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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.01.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-01-23
- Erscheinungsdatum
- 23.01.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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^ 18, 23. Januar 1908. Nichtamtlicher Teil. »SrlmblxU s. d. DIschn. Suchhand-I. 911 Häuser, wie die »Psotnro xour tons« von Hachette tc Cie. Übrigens sind auch bei deutschen und andern Zeitschriften derartige Lockmittel durchaus nichts Fremdes; ich erinnere hier nur an die Gewinnbeteiligung bei Verlosungen, an Un fallversicherung, an Preisrätsel und andres, die den Abon nenten als Gratisbeigabe versprochen werden. Auch die großen Pariser Tagesblätter veranstalten von Zeit zu Zeit ganz witzige und originelle Preisrätsel, bei denen dann oft Preise in bedeutender Höhe ausgesetzt werden und bei denen des Pudels Kern darin besteht, daß jeder, der sich an der Preisbewerbung beteiligen will, die betreffende Zeitung mehrere Wochen hindurch kaufen und aufmerksam lesen muß. Es scheint den Redaktionen durch solche Veranstaltungen zu gelingen, eine ganze Reihe neuer Leser aus dem Lager ihrer Konkurrenten in das ihrige herüberzulocken; denn wenn solch ein Unternehmen sich rentieren soll, so muß sich der Zuwachs auf viele Tausende von neuen Lesern beziffern. Von größerm Interesse als alle diese vorbereitenden Manipulationen dürfte für den deutschen Buchhändler der Vertrieb der Zeitschrift selbst sein. Herr Fayard, der außer dieser neuen Zeitschrift auch die bekannte »Iloäorn-lZibliotlidgno« zu 95 Cts. und eine andre Kollektion »1,0 I-ivro popnlairs- zu 65 Cts. herausgibt, ist beim regulären Sortimentsbuch handel, gerade wegen der Billigkeit seiner Kollektionen, nicht eben beliebt. Und das ist verständlich; denn jeder Sorti menter verkauft lieber einen Band zu 3 Frcs. 50 Cts. als einen solchen zu 95 Cts. Herr Fayard ist aber ein sehr kluger Geschäftsmann, er kennt sein Publikum und seine Zeit. Er weiß, daß das Sortiment, wenn er sich nur an dieses zum Vertrieb seiner Kollektionen gewandt hätte, ihm bei weitem nicht die erforderliche Menge abgesetzt hätte, um auch nur auf seine Kosten zu kommen, und die »Lloäsrn- Uibliotbdgns« kann nur bei sehr hoher Auflage Gewinn ab werfen. Herr Fayard hat also das Sortiment nicht gerade umgangen — er ist nicht engherzig und liefert so ziemlich an jeden, der ihn darum ersucht —; aber er hat sich außer dem noch an die vielen Papeterien, Auchbuchhändler und vor allem an die Zeitungskioske in Paris und der Provinz gewandt. Diese letztem, deren Zahl Legion ist, befassen sich allerdings fast nur mit dem Vertrieb von Tageszeitungen, Witzblättern und periodisch erscheinenden Zeitschriften; ein wirkliches Buch ist selten bei ihnen zu finden. Aber, — und hierin liegt der Schwerpunkt der Vertriebsort von Fayard — obgleich jeder Band seiner Iloäsrn-Iiibliotbdguö ein für sich abgeschlossenes Ganzes bildet und alle Eigen schaften hat, die man von einem Buch verlangen kann, so betrachtet Herr Fayard seine Kollektionen doch nicht als eine Reihe von einzelnen Büchern, sondern als Periodikum, weil er jeden Monat regelmäßig einen Band bringt, und zwar, das muß man ihm lassen, nur gute Bücher — ich meine gut gehende Bücher — nur guter Autoren. Dadurch, daß Herr Fayard an dem einmal angenommenen Prinzip, monatlich nur einen Band zu bringen, scsthält, stürzt er sich einerseits in keine verwegenen Verlagsspekulationen und bindet sich selbst finanziell auch nicht zu sehr; anderseits mutet er der Aufnahmefähigkeit des kleinen Publikums — denn dieses kommt für seine Kollektionen hauptsächlich in Betracht — nicht zu viel zu und schützt den Markt vor einer Überschwemmung mit billiger Literatur, wodurch er sich selbst am meisten nützt. Wie oft, so scheint auch in diesem Falle das Unternehmen des Herrn Fayard mit der »bloäern- lZibliotbhguo - sich gut zu rentieren, aber nur weil die Idee neu ist und von einem einzelnen herrührt, bei dem eben die große Menge den Gewinn bringen muß. Auch für den Zweiten und Dritten mag noch etwas dabei abfallen; wollten aber alle Verleger, um der Konkurrenz zu begegnen, den Einheitspreis des französischen Romans von 3 Frcs. 50 Cts. auf 95 Cts. herabsetzen, so wäre das mit dem Ruin des französischen Verlagsbuchhandels ungefähr gleichbedeutend. Dazu kommt noch in diesem speziellen Falle, daß das Sorti ment sich nicht gern mit dem Vertrieb der Fayardschen Kollek tionen befaßt, weil sie zu wenig Gewinn abwerfen und dem Absatz teurerer Bücher schaden, der Kioskinhaber dagegen den Vertrieb mit Vergnügen übernimmt, weil er ihm im Verhältnis zum Preise seiner sonstigen Ware immerhin viel einbringt. An jedem Bande der bloäoru-Libliotlrdgue, den der Kiosk inhaber verkauft, verdient er ebensoviel wie an neunzehn Exemplaren einer Tageszeitung 4 5 Cts., mit deren Vertrieb er sich hauptsächlich besaßt. Somit kann man es eigentlich Herrn Fayard nicht verdenken, wenn er durch die Vermitt lung der Zeitungskioske u. a. ein großes Absatzfeld für seinen Verlag zu finden und weite Kreise der Bevölkerung zu treffen sucht, die von dem regulären Sortimentsbuchhandel nicht berührt werden. Übrigens scheint gerade in diesem System des Einzel verkaufs der Grund für das Geheimnis der großen Pariser Zeitungsauflagen zu liegen; denn — so sonderbar das auch klingen mag — ein Abonnement auf irgend eins der großen Pariser Tagesblätter ist in der Regel teurer, als wenn man sich täglich jede Nummer einzeln kaust. Ein Jahresabonnement auf »b,e Oonrval« kostet z. B. in Paris und nächster Umgebung 20 Frcs., ein dreimonatiges 5 Frcs. 50 Cts., ein solches auf das »Lebo äo Paris« sogar 24 Frcs. bezw. 6 Frcs. Wenn ich nun, anstatt mir das Journal für 20 Frcs. ins Haus tragen zu lassen, täglich jede Nummer einzeln kaufe — wobei ich gar nicht lange suchen muß, denn in jeder Straße findet man mehrere Zeitungsablagen —, so kostet mich das 5x365 -- 18 Frcs. 25 Cts. statt 20 Frcs. Beim Leliv äs Paris ist der Unterschied sogar noch be deutender, und außerdem habe ich dabei den Vorteil, daß ich, wenn ich aus irgend einem Grunde einmal eine andre Zeitung lesen möchte, dies ohne Mehrkosten tun kann. Der Schwerpunkt dieses Einzelverkaufs liegt darin, daß es dem kleinen Mann, dem die großen Pariser Tagesblätter ihre riesigen Auflagen doch in der Hauptsache zu verdanken haben, auf eine tägliche Ausgabe von 5 Cts. nicht ankommt, er gibt sie für seine Zeitung gern her; wollte man ihm aber eine Quittung für ein Jahresabonnement über 24 oder 20 Frcs. oder auch nur über 6 Frcs. oder 5 Frcs. 50 Cts. für ein dreimonatiges Abonnement präsentieren, so würde sich gar mancher die Sache überlegen. Um nun wieder auf Herrn Fayard und seine neue Zeitschrift zurllckzukommen, so ist zu bemerken, daß er sich für den Vertrieb durch das Sortiment gar keinen großen Hoffnungen hingibt. Wie schon weiter oben gesagt, sind alle Fayardschen Publikationen so gedacht und so angelegt, daß sie nur bei einer sehr hohen Auflage Gewinn abwerfen können; mehrere Bände der »Lloäsrn-Uibliotbdgne» haben die Zahl von 100 000 erreicht und überschritten, und um einen solchen Absatz erzielen zu können, muß Fayard sich nach einem Vertriebsfaktor umsehen, dessen Beziehungen tiefer in die mittleren und unteren Volksschichten eindringen, als dies dem regulären Sortiment möglich ist. Diesen Faktor hat er in den Zeitungskiosken gefunden, die den Vertrieb seiner Publikationen gern übernehmen und zu denen Herr Fayard durch die monatlich erscheinenden Bände seiner »Lloäsro - Libliotlidgns« in engen Beziehungen steht. Ec weiß, daß er sich auf seine Vertriebsagenten verlassen kann; er hat sie nicht nur zur Hand, sondern sogar in der Hand, und eben weil er sie in der Hand hat, ist der Absatz einer Auflage von 100 000 Exemplaren eine »Kleinigkeit« für ihn. Außerdem rechnet er dabei noch sehr stark auf den direkten Vertrieb; denn die erwähnten 20 000 ersten Abonnentinnen, denen der Pelzkragen versprochen wurde, beziehen sich na- ll8'
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