Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.01.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-01-23
- Erscheinungsdatum
- 23.01.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19080123
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190801239
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19080123
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1908
- Monat1908-01
- Tag1908-01-23
- Monat1908-01
- Jahr1908
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
90k Blrs-nbt-U s, d, Dychn, Buchiand-l. Amtlicher Teil. ^ !8, LS. Januar 1908. Interregnums zu Beginn der 179V er Jahre der Ge danke einer Reform der kaiserlichen Bllcherkommissto» vom Reichsvikariat selbst aus. Ein einsichtiges Mitglied des Rcichsvikarialshofgerichis aber erklärte, es sei nutz loser Eifer, sich mit den Händeln und Strittigkeilen einer Bücherkommission zu befassen, die »großentheils nicht das wesentliche Wohl Deutschlands, noch die Religion und die Moralität, sondern die Ablieferung der Exemplare von unprivilegierten Büchern betreffe«. Es wird kaum eine zweite Äußerung zu finden sein, die den Nagel so auf den Kopf trifft. In den Akten des Revolutionszeitalters steht die Zensur im Vordergründe. EL ist nicht eine bloße Summe von Preßhudcleien, die sich ihnen entnehmen läßt. Wir sehen in den Akten des Münchener Geheimen Staatsarchivs z. B. mit besonderer Deutlichkeit, wie die Stadt Nürnberg Haupt- und Stapelplatz des eigentlichen süddeutschen Buchhandels war, und das Münchener Kreisarchiv birgt kräftige Beispiele für die Selbstherrlichkeit, die sich die Stadt in Zensursachen zu wahren wußte. Die Akten bieten weiter Beiträge zur Geschichte des Kommissionswesens, des Gewerberechts, des Leipziger Übersetzungsmonopols, des Besuchs der Frankfurter und süddeutschen Messen. Eine anschauliche Vergegen wärtigung Münchener Buchhandelsverhältnisse zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts bieten die in den Fränkischen Kreisgesandtschafts-Xcta auf dem Münchener Geh. Staats archiv (Pfalzbaiern) befindlichen Lot» der Buchhändler, so die Münchener Messe beziehen. Dem Münchener Kreisarchio habe ich für dis neuere Zeit außer Zensursachen Notizen entnommen über Zensur- und Privilegkosten, Zahl der Pflichtexemplare, den Gegensatz zwischen kursächsischer Liberalität und süddeutscher Verfolgungs hetze, das ziffernmäßige Verhältnis zwischen Verlags- und Sortimentshandlungcn, Verpackung, buchhändlerische Scham haftigkeit des Selbstverlegers, Anzahl der Buchhändler und Buchdrucker und des Personals, örtliche Buchhandelsgeschichte, Abschaffung des Postulats, Bayerischen Schulfonds, Fürsorge zur Hebung des inländischen Buchgewerbes, Verleger- und Autorstreitigkeiten, Honorar, Leihbibliothek, Geldwert rc. Aus der Zeit um l8lO finden sich unglaubliche Beispiele verrückt- abergläubischster Literatur, wie sie besonders in Augsburg »Säcke voll« eingekauft und im katholischen Volke weit und breit umhergeschleppt wurde, und Bayern eröfsnere damals einen energischen Feldzug dagegen. Dabei ist der befreiende Ein fluß des Napoleonischen Frankreich unverkennbar; zuweilen wird besonders darauf hingewiesen, das Heftchen sei auch von der kaiserlich französischen Regierung konfisziert worden. Das Frankfurter Stadtarchiv ermöglichte eine Statistik der Angehörigen des Frankfurter Buchgewerbes bis 1800, dann sind freilich zunächst nur noch vereinzelte Kalender, aber gerade von den Jahren 1813 und 1825 vorhanden, und der auswärtigen Meßbesucher bis 1800 und in den Jahren 1812, 1815, 1818; es enthält ferner eine Anzahl buchhändlerischer Jnventarien. In Nürnberg habe ich vom 21. bis 24. und am 26. und 27. August Kreisarchiv, Stadtarchiv, Stadtbibliothek und Archiv und Bibliothek des Germanischen Museums besucht. Auf dem Stadtarchiv Nürnberg boten mancherlei Stoff die Akten »Polizeidirektion«, wenngleich wichtige Stücke durch Einstampsen verloren sind (so eine Nürnberger Buchhandels» ordnung, nach der ich suchte, und die ich in dem betreffenden Register auch noch verzeichnet fand). Das Kreisarchiv Nürnberg bietet für dieselbe Zeit Er örterungen über die Höhe des süddeutschen Buchhändler aufschlags auf norddeutschen Verlag, Manipulationen des Schulbücherverlegers, Verhältnis zwischen Buch- und Kunst handel (der Buchhandel stemmte sich damals dagegen, daß der Kunsthandel den Buchhandel an sich ziehe). Die Stadtbibliothek Nürnberg bot als wichtigsten Bei trag die Fortsetzung der Geschichte des Strebens des Nürnberger Buchhandels, als Ersatz der Frankfurter Messe einen süddeutschen Buchhändler-Verein mit dem Kommissions platz Nürnberg zu begründen, wovon mir vorher nur die ähnlichen Bestrebungen zu Ausgang des achtzehnten Jahr hunderts bekannt waren. Bemerkenswert ist dabei auch die Begründung: daß die Einrichtung nötig sei, um den Wechselverkehr zwischen Nord- und Süddeutschland zu be fördern. Von besonderm Interesse ist ferner die Stellung nahme des Nürnberger Buchhandels gegenüber dem von Bayern geplanten Klassiker-Staatsverlag; dabei wird auch der Stand des Klassikerverlags in Deutschland überhaupt berührt. Es finden sich ferner: Auktionsordnungen, wunder schöne und hochästhetisch gehaltene aus die jetzt so genannten -Masseninstinkle« spekulierende Verlegeranzeigen — tour corvrvo ober uous; charakteristische Prospekte von Augsburger Nachdrucksfabriken, von Vertcger-Wandertagern, Beiträge zur Geschichte des Antiquarpreises, des Bücherpreises überhaupt, des Kunstverlags, Neuerungen im Katalogwesen, ein Mcß- Changememorial u. a. m. Im Archiv des Germanischen Museums habe ich Neues bietendes urkundliches Material fast nicht gefunden; das wesentlichste ist ein Kaufbrief vom Jahre 1769. Dagegen besitzt die Bibliothek ein buchhandelsgeschichtliches ideales Sachregister, durch das ich auf einige Aussätze aufmerksam gemacht worden bin, die mir sonst entgangen wären. Das Stadtarchiv zu Augsburg (28. August) ermöglichte besonders eine Übersicht über die Angehörigen des Augs burger Buchgewerbes. In Speier (2. September) fanden sich im Kreisarchiv Akten über Buchdruckereien, Buchhandel, Zensur, Nachdruck, periodische Presse bis zum Ende des Napoleonischen Zeit alters, die neben den eigentlichen Gegenständen solcher Akten zum Teil besonders anschauliche Bilder der buchhändlerischen Verhältnisse jener Lande zu Ausgang des achtzehnten Jahr hunderts boten und sehr reichhaltige Quellen zur Geschichte der französischen Zeit darstellen. Auch das Stadtarchiv ent hält manche interessante Einzelheiten über Selbstvertrieb des Selbstverlegers, Konkurrenz des Hausierers, Geschichte des Speierer Buchhandels, des Kleinhandels mit gebundenen Büchern u. dergl. Das Königlich Württembergische Geheime Haus- und Staatsarchiv zu Stuttgart (29.—31. August) bot sür die Neuzeit vor allen Dingen Beiträge zur Zensur- und Nach drucksgeschichte, daneben Angaben über die Ein- und Aus fuhr von Druckschriften usw. betreffend, Einzelheiten zur Ge schichte des Honorars und der zeitgenössischen Beurteilung der Preise und so manche andere Einzelheiten verschiedenen Charakters. Hier wie überall sonst war mir die Überliefe rung auch kleinerer Züge wertvoll. Als einmal die Ver steigerung des Kalenderprivilegs, dessen Verleihung der Rent- kammer zustand, und dessen Versteigerung »weit über 2600 fl« einbringen mußte, mit herzoglicher Genehmigung bereits öffentlich angekündigt wa-, ließ Cotta vom Herzog die Ver leihung ohne Versteigerung gegen eine Pacht von 1750 fl bei günstiger Gelegenheit — mündlich seiner Gattin zusichern. Die Rentkammer bekommt Wind davon, der Herzog wird aufgeklärt, die Zusicherung widerrufen. Kopieren habe ich sehr wenig, fast nichts lassen. Ich habe teils alles, was sür meine unmittelbaren Zwecke ver wertbar war, an Ort und Stelle selbst ausgezogen, teils die betreffenden Aktenstücke oder -bündel zu weiterer Benutzung verzeichnet. Leipzig, 3. Januar 1908. I. Goldfriedrich.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder