1290 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Fertige Bücher. „-kL 28, I, Februar 1908. H. Haessel Verlag in Leipzig Soeben erschienen: Gedichte von Ricarda Huch Zweite vermehrte Auflage 17 Bogen in 8°, Broschiert M. 4.^ ord., M. Z. - netto, M. 2.7tt bar. Zn echt Pergament gebunden M. 6.— ord., M. 4.75 netto, M. 4.40 bar. i Freiexemplare 7 6. Das „Literarische Zentralblatt für Deutschland" (Zarncke) schreibt: Nebel belastet Lüget und nacktes Buschwerk; Nichts am Lelbe der Erde bewegt sich; Winter ergriff sie und Tod. Ich nur, ich lebe. Denn eine heilige Flamme Flammt und lodert in mir. Eine Flamme der Liebe; Mich aber, die zitternde Ampel, Strahlt ihre Glut voll an. Die ich behüte. Schirmend umwölb' ich sie. Daß sie opfernd empvrwallt. Auf zu dem Vielgeliebten, Dem sic geweiht und gelobt. Dem sie freudig stt, aufzehrt Mit inbrünstiger Seele. Wenn nur der Leib, die kristallne Schale, Von der züngelnden Sehnsuchtsflamme Überheiß, jüh nicht springt Mit hell ausklingendem Seufzer! „Die Ampel" ist das Gedicht überschrieben, in dem Ricarda Luch also sich selber charakterisiert. Es steht ziemlich am Ende ihres nunmehr zum zweiten mal aufgelegten, würdig ausgestatteten Gedichtbuches, und wer dieses bis dahin schon kennt, wird das Ampel-Gleichnis in der Tat als etwas ganz Natür liches hinnehmen, wie umgekehrt dies Gedicht wohl auch gut zur Einführung in die Welt der Luchschen Poesie dienen kann. Ausstrahlungen jener Liebesflamme sind die Mehr zahl der Gedichte, also nicht bloß die zweiundsechzig „Liebesreime". Das ist der Name der meist kurzen Zeilenbllndel von größerer oder geringerer Reim- verschlungenheit, die mit ihren Gedanken, Gesichten, Schreien und Scherzen einen wahren Kult mil dem Geliebten treiben. Von ihnen unterscheiden sich andere, ihnen nicht beigezählte Liebesgedichte gleich wohl nur durch die äußere Gestalt, durch ihren Strophenbau oder auch nur durch ihre Länge, und