. Wenn man die farbig illustrierten Sonntagsnummern des New Dork Herald regelmäßig durchsieht, kann man sich nicht genug wundern, daß dort immer und immer wieder der kleine »Auster Brown auftritt, der allerlei Schandtaten begeht und dabei von seinen Spießgesellen, der Mary Jane und dem Hund Tighe, unterstützt wird. Cs sind meist Streiche als, Max und Moritz. Wir stellen die Zeichnungen bei weitem nicht so hoch wie die von Busch — vor allem fehlt ihnen der philosophische Gehalt—; allein sie sind lustig, drollig, und die Amerikaner können nicht genug davon bekommen- Das geht nun schon jahrelang. Der Zeichner dieser Serien, R. F. Outrault, erhält für jeden Schwank die Kleinigkeit von 6000 und sein Jahreseinkommen soll über 200000 betragen. Der -Auster Brown- ist so populär geworden, daß seine Figuren und Szenen, auf Hunderten von Gegenständen für Kinder angebracht, reißenden Absatz finden; wo aber auch nur der Name -Buster Brown- angewendet wird, überall bezieht der Künstler von den Fabrikanten Tantiemen. Zu den eigenartigsten amerikanischen Zeichnern gehört Win- sor McCay. Seine Spezialität sind Traumbilder. Er wurde schnell berühmt durch eine Folge von Zeichnungen, in denen er furchtbare Träume schilderte. Diese quälten einen Mann, der zu viel Hummersalat gegessen hatte. Jetzt läßt er einen Knaben, den -Kleinen Namo-, in immer wieder neuen Bilderreihen im Traum land sein Wesen treiben. Er ist unerschöpflich in Phantasie und Humor; Prinzessinnen, Paläste, wilde Tiere und Gegenden, schreck hafte Abenteuer und tausenderlei Dinge begegnen dem Knaben auf seinen Wanderungen im -Slumberland». Das größte Honorar für eine Folge von 100 Blättern er zielte mit 400000^ Charles Dana Gibson, der Schöpfer des berühmt gewordenen »Gibson Girl-, des klassischen Typus der Uankeeschönheit. Der schnell reich gewordene Künstler hat sich, vom Ehrgeiz oder Kunstdrang getrieben, entschlossen, jetzt erst ernstlich dem Studium der Kunst obzuliegen. Andere Spezialisten schildern das Leben von Insekten und Käfern mit ergötzlichem Humor; auch diese beziehen Minister gehältern gleiche Einkünfte. Zu diesen gehören der leider sehr früh verstorbene Gus Dirks und Paul Branson, der jüngst mit Märchen von Käfern riesigen Erfolg erzielte. Der erste politische Karikaturist Amerikas Homer Davenport bezog während der letzten Präsidentenwahl ein wöchentliches Honorar von 4000 und seine Rooseveltbilder sollen stark dazu beigetragen haben, dem ehemaligen Cowboy seine große Majorität zu schaffen. Daven port war früher Zirkusclown; heute ist er ein reicher Mann und züchtet Vollblutaraber. Paul Hennig. -Sphynx-, Verein jüngerer Buchhändler Hamburg- Altonas. — Der in Hamburg heimische Dichter Herr Gustav Falke hat sich in liebenswürdiger Weise bereit finden lassen, am Vereinsabend (Dienstag den 23. Oktober d. I.) aus seinen Büchern vorzulesen. Der Vortrag beginnt um 9'/, Uhr. Auch alle in Hamburg, Altona, Harburg und Umgebung weilenden Kollegen, die nicht Mitglieder sind, werden hiermit freundlichst eingeladen. Bei dieser Gelegenheit machen wir nochmals auf unsre Vereinsabende, die jeden Dienstag 9fl^ Uhr bei Storm, Schauen- burgerstraße 33, abgehalten werden, aufmerksam; auch der Stamm tisch, der uns an den Sonnabenden vereinigt, gibt den Kollegen Gelegenheit, sich näher zu treten. Nähere Auskunft durch den Vorstand, Hamburg, Stubbenhuk 18/11. Der Vorstand. Vom russischen Buchhandel. — Ein anschauliches Bild der gegenwärtigen schlimmen Lage des Buchhandels in Rußland gibt das Blatt »Knishnij Wjestnik- in folgender Schilderung: In einer wahrhaft kritischen Lage befindet sich gegenwärtig der Verlags- und Sortimentsbuchhandel in Rußland. Es gibt hier keine Zensur mehr; aber auch Preßfreiheit ist nicht vorhanden. Jetzt kann der Verleger, auch wenn er cs wollte, selbst für Geld niemand finden, der es übernehmen möchte, ein Buch vor dem Druck zu zensieren. Er kann nur einen Rechtsanwalt zu Rate ziehen und so bis zu einem gewissen Grade sich vor den schlimm sten Unannehmlichkeiten — ein bis zwei Jahre Gefängnis oder Verbannung — bewahren. Aber vor dem Risiko des materiellen Verlustes schützt ihn auch kein Rechtsanwalt. Und ein Risiko hat der Verleger allerdings zu tragen: zunächst muß er das Buch drucken lassen und dann am festgesetzten Termin gewärtig sein, daß es mit Beschlag belegt und vernichtet wird. Nutzen davon haben nur die Inhaber der Buchdruckereien. Es ist kein Wunder, daß manche Verleger nach erlittenen großen Verlusten auf Mittel sinnen, sich wenigstens einiger maßen zu schützen. Sie verfielen auf folgenden Ausweg: sie lassen das Buch setzen und warten, nachdem sie die gesetzlich be stimmte Anzahl von Exemplaren zur Vorlage an die Preßver- waltung auf der Handpresse haben abziehen lassen, den festgesetzten Termin ab. Erst nach günstigem Ablauf desselben schreiten sie zum Druck der Auflage. Im Falle einer Beschlagnahme des Buches riskieren sie somit nur die Kosten des Satzes, während sie die Kosten für Druck und Papier ersparen. Die Lage der Herausgeber von Zeitungen und Zeitschriften ist noch schlimmer; sie gleicht ungefähr der eines Hasen, der von einer Meute Hunde gehetzt wird. Manche Zeitungen werden öfter konfisziert, als sie erscheinen. Die mittlere Lebensdauer neuerer Preßorgane ist auf einige Tage herabgesunken. Eine jede Nummer kann beschlagnahmt werden, und zwar von einem jeden beliebigen Vertreter der Polizei, der Gendarmerie und — in der Provinz — auch noch von einem besondern Beamten der Kanzlei des Gouverneurs. Daß ein beträchtlicher Teil der konfiszierten Nummern später von den Gerichten wieder freigegeben wird, ist ein schlechter Trost, denn die Freigabe erfolgt erst einen, zwei und noch mehr Monate nach der Be schlagnahme. Was soll man mit einer Zeitungsnummer machen, die vor zwei Monaten erschienen ist? Man kann höchstens 10 bis 15 Exemplare an Liebhaber verkaufen, das übrige ist Makulatur, und dabei ist die Zeitungsmakulatur infolge übergroßen Angebots auch noch im Preise gesunken. Wer ersetzt nun dem Verleger die Verluste? Niemand. Nicht besser ergeht es den Sortimentsbuchhändlern in Ruß land, besonders in der Provinz. Die Verlagsfirmen senden ihnen alle möglichen Werke und in erster Linie solche, die am Druckort mit Beschlag belegt sind; und zwar senden sie größtenteils mit Nachnahme des Betrags. Die Sendung nicht annehmen, geht nicht; man verliert die Kunden. Nimmt man sie an, so riskiert man, daß am nächsten Tag Leute kommen, die Bücher wegnehmen und nicht einmal »danke» sagen. Da soll man Umsatz machen! Und dabei sind diese Leute in Büchersachen so überaus wenig bewandert, daß sie, um keinen Fehlgriff bei der Wegnahme zu machen, lieber gleich alle oder doch fast alle Bücher wegnehmen — und nun siehe zu, wie du etwas wiederbekommst! Es ist wirklich nicht zu verwundern, daß Bücher und be sonders Broschüren so schrecklich teuer geworden sind; man muß sich eher noch wundern, daß sich die Verkäufer solcher Exemplare, die der Konfiskation entgangen sind, ihre Ware nicht geradezu mit Gold aufwiegen lassen. Was den Zweck betrifft — die Verbreitung derjenigen Lite ratur zu beschränken, die auf den Umsturz der bestehenden Ord nung gerichtet ist —, so wird dieser augenscheinlich weder durch den Kampf mit den Verlegern, noch durch die Kon fiszierung der Bücher irgendwie erreicht. Wäre es daher nicht an der Zeit, diese nutzlose Arbeit aufzugeben und daran zu denken, daß am 17. (30.) Oktober 1905 ein Manifest erlassen wurde, worin eine »unbedingte Freiheit des Wortes- und der Presse (die ja nur das gedruckte Wort ist) verkündet und zugleich versprochen wurde, diese Freiheit des Wortes in der kürzeste» Zeit einzuführen?
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