^ 21, 27. Januar 1908. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt s. d. Dlschn. Buchhandel. 1065 vo>i M. vo^i 23 OLK I-^KVOKir/<(DM3HN U^IVLK3I?E-?ir0?L380irL^ Neues Wiener Tagblatte Wien . . . Die im Berlage von Ullstein Lc Co in Berlin erschienene „Weltgeschichte" führt den bezeichnenden Unter titel „Die Entwicklung der Menschheit in Staat und Ge sellschaft, in Kultur und Geistesleben" und ist hcraus- gcgebcn von Prof. Dr. I. v. Pflugk-Harttung. Mitgcarbcitet haben an dem Werke eine ganze Reihe deutscher und österreichischer Forscher, Historiker von glänzendem Namen, eminente Philosophen und Naturforscher, Zierden der deutschen hohen Schulen. Der vorliegende Prachtband umfaßt die Zeit von 1500 bis 1650, da verschiedene Umstände es angezeigt erscheinen ließen, zuerst mit der Darstellung dieses Zeitabschnittes vor die Öffentlichkeit zu treten. Doch ist setzt schon ein flüchtiger Blick über den Inhalt des gesamten Werkes möglich, und eingelcitet wird cs werden durch einen Aufsatz aus der Feder des Altmeisters Ernst Haeckel: „Die Entstehungs geschichte der Menschheit". Das ist in der Tat ein nobler Prolog zu einer Weltgeschichte, ein solcher, der in seiner Art richtunggebend ist für das ganze Buch. Denn wiewohl dieses sich frcihält von einseitiger Partcitendenz und keinem seiner illustren Mitarbeiter einräumt, die Subjektivität seiner politischen Meinung über die historische Sachlichkeit zu stellen, so ist es doch beseelt von Ideen und Anschauungen, wie sie den Historikern des zwanzigsten Jahrhunderts zukommen. . . . Das gilt schon von dem vorliegenden Bande, der, wie gesagt, die Zeit von der Entdeckung Amerikas bis zur Gegenreformation in Westeuropa umfaßt und dessen Ein- lcitungsartikel charaktcristischerwcise „Das religiöse Zeit alter 1500—1650" betitelt ist. Der Verfasser dieser Ab handlung ist der Herausgeber Professor Dr. I. von Pflugk- Harttung. Sie klingt in den förmlich als Motiv zu diesem Bande geltenden Worten aus: „So bilden die anderthalb Jahrhunderte, welche uns beschäftigen, zwar schon einen Teil der Neuzeit, doch mehr im Sinne des Werdens als des Gewordenen. Die bezeichnendsten Ge stalten sind noch nicht Männer der Staatskunst oder des Schwertes, sondern cs sind die kirchlichen Gcisteshclden: Luther und Loyola. Maßgebend ist das Bekenntnis." . . . Die prachtvollen farbenreichen Wieder gaben klassischer Gemälde aus jenem Zeit abschnitte, die Reproduktionen berühmter Zeich nungen und Stiche geben in ihrem intimen Zusammenhänge mit dem Inhalte dem Buche geradezu ein kunstadliges Gepräge. Da gibt es Van de Veldes Bild „Seeschlacht zwischen Engländern und Holländern, Juni 1666"; man sicht die Wiedergabe von Rubens Meisterwerk „König Heinrich IV. und Maria von Medici", Handzeichnungcn von Leonardo da Vinci, Richelieus Charakterkopf von Philipp de Champaigne, und eine Fülle anderer Schätze aus der Renaissance und Nachrcnaiffance. Diese illustrierte Weltgeschichte scheint uns die wirksamste Methode zu bergen, wie man die Kunst, die doch ein so hoher historischer Faktor ist, ins Volk trage. So bedeutet das Werk nach mehreren Richtungen hin eine vornehme Gabe für das deutsche Bürgertum. Diese sowohl in einzelnen Bänden wie auch in Lieferungen erscheinende Weltgeschichte wird, was ihre Form und ihren Inhalt, was den darin offenbarten Kunst- gcschmack wie die lichtvolle moderne Gesinnung anlangt, und nicht zum mindesten dadurch, daß diese Wclt-implicite eine Kultur- und Kunstgeschichte ist, reichen Anklang finden. Eine besondere Anziehungskraft gewähren übrigens auch die zahlreichen Handschriften, so unter anderem aus der Zeit Wallcnstcins. Dem hier besprochenen Bande ist ein Brief bcigclcgt, der, wie wohl bemerkt wird, daß seine wissenschaftliche Authentizität nicht feststcht, doch vermöge seiner zeitgenössischen Färbung das größte Interesse er weckt. I» diesem Briefe gibt Kolumbus schildernd und Bericht erstattend von der Entdeckung Amerikas Kenntnis. IVIorZen 9