Heidehof Lohe. Die Besprechungen beginnen, die erste lautet: Der Verfasser von „Lcidjcrs Leimkehr", das jetzt in 10. Auflage erschienen ist, hat uns einen neuen Roman geschenkt. Schon das Erstlingswerk verriet trotz einiger Mängel große dichterische Kraft, und wenn es auch gerade an dieser Stelle eine weniger günstige Beurteilung erfuhr als sonst, so wird ihm allein schon um der Stellen willen, die das herrlichste „Lohelied auf die Leide und ihre Bewohner", das je ge schrieben wurde, darstellen, dauernd leben. Das neue Werk steht aber turmhoch über der Erstlingsarbeit. Man kann es nicht schöner charakterisieren als mit den Worten des Verfassers selbst auf Seite 13. — „Meine Leimatheide, du schlichtes, braunes Land, in solchen Stunden liegt auf dir das, was einer, der ein viel stolzeres, schöneres Land zur Leimat hatte, „das große, stille Leuchten" genannt hat. Lind in solchen Stunden ist der Bund geschlossen zwischen dir und deinem Sohne. Daß du ihn nimmer loslässest, sondern ihn festhältst, auch in der Ferne, mit den starken Banden der Kinderheimat And daß er immer gern wieder im Geiste die alten lieben Iugendpsade wandelt und Einkehr hält in deinen altvertrauten Dörfern und Gehöften und deinen Kindern auf die Lände sieht und in die Augen, und wenn's glücken will, wohl auch in die Seele und daß er da mit Vorliebe nicht nach dem Dumpfen, Schwülen, Stürmischen sucht, sondern am liebsten nach dem Leuchten, dem stillen Leuchten, sei's nun groß oder klein And daß er dann deinen Freunden davon erzählt. Nicht so, daß er dir, du schlichte braune Leide, eine Romantik oder Größe oder sonst etwas dir Fremdes andichtet. Nicht so, daß er deinen schlichten Kindern allerhand Gedanken in das Gehirn schmuggelt, eigene oder gestohlene, die sie nicht denken, Gefühle in das Lerz lügt, die sie nicht fühlen. Nein, das kann er nicht; dafür hat er dich und deine Kinder einfach zu lieb. Er kann und will nichts anderes als schlicht und treu von dir erzählen, von dir und deinen Kindern, seinen Brüdern und Schwestern, wie sie arbeiten und feiern, lachen und weinen, irren und zurechtkommen, lieben und leiden, glauben und hoffen und sterben, kurz von einem Leben, das seinen Sonnenbrand hat und sein Nebelgrau und sein Nacht dunkel, aber vor allem auch sein stilles Leuchten." — Dieses alles ist dem Verfasser gelungen. Er hat dem Lüneburger Leidbauern bis auf den Grund der Seele gesehen. Sofern in diesen Seelen das eigenartige Christen tum der Leute, das sich im engsten Bunde mit den politischen, wirtschaftlichen und Nasse- eigentümlichkeilen befindet, eine große Nolle spielt, ist das Werk auch ein eminent wert voller Beitrag zur Charakterisierung der kirchlichen Gegenwart. Es tritt hervor, wie sich das Alte mit dem Neuen auch in der stillen Leide im harten Kampf befindet und das erster« langsam umgestaltet wird. Wahrscheinlich werden nicht so viel Vorträge über dieses Buch gehalten werden und wird nicht so viel Tinte vergossen werden wie über die Bücher des Lolsteiner Kollegen, gegen den sich scheinbar die harten Worte in dem obigen Zitat wenden. Das ist aber kein Fehler. Sein Werk hat es nicht nötig, bei so vielen Ungeheuerlichkeiten in Stil und In halt und Charakterzeichnung in Schutz genommen oder kommentiert zu werden. Da ist alles klar und wahr. Die eigene Leistung ist auch groß genug, daß er cs wagen kann, jenem den Landschuh hinzuwerfen, ohne Lächeln zu erregen. In die Kreise mag es nickt so hineindringen, wo man nach Sensation gierig ist. Aber es wird auch dann noch dauern und Menschenherzen warm machen, wenn man manches literarischen Produktes von heute satt ist. Möchte der Dichter noch manche gleichwertige Gabe aus seinem strohgedeckten stillen Pfarrhause in die unruhige, nervöse Welt senden, als einen Beitrag zu einer ge sunden Wiedergeburt unserer Literatur und unseres Volkes! F. Grußendors. Diedr. Speckmann, Heidehof Lohe. M. 3 - Ges. M. 4- Anter der Presse befindet sich 6.—15. Tausend, bitte zu bestellen. Vor Erscheinen Vorzugspreis: 7,6 Ex. geb. für M. 17.60 bar > 20 Ex. geb. für M 40.— bar I ^später Il/lv. Berlin, Oktober 1906. Martin Warneck,