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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.03.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-03-15
- Erscheinungsdatum
- 15.03.1907
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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2868 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Leit. 62, 15 März 1907. Zwei neue Werke über das Zeitungswesen. Von Tony Kellen (Bredeney/Ruhr). Es ist leicht erklärlich, daß die Presse bisher zumeist vom geschichtlichen Standpunkt aus behandelt worden ist. Größere Zeitungen haben aus Anlaß von Jubiläen ihre Geschichte herausgegeben, und auf diese wie auf andere gelegentliche Einzetforschungen konnte sich dann Salomons Geschichte des deutschen Zeitungswesens aufbauen. Die Be deutung der Presse für das Wirtschaftsleben, für die Politik, für die diplomatische Geschichte, ferner ihr Einfluß auf Literatur und Sprachentwicklung, die Kunst usw. ist dagegen noch nicht zum Gegenstand von Einzeluntersuchungen ge macht worden. Bei der Eigenart dieser Fragen, dem weit zerstreuten und oft schwer faßbaren Stoffe ist es nämlich nicht leicht, das Thema mit befriedigender Gründlichkeit zu behandeln. Mit Recht sagt vr. Brunhuber: »Das heutige Zeitungswesen steht mit allen Lebensäußerungen seines Volkes in engster Wechselbeziehung. Als feinfühligster Nerv des gesamten Kulturlebens ist es aktiv und passiv an allen Fragen beteiligt, die das Leben der Nation berühren. Die in allen Farben schillernde öffentliche Meinung unsers Kulturlebens, die ihren Ausdruck in der Presse findet, weist so viele verschiedenartige Seiten auf, als das gesamte Leben einer modernen Kulturnation besitzt, und so sehen wir die Presse als Ausdruck des politischen wie des wirtschaftlichen Lebens, des künstlerischen wie des geschäftlichen, des lite rarischen wie des wissenschaftlichen. Wer also eine Dar stellung unsers heutigen deutschen Zeitungswesens geben wollte, müßte die gewaltige Aufgabe unternehmen, die Presse in ihren verschiedenartigen Beziehungen zu diesen mannigfachen Äußerungen unsers öffentlichen Lebens darzu stellen. Politik und Presse, Wirtschaft und Presse, Kunst und Presse und so fort bildeten darin die einzelnen Kapitel. Erst dann besäßen wir eine Art Dogmatik oder Physiologie des Zeitungswesens.« Erfreulicherweise wird das Interesse für eine wissen schaftliche Darstellung des Zeitungswesens immer mehr ge weckt. Jeder, der sich näher damit befaßt, muß zu der Er kenntnis kommen, daß noch immer Vorarbeiten zu liefern find, ehe an eine erschöpfende Behandlung des Themas nach der einen oder andern Seite zu denken ist. Gerade jetzt sind zwei neue Werkchen erschienen, die zwar nicht sonderlich umfangreich sind und auch nicht den Ehrgeiz haben, neue Tatsachen mitzuteilen, aber doch das Zeitungswesen von einer andern Seite betrachten, als es z. B. zumeist in kulturgeschichtlichen oder volkswirtschaftlichen Werken geschieht, wo die Presse oft völlig unzulänglich behandelt wird. Das erste Werkchen ist betitelt: Ois 2sit,uog. Von ll. ll. Oaviä. (Ois Osssllsobakt 8Lwmlnng sorislps^ebologisebsr Llonogrspbiso. 8sr- auegsgsbsu von lllsrtin Lnbsr. 5. llsnä.) §ranü- kurt s. lll. 1907, lütsrsrisobs ^.vstslt Lütten <L llosninA. 8^. 98 Leiten. krsie: lsiebt üsrtonisrt 1 ^ 50 H in llisinwimä gsbnväsn 2 Dieses Werk ist wohl eine der letzten Arbeiten des im vorigen Jahre verstorbenen Verfassers, der namentlich als Erzähler und Feuilletonist mannigfache Beziehungen zur Presse unterhalten hat. Er versteht es, geistreich über die Zeitung zu plaudern, und sein Werk macht denn auch mehr den Eindruck einiger zusammengefügten Feuilletonartikel als eines selbständigen Werkes. Der Titel -Die Zeitung« ist jedenfalls zu allgemein gehalten. Wer etwa darin einen geschichtlichen Überblick über die Entwicklung des Zeitungs wesens, eine Darstellung des jetzigen Standes, der geistigen und wirtschaftlichen Bedeutung der Presse, eine wenn auch nur skizzenartige Beschreibung des technischen Betriebs usw. suchen wollte, würde sehr enttäuscht sein. Das Werk enthält nämlich nichts von alledem. Es wäre auch nicht möglich gewesen, das Thema »Die Zeitung« in einem so knappen Bändchen nur einigermaßen gründlich zu behandeln. In einer Sammlung, die den Titel führt »Die Gesell schaft«, müßte die Bedeutung, die die Zeitung für die Gesell schaft hat, geschildert und kritisch geprüft werden. I. I. David bespricht aber nur die Mißstände des Zeitungswesens. Es weht ein pessimistischer Zug durch die ganze Schrift. Der Verfasser befindet sich in einer verärgerten Stimmung, die ihn zu einer Würdigung der Bedeutung der Presse, zu einer Anerkennung ihrer Fortschritte gar nicht gelangen läßt. Für ihn sind die Zeitungen lediglich kapitalistische Unter nehmungen, die ihre Redakteure knechten und entmannen und die den Geschmack des Publikums verderben. Die Arbeit ist anscheinend ohne Disposition nieder geschrieben. Da sie keinerlei Überschriften enthält, habe ich während der Lektüre versucht, mit Hilfe von Notizen eine Einteilung herzustellen; aber es ist mir nicht gelungen, eine logische Folge herauszufinden. Das Ganze ist nur eine zwanglose Plauderei ohne jede systematische Anordnung. Der Verfasser behandelt bald kürzer, bald etwas ausführlicher folgende Punkte: Das Eindringen des Kapitalismus, das Zeitungsdeutsch, der Journalist eignet sich nicht mehr für andre Berufe, Nachwuchs im Journalistenstaud, die Routine, die Vorbildung, das Temperament, die Parteifragen, die wirtschaftlichen Fragen, die Versorgungsmöglichkeit und die Organisation der Journalisten, der Einfluß des Großbetriebs auf den einzelnen Redakteur und auf die Mitarbeiter, der Einfluß der Zeitung auf die Menge, der Zeitungsstil, die Polemik, die Leitartikel, der Zeitungsroman, das Feuilleton, der Verderb des Geschmacks, die Macht der Publizistik, der Klatsch, die Opposition, die offiziösen Blätter, die parteilosen Zeitungen, die Vertrustung, Journalisten in höheren Stel lungen, die Knechtung und Entmannung der Persönlichkeit im Zeitungsbetrieb, Zeitung und Buch, die Frauen im Zeitungswesen. Neben einzelnen zutreffenden Beobachtungen und geist reichen Gedanken enthält die Schrift mancherlei Übertreibungen und schiefe Urteile, die wohl zum Teil dadurch entstanden find, daß dem Verfasser nur die österreichische Presse näher bekannt war. Das Werkchen wird deshalb für den, der sich einmal gründlich mit dem Gegenstand beschäftigen wird, von Interesse sein wegen der Kritik, die es übt, nicht wegen der geringen positiven Kenntnisse, die es vermittelt. Es ist hier nicht der Ort, näher auf den Inhalt ein zugehen — dazu wäre eine lange Erörterung nötig —; zudem findet sich eine zutreffendere Darstellung und eine Korrektur mancher unrichtigen Auffassungen in dem fast gleichzeitig erschienenen Werkchen: Das moderne Zeitungswesen (System der Zei tungslehre). Von vr. Robert Brunhuber. (Sammlung Göschen. Nr. 320.) Leipzig 1907, G. I. Göschensche Verlagshandlung. 1v°. 109 Seiten. Preis: in Leinwaudband 80 H. Der Verfasser ist Redakteur der Kölnischen Zeitung, nebenbei auch Dozent der Handelshochschule in Köln, an der er Vorlesungen über das heutige Zeitungswesen und über Kultur und Presse gehalten hat. Obschon der Ver fasser erst mehrere Jahre der Presse angehört er ist 1878 geboren), besitzt er doch eine gründlichere Kenntnis des Zei tungswesens als I. I. David. Er verfügt auch über solidere volkswirtschaftliche Kenntnisse und behandelt sein Thema innerhalb genau abgesteckter Grenzen in übersicht licher Form und ohne jede gesucht-geistreiche Manier. Das Werkchen will nichl eine Behandlung des Zeituugs-
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