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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.03.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-03-11
- Erscheinungsdatum
- 11.03.1908
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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2872 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 59, 11. März 1908. Korreferat zu Essen launig ausführte, »sehr zum Mißver gnügen des zünftigen Buchhandels, dessen Vertreter dem Franckeschen Verkäufer auf der Ostermesse zu Leipzig aufs übelste mitspielten«. Aber Francke hielt fest: er hatte die Notwendigkeit der Schriftenverbreitung für sein Werk erkannt und ließ sich nicht beirren. Und heute, nach mehr denn zweihundert Jahren noch, ist die Buchhandlung des Waisenhauses eine der größten und angesehensten, wie denn ja überhaupt Franckes Liebes- werk, auf festem Felsengrund gebaut, alle Stürme der wech selnden Zeit sieghaft überstanden hat. — Ein andrer Pionier der deutschen inneren Mission, Fliedner, gründete 1839 die Buchhandlung der Diakonissenanstalt zu Kaisers werth, 1842 folgte ihm Wichern, der schon wenige Jahre nach den ersten Anfängen des Rauhen Hauses die »Agentur gründete, welche die »Fliegenden Blätter«, die »Schillings- bücher« und unzählige andre Schriften druckte und hinaus schickte. Als dann aber erst die verschiedenen Anstalten für christ liche Liebestätigkeit auf Wicherns Anregung hin in fester Organisation sich zusammenschlossen und der Zentral-Ausschuß für innere Mission befruchtend und lebenweckend zu wirken begann, als überall im evangelischen Deutschland das Liebes- werk der inneren Mission in immer neuen Vereinen und Ge sellschaften in ungeahnter Kraft sich entwickelte, da nahm auch die Verbreitung christlicher Erbauungs- und Unterhaltungs literatur einen ganz gewaltigen Aufschwung. Was bisher neben den Bibelgesellschaften etwa der Christliche Verein im nördlichen Deutschland seit 1811, der Hauptoerein für christliche Er bauungsschriften seit 1814 und einzelne andre getan, das nahmen jetzt zahlreiche Vereine für innere Mission auf. Es ist nicht uninteressant, zu beobachten, wie die christlichen Vereinsbuchhandlungen nach 1848, dem eigentlichen Geburts jahr der großen inneren Mission für Deutschland, in schneller Folge hintereinander auftauchen. Da entsteht die Buch handlung des Evangelischen Vereins für die Pfalz im Jahre 1848, im selben Jahre die der Evangelischen Gesell schaft in Elberfeld und die des Erziehungsvereins daselbst. Neukirchen war schon 1845 dem Beispiel des Rauhen Hauses gefolgt. 1850 entstand die Buchhandlung des Eckartshauses, 1852 die Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft in Zürich — kurz, wir beobachten, daß die Leiter jener Anstalten für innere Mission die Notwendigkeit einer intensiven Schriftenverbreitung ebenso sehr anerkannten, wie wir es heute tun. Unsre innere Mission betrachtet denn auch heute noch all die unzähligen Flugblätter, Traktate und Predigten, die Millionen von illustrierten und nicht illustrierten Nummern erbaulicher oder in christlichem Sinn unterhaltender Zeitschriften, all die zahllosen Bücher und Büchlein gleichen Charakters als ihre besten und wirksamsten Hilfstruppen. So wuchs mit der inneren Mission auch das Schriftenwesen, die Erzeugung und Verbreitung guter erbau licher und unterhaltender Literatur in gewaltigem Maße; so entstanden die christlichen Vereinsbuchhandlungen. Ihre Zahl war vor der großen Öffentlichkeit nicht bedeutend; in der Stille aber gab es eine Unmenge kleiner und kleinster Buchhandlungen und Schriftenvertriebsstellen, die ihre Läden, Lager und Kontore in den Studierstuben der eifrigen Herren Pastoren in Land und Stadt hatten. — Freilich, wie damals dem »Buchführer« August Hermann Francke zu Leipzig die Fenster eingeworfen wurden, so hätten auch anderthalb und zwei Jahrhunderte später die »zünftigen Buchhändler« solchem »Unwesen« gern den Garaus gemacht, und es ist ja auch im Laufe der Zeit weidlich da gegen zu Felde gezogen worden. Gewiß durfte man dem Buchhändler seinen Zorn gegen die nach seiner Meinung un befugten Eindringliche nicht verübeln; denn sicherlich wurde ihm manch empfindlicher Schaden zugefügt. Andrerseits aber waren die Männer, die nachdrücklich und aus vollem Herzen das Werk der inneren Mission treiben wollten, ge nötigt, Organe sich dienstbar zu machen, durch die der als notwendig erkannte Schriftenvertrieb aufs energischste und uneigennützigste geschehen konnte. Da es bis in das letzte Viertel des vorigen Jahrhunderts solcherlei christliche Spezial- buchhandlungcn so gut wie gar nicht gab, andre, allgemeine Buchhandlungen aber außer stände waren, dem Werk der inneren Mission so intensiv zu dienen, wie es notwendig war, so waren eben die Leiter der Vereine auf Selbsthilfe angewiesen, und es entstand eine christliche Vereinsbuchhand lung nach der andern. Neue Zeiten zeigen eben neue Wege, und der deutsche Buchhandel gewöhnte sich allmählich an die Fremdlinge in seinem Bereiche, er schickte sich in die Zeit, und es kam, wie es kommen mußte: es fanden sich Buch händler, die mutig genug waren, selbst christliche Sonder geschäfte im Verlag wie im Sortiment zu eröffnen. Einzelne altehrwürdige christliche Spezialbuchhand lungen, wie Steinkopf in Stuttgart seit 1792 und Spittler in Basel seit 1816, gab es ja schon; aber in ihrer Haupt zahl entsprossen sie als mehr oder weniger lebenskräftige Bäume und Bäumlein dem Boden, den im Laufe der Jahr zehnte die Arbeit der inneren Mission befruchtet hatte. Hier und da mögen solche Buchhandlungen auf Grund nüchterner geschäftlicher Erwägungen eröffnet worden sein; ich bin aber überzeugt, daß für die Mehrzahl jener jungen Buchhändler das Verlangen bestimmend war, im Sinne der inneren Mission Schriften und Bücher in das Volk hinein- zutragen. Wie viele von diesen jungen Idealisten — die durch die Macht der realen Verhältnisse oft recht ernüchtert wurden — mögen aus den alten ehrwürdigen Vereinsbuch handlungen hervorgegangen sein, in denen sie ihre drei und vier Jahre schlecht und recht nichts als eben den christlichen Spezialbuchhandel gelernt hatten! Wieviel Liebe und Be geisterung für die christliche Schriftenverbreitung nahmen sie von dort mit hinaus ins Leben, aber auch welche Summe von Einseitigkeit in ihrem Buchhändlerberuf! Sie blieben eben meist nur für den christlichen Spezialbuchhandel be geistert und befähigt. So waren sie denn darauf angewiesen, auch ihren weiteren Weg auf diesem Boden zu suchen, und wurden entweder Leiter solcher Vereinsbuchhandlungen oder sie eröffneten auf freiem Gebiete selbst eine christliche Buch handlung. Wie viele solcher Zöglinge mögen wohl die Vereins buchhandlungen im Laufe der Jahrzehnte ausgebildet haben! Für wieviel solcher in den Vereinsbuchhand-, lungen nur für den christlichen Buchhandel aus gebildeter Männer mag wohl die innere Mission in einem gewissen Sinne verantwortlich sein! Und dann ein andres Moment: Wir würden sehr überrascht sein, wollten wir uns einmal die Mühe machen, sestzustellen, aus welchen Häusern unsre Buchhändler, insbesondre die »christlichen« stammen. Wir würden entdecken, daß das deutsche evangelische Pfarrhaus alljährlich dem Buchhandel eine sehr große Zahl von Rekruten stellt. Heißt es doch vielfach mit zweifelhaftem Recht, aber gutem Humor, jeder Pastorsohn, der zum Studium nicht tauge, müsse Buchhändler werden! Das mag nun wahr sein oder nicht, jedenfalls ist es Tatsache, daß die Zahl der Pastorensöhne im Buchhandel eine sehr große ist. Wie sie dazu kamen? Nun, ich weiß es als Pastorensohn aus eigener Erfahrung, ohne durch diese Mitteilung weitere Schlußfolgerungen provozieren zu wollen. Mein Vater hatte, so lange ich denken kann, eine Niederlage des Christlichen Vereins im nördlichen Deutschland, verbreitete eine Menge von Volksblättern, Kalendern, Traktaten und dergleichen, und ich bin mit besondrer Vor liebe allwöchentlich mit diesen Schriften durch die Gemeinde
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