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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.01.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-01-25
- Erscheinungsdatum
- 25.01.1908
- Sprache
- Deutsch
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- Zeitungen
- Saxonica
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20, LS Januar 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 1001 Tränen gerührt ist, wenn Anekdoten von diesem berühmten Meister erzählt werden, oder wenn er sich der Schmerzens tage seines Endes erinnert. Nur wer die innige Verehrung Giulio Ricordis für Verdi und das tiefe Gefühl seines Herzens kennt, mag verstehen, was er erduldete bei dem Verluste seines berühmten Freundes. Mit seinen großen Gaben vereinigt Giulio Ricordi noch eine andre: eine Bescheidenheit, die manchmal zu einer wirklichen Abneigung wird für alles, was zu seiner Ehre gesagt oder getan werden kann. Es ist deshalb schwierig, von ihm zu sprechen, und wer es tut, läuft Gefahr ihn zu betrüben. Das führt dann zu einem der seltenen Fälle, in denen Giulio Ricordi im Befehlston sagt: »Ich will es nicht!« Deshalb halten wir für besser, nichts weiter über seine Persönlichkeit zu sagen und nur in großen Zügen anzugeben, wie sich das Geschäft im allgemeinen unter seiner Leitung entwickelt hat. Die hohe Achtung, die die ganze Welt der italienischen Musikkunst zollt, die Verehrung, die von allen Völkern über den Alpen und Meeren den Werken ihrer großen Meister entgcgengebracht wird, die Verbreitung, die die Werke Ricordis in allen Weltteilen fanden, alles trug dazu bei, unzählige Handelsverbindungen zu schaffen, die die Gründung weiterer Filialen in vielen Hauptstädten nötig machten. Nach Neapel, Rom und London wurde 1887 eine Filiale in Palermo gegründet, 1888 eine andre in Paris, 1898 in Buenos Aires und New Dock und endlich 1902 eine Filiale in Leipzig. Eine natürliche Folge war die Vergrößerung der Notenslechereien, des Lagers und der Verwaltungsräume. 1883 entstand nach dem Entwurf des Ingenieurs Cav. Luigi Brentano ein neues großartiges Gebäude längs der Vi-llo Loris. Victoria Nr. 21; unter der Leitung des Ingenieurs Tito Ricordi, des Erstgeborenen Giulios, entwickelten sich Notenstecherei und Kuustdruckerei, begannen die Veröffentlichungen von Illustrationen, Plakaten in Chromo, deren künstlerische Schönheit heute die Firma Ricordi als eine der ersten auf diesem Gebiete dastehen läßt. Heute wird sie von dem jungen Signore Emanuele Ricordi geleitet; unter seiner iüchtigen Leitung nehmen die Aufträge derartig zu, daß die Räume nicht mehr genügen zur schnellen Erledigung aller Arbeiten, so daß man schon jetzt an die Errichtung eines viermal größern Gebäudes denkt. Wir führen der Vollständigkeit halber folgende Zahlen an: Mit elektrischem Motorbetrieb arbeiten jetzt 10 litho graphische Pressen, 15 lithographische Maschinen, 9 Kupfer stichpressen, 6 Papierschneidemaschinen, 1 runde Papier schneidemaschine, 1 hydraulische Presse, 2 Beschneidemaschinen mit Motorbetrieb, 2 Falzmaschinen, K Heftmaschinen. Es besteht eine eigene Gießerei für die Platten. Beschäftigt sind ungefähr 140 Arbeiter und 68 Arbeiterinnen; von jenen ist der älteste Musazzi Giuseppe, der öl Jahre Dienst zeit zählt; neben ihm sind 45 Arbeiter länger als 20 Jahre in dem Geschäft tätig. Jährlich werden ungefähr 2L00 000 Bogen Papier in verschiedenem Format allein mit Musiknoten bedruckt, was einer Gesamtsumme von vielen Millionen Seiten gleich kommt. Für die Berichte sind 100 000 Bogen Papier jährlich notwendig im Format von 105 X 150 em, und von andern Sorten Papier, gewöhnlichem und anderem, werden gegen zwei Millionen Bogen verbraucht! Drei Buchdrucke reien liefern die Druckarbeit für die verschiedenen Editionen, inbegriffen die Rivista >Lrs et I-sdor«. In den Werkstätten wird auf Stein, Zink, Aluminium und nach den neuesten, vollkommensten Methoden gedruckt. Im Jahre 1906 wurden rund 4 627 000 Bogen Papier bedruckt! Börsenblatt M den Deutschen Buchhandel. 7i. Jahrgang. In der Verwaltungsabteilung hat der Chef einen tüch tigen Mitarbeiter an Sig. Cav. Eugcnio Tornaghi, der feit SO Jahren in der Firma tätig und deren erster Prokurist ist; ec ist Giulio von Jugend auf befreundet, ein Mann von hoher Bildung, praktischem Sinn und tiefer Kenntnis der Menschen und Dinge. Seine un ermüdliche Arbeitsfreudigkcit, sein treues Gedächtnis, seine Vorsicht, vereinigt mit großem Pflichtgefühl, machen Cav. Tornaghi zu einem der seltenen und schätzbaren Menschen, denen man mit Ruhe das Schicksal eines großen Unter nehmens anvertrauen kann, sicher des Erfolges. Eine andre bedeutende Hilfe, besonders auf künstlerisch- theatralischem Gebiet, hat Giulio Ricordi an seinem Sohne, dem Ing. Comm. Tito. Er ist in Mailand am 17. Mai 1866 geboren, erlangte den Titel Ingenieur an dein vom Senator Giuseppe Colombo geleiteten Poly technikum, leitete einige Zeit die Geschäfte, gab sie dann an den Bruder Emmanuele ab, um sich mit Eifer und Liebe der Ausdehnung des weiten Betriebs zu widmen. Die Kunst und die Pflege der zahlreichen Geschäftsverbindungen nötigen ihn seit einiger Zeit, den größten Teil des Jahres zu reisen, so daß er jedes Gefühl für Beschwerden und den Begriff von Entfernungen verloren hat; mit Gleichgültigkeit reist er von London nach Budapest, von Berlin nach Palermo, von Wien nach Paris, nach New Jork, um dann nach Mailand zurückzukehren. Hier prüft er Opernpartituren, die in außerordentlicher Zahl ihm' aus allen Ländern zugesandt werden; er studiert, setzt Schriftsätze auf zur Abänderung von Verträgen oder inter nationalen Übereinkünften das künstlerisch-literarische Eigen tumsrecht betreffend, macht Vorschläge zur Erreichung weiterer Ausdehnung der Musitpflege, prüft Dramen, Tragödien, Opecntexte, liest Revuen aller Länder, er läßt sein Trommelfell zerreißen oder erfreuen von einer Unendlichkeit von mehr oder minder guten Künstlern und verfolgt zur selben Zeit mit lebhaftestem Interesse den Geschäftsgang bis in die kleinsten Einzelheiten. Intelligent, gebildet, scharfer Beobachter, in beständiger Berührung mit hervorragenden Menschen, sei es auf dem Gebiet der Kunst, sei es der Geschäfte, ist er ein Bewunderer und Förderer jedes Fortschritts, ein Mann von wenig Worten und großer Energie, huldigt jedem Fortschritt und ist seiner Zeit weit voraus. Das ist die Firma, die im Jahre 1908 die Hundert jahrfeier ihres Wirkens begeht, und die, entfernt davon, am Ende ihres Weges und ihres Ruhmes zu stehen, in sich die Kraft, den Willen und die Hoffnung einer kühnen und mutigen Jugend fühlt; sie steht neue Horizonte sich er schließen, neue Wege sich öffnen, die die Bedeutung des eignen Handels vermehren und den Namen der Firma und ihren Ruhm mit dem ihrer Stadt und der Nation ver schmelzen. Entwurf eines Scheckgefetzes für das Deutsche Reich. (Vgl. Nr. 12 d. Bl) Der Deutsche Reichstag begann am 21. Januar die erste Lesung des ihm vorliegenden Entwurfs eines Scheckgesetzes. Abgeordneter Nacken (Zentr.): Diese Vorlage ist die Folge einer Anregung aus dem Hause. Die wirtschaftlichen Vorteile des Scheckverkehrs sind bekannt. Der Bedarf an Metallgeld wird auf dem Wege des Scheckverkehrs ganz wesentlich eingeschränkt und damit auch auf den Privatdiskont und den der Reichsbank ! eingewirkt. Ich verweise in dieser Beziehung auf die Ver- I Handlung der vorigen Woche. Unter den kaufmännischen 130
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