Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.03.1924
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1924-03-05
- Erscheinungsdatum
- 05.03.1924
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19240305
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192403056
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19240305
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1924
- Monat1924-03
- Tag1924-03-05
- Monat1924-03
- Jahr1924
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2826Aörsrnblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. RedaktloneNer Teil. >k 55, 5. März 1924. daß Sie mit allen möglichen Kommissions-, Propaganda- uns Be zugs-Vergünstigungen aus dem eben geschilderten Buchhandels- apparat Glanzleistungen für das deutsche Buch hervorzaubern können? Ach nein: das übel liegt tieser. — Ich will es Ihnen kennzeichnen: Es liegt darin, daß die Träger des deutschen Buch vertriebes im Ausland« eben — Deutsch« sind. Sie sind an ihr« politische, geistige, wirtschaftliche Erziehung gebunden; — den Unterschied von der englischen und sogar von der französischen Er ziehung sür die Welt brauche ich Ihnen kaum zu beschreib-». - Da es aber doch sonst so viele andere kaufmännisch oder gewerb lich, oder sonstwie tätige Ausländsdeutsche gibt, die gerade im Auslande feste, tüchtige, erfolgreiche Deutsch« sind, so wollen wir Buchhändler es unter uns gestehen: Ach Gott, unsere Auslands- -vuchhändler sind (wenn es nicht in anderen Stellungen verkrachte Existenzen sind) eben »deutsche Buchhändler-, und das ist für Well- begrifse eine verschärfte Schwächung, zumal gemessen an den hohen mid schwierigen Ausgaben des Berufes im Auslände. Und hierin liegt in der Tat unsere entscheidende Schuld an den Organi sationsmängeln unseres Vertriebes im Auslande. — Zweierlei Einwänden will ich knapp begegnen: l. Gewiß gibt es auch her vorragend tüchtige und bewährte Auslandsbuchhändler deutscher Herkunft, sei es als Firmeninhaber, oder als Gehilfen internatio naler Geschäste. Aber selbst wenn sie den Hauplteil unserer Aus landsbuchhändler ausmachen würden, so wären es eben doch der Zahl nach noch viel zu wenig für die von uns zu bearbeitenden Gebiete, namentlich in Übersee. - Und dann: Selbst wenn ein Auslandsbuchhändler ein treuer, für die Sache seines Vaterlandes und seiner Kultur tätiger Deutscher ist; was geschieht, um ihn in seinen beruflichen Interessen und Ausgaben zu fördern, zu unter stützen? — Die Vergünstigungen der Verleger allein machen dazu nicht das Entscheidende aus, sondern wir müssen für eine orga nische, organisatorische Verknüpfung dieser Auslandsbuchhändler unter sich und mit dem Heimatsberuf« Sorge tragen mit allen möglichen Jnformations- und Hilfeleistungen. — 2. Wenn man mir entgegenhült, daß doch z. B. die amerikanischen Buchhändler durchwegs für das französische Buch gewonnen sind und daß es also genüge und daraus ankomme, wenn die deutschstämmigen Buchhändler nicht ausreichen, die fremden Buchhändler künftig mehr für das deutsch« Buch zu interessieren, so scheint mir das zunächst sür Kulturpropaganda doch nicht ganz stichhaltig, und dann: Wir müssen uns doch darüber klar sein, daß das deutsche Buch, ein Begriss und eine Tendenz, die es doch erst seit der Neichs- gründung gibt, nn den wenigen weltpolitisch nicht übermäßig günstigen Jahrzehnten sich bisher in stetem Kampf befand gegen den im Auslande mit geistigen, sprachlichen und politischen Priori tätsrechten -ausgestatteten und traditionell begünstigten französi schen Literaturm-arkl. Auf weitere Umstände dieser Art kann ich hier leider nicht «ingehen, aber das Angeführt« genügt, um klar zu machen, daß eben unsere Kulturpropaganda, wenn man von einer solchen reden will, mit unserer Vertriebsorganisation für das Buch im Auslände außer der Vorzugsstellung des französi schen Buches beim Publikum einen aus den gleichen Zusammen hängen beruhenden Widerstand bei den fremdländischen Buchhänd lern überwinden muß, und es ist fraglich, wie weit man über den letzteren Brücken schlagen kann durch irgendwie wirtschaftlich noch Verantwortbor« Zugeständnisse des Verlags. In gewissen Fällen mag das möglich und aussichtsreich sein, und dann soll man damit nicht zögern. Aber sür eine große Vertiicbsstratcgie im Ausland« werden wir eben doch so sehr wie keine andere Nation auf die Bildung eigener Truppen angewiesen sein. Wie steht es damit? Vor dem Kriege waren deutsche Buchhandelsgehilfcn wenig stens für berufstcckmische Dienst« im Auslände gesucht; aber zur initiativen und aktiven Geschäftsführung Hai es Wohl selten ge langt. — Heute liegen die Dinge noch viel, viel schlimmer. — Der Buchhandel hat die Heranziehung eines sür die großen Auf gaben im In- und im Aus'ande befähigten Nachwuchses gröblich vernachlässigt. Sogar die spezifisch sachliche Ausbildung hat sich verschlechtert: an die Entwicklung von kaufmännischen Kenntnisse» und Fähigkeiten wird überhauvt nicht oder nur unzulänglich ge dacht. Wie viel von unseren Buchhandelstätigen sind mit Buch haltung, Schreibmaschine, Stenographie und derg'eichen vertraut? Wie viele haben sich im Reiseverkauf betätigt, wo man auf die ^ »undschaft losgeyen muß, statt sie hinter einem Ladentisch abzu warten und abzusertigen? Das sind lauter Dinge, di« man für die Forcierung und Rationalisierung des buchhändlerischen Vertrie- des unbedingt braucht, namentlich auf Auslandsposten. Und wie steht es nun gar mit der Verbreitung und systematischen Fortbil dung brauchbarer Sprachkenntnis.se, di« di« wesentlichste Voraus setzung für eine Auslandstätigkeit sind? Miserabel! Mer wenn wir keine geistig und praktisch tauglichen Arbeiter für den Auslandsmarkt haben, dann nützt auch alle Organisation nichts. Es hat wohl immer Persönlichkeiten und Firmen im deutschen Buchhandel gegeben, die gerade nach dem Auslande starken Unter- nehmungsgeist entwickelten, aber es fehlten die Leute, derartige Ausgaben und Möglichkeiten draußen zu vertreten und auszu werten. Hier sehe ich den Hauptschaden unserer Auslandsbestre bungen. Wenn man die Welt mit dem deutschen Buch erobern will, müssen wir zunächst zu Hause, in unseren Schulen und Berufs lehrställen anfangen. Wir müssen dem Buchhandel neue Kräfte zusllhren und wir müssen sie strenger, praktischer und großzügiger ausbilden. Jedes Provinzsortiment muß daran denken, daß seine Lehrlinge auch in der Welt ihren Mann stellen sollten. Und wir -lverden nicht darum herumkommen, für die zur Auslandsarbeil benötigten Kräste besondere Ausleseverfahren und eigene Aus- und Fortbildungseinrichtungen zu schassen. Wenn das der Buch handel als Ganzes nicht kann, dann müssen es die am Auslands absatz interessierten Großunternehmungen einzeln oder in Gruppen tun. Wir müssen uns den füx das Ausland berufenen Buch- Händlertyp erst ausprägen: das muß ein ganz anderer Menschen schlag werden, als was wir jetzt im Buchhandel als Durchschnitt sehen. Ich möchte den Unterschied am prägnantesten mit einem Zitat von Rumpelstilzchen aus dem Berliner Volksmund kenn- zeichnen: »Weniger doof, aber — ein bißchen — gerissen-. Ich konnte hier die Leistungsgrundlagen des Auslandsbuch- handels und die darin geradezu dominierende Frage der Ausbil dung unseres Berufsnachwuchses nur kurz behandeln. Wir werden uns an dieser Stelle künftig mehr als -bisher mit dieser Sach« be- fassen müssen, und H. H. Ewers kann sich darauf verlassen, daß sie bei uns nicht mehr zur Ruhe kommt. Das ist vielleicht der wich tigste, jedenfalls elementar notwendige Entschluß und Dienst für seine Forderungen. Nun exemplifiziert Ewers auf einen Mann in Amerika, der wirklich geistig und kaufmännisch zu großen Leistungen für das -deutsche Buch Willens und berufen zu sein scheint. Man kann ihn deswegen nicht genug rühmen, aber er ist eben eine Ausnahme. Und wenn nun Ewers die ganze Schale seines Zorns über den deutschen Verlag ausschüttet, weil dieser jenen Mann nicht ge nügend unterstützt, so hat er damit in diesem Einzelsall gewiß recht. Aber fassen wir -das Grundsätzliche, das große Ganze ins Auge, so kommt man doch zu folgender Frage: Jener Buchhändler hat unter schwierigen Verhältnissen und bei mangelnder Unter- stiitzung vom deutschen Verlag für das deutsche Buch in Amerika Großes getan und vieles erreicht. Aber ist nicht zu befürchten, daß er bei Erfüllung aller seiner Wünsche und Erwartungen durch den deutschen Verlag kaum in der Lage gewesen wäre, die ihm da durch zufließendc Fülle von Werten und Kräften mit verhältnis- gemäßer wirtschaftlicher und kultureller Rentabilität anzu-wenden und auszunutzcn? Schätzt man die -ganze Aufgabe in Amerika richtig ein, so wird das Verdienst jenes Mannes nicht geschmälert, wenn man zugibt, daß auf seine Arbeit allein solch großzügige Pläne und Einrichtungen nicht aufzu-bauen waren. Da man ihn, aber aus den oben beschriebenen Gründen brauchbare Helfer aus Deutschland vorläufig nicht zur Versllgung stellen könnte in jener Zahl, die man zur straffen Organisation und intensiven Bearbei tung des -amerikanischen Marktes einigermaßen voraussetzen mutz, so wäre es wohl denkbar, -daß das Unternehmen unter seiner Größe von innen heraus früher oder später zus-ammengebrochen wäre. Ewers wird wissen, daß Deutschland sich derartige Experimente gerade in Amerika kaum mehr leisten darf. Man hat schon -in den Jahren vor dem Kriege gerade von, deutschen Verlag -aus sich ernsthaft mit Plänen sür eine Kollektiv- - Unternehmung in Amerika ähnlich der von Ewers geschilderten ^ Form befaßt. Ein lebhafter Meinungsaustausch hat damals zwi-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder