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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.10.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-10-19
- Erscheinungsdatum
- 19.10.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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einzelnen über die tatsächlichen Preisverhältnisse, über Inserate, Honorare und sonstige Spesen aufzuklären, ihm darzulegen, wieviel er bei den meisten Werken zusetzt; ebenso wenig kann er jeden darauf Hinweisen, daß der englische Verlagsbuchhandel in zahlreichen gut gedruckten und gebun denen Ausgaben zu einem Schilling alles auf den Markt bringt, was die Klassiker des Landes und vielleicht der Welt geschaffen haben, daß ferner die zahlreichen, in die Tausende gehenden Volksausgaben zu sechs Pence auch der schmälsten Börse die größte Auswahl bieten. Durch die fortgesetzte skrupellose Reklame des Umss Rooü Olub wird das englische Publikum zweifellos verwirrt, und da dem einen oder andern eine neue Biographie, die vielleicht 36 sb. oder gar noch mehr kostet, auch zu teuer schien, so kommt er wohl zu der Anschauung, daß alle Bücher tatsächlich zu hoch im Preise sein müßten, um so mehr als der ll'-wss Loolr Olub das vorerwähnte Werk zu 7 sb. an zubieten in der Lage ist. Ob dieser dabei verliert, ist dem Käufer gleichgültig; er betrachtet die Angelegenheit ja von einem andern Standpunkt, und das Publikum wird, was es braucht, stets da kaufen, wo es das Gewünschte am besten und billigsten haben kann. So wird in letzter Linie auch das Publikum den jetzt schwebenden Kampf zu entscheiden haben. Der große Bücherverkauf, den die Times im Sommer d. I. veranstaltet hatte, muß die Menge allerdings bitter enttäuscht haben; mit billigen Büchern ist dem Publikum nicht gedient, so lange es nicht die Werke sind, die es gerade haben will; diese aber liefert die Times nur ihren Abonnenten Da sind wir denn auch an dem wunden Punkte des ganzen Unternehmens angelangt. Das große Publikum, das es sich nicht leisten kann eine so teure Zeitung zu halten (die Nummer kostet 3 6, dreimal so viel wie jedes andere englische erstklassige Tagesblatt, das der Times kaum irgendwie nachsteht), versteht es nicht, daß jemand, der es sich so aufopfernd angelegen sein läßt, für das literarische Bedürfnis zu sorgen, solchen Preis stellen kann, und nimmt das Gelesene nur zweifelnd auf. Die Zweifel vermehren sich noch, da jetzt bekannt wird, daß es sich bei der Times-Propaganda um ein amerikanisches Syndikat handelt, das an dem Unternehmen finanziell interessiert ist. Das Publikum in England ist also gleichfalls verstimmt. Die Propagandaregie der Times dreht inzwischen die Fahne nach dem Winde. Stützte sie sich noch gestern auf die Unterstützung der Autoren, so verbündet sie sich, da diese abfielen, heute mit den Stadtbibliotheken, die gleichfalls über zu teure Bücher klagen. Sie vergißt nicht, die Verleger daran zu erinnern, daß sie trotz der Verlegersperre durch Mittelspersonen immer in der Lage sein werde, die be nötigten Bücher mit Rabatt zu beziehen und sie dann zu Preisen zu verkaufen, die ihr belieben. Die Sachlage dürfte Außenstehenden verworren er scheinen, und es empfiehlt sich vielleicht, die Anschauungen der einzelnen Hauptparteien getrennt wiederzugeben. In Frage kommen: der Hwss Look: Olub, die Verleger, die Sortimenter, die Autoren und — Isst, not Issst — das Publikum. Der lirnes Uoolr Olub wirft sich, um es kurz zu sagen, als Anwalt des Publikums auf und kämpft für die Freiheit des Bücherpreises. Druck und Einband seien seit Jahren billiger geworden, das Publikum habe von diesem Wechsel aber nie einen Vorteil gehabt. Die Herstellungskosten ständen in keinem Verhältnis zum Verkaufspreis, der Laden preis werde künstlich hoch gehalten, die Bücher drängen somit nicht ins Publikum, und als eine Folge hiervon verdiene auch der Autor nicht so viel, wie es bei natürlichen Verhält nissen der Fall sein würde. Der ll'imss lloolc Olub tritt ebenso dem Versuch entgegen, »künstliche« Preise auf anti quarische Bücher auszudehnen Die Times klagt dann, daß die Verleger ihr Schwierigkeiten machten, daß sie für die Bücher jetzt mehr zahlen müsse als früher. Sie werde lange zu kämpfen haben; wenn aber das Publikum und besonders die Autoren zu ihr ständen, so würden die Folgen nicht ernst sein. Die Times habe im letzten Jahre für 80 000 Pfund St. Bücher von den Verlegern gekauft, diese hätten wohl etwas mehr Rücksicht zeigen können rc rc. . . . Die Verleger vertreten die Ansicht, daß der llüwss Uoolr Olub weder dazu geschaffen sei, die Interessen des Publikums zu vertreten, noch die der Autoren, sondern lediglich um für die Times zu arbeiten, und die Leihbibliothek tue das auf Kosten des regulären Sortiments und der konkurrierenden Bibliotheken, die bei der Geschäftspraxis des Uwes Look Olub zugrunde gehen müßten. Der Uwes Loolc Olub erstrebe das Monopol in Großbritannien unter dem Deckmantel »öffentlicher Wohltätigkeit« und fülle sich dabei die Taschen. Sowie der Sortimentsbuchhandel an die Wand gedrückt sei und der liwss Looü Olub als Hauptabnehmer dastehe, könne er den Verlegern die Preise diktieren, die er zu zahlen gewillt sei. Die Verleger hätten beschlossen, fernerhin keine Annoncen mehr in der Times zu veröffentlichen, ihr auch keine Bücher mehr zu verkaufen. Die Sortimenter sind der Ansicht, daß die Prinzipien des Freihandels durchaus nicht auf den Buchhandel anwend bar seien. Verleger und Autor setzten in jedem einzelnen Fall ihre Preise fest und seien somit geschützt, das gegen seitige Unterbieten könne nur zum Ruin des Detailhandels führen. Die Leihbibliotheken haben durch die Offerte der Times, den Lesern Bücher gratis zu liefern, alle Abonnenten, - die schon auf die Times abonniert waren, verloren, ohne dafür ein Äquivalent zu erhalten; sie hätten auch keine Möglich keit, neue Abonnenten für sich zu gewinnen, da diese jetzt nur auf die Times abonnieren, um die Bücher dann kostenlos entnehmen zu können. Auch die Autoren sind den literarischen Trust- Bestrebungen der Times durchaus nicht zugetan. Sie wissen, daß wenn der Verleger nichts verdiene und der Sorti menter nicht mehr bestehen könne, dann auch für den Autor nicht viel da sei, und sie sind sich darüber klar, daß um so weniger für sie abfallen werde, wenn dem Verleger nur noch ein Kunde übrig bleibe — der liwss Loolr Olub, der dem Verleger seine Bedingungen vorschreiben könne. Wenn durch die Zeitung sogar der Verleger an die Wand gedrückt werden sollte und die Presse als Machthaberin selbst Bücher heraus gebe, dann würde sie schließlich auch die Autoren beherrschen; der Autor würde dann nur noch einen einzigen Markt haben, wo er jetzt zu wählen in der Lage sei. Die Autoren äußern sich denn auch fast einstimmig in diesem Sinne und verurteilen den amerikanischen Trust und die amerikanische Annoncenschriftstellerei, die sich für britische Unternehmungen ausgeben. H. G. Wells klagt den llümss Loolr Olub der Parteilich keit an. Sein im letzten Herbst bei Macmillan erschienener Roman sei, da die Times sich nicht gut mit der Firma stehe, weder in die Monatskataloge, noch in den Hinweis der Neu erscheinungen ausgenommen worden, und um den Handel mit dem Buch zu verderben, werde es in einem Inserat, als in kürzester Zeit antiquarisch zu ermäßigtem Preise zu haben, angekündigt. F. Moore sagt ironisierend, daß die Besorgnis der Times, den überhohen Preis der Tagesliteratur zu ermäßigen, komisch erscheine, wenn man erwäge, daß das Blatt sich für eine Nummer drei Pence zahlen lasse, während sie doch nur für st- ä Nachrichten enthalte; der Verdruß komme daher: 13S3'
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