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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.03.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-03-11
- Erscheinungsdatum
- 11.03.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 28? 3 ^ 59. 11. März 1908. gepilgert. Wie viele Pastorensöhne mögen nicht ähnliche Kolportagedienste getan haben, denn wie viele Pastoren gibt es, die nicht nebenbei ein bißchen den Buchhandel betreiben! Darin lag für manchen Pfarihaussprößling eine Anregung für den Buchhändlerberuf, vielleicht auch wirkte die mit dem gemütlichen Qualm der langen Pfeife vermischte Bücherluft der väterlichen Studierstube buchhändlerisch anregend auf den mit Vorliebe im Bücherschrank kramenden Knaben. Mit der Vorliebe für den Buchhandel nehmen die jungen Herzen aber auch ein gut Teil des Pfarrhausgeistes mit hinüber in das geschäftliche Leben, und dieser Geist bleibt in ihnen wirksam, wenn sie sonst aus dem rechten Holze geschnitzt sind. So kommt es denn, daß so viele Pastoren söhne Buchhändler werden und daß so viele Buchhändler im Sinne und Geiste ihres Vaterhauses ihren Beruf treiben. Um ein rechtes Verständnis für den christlichen Buch händler zu erwecken, gab ich diesen kurzen Abriß seiner Naturgeschichte. Er will durchaus nicht als ein Nur- Geschäftsmann, sondern als ein treuer und begeisterter Helfer der inneren Mission angesehen werden, als ein Mann, der mit seinem ganzen Wesen in die innere Mission hineingewachsen ist. Wir stehen heute, nachdem sechs Jahrzehnte kräftiger und gesegneter Entwicklung über das Werk der inneren Mission hingegangen sind, vor der Tatsache, daß zu einem der kräftigsten und fruchtbarsten Zweige dieses Werks das Schriftenwesen sich entwickelt hat, daß Hunderte von Buch handlungen und Niederlagen lediglich mit der Erzeugung und dem Vertrieb christlicher Bücher und Schriften sich be schäftigen. Diese Tatsache an sich ist im Sinne der inneren Mission außerordentlich erfreulich. Wer aber genauer zu sieht, wird entdecken, daß neben dem Licht auch Schatten sich breit machen, Schatten, die von Jahr zu Jahr größer und tiefer werden. Ich habe oben klarzulegen versucht, welche Umstände so zahlreiche Buchhändler bewogen haben, gerade der christlichen Richtung sich zuzuwenden, sich gewissermaßen in den Dienst der inneren Mission zu stellen. Diese jungen, hoffnungsfrohen, begeisterten Männer — sie waren es, als sie anftngen, — eröffneten ihr Geschäft in einer Gegend, in der eine christliche Spezialbuchhandlung noch nicht bestand. Mit Recht stützlen sich ihre Hoffnungen für eine gedeihliche Entwicklung ihres Geschäfts auf das kirchlich gesinnte Publikum, vor allem auf die Unterstützung der Pastoren und der Leiter der inneren Mission. Aber wie viele von ihnen sind bitterlich enttäuscht worden, denn vielfach blieb gerade die Hilfe der Nächstberufenen aus; ja, es geschah, das es die Leiter der inneren Mission für gut befanden, in jener Gegend eine Vereinsbuchhandlung aufzumachen, die dann sagen durste: hier ist ein uneigennütziges Geschäft, kauft bei uns. wir arbeiten für das Reich Gottes!« —Ja, es ist vorgekommen, daß eine Vereinsbuchhandlung es in ihren Anpreisungen ausdrücklich hervorgehoben hat, daß es verdienstlicher sei. durch Bezug von ihr eine allgemeine Wohlfahrtssache zu fördern, als durch Kauf in einer Privatbuchhandlung eine einzelne Familie zu unterstützen. Es hat sich, wie wir gesehen haben, im Laufe der Jahrzehnte neben den alten Vereinsbuchhandlungen eine stattliche Reihe von christlichen Buchhandlungen, die in Privathänden sind, in den Dienst der inneren Mission gestellt. Natürlich, diese Buchhändler mit ihren Familien wollen auch existieren und sollen wackere Geschäftsleute sein aber die ganze Geschichte des christlichen Buchhandels fordert von der inneren Mission eine Berücksichtigung und An erkennung ihrer Existenz. Diese Rücksichtnahme hat nicht immer stattgefunden, wie ich oben schon andeutete, und es geht durch den christlichen Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 7b. Jahrgang. Buchhandel, der sich in den letzten Jahren zu einem festen Ver bände organisiert hat, der dringende Wunsch nach einer Ver ständigung und nach Einrichtungen, die es verhindern sollen, daß die Vertreter des christlichen Buchhandels mehr und mehr in einen Gegensatz zu dem ihnen sonst so nahestehenden Institut der inneren Mission getrieben werden. Das würde nicht dem Geiste der Liebe entsprechen, in dem beide mit ihrem ganzen Wesen wurzeln. Was bisher geschehen ist, läßt sich in den weitaus meisten Fällen nicht mehr ändern. Es sind Vereinsbuch handlungen da gegründet worden, wo es nicht nötig war, wo die vorhandenen christlichen Privatbuchhandlungen vollauf ausreichend gewesen wären, hätten die Organe der inneren Mission sie sich dienstbar gemacht. Anderseits waren junge, unerfahrene Leute so unverständig, eine neue christliche Buchhandlung mitten in dem blühenden Wirkungs kreis einer alten Vereinsbuchhandlung aufzutun. Das haben e selbst zu verantworten; denn sie kannten die Schwierig keiten und Gefahren ihres Unternehmens. Der umgekehrte Fall aber ist der schlimmere. Wir Buchhändler müssen es als ein Unrecht ansehen, wenn ein Institut wie die innere Mission des Mannes vergißt, der nach langjähriger, müh- eliger Laufbahn als Lehrling und Gehilfe, nach Opferung eines mehr oder weniger großen Kapitals am rechten Platz ich in Gottes Namen den Grund legte zur eigenen, selbst- tändigen Existenz, mit bescheidenen Ansprüchen einen eignen Herd sich baute, wenn solch ein Mann, den sein Herz trieb, gerade dem christlichen Buchhandel sich zuzuwenden, sich nach Überwindung der ersten schweren Zeiten plötzlich einer Kon kurrenz gegenübersieht, die ihm seitens einer neugegründeten Vereinsbuchhandlung gemacht wird. Über die Konkurrenz solcher neugeqründeten Vereins buchhandlungen wird im gesamten übrigen Buchhandel viel geklagt. Nicht die Konkurrenz an sich gibt Anlaß zu solcher Klage, man nimmt Ärgernis daran, daß die Vereins buchhandlungen in vielen Fällen den guten Zweck, dem sie dienen, hervorheben, um dadurch das Publikum für sich zu gewinnen. In solchem Vorgehen liegt ein schreiender Übel- tand und eine schlimme Ungerechtigkeit; denn eine schwere wirtschaftliche Schädigung einzelner Buchhändler geht hier von Vereinen aus, die von der Liebe und Opserwilligkeit der Gemeinden und Provinzen getragen werden. Es war an der Zeit, daß hierin Wandel geschaffen wurde. Der Buchhandel im allgemeinen und der christliche Buchhandel im besonderen appellierte an die Leiter der inneren Mission, sie möge das »Geschäftemachen« aufgeben oder doch einschränken und den Schriftenvertrieb lediglich als Missionssache, nicht aber »als melkende Kuh« betrachten. Vor allen Dingen sollten die Vereine rc. sich erst sorgfältig in ihrem Wirkungs kreise nach denjenigen Buchhandlungen umsehen, die für den Vertrieb der inneren - Missions - Schriften qualifiziert seien, ehe sie selbst eine Schriften-Niederlage eröffneten. Die Auf nahme einer entsprechenden Resolution durch die Essener Versammlung zeigte zu unsrer Freude, daß viele der maß gebenden Vertreter der inneren Mission diesem Wunsche verständnisvoll gegenüberstehen und ihrerseits bereit sind, auf Mittel und Wege zur Abhilfe zu sinnen. Der verständige Buchhändler seinerseits verkennt nicht die Existenzberechtigung der alten Vereinsbuchhandlungen. Sind diese doch aus der Not ihrer Zeit hervorgewachsen. Auch verkennt er nicht, daß es für eine eifrige und gewissenhafte Leitung eines Vereins für innere Mission hier und da not wendig werden kann, eine eigne Schriftenniederlage zu grün den. Aber auch das sollte nur dann geschehen, wenn kein Buchhändler im Kreise geeignet oder gewillt ist, sein Geschäft der inneren Mission dienstbar zu machen, oder kein geeigneter 372
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