Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.01.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-01-31
- Erscheinungsdatum
- 31.01.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19080131
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190801314
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19080131
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1908
- Monat1908-01
- Tag1908-01-31
- Monat1908-01
- Jahr1908
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
25, 31. Januar 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel 1235 er und seine Kunst frisch und jung wie Werdende bis auf den heutigen Tag. Das prachtvoll lebendige Bild -Abend am oberen Dhrontal', das von dem nun Siebzigjährigen auf der vorjährigen Berliner Kunstausstellung zu sehen war, ist als Beispiel d.aflir zu nennen. Es ist so kraftvoll flott heruntergepinselt, wie es der Jüngsten einer nicht besser fertig bringt, dabei landschaftlich von solch überzeugender Naturwahrheit und interessanter Behandlung, daß es auch ohne die Hirjchgruppe am Waldhang als ein gutes selbständiges Kunstwerk angesprochen werden müßte. In dieser Beziehung, in der subtilen Durchbildung des Land schaftlichen, ist Kröner vorbildlich für unsre Tiermalerei geworden; der junge Nachwuchs, ein Friese, Carl Zimmermann, und wie sie alle heißen, sind nach seinem Beispiel mit mehr oder weniger Erfolg bestrebt, das Wild immer harmonisch in die landschaftliche Stim mung zu bringen, im Gegensatz zu den alten Jagdmalern vom Anfang des vorigen Jahrhunderts, für die die Landschaft nur als summarisch zu behandelnder Hintergrund, als Kulisse existierte. Von diesen Alten unterscheidet Kröner sich aber auch noch dadurch, daß er nicht einzelne Tierbildnisse gibt, die, wie z. B. bei Rie- dinger, meist nach totem Wild gemalt oder gestochen waren, son dern daß er uns das Leben des Wildes fast immer in dramatischen Handlungen vorsührt, die ihm Gelegenheit geben, der Tierseele, dem Innenleben seiner Modelle besser nachzuspüren, als es beim bewegungslosen, rastenden Tier möglich ist. Die reichste Anregung und die dankbarsten Motive bietet ihm der Edelhirsch in der Brunstzeit. In unzähligen Bildern sehen wir den majestätischen Platzhirsch in immer neuen Episoden, als unbestrittenen Herrscher lästigen Störenfried, im Kampfe mit dem Gegner, als Sieger, der den schwächern Nebenbuhler abgeschlagen hat, oder als Besiegten, der dem Stärkern weichen und ihm den Harem überlassen muß. Und wenn Kröner, wie in den bekannten Darstellungen -Durch die Lappen-, »Durch die Schützenlinie-, -Auf der Flucht gestreckt, und in vielen Treibjagden, reine Jagdszenen gibt, so vermeidet er doch absichtlich, den jagenden Menschen zu deutlich in die Erscheinung treten zu lassen. Die Hauptsache ist ihm eben nur die Schilderung des Wildes unter der Einwirkung des dar gestellten Augenblicks, die Erfassung der Tierseele im gegebenen Moment mit allen ihren Regungen und sichtbaren Äußerungen, wie er es als Jäger und als Künstler in zahllosen, direkt nach scharfem Auge beobachtet und mit sicherer Hand festgehalten hat. Seine seine Naturempfindung bewahrt ihn davor, in den Fehler des großen englischen Jagdmalers Landseer zu verfallen, der seinen Tieren menschliche Leidenschaften und Gefühle unterlegte. Was der sentimentale Landseer für sein Land und Volk gewesen ist, das ist der naturwahre Kröner für unsere deutsche Kunst geworden: ein Bahnbrecher und Pfad finder auf dem Gebiet der Tierschilderei. Es ist ja nur zu natürlich, daß Kröner sich nicht darauf be schränken konnte, einzig und allein den Edelhirsch, den majestätischen König der Wälder, mit seinem interessanten und wechselreichen Leben als Motiv für seine Bilder zu wählen. Alles was da kreucht und fleucht im großen Reich der deutschen Berge und Wälder, hat dem jagenden Maler Modell stehen oder, besser gesagt, laufen und fliegen müssen: das scheue flüchtige Rehwild sowohl wie das leichtfüßige Hasenvolk, das wehrhafte Schwarzwild wie der balzende Auer- und Birkhahn. Was das Jagdjahr im Wechsel der Schußzeit überhaupt dem Waidmann bringt, das bannt der Künstler auf die Leinwand als wirkungsvolle Staffage für seine sein abgestimmten, charakteristischen Landschaften. Auch die Be wohner des Meeres finden sein Interesse, wie das in den neun ziger Jahren auf Borkum gemalte humorvolle Strandbild mit Seehunden und Möoen beweist. Und auf dem Bild »Die Gänse wiese- auS dem Jahre 1871, nebenbei gesagt das einzige Bild, mit dem der Jagdmaler Kröner auf der Jahrhundert-Ausstellung vertreten war, ist von Jagd und jagdbaren Tieren nichts zu sehen. Auch Kühe, Schafe, Schweine und andre Haustiere hat er oft gemalt und radiert und zwar mit gleich unübertrefflicher Meisterschaft und in der brillanten Technik, die ihm als Frucht eines eisernen Fleißes zu eigen geworden ist. In allen technischen Ausdrucksmöglichketten ist Kröner zu Hause, und seine sein und meisterhaft hingesetzten Aquarelle werden ebenso geschätzt, wie die flotten, mit breitem Pinsel wie spielend gemalten Ölbilder. Er ist ebenso geübt in Führung des Zeichenstiftes wie in der Handhabung der Radiernadel. Seine Tätigkeit als Illustrator ist überaus reich und mannigfaltig. In erster Linie sind es natürlich die Jagdzeitungen, die seine leicht und sicher hingcworfenen Zeichnungen als besondre Glanz aber auch fast alle unsre illustrierten Wochenschriften zählten und zählen den Künstler noch heute zu ihren gern gesehenen Mit arbeitern. Außerdem ist Kröner in vielen Werken mit zahlreichen Illustrationen vertreten, z. B. in Brehms Tierleben, in Ober- länders -Quer durch deutsche Jagdgebiete-, in A. von Perfalls Weidmannsjahr, F. Skrowronnek, Die Jagd. Für das voll- H^ A Brinckmann (G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1868) zeichnete der Künstler 20 reizvolle, poetisch empfundene Initialen mit Stimmungslandschaften und Tierszenen. Als Radierer führt er die Nadel mit viel Geschick. Die mit außerordentlich flotten Strichen meist gut durchgearbeiteten Blätter sind nicht bloß in Kupfer tief geätzte Handzeichnungen, wie manche haben. Kröners Blätter verdienen wirklich diese Bezeichnung, ja hier und da lassen sie technische Geheimnisse und Kunstgriffe erraten, die sonst gewöhnlich nur den berufsmäßigen Graphikern zu Gebote stehen. Neben einigen flüchtig hingeworfenen Studien und Skizzen finden sich Schöpfungen, die in ihrer fleißigen Detail arbeit und harmonischen Vollendung ganz den Eindruck von ab gerundeten bildmäßigen Kompositionen mit interessanten Luft- und Lichtstimmungen machen. Die derart zutage tretende Geschicklichkeit läßt es bedauern, daß des Künstlers Radier tätigkeit nur auf wenige Jahre, nämlich von 1875 bis 1880, be- widerspiegeln würden, als die bekannten von dritter Hand her rührenden Stiche und Radierungen es trotz aller technischen Vor züge vermögen. Originale sind immer genußreicher als Über setzungen. An äußeren Ehren und Auszeichnungen hat es unserm Künstler nicht gefehlt. Unter anderem erhielt er 1876 auf der Akademischen Kunstausstellung in Berlin die kleine goldene Me daille, drei Jahre später für die effektvolle Harzlandschaft -Szene bei einem eingestellten Jagen auf Wildsauen- die große goldene Medaille. Seit 1885 ist Kröner Mitglied der Berliner Akademie der Künste, und 1893 wurde ihm der Professor-Titel verliehen. Auch in London wurden seine Bilder mehrmals, 1879 und 1887, prämiiert. In den meisten öffentlichen Sammlungen findet man Kröners Gemälde. Die Berliner National-Galerie besitzt u. a. das Haupt- 1888), das Leipziger Museum -Zur Brunstzeit am Brocken- (1890 galerie in Düsseldorf -Nach dem Kampfe-. In den letzten Jahren hat Kröner viele Rivalen auf seinem engern Gebiete der Jagdmalerei gefunden, darunter tüchtige, be achtenswerte Kräfte, die ebenfalls Hervorragendes leisten. Aber übertroffen hat ihn noch keiner, und der jugendliche Schaffens drang des Jubilars bürgt dafür, daß er noch lange an der Spitze marschieren wird. L — Lrtrs.-k'orma.t. ea. 87 : 65 em ^ 50.— ea. 71 : 52 om ^ 30.— 160*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder