240, 15. Oktober 1906. Künftig erscheinende Bücher- 10125 rutsche lVrrkaze-Llnstakt Leipzig Gerkin Ein neuer Roman von Max Eyth 1- Demnächst erscheint: Der Schneider von Alm Geschichte eines zweihundert Jahre zu früh Geborenen von Zwei starke Bände mit Titelbildern nach Zeichnungen des Verfassers und Amschlag- und Einbandzeichnung von Josef Sattler Geheftet M. 8.—, gebunden M. 10.— ord. In Rechnung 25»/o, gegen bar 33Vü"/<,. Freiexemplare ll/10, Einbände berechnet. Schneider von Alm" ist Max Eyths letzte vollwertige literarische Schöpfung, die allein schon als solche den vielen Freunden des so unerwartet rasch Heimgegangenen eine willkommene Gabe sein wird. Noch acht Tage vor seinem Tode hat er uns die letzten Korrekturbogen des Werkes übersandt, das die Freude und Arbeit seiner letzten Jahre gewesen ist. Man erinnert sich vielleicht noch der Zeitungsnotiz, daß der Geheime Äofrat Or. Max von Eyth auf seine alten Tage bei einem Schneidermeister in Alm in die Lehre gegangen sei. Er tat's, um Milieu-Studien zu seinem „Schneider von Alm" zu machen und mit den Zunstgebräuchen aus eigener Handhabung vertraut zu werden, die übrigens in dem Roman selbst nur episodenhaftes Beiwerk bilden. Der Dichter behandelt in der Hauptsache ein Problem, wie es in der deutschen Literatur wohl noch nie Verwendung gefunden hat und wie es wohl überhaupt kein zweiter deutscher Autor so wie Max Eyth behandeln konnte. Aus historischem Hintergründe — ein Schneider Berblinger hat zu Alm im Jahre 1811 tatsächlich einen Flugversuch gemacht, dem der König von Württemberg beiwohnte und der noch heute im Volksmund fortlebt — schildert der Roman das Leben eines jener Erfinder — der Poeten und Propheten unserer Zeit der Tat und der Technik —, die scheitern, weil sie ihrer Zeit zu weit vorangeeilt sind. Sein Zweck ist, die dem Erfinder zugrunde liegenden psychologischen Elemente zur Darstellung zu bringen. Nebenbei bietet das Buch ein Bild der Zeit um 1790—1814: des Untergangs von Alm als Reichsstadt, der jammervollen Zustände zur Zeit der tiefsten Erniedrigung Deutschlands und des Wiedererwachens deutschen Nationalgefühls, zugleich auch der Zeit — und dies ist das Wesentlichere —, in der aus oft phantastischen Anfängen und dem wirren Suchen nach praktischen Zielen die moderne Technik geboren wurde. So ist Max Eyths letzter Roman gleichsam sein literarisches Testament geworden und berufen, heute im Zeit alter der Technik ein modernes Volksbuch im höchsten und besten Sinne zu werden, vielleicht noch mehr als sein viel, gekauftes: „Hinter Pflug und Schraubstock". Wir bitten um Angabe Ihres Bedarfs, bemerken aber, daß wir in Kommission wahrscheinlich nur beschränkt und nur bei gleichzeitiger Barbestellung werden liefern können.