Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.05.1874
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1874-05-27
- Erscheinungsdatum
- 27.05.1874
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18740527
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187405279
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18740527
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1874
- Monat1874-05
- Tag1874-05-27
- Monat1874-05
- Jahr1874
-
1917
-
1918
-
1919
-
1920
-
1921
-
1922
-
1923
-
1924
-
1925
-
1926
-
1927
-
1928
-
1929
-
1930
-
1931
-
1932
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
lis, 27. Mai. Nichtamtlicher Theil. 191S einmal darauf sehen, daß er sich mehr Klarheit in seinem Geschäfte schafft, und das läßt sich am besten erzielen, wenn man sich gewöhnt, alle Arbeiten, welcher Art auch, und alle pecuniärcn Verpflichtungen, wenn nur irgend möglich, stets sofort bei Vorkommen zu erledigen, und nicht erst auf die lange Bank zu schieben; diese Gewöhnung er weist sich als ein Segen für den Betrieb. Aber wie Viele entziehen sich nur gar zu gern dieser scheinbaren Unbequemlichkeit! Da werden beispielsweise Börsenblatt und Circulare nicht regelmäßig, sondern stoßweise erst nach Wochen durchgesehen und zu Verschreibungen be nutzt, die Rechnungspapiere werden zu Haufen angesammclt und post kostum einmal vorgenommen, die Fakturen werden das ganze Jahr hindurch bei Seite geschoben, und erst nach Neujahr, in der am schlechtesten passenden Zeit eingetragen, und so ließe sich noch man ches anführen. Solche Herren sitzen dann fortwährend vor Bergen von Arbeit, haben stets so viel zu thnn, daß sie nie zu rechter Zeit fertig werden, und daß ihnen das Feuer beständig auf den Nägeln brennt. Die Jahresrechnungen kommen natürlich erst im Februar aus dem Hause, die Remittendcn werden mit Fallen und Aufstehen, oft mit Zuhilfenahme der Nächte, fertig gebracht, oder auch nicht; um nur durchzukommen, wird stark disponirt, denn es fehlt die Zeit, dem Verbleib der Bücher sorgfältig nachzuspüren; infolge dessen wird von den Disponcnden viel gestrichen, dann geht das nachträg liche Remittiren und Zahlen los, und so steht der Baum der Diffe renzen wegen alter und neuer Rechnung, Nichtstimmen der Trans porte, nicht anerkannter Ueberträgc n. s. w. das ganze Jahr hindurch in herrlichster Blüthe, die aber zu schlechten Früchten reist. Das Bild ist nicht übertrieben, cs entspricht leider häufig genug der Wahrheit; wir haben im Buchhandel wahre Virtuosen im Schlen drian, die alle Arbeiten „auf Buchhändlcrwege", d. h. nach 14 Tagen erst, und darum mangelhaft erledigen. Damit fängt oft die Misöre im Sortiment an und das ist der Krebsschaden manches Geschäftes geworden, an dem cs schließlich zu Grunde ging: die Unklarheit in allen Verhältnissen. Da ist keine Rede von jährlichem, kaufmännischem Abschluß, von regelrechter, Pünktlicher Buchführung, von Statistik der Einnahmen und Ausgaben, von einer zuverlässigen Uebersicht der Außenstände u. a. m., nein, cs wird planlos gewirth- schaftet und dem Betreffenden ist sein Soll und Haben nie klar. Die alten, gemüthlichen Formen des Buchhandels — so schloß Gustav — haben sich überlebt; wer bei der heutigen starken Concnrrenz Erfolg haben will, muß ein straffer Kaufmann sein, wenig Credit nehmen und geben, rasch und pünktlich seine Geschäfte erledigen und Arbeits kraft und Capital nicht in vielen Dingen zersplittern, sondern aus wenige Handelsobjecte, dafür aber lohnende, concentriren." „Warten Sie nur, meine Herren", fügte er lächelnd hinzu, „der heilige Stephan wird uns nächstens schon zeigen, wie man den deut schen Buchhandel betreiben muß!" Damit hatte Gustav nun aber, wie mir schien, eine empfind liche Stelle berührt. Die postalischen Einrichtungen wurden einer scharfen Kritik unterworfen, die nicht immer zu Gunsten Stephan's ansfiel, wennschon im Allgemeinen fein Vorgehen als die Interessen des Buchhandels fördernd anerkannt wurde. Darin aber stimmten Alle überein, daß die Absicht, die Postbehörden zu Buchhandlungen zu machen, als ein bedenklicher Eingriff der Staatsgewalt in die Gewerbsthatigkeit der Staatsangehörigen anzusehen und zu be kämpfen sei. Wohin könnte dieses Eingreifen führen? Welches Ge werbe wäre dann sicher, durch die Concnrrenz der Staatsmittel nicht ruinirt zu werden? und wer will die Verantwortlichkeit übernehmen, die Grenze zu bestimmen, bei welcher angekommen, der Staat sich veranlaßt sehen muß, snr die Gesammtintcrcssen gegen eine ganze Berufsclasse concurrirend aufzutreten? Unter solchen Gesprächen war die Stunde weit vorgerückt, mir waren die Augen und der Kops recht schwer geworden, denn es wurde scharf getrunken. Mir wäre jetzt so ein Faß, wie es da an die Wand " gemalt stand, auf dem der Satan mit Faust zum Keller Hinausritt, : ganz erwünscht gewesen; so aber hing ich mich an den Arm meines Gustav, ich mußte es ja schon des Regens wegen, damit mich mein Freund unter seinem Schirme wohlbehalten nach Hause geleiten konnte. «Schluß folgt.) Miscellen. Hohe Bücherprcise. — Seit einiger Zeit häufen sich die Fälle, daß Bücher mit ganz unverhältnißmäßigcn, ja ungeheuer lichen Ladenpreisen erscheinen. Es gibt Fälle, in denen der mit den Herstellungskosten vertraute Buchhändler sich geradezu schämen muß, den Preis des geforderten Buches zu nennen, denn das Publicum schreitet bei allen „Uebcrsordernngen" bekanntlich sofort und unnach- sichtlich ein, und es war z. B. dem Einsender dieses kürzlich sehr fatal, in einer einzigen Woche 14 mal den neuen Roman eines be rühmten Autors vorlegen zu müssen, ohne ihn, des hohen Preises wegen, nur ein einziges Mal verkaufen zu können; dagegen bekam er sehr bittere Sottiscn zu hören und es fielen Ausdrücke, von denen die Verleger in ihren Comptoiren keine Ahnung haben. Wie sehr der Sortimentsbuchhandel durch unmotivirt hohe Preise geschädigt wird und wie sehr das Ansehen des Buchhandels überhaupt darunter leidet, liegt auf der Hand. Anstatt die Lust zum Bücherkaufen auf alle Weise zu wecken und zu nähren, wird sie von manchen Verlegern geradezu erstickt und gelähmt. Selbst aus große Verbreitung berech nete Broschüren erscheinen dennoch nicht selten mit maßlos hohen Preisen und den armseligen 25 so daß man am gesunden Menschenverstände der betreffenden Verleger zweifeln möchte. Dazu die weitläufigen Inserate, die endlosen Circulare in allen möglichen, nur nicht in passend-praktischen Formaten, seitenlange Briefe — kurz ein Apparat, der in den meisten Fällen ganz außer Verhältniß zmü Objecte steht. Manche Buchhändler reden ihre Kollegen in Inseraten und Circularen genau so an, wie man das Kauf-Publicum anznrcdcn Pflegt, was oft bittere, immer aber komische Eindrücke macht. Keiner aber scheint daran zu denken, daß gerade diejenigen Sortimenter, welche lebhaften Geschäftsverkehr haben und auf die es also zumeist abgesehen ist, keine Zeit haben, um den wüsten Cir cular- und Jnseraten-Plunder auch nur flüchtig zu lesen! Auch die Verschwendung, die in der Ausstattung vieler Circulare an den Tag tritt, ist ernstlich zu rügen; die Hälfte sämmtlicher Circulare fände bequem aus einem Octavblatte Platz (nebst unten beigedrucktein Berlangzettel), ein großer Theil auf Postkarten-Format, nur ein ganz kleiner Theil aber (kaum ((„) ist wirklich nur auf einem Quart bogen unterzubringen. Es ist gewiß nicht zu hoch gegriffen, wenn man behauptet, daß der deutsche Verlagshandel durch eine verstän dige Reform seiner Circulare und Inserate jährlich 20,000 Thlr. ersparen könnte. Wir enthalten uns jeder weiteren Andeutung in dieser Beziehung, da wir unsere Landsleute zu gut kennen, um irgend einen merkbaren Erfolg von unseren Klagen zu erwarten; und nur die Hoffnung: dennoch hier und da einen Verleger freund schaftlich gewarnt zu haben, gibt uns überhaupt den Muth, diese Zeilen abzusenden. 8. In Sachen Dühr in Stralsund. — Obwohl persönlich in keiner Weise bctheiligt, halte ich es doch für meine Pflicht, dem Buchhandel die Situation nach bestem Wissen darznlegen. Es ist mir dies hier am Ort vielleicht besser möglich, als den Herren Kolle gen außerhalb, da mir das Verständnitz dadurch erleichtert wird, daß ich hier die Dühr'schcn Betrügereien in, Zusammenhang über blicken kann, was den Fernstehenden weniger gut möglich ist. — So wünschenswertst auch eine Verfolgung wäre, wie sie im Börsenblatt 259»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht