^ 246, 22. Oktober 1906. Künftig erscheinende Bücher. 104 kl Ein neuer Roman von O. I. Bierbaum Mitte November gelangt zur Ausgabe: Prinz Kuckuck Leben. Taten. Meinungen und Höllenfahrt eines Wohllüstlings In einem Zeitromane von Otto Julius Bierbaum 2 Bände von ca. 850 Seiten geh. M. 8.—, geb. M. 10.— Luxus-Ausgabe auf echt van Geldern in Halbpergament gebunden (nur in 100 numerierten vom Autor signierter Exemplaren hergestellt) M. 20.— Vor dem I. November bar bestellt 40"/« und 11 10. Später 30o/g und 7/6, L cond. 25"/„. Der neue Roman Bierbaums, die erste größere Arbeit des Dichters seit seinem „Stilpe" und überhaupt sein am größten angelegtes Werk dürste aus mancherlei Gründen Aufsehen erregen. Er verbindet die Eigenschaften des psychologischen Romans (Thema: der reiche junge Mann ohne Willenshalt) mit einer figurenreichen bewegten Handlung, die das Interesse über das Schicksal der Hauptfigur und ihrer Gegenspieler hinaus erregt, indem sie in die verschiedensten Kreise und Geistesströmungen der Zeit führt, von der diese „subjektive Epopöe" einen dichterischen Abriß in großen Zügen gibt Es ist dies die Zeit der Krinolinenwoche bis zur heutigen Gegenwart. Reich wie diese an Gegensätzen, hastigen Übergängen, tiefen Entwicklungen, stürmisch bewegten Ereignissen, rühmlosen Antergängen und stolzen Aufstigen, ist auch der Roman, der übrigens weniger eine Kritik dieser Zeit geben will, als ein Bild von ihr, vom jeweiligen Standpunkte der Handlung aus. Demnach wechselt in ihm Humor und Ernst, Komik und Tragik, realistische Schilderung und moralistische. Das Buch seht, so unterhaltend es ist, reife Leser voraus, die bereit und fähig sind, sich beim Lesen ebenso jenseits von Gut und Böse zu stellen, wie es der Verfasser beim Erzählen getan hat. Solche Leser werden in diesem Buche, an dem Leben, den Taten und Meinungen und der Höllenfahrt eines Wohllüstlings nichts Llnstößiges finden, sondern sich in den wechselnden Bildern einer Kunst er freuen, deren auf das Ganze des Lebens gerichteter Blick auch vor moralischen Abgründen nicht zurückschreckt. ä condition kann ich nur in wenigen Exemplaren und nur bei gleichzeitiger Barbestellung liefern. Ich bitte, reichlich zu verlangen. München, 20. Oktober 1906. Georg Müller Verlag