Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.01.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-01-23
- Erscheinungsdatum
- 23.01.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19080123
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190801239
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19080123
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1908
- Monat1908-01
- Tag1908-01-23
- Monat1908-01
- Jahr1908
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
910 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 18. 23. Januar 1SV8. Nichtamtlicher Teile Der Vertrieb einer modernen französischen Zeitschrift. Am 15. Januar ist in Paris die erste Nummer einer neuen Zeitschrift erschienen, für die ich in diesen Ausfüh rungen übrigens nicht die geringste Reklame machen will, die aber als Beispiel für eine aus sehr breiter Grundlage aufgebaute populäre französische Zeitschrift und besonders wegen ihrer Vertriebsart in den Spalten des Börsenblatts eine kurze Erwähnung verdient. Die neue Monatsschrift führt den etwas sonderbaren Titel rHousbs L louta, und wir haben es hier zweifellos mit einer Anlehnung an die große Publikation der Firma Pierre Lasttte L Cie. »1« sais 1'oot- zu tun. Übrigens ähneln sich die beiden Zeitschriften nicht nur im Titel, sondern auch im Umfang — beide in Groß-Oktav —, in der Er scheinungsweise — beide sind Monatsschriften — und, soweit ich aus der ersten Nummer ersehen kann, auch in der An ordnung des Inhalts. Außerdem ist die typographische, be sonders die illustrative Ausstattung bet beiden Publikationen gleich dürftig und mangelhaft. Selbst die Idee eines eigenen Charakteristikums, das bei »1s sais Laut- durch einen schwarz gekleideten Mann, dessen Kopf die Weltkugel darstellt und der den Zeigefinger nachdenklich an die Stirn legt, versinn bildlicht wird, hat die neue Zeitschrift »Housüs L llvut« nachzuahmen versucht und ihren Umschlag, ihre Plakate, Inserate usw. mit der Figur eines jovialen Gelehrten mit den unordentlichen Haaren, dem breitkrämpigen Hut, dem derben Regenschirm und dem rotkarrierten Taschentuch ge schmückt, dem Typus eines richtigen, volkstümlichen Doktor Allwissend, der seine Gelehrtheit freigebig mit vollen Händen und umherfliegenden Büchern ausstreut. Wenn zwei das gleiche tun, so ist das aber noch nicht dasselbe; das zeigt sich auch hier, denn der Doktor Allwissend von »Housüs S. laut- kommt gegen den kleinen Mann mit der Weltkugel als Kops nicht auf, weder das Plakat an und für sich, noch die Art und Durchführung der ganzen Reklame. Endlich ist auch die Idee selbst nicht mehr neu, sondern schon einmal dage- wesen und hat damals allerdings einen riesigen Erfolg ge habt. Der kleine Mann mit der Weltkugel erschien vor jetzt bald drei Jahren als Plakat an allen Straßenecken von Paris, als Inserat in allen Zeitungen, kurz überall, wo er sich nur anbringen ließ; überall sah man den geheimnis vollen kleinen Mann mit dem nachdenklich gesenkten Kopfe und der noch geheimnisvolleren Unterschrift: »1s ssls laut«, ohne jeden weiteren Zusatz. Alle kannten das Plakat; aber niemand wußte, was es zu bedeuten hatte, bis dann, als die allgemeine Erwartung aufs höchste gespannt war, die erste Nummer der Zeitschrift »1s sais Hont« erschien. Durch diese geschickt durchgesllhrte Reklame ist der kleine Mann mit der Weltkugel geradezu zum Wahrzeichen für die Monatsschrift »1s sais Laut« geworden und kehrt aus allem und jedem wieder, was zu dieser Zeitschrift in irgendwelcher Beziehung steht. Dieses Plakat hat sich dem Gedächtnis der großen Menge in solcher Weise eingeprägt, daß es auch heute noch wirkt; so ziemlich jeder, der es steht, weiß sofort, wo er den kleinen Mann mit der Weltkugel in seinem Gedächtnis unter bringen muß und was dieser zu bedeuten hat. Nur in bezug auf den Preis ist ein Unterschied zwischen den beiden Publikationen zu bemerken: während »1s sais laut« einen Frank kostet, will »loucüs L lost» ihren Lesern schon für SV Cts. ungefähr dasselbe bieten wie ihre um drei Jahre ältere Rivalin, die aber trotz ihrer Jugend schon einen sehr bedeutenden verlegerischen Erfolg zu verzeichnen hat und auf die schöne Auflage von 215 000 Exemplaren blicken kann. Auch in diesem Punkte dürfte es der neuen Zeitschrift schwer fallen, ihrer Konkurrentin den Rang abzulaufen. Dafür, daß die neue Zeitschrift wirklich auf breitester Grundlage aufgebaut und dazu bestimmt ist, in alle Voiks- klassen zu dringen, dafür bürgt die Person ihres Verlegers, des Herrn Arthsme Fayard, der dabei von dem Grundsätze ausgegangen zu fein scheint: »Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen«. Der Inhalt ist denn auch für die 25 Cts., die die erste Nummer zur Einführung kostet — der Preis der folgenden soll je SV Cts. betragen —, ein äußerst reichhaltiger: außer dem ersten Teil von zwei Ro manen guter Autoren (Jean Rameau und Daniel Lesueur) finden wir eine vollständige Novelle von Paul Hervieu, und dreißig kürzere oder längere Artikel, wie historische Rückblicke auf Ereignisse, die in die Zeit vom 15. Januar bis IS. Fe bruar, dem Zeitpunkt des Erscheinens der nächsten Nummer, fallen, eine ziemlich phantastische Skizze über einen even tuellen Zukunftskcieg zwischen Deutschland und England, einen Vergleich über die Kosten und den Ertrag der englischen, deutschen und französischen Kolonien, eine historische Anek dote über Napoleon I., eine grausige Buchhändlergeschichte guten Autor, dem bekannten Bibliophilen Albert Cim, ver schiedene juristische und hygienische Ratschläge, je einen Artikel über Jagd und Fischerei, über Blumensprache, über Innendekoration, über weibliche Schönheitspflege, Kochrezepte, eine humoristische Ecke, eine Szene aus einem Theaterstück, das jetzt über eine bekannte Pariser Bühne geht, eine Über sicht über die bedeutendsten Artikel andrer Zeitschriften (Lsvus äss Lsvuss), endlich ein Preisausschreiben mit 500 Preisen u. a.m., im ganzen volle 136 engbedruckte, zweispaltige Seiten in Groß-Oktao-Focmat mit 148 Illustrationen, welch letzteren allerdings mehr als dürftig, ja sogar direkt schlecht sind. Aber selbst dann wird mau zugeben müssen, daß der Preis von 2s Cts. für eine solche Menge bedruckten Papiers, in dem dem Lesebedürfnis auch des Bescheidensten in bezug auf Qualität und des Anspruchsvollsten in bezug aus die Quan tität Rechnung getragen wird, nicht zu hoch ist, sogar bei 5V Cts. nicht, denn so viel soll die Publikation ja später kosten. Herr Fayard versteht das Geschäft und hat keine der bei Erscheinen einer neuen Zeitschrift erforderlichen Mani pulationen außer acht gelassen. Außer dem soeben erwähn ten Preisausschreiben, das den glücklichen Gewinnern unter anderm SO silberne Broschen, ebensooiele Taschenmesser, ferner Ohrringe, Manschettenknöpfe, Brieföffner u. a. m. in Aussicht stellt, fällt einem beim Öffnen des Heftes zuerst ein Prospekt in die Augen, der den 2000V ersten Abon nentinnen auf wenigstens ein Jahr als Gratisprämie einen Pelzkragen oder eine Pelzkrawatte verspricht. Um etwaigen Skeptikern jeden Zweifel zu nehmen und zu zeigen, daß es sich hier um gute Ware handle, ist dem Prospekt eine Photo graphie des zu vergebenden Pelzkragens beigefügt, gleich zeitig auch die Bezugsquelle dafür genannt: Grünwaldt, »Is seldbrs kourrsur äs 1a Uns äs 1a llaixr. Unbeteiligten, die aber vom Zeltschriftenvertrieb doch auch etwas verstehen, drängt sich hier unwillkürlich die Frage auf, was wohl der Verleger, der für den Preis von 6 Frcs. zwölf Nummern seiner Zeitschrift von je 136 Seiten und einen -prachtvollen- Pelzkragen liefern mutz, und auch der Pelzhändler selbst noch verdienen können, auch wenn der bewußte Kragen von der allerbescheidensten Qualität ist. Ohne alle solche Manipulationen scheint der Vertrieb einer neuen Zeitschrift heutzutage gar nicht mehr möglich zu sein, alle Zeitschriften mit hoher Auflage tun das und müssen es offenbar tun, sogar solche wirklich vornehmer Verlags-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder