Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.01.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-01-15
- Erscheinungsdatum
- 15.01.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19080115
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190801157
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19080115
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1908
- Monat1908-01
- Tag1908-01-15
- Monat1908-01
- Jahr1908
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 11, 15. Januar 1808. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 557 ähnliche populäre Schriften fanden großen Absatz. Von deutschen Klassikern wurde hauptsächlich Schiller in großen Partien bezogen. Zu den beliebtesten Erzählerinnen und Erzählern gehörten Henriette Hanke. Amalie Schoppe, Jda Hahn-Hahn, Friederike Bremer, Emilie Flygare-Carlön, George Sand; ferner Dumas, Sue, W. Scott, Cooper, Marryat, Bulwer, Zschokke, Tromlitz, Weisflog, Clauren, Spindler, auch Kotze- bues Theater wurde viel verlangt. Als die deutschkatholische und freireligiöse Bewegung in Deutschland massenhafte Broschüren zutage förderte, wurden auch diese, trotz des Ver bots der russischen Zensur, stark verbreitet. Mit dieser Zensur verhielt es sich damals, unter Kaiser Nikolaus I., höchst eigentümlich; sie war prinzipiell sehr streng, wurde aber in der Praxis, wenigstens dem deutschen Buchhandel gegenüber, sehr milde gehandhabt Die Schmitzdorffsche Kundschaft konnte mit wenigen Ausnahmen fast alle verbotenen Bücher unbe anstandet erhalten; wie das gemacht wurde, habe ich hier vor vielen Jahren bereits ausführlich erzählt. (Börsenblatt 1879, Nr. 184.) Von den weiteren Ereignissen und Schicksalen der Schmitzdorffschen Buchhandlung, ihrer Besitzer und Mit arbeiter kann ich nicht mehr als Augenzeuge, sondern nur noch durch die gefälligen Mitteilungen Beteiligter berichten. Ich weiß nicht, in welchem Jahre das alte Geschäftslokal verlassen und das neue, am Newskij-Prospekt, in der Nähe des Admiralitätsplatzes, bezogen wurde; als ich 1851 nach St. Petersburg zurückkehrte, befand es sich bereits dort. Th. Leideritz starb schon Anfang der fünfziger Jahre, und I. Gillis wurde alleiniger Besitzer des Geschäfts. Ob er das ehemals so blühende vernachlässigt und sich mehr mit der Expedition von Waren am St. Petersburger Zollamt, als mit dem Buchhandel beschäftigt hatte, oder ob noch andre Ursachen am Rückgang des Schmitzdorffschen Geschäfts beteiligt waren, kann ich nicht entscheiden. Tatsache ist, daß Gillis in Zahlungsschwierigkeiten geriet, mit seinen Gläubigern akkordieren und sein Geschäft schließlich an Eduard Minlos abtreten mußte. Gillis widmete sich dann ausschließlich dem Speditionsgeschäft, erwarb damit ein be deutendes Vermögen und soll, wie mir mitgeterlt wurde, seine Gläubiger vollständig befriedigt haben. Von Minlos, der nicht Buchhändler war und keine Freude an dem Ge schäft hatte, das er gegen seinen Wunsch übernehmen mußte, ging die Firma auf Karl Röttger über, der wieder Schwung hineinbrachte und durch Vermittlung hoher und einfluß reicher Gönner kaiserlicher Hofbuchhändler wurde. Unter ihm feierte die Firma am 1. Dezember 1877 ihr fünfzigjähriges Jubiläum, und der Chef erhielt von seinen Mitarbeitern ein Widmungsblatt mit den Bildnissen der ehemaligen Besitzer; Schmitzdorff, Gillis, Minlos (Lcideritz' Porträt fehlt) und seinem eigenen. Auch eine große Anzahl von ehemaligen und derzeitigen Gehilfen des Geschäfts sind auf diesem Blatte verewigt. Von diesen erwähne ich hier folgende, die ich persönlich kannte; Gustav Haessel, der sich dann in St. Peters burg etablierte, später Besitzer von Voß' Sortiment in Leipzig und Kommissionär der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften wurde. Sein St. Petersburger Geschäft ging 1880 an Richard Hoenniger (Firma Deubner) über und besteht noch jetzt unter der Firma des Besitzers. Stenge wurde später Chef der alten St. Petersburger Firma Eggers L Co. Bietepage etablierte sich gleichfalls als deutscher Sortimenter in St. Petersburg und hatte auch einen guten russischen Verlag. Haessel, Stenge und Bietepage sind gestorben. Von den übrigen auf dem erwähnten Widmungsblatt vereinigten Mitarbeitern der Schmitzdorffschen Firma kannte ich noch persönlich; Benjamin Nötiger, der später Eisenhändler in Moskau wurde und 1889 in Kowno gestorben sein soll. Ernst Röttger, ein Neffe von Karl Röttger, der während sieben Jahre BSrs-Matt jür den Deutschen Buchhandel. 7b. Jahrgang. Leiter und Prokurist der Firma Schmitzdorff war, während sich sein Onkel hauptsächlich dem Kohlenbergbau im Tulaschen Gouvernement gewidmet hatte, ist jetzt bekanntlich der Besitzer eines blühenden Verlagsgeschästs in Kassel. Nach ihm folgte Ferd. von Körber aus Wien, der schon früher im Schmitzdorffschen Geschäft gearbeitet hatte, Mit- redakteur der »Russischen Revue- war und unlängst in St. Petersburg gestorben ist. Unter Karl Röttgers Leitung gab die Firma Schmitzdorff auch eine »St. Petersburger Wochen schrift-, redigiert von Ed. Dobbert, eine russische Wochen schrift »Otgoloski«, deren Redakteur der Historiker Eugen Karnowitsch war, die »Nordische Presse- von Baerens, eine -Medizinische Wochenschrift- von vr. Krich und einen »St. Petersburger deutschen Kalender- heraus; eine Zeitlang war sie auch Mitherausgeberin der von vr. Franz Gesellius gegründeten Zeitung »St. Petersburger Herold« und besaß, gemeinschaftlich mit R. Schneider, eine Buchdruckerei. Die alte Schmitzdorffsche Leihbibliothek, deren letzter Letter Ludwig Fehst war ich 1878), ging tn den Besitz von A. Jsler Uber, der im Schmitzdorffschen Geschäft den Buchhandel erlernt hatte; das Geschäft besteht noch jetzt, ist im Besitz von Jslers Witwe und wird vom Prokuristen Ernst Himstedt ge leitet. Karl Röttger gründete auch das -Geographische Magazin des kaiserlich russischen Generalstabs» in St. Peters burg, das seine Tätigkeit jedoch bald wieder einstellte. Von den Mitarbeitern der Schmitzdorffschen Buchhand lung sind, außer den bereits genannten, noch folgende zu er wähnen; Der -alte Peltz- (vor 1864), Karl Frepmuth (von 1864 bis 1871 und von 1874 bis 1»79), er ist jetzt Bank beamter in Dorpat, Baumann (hat später die Kernsche Buch handlung in Breslau übernommen), Wilh. Eberlein (ist kürzlich in Moskau gestorben), Walfried Erikson (übernahm 1879 die Carl Krugsche Buchhandlung in St Petersburg, gegründet 1847, die seit 1891 im Besitz von Nikolai Krug ist), der sich hauptsächlich dem Musikalienhandel und seiner Leihbibliothek gewidmet hat, Herm. Hunger (ist in Leipzig gestorben), Gustav Körtring (wurde Geschäftsführer bei Deubner in Moskau), Herm. Rothe (der 1868 als Vertreter von Fr. Bruckmann, München, in London lebte und längst ge storben sein soll) und mehrere andre, von denen ich nichts als ihre Namen zu berichien weiß: Gustav Bühl aus Stutt gart, Karl Künne aus Berlin, B. Mesczynski, Th. Monrek, F. Schiminsky, A. Schulz, Alex. Schaff, Andres, Niedmann, Bricks und Willewald. Der letzte Besitzer des alten Schmitzdorffschen Geschäfts, das siebzig Jahre bestand und während dieser langen Zeit gute und schlimme Jahre durchwachte, aber im großen Ganzen doch eine nützliche Tätigkeit entwickelt und sich um das geistige Leben der Deutschen in St. Petersburg und im russischen Reiche große Verdienste erworben hat, hieß Conrad Reinhard; unter ihm endete es im Mai 1897 sein ehren volles Dasein. Von alten deutschen Buchhandlungen in St. Petersburg ist noch die von Münx im Jahre 1853 gegründete zu erwähnen; ihr Besitzer starb infolge eines Rllckenmarkleidens. Das Geschäft ging dann an Karl Ricker (ff 1895) über und wird seither von dessen Witwe fortgesllhrt. Es widmete sich hauptsächlich den Naturwissenschaften und der Medizin, hat unter den Ärzten Rußlands eine große und treue Kundschaft und zeichnet sich auch durch einen bedeutenden wissenschaft lichen russischen Verlag ans. Von der ebenfalls im Jahre 1853 durch B. M. Wolfs gegründeten Buchhandlung, die außer ihrem großen russischen Verlag auch russisches, fran zösisches, englisches und deutsches Sortiment führt, war hier bereits wiederholt die Rede. (Börsenblatt 1883, Nr. 76; 1906, Nr. 17.) Schmiidekampss deuftche Buchhandlung und Leihbibliothek bestand nur wenige Jahre; der Besitzer kam 73
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder