Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.01.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-01-10
- Erscheinungsdatum
- 10.01.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19080110
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190801109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19080110
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1908
- Monat1908-01
- Tag1908-01-10
- Monat1908-01
- Jahr1908
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
352 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 7, 10. Januar 1908. Wirtschaft und Handwerk aus dem Reichs-Telegraphengebiet und Bayern anderseits. Die eingcladenen Vertreter erkannten an, daß der bestehende, in Ansehung der Gesprächszahl unbegrenzte Pausch- gebühren-Tarif wegen der damit verbundenen ungleichen finanziellen Belastung der Teilnehmer und der aus der übermäßigen In anspruchnahme der Anschlußleitungen sich ergebenden Betriebs schwierigkeiten nicht aufrechtzuerhalten sei. Die Mehrheit entschied sich dafür, der gänzlichen Beseitigung des Pauschgebühren-Tarifs und seiner Ersetzung durch Erhebung von Grund- und Gesprächs gebühren zuzustimmen. Eine Minderheit hatte sich für Staffe lung der Pauschgebühren nach der Gesprächszahl unter Erhöhung der Sätze für mehr als 3000 Gespräche jährlich ausgesprochen. Die vorgeschlagene Stufenfolge der gegen den bisherigen Tarif um 10 ermäßigten Grundgebühren wurde mit der Maßgabe gebilligt, daß eine weitere Herabsetzung der Grundgebühr von 50 auf 40 für Netze mit weniger als 500 Teilnehmern befürwortet wurde. Allgemein kam der Wunsch zum Ausdruck, die Gesprächsgebühr statt auf 5, 4'/, und 4 einheitlich auf 4 H festzusetzen. Bei der Besprechung der vor geschlagenen Ferngebührcn wurde die Einfügung der neuen Stufe von 75 H für Entfernungen von 100—250 lew allseitig begrüßt. Mehrere Anträge auf weitere Herabsetzung der Gebühren für Entfernungen unter 75 Icw fanden nicht die Mehrheit, da der da von zu erwartende Einnahmeausfall zu erheblich sein würde. Einem Wunsche auf unentgeltliche telephonische Zustellung an gekommener Telegramme stellte der Staatssekretär Entgegenkommen in Aussicht. (Leipziger Zeitung.) Positive Arbeit zur Verdrängung der gemeinen Druck« erzeugnisie in unserm Volk. — über dieses Thema spricht aus praktischer Erfahrung Generalsekretär lue. Bahn, Plötzensee, im Jahresbericht der Ortsgruppe Berlin der Deutschen Bereine zur Förderung der Sittlichkeit. Seine Mitteilungen, die mir der »Täglichen Rundschau« entnehmen, dürften im Leserkreise des Börsenblatts Aufmerksamkeit finden, wenngleich viele Beobach tungen dem erfahrenen Buchhändler nichts Neues sagen. Er sagt u. a.: Immer wieder klang mir seit dem Kongreß zur Bekämpfung der unsittlichen Literatur in den Ohren, wie in der Kritik des Kongresses auf seiten der Gegner betont wurde: Der beste Kampf gegen die unsittliche Literatur ist die Verbreitung guter Literatur. Obgleich auch hier wieder nur eine Seite betont wird, so liegt doch ohne Frage in der Hervorhebung dieser Seite eine große Wahrheit, und von der Bedeutung dieser posi tiven Arbeit überzeugte sich der Berichterstatter um so mehr, je mehr er, wie er betont, im Laufe seiner Tätigkeit sah, daß zum Einschreiten gegen gemeine Bücher und Bilder keinerlei gesetzliche Handhaben vorhanden seien. Widerstandslos werde unser Volk von den geistig auf der niedrigsten Stufe stehenden, stark mit sexuellen Momenten gepfefferten Erzeugnissen der Druckerpresse — von Literatur kann man hier nicht mehr reden — überschwemmt. Einer ekelhaften Flut schmutzigen Papiers ist es preisgegeben, das, durch kapitalkräftiges, rühriges Unternehmertum ver breitet, die gesunde Bodenständigkeit unsers deutschen Volkes verseucht und verpestet. — »Als ich eines Tages wieder durch die Straßen ging und aus allen Schaufenstern mir .Kleines Witzblatt', .Sekt', .Satyr', .Intime Geschichten' usw. entgegensahen, faßte ich den Entschluß, selber die Gegen arbeit anzugreifen und einmal Füße und Hände in diesen Dienst zu stellen. Wir können nicht nur vom Schreibtisch aus die Welt besser machen; sondern Haupt, Füße und Hände müssen sich zugleich an die Arbeit begeben. Auf den langen ermüdenden Vortragsreisen im Winter kommt der Leib schon zu seinem Dienst und zu seiner Ermüdung, aber in den stilleren Sommer wochen ist wohl noch etwas Kraft für andre Arbeit übrig. So machte ich mich denn in den Mittagsstunden, in denen man mit geistiger Arbeit doch nicht recht vorankommt, auf den Weg. Mein Plan war, in den bessern Papiergeschäften vor zufragen, ob sie vielleicht eine Niederlage guter Schriften über nehmen würden. Zu diesem Zweck hatte ich mich mit dem Verlag der .Wiesbadener Volksbücher' in Verbindung gesetzt und ich die Fracht und die Unkosten der Sendung trug, konnte ich dem Zwischenhändler die mir von Wiesbaden aus gewährten 25 Prozent und später, bei größerem Umsatz, entsprechend höhere Prozente gewähren. Ich ging bei meinem Plan von der Beob achtung aus, daß das Volk sein Lesebedürfnis nicht in den Buch handlungen, sondern mehr in den kleinen Papierläden befriedigt, ein Entwicklungsprozeß, der nicht aufzuhalten ist und. der in Dänemark, Schweden und Norwegen schon weiter fortgeschritten ist. Nicht uninteressant sind die Erfahrungen, die ich bei meinen Bemühungen machte. Zunächst mußten nach dem Adreßbuch die Geschäfte eines Stadtteils straßenweise zusammengestellt werden. Ich warf einen Blick in das Schaufenster und, indem ich eine Kleinigkeit kaufte, in das Innere des Ladens. Geschäfte mit völlig verseuchtem Schaufenster konnten nicht in Betracht kommen. Auch in den ausgewählten besseren Geschäften machte ich zum Teil nicht gerade angenehme Erfahrungen. In einer Reihe von Geschäften wurde ich sehr wenig freundlich aus genommen und moralisch schleunigst wieder hinausgeworsen. Eine Ladeninhaberin ließ mich, als ich ihr die geringen Prozente nannte, stehen mit den Worten: Da könnte ich mich ja lieber auf die Straße setzen und Strümpfe stricken. Andre wiesen auf die Stöße von .Nick Carter', .Buffalo Bill' und andern Detektiv- und Jndianergeschichten: Nur damit wäre noch ein Geschäft zu machen, die neuen Bücher würden dort doch nicht gehen. »In der Tat hält es außerordentlich schwer, im Norden und Osten der Stadt mit den Niederlagen festen Fuß zu fassen. Dort geht das geistige Interesse des Volkes völlig in Sensationslite ratur auf. Auch sowie man die Hauptstraßen verläßt, in den Nebenstraßen, ist cs nicht mehr möglich, mit besserer Unterhaltungs literatur an die breiteren Volksschichten heranzukommen. Man nennt zwar die Bücher .Volksbücher', aber in die breiteren Kreise gelangen diese Bücher nicht. Sie werden in der Hauptsache von Gebildeten gelesen. Bezeichnend für diese Tatsache ist folgende Beobachtung: An einigen Stellen, wo ich vorsprach, hatte man schon aus eigenem Interesse oder durch Kunden veranlaßt Ver suche mit dem Vertrieb der .Wiesbadener Volksbücher' ge macht. Das Urteil über ihre Gangbarkeit lautete: Zuerst gingen sie sehr gut, dann mit einemmal nicht mehr. Dieser auf fallende Umstand ist nur so zu erklären, daß die besseren für die Bücher interessierten Kreise die erschienenen Nummern kauften, und als diese Kreise sich gleichsam mit den Büchern ge sättigt hatten, stockte der weitere Absatz, da weitere Leserkreise für die Bücher sich nicht fanden. Einige weitere Beobachtungen sind vielleicht noch wert, mitgeteilt zu werden. Der Normalpreis für ein Buch, das ins Volk dringen soll, ist 10 H. Diese 10 H gibt jedermann gern aus. Bei 15 und 20 H und darüber besinnt er sich schon. Der Absatz der Wiesbadener Bücher mit 10 H-Preis ist der beste. Dem 10 -Z-Preis verdanken die .Kleinen Witzblätter' zum Teil ihre weite Verbreitung, und es hält nicht schwer für den Verkäufer, einem jungen Mann oder Mädchen, das für 10-- das .Kleine Witzblatt' fordert, für denselben Preis ein gutes Buch in die Hand zu geben. Ferner beurteilt das breite Publikum ein Buch zunächst nach seiner Dicke. Mit Daumen und Zeigefinger wird geprüft, wieviel man für sein Geld bekommt. Mit diesem Umstand rechnen die .Kaufmann'schen wöchentlich er scheinenden Bücher, die für 10 H ein Buch von ungefähr 1 ew Stärke liefern. -Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt zur Beurteilung eines Buchs ist der Titel. Eine ganze Reihe von Titeln der Wies badener Volksbücher, und zwar immer dieselben, erweisen sich dauernd als nicht zugkräftig, z. B. solche, bei denen der einfache Mann sich nichts denken kann, oder namentlich solche, die irgend wie nach Frömmigkeit klingen. In letzterer Beziehung ist das Publikum außerordentlich empfindlich. Sie urteilen: --Das Buch ist zu fromm-., womit sie nicht nur eine religiöse Tendenz, sondern überhaupt die Harmlosigkeit des Inhalts des Buchs be zeichnen. Bezeichnend für diese Empfindlichkeit ist folgendes: Eine andre vorzügliche, etwas teurere und auf geistig höher stehende Schichten rechnende Volksbücherausgabe ist die .Deutsche Bücherei'. Die ungebundenen Bände haben auf dem Titelbild ein Bild von Willibald Pirkheimer. Dieser sieht auf dem Bilde Luther ähnlich. Beim Kauf wehren die Leute diese Bücher häufig mit den Worten ab: »»Nein, das mit dem Luther nicht.-- — Von Wichtigkeit für die Gangbarkeit eines Buchs ist auch der Umstand, ob es mit Bildern geschmückt ist. Die Leute haben gern Bilder im Text, wenn sie auch noch so nichtssagend sind. Ost hört man
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder