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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.01.1908
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- 1908-01-25
- Erscheinungsdatum
- 25.01.1908
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- Deutsch
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1000 DSrlmblaU s. d. Dychn. Buch-and-I. Nichtamtlicher Teil. ^ 20, 2S, Januar 1908. Hände, das von der Firma Breitkopf L Härtel in Leipzig gedruckt worden war. Er entschloß sich, nach Leipzig zu gehen. Doch in jenen Zeiten war es keine leichte Sache, eine so lange und teure Reise zu unternehmen. Da er sich aller Mittel beraubt sah, machte er sich zunächst mit allen Kräften ununterbrochen zwanzig Tage lang an die Arbeit und kopierte Noten, um das nötige Geld für die Reise zu ver dienen. Ec reiste ab, und zu seinem Glück wurde er sofort von den Herren Breitkopf L Härtel angenommen; er blieb dort so lange Zeit, wie ihm nötig schien, alles zu lernen, was er wünschte; dann kehrte er triumphierend nach Mailand zurück . . . mit einer Kupferstichpresse. Mit einem Kapital von 100 Lire — heute un gefähr 80 Lire entsprechend — präparierte er einige Platten, stach und druckte sie, und am 8. Januar 1808 veröffentlichte er das erste Stück, damit die glückliche Reihe von Veröffent lichungen beginnend, die 100 Jahre spater die hohe Ziffer 112 500 erreichen sollten. Bald gewann er Dirigenten, Künstler, Sänger zu Freunden; besonders enge Freundschaft verband ihn mit Gioachino Rossini. Er ging nach London, kaufte zwei typo graphische Pressen und Buchstaben für den Druck, kehrte zurück und gründete in Via Ciovasso seine bescheidene Werk statt, mit der er der Begründer des italienischen Musik- Handels wurde. Nach und nach erwarb er alles, was an den Theatern aufgefllhrt wurde: Opern, Ballets, Operntexte. Nach Rossini kamen Bellini, Donizetti, Mercadante, Pacini und endlich Verdi, und alle vertrauten Giovanni Ricordi ihre Werke an. Ausgestattet mit einer außerordentlichen Arbeitskraft, versah er persönlich alle Erfordernisse der Verwaltung, leitete die Arbeiten der Druckerei, und unternahm, »m den eignen Handel immer mehr zu erweitern, häufige und lange Reisen nach Frankreich und England. So erlangte seine Firma allmählich große Bedeu tung. Um diese noch zu vermehren, gründete er 1842 die »dareotta Llusiealo 11 Uilauo« und vertraute die Leitung und Mitarbeiterschaft den bedeutendsten Musikkritikern jener Zeit an. Mit dem Aufgehen des leuchtenden Sterns in der Musik kunst Giuseppe Verdi sicherte Ricordi, der sich in den Besitz fast aller seiner Opern gebracht hatte, die Zukunft seiner Firma. Im Winter 1853 sollte zum erstenmale die Oper Rigoletto an der »Scala« aufgesührt werden. Giovanni, der dieser Aufführung größte Bedeutung beimaß, wohnte allen Proben bei und bemühte sich um die Aufführung. Aber die dabei erduldeten Aufregungen wirkten störend auf seinen Organismus, und bei der Rückkehr von einer Probe befiel ihn ein Herzkramps, der sich in naher Folge als tödlich erwies. Am Abend des 18. Januar 1853 wurde Rigoletto aufgeführt; begierig und strahlend vor Freude empfing der Kranke an diesem und den folgenden Tagen die Nachrichten über den wachsenden Erfolg seiner Lieblingsoper; aber nicht lange darauf, am 15. März 1853, erlag Giovanni Ricordi seinem Leiden. — Sein Leben war ein hochachtbares Beispiel von Willens- und Tatkraft, Erfindungsgabe, großer Klug heit und kaufmännischer Rechtschaffenheit. Ihm folgte in der Leitung des Unternehmens sein Sohn Tito, geboren in Mailand am 29. Oktober 1811, dem der Vater sehr guten Unterricht hatte geben lassen, sowohl auf dem Gebiete der Kunst, als auch der Literatur. Sehr ge bildet, ein ausgezeichneter Pianist, schloß er auf seinen Reifen im Ausland Freundschaft mit den berühmtesten Autoren jener Zeit, ganz besonders mit Liszt und Thalberg. Die kostbarste unter allen Freundschaften war die wirk lich große und tiefe zu Giuseppe Verdi. Diesem großen Meister verdankt die Firma Ricordi ihr kaufmän-' nisches Erblühen; er war einer jener seltnen Menschen, die durch Taten, nicht nur durch Worte beweisen, was das Wort Freundschaft bedeutet. Der berühmte Meister lehnte dauernd die großartigen Angebote ab, die er aus allen Teilen der Welt erhielt; wenn er sich ent schieden hatte, eine neue Oper ausfllhren zu lassen, schrieb er ganz einfach an Tito Ricordi: »Die Oper ist fertig, sie wird in dem oder dem Theater aufgesührt werden; hast du Lust, sie für deine Firma zu erwerben?« Und Tito Ricordi seiner seits schickte eins der gewöhnlichen Kontraktblätter, ganz unbeschrieben und überließ es Verdi, das Formular aus zufüllen, wie er es fürs beste hielt. Die Bedingungen wurden dann immer so gestellt, daß sie einen Beweis lieferten von Verdis Freundschaft und Achtung für Tito Ricordi. In solchem Verkehr mit dem größten musikalischen Genie jener Zeit und unter der Leitung einer so fähigen Persönlichkeit mußte die Firma Ricordi beständig gedeihen, so daß sich mit Bildung eines geeinigten Italien die Not wendigkeit ergab, Filialen zu gründen. So entstand 1884 eine in Neapel; 1865 eine andre in Florenz, die später, 1871, nach Rom verlegt wurde, nachdem Rom zur Hauptstadt Italiens gemacht worden war. Zwei Jahre darauf, 1873, wurde auch in London eine Filiale eröffnet infolge des erweiterten Handels in England. Schon im Jahre 1883 wurde Tito Ricordi von so schwerer Krankheit befallen, daß er seinen Sohn Giulio veranlassen mußte, seine glänzende Militärlaufbahn zu verlassen, um dem Vater in der Verwaltung des Geschäfts beizustehen. Im Jahre 1887 entschloß sich Tito Ricordi, um für die Zukunft das Kapital seines Handelshauses zu sichern, eine einsache Kommanditgesellschaft zu bilden, deren Leitung er seinem Sohne Giuglio anvertraute. Ein Jahr darauf schloß er mit Signora Lucca Strazza einen Vertrag, und damit vereinigten sich die beiden bedeutendsten Musik firmen Italiens zu einer einzigen: G. Ricordi L Co. Leider war es Tito Ricordi nicht vergönnt, die Früchte dieser neuen Vereinigung reifen zu sehen; die Krank heit, die seit langer Zeit seine Gesundheit untergrub, verlöschte sein Lebenslicht am 7. September 1888. So blieb Giulio Ricordi allein und einzig verantwort lich für die Leitung des bedeutenden Geschäfts. Er war am i9. Dezember 1840 geboren und hatte vom Großvater Giovanni die Liebe zur Arbeit und zum Handel geerbt,, vom Vater Tito diejenige für Musik und Malerei. Sein unruhiger, selbständiger Geist, der gegen jede Disziplin sich auflehnte, hatte den Vater genötigt, seine Erziehung Privatlehrern anzuvertrauen. Mit 18 Jahren trat Giulio in begeisterter Liebs zum Vaterland und darin vom Vater bestärkt, in das Piemontesische Heer ein, das sich gegen Österreich rüstete (1859). Ais Jüngling von seltner Begabung und Bildung wurde er zum Unterleutnant der Bersaglieri und bald darauf zum Oberleutnant beim General slab unter dem Befehl des Generals Enrico Cialdini be- lördert; aber der ernste Gesundheitszustand des Vaters zwang ihn, den Dienst zu verlassen, um sich gänzlich dem väterlichen Geschäfte zu widmen. Er übernahm auch die Leitung der Uivists. daLLetta lllusioalo äi Nilauo, die später den Titel »Llusics. o Llusioisti« annahm und seit 1906 das Motto der Firma trägt »Lrs et Labor«. Giulio Ricordi hatte und hat noch Verbindung mit den berühmtesten Künstlern und Meistern: Rossini, Liszt, Rubinstein, Ponchielli, Catalani, Boito, Franchetti, Puccini und vielen andern. Sein intimster Freund war Giuseppe Verdi; die Verehrung, die Giulio Ricordi für das teure ^ Andenken dieses Großen hegt, ist so tief, daß er jedesmal zu
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