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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.03.1908
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- 1908-03-12
- Erscheinungsdatum
- 12.03.1908
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- Deutsch
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2920 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel Nichtamtlicher Teil. 60, 12. März 1908. bevorstehenden Jahrhundertwechsels sich das hohe ideale Ziel gesteckt hatte, der ganzen Kulturwelt einen einheitlichen Ka lender dadurch zu verschaffen, daß er sich in dem Sinne be mühte, die griechisch-katholische Kirche solle den Jultanischen Kalender aufgeben und den Gregorianischen Kalender, den wir führen, zu dem ihrigen machen. Seine überall geltend gemachten Bestrebungen fanden zunächst sehr freundliche Auf nahme, und wie ich wenigstens aus jenem Aufsatze ersehen habe, soll auch der Päpstliche Stuhl in Rom, wie es dort heißt, offene Ohren und bereitwillige Zustimmung mit Hellem Blicke gewährt und sowohl die Wichtigkeit der Herstellung eines einheitlichen Kalenders für die gesamte christliche Welt, als auch die Notwendigkeit einer einheitlichen Osterreform anerkannt haben. Auch in Rußland soll eine freundlichere Stellung zu dieser Frage erhofft worden sein. Diese ist aber später nicht etngetreten, man hat, wie es dort heißt, mit Bezug auf die Eigenart der Stellung Rußlands in der Kulturwelt aus nationalen Gesichts punkten den dortigen Standpunkt wahren zu sollen geglaubt. Infolgedessen ist bet der Jahrhundertwende aus der Einigung nichts geworden. Die beiden im Deputattonsbericht vorgelegten Vorschläge gehen nun darauf hin, daß nach dem Försterschen Vorschlag das Osterfest auf den 3. Sonntag nach der Frühlingsnachtgleiche ver legt wird. Das würde zur Folge haben, daß es zwischen dem 4. und 11. April, also um noch 7 Tage schwankt, während nach dem Vorschlag Hoffmanns, das Osterfest stets auf den ersten Sonntag nach dem 3. April, d. h. zwischen den 4. und 10. April fallen, also nur um sechs Tage schwanken soll. In jenem Aufsatze hat der Petent — mit Interesse werden Sie das entnehmen — gesagt, daß, wenn im Jahre 1909 die Ver änderung beginnt, im laufenden Jahrhundert das Osterfest 14mal am 4. April, je 13mal am 5., 6., 7., 9. und 10. April und 12mal am 8. April gefeiert würde. Ich glaube, dieser Vorschlag verdient vor dem Försterschen den Vorzug, denn er gibt einen ganz bestimmten Stichtag, nach dem sich das Osterfest richten würde, während nach dem Förster schen Vorschläge bei der Verschiedenheit der Frühlingstag- und Nachtgleiche auf den verschiedenen Halbkugeln, selbst wenn man einheitlich den Meridian von Jerusalem zugrunde legte, eine all gemeine Festlegung für die ganze Kulturwelt nicht zu erreichen sein würde. Ich glaube, die Bestrebungen, das Osterfest festzu legen, verdienen unsere größte Beachtung, zumal nach vorwärts der Tag des Pfingstfestes davon abhängig ist und rückwärts die Zahl der Epiphaniassonntage und anderes damit zusammenhängt. Es wird Ihnen vielleicht von Interesse sein, den Standpunkt der evangelisch-lutherischen Kirche kennen zu lernen. Bereits im Jahre 1900 hat sich die 24. Deutsch-Evangelische Kirchenkonferenz mit dieser wichtigen Frage befaßt und folgenden Beschluß gefaßt: »Die Konferenz muß, geleitet von dem Wunsche, dem evan gelischen Volke unter den jetzt obwaltenden veränderten Ver hältnissen des öffentlichen Lebens die Möglichkeit einer un gestörten Osterfeier zu erhalten, eine Festlegung des Oster sonntags auf einen bestimmten Sonntag am Ende des März oder am Anfang des April für zweckmäßig erklären, in der Voraussetzung, daß eine solche Festlegung allgemein geschähe — eine Voraussetzung, welche allerdings nur zutreffen werde, wenn eine solche Maßregel von den staatlichen Regierungen ausgeht.« Weiter hat sich am 22. März 1906 der Deutsche Evangelische Kirchenausschuß wiederum dieser Frage zugewendet und den Vor sitzenden ermächtigt, »sich in geeigneter Weise über die Ausführbarkeit des Be schlusses mit den maßgebenden staatlichen Stellen in Verbindung zu setzen, auch zu versuchen, hinsichtlich der Stellung des katho lischen Episkopats Fühlung zu gewinnen-. In der Zwischenzeit ist nun etwas Weiteres nicht an uns ge langt. Aber jedenfalls haben wir einer neueren Mitteilung ent nehmen dürfen, daß der Deutsche Evangelische Kirchenausschuß sich durch seinen Vorsitzenden mit der Königlich Preußischen Staats regierung und durch diesen mit den Vertretern der römisch-katho lischen Kirche in Preußen ins Vernehmen gesetzt hat, jedoch die Antwort darauf noch aussteht. Ich möchte mich bei dieser Würdigung der Festlegung des Osterfestes ganz auf den Standpunkt des Ministeriums des Innern, der in dem Deputationsberichte niedergelegt ist, auf seiten des Kultusministeriums stellen. Die Unterrichtsverwaltung hat ein ganz besonders lebhaftes Interesse daran, daß das Schul- jahr möglichst festgelegt wird und nicht so großen Schwankungen unterworfen ist, wie es jetzt der Fall ist. (Sehr richtig I) Ins besondere ist die Frage, ob der Beginn des Schuljahrs auf das Frühjahr oder auf den Herbst gelegt wird, noch unentschieden. Von verschiedenen Seiten werden Wünsche laut, den Beginn des Schuljahrs auf den Herbst festzusetzen, während die Kreishaupt mannschaften und Kreisausschüsse, sowie die Vertretungen des Handels und Gewerbes sich zumeist für Beibehaltung des gegen wärtigen Termins aussprechen. (Sehr richtig I) Wie die Frage auch gelöst werden möge — ich bin persönlich ein Freund des Ostertermins —, wird es von großer Bedeutung sein, künftig nicht so große Schwankungen bezüglich des Osterfestes zu haben, sondern mit einem möglichst bestimmten Tage das Schuljahr beginnen zu können. Das Kultusministerium bringt wie das Ministerium des Innern nach dem, was ich gesagt habe, der Petition des Herrn Studienrats Prof. vr. Hoffmann seine Sympathie entgegen und ist bestrebt, von seinem Standpunkte aus seinen Vorschlag zu fördern, soweit es dazu in der Lage ist. Ich kann nur den Wunsch aussprechen, es möge eine Einigung der Kirchen und bei allen beteiligten Faktoren die Überzeugung nicht nur von der Nützlichkeit, sondern auch von der Notwendigkeit der Festlegung des Osterfestes recht bald durchdringen I (Bravo I) Abg. vr. Rühlman« (natlib.) Nach der wohlwollenden Stellung, die das Königliche Kultus ministerium der Petition gegenüber eingenommen habe, erübrige es sich, längere Ausführungen zu machen. Es sei aber vielleicht nicht ohne Wert, daran zu erinnern, daß das Streben nach Fest legung des Ostertermins verhältnismäßig alt sei; es rühre her von dem Beschlüsse des Konzils von Nicäa im Jahre 32S; es sei das aber nicht ein bindender Glaubenssatz, sondern damals nur den einzelnen Teilen der christlichen Kirche zur Erwägung und Berück sichtigung anheimgegeben worden. Sonach stünden einer Fest legung des Ostertermins weder bei den Katholiken noch bei den Protestanten irgendwelche kirchliche oder gar religiöse Bedenken ent gegen. Daß aber die Schwankungen des Ostertermins über volle fünfunddreitzig Tage, wie das jetzt möglich sei, außerordentlich große Unzuträglichkeiten im Gefolge hätten, das sei einem jeden schon in seinem Leben wiederholt in unangenehmster Weise fühlbar geworden. Neben den Beispielen, auf die der Herr Kultus minister hingewiesen habe, möchte er noch erinnern an die großen Unzuträglichkeiten, die sich beim Wohnungswechsel vollzögen, wenn gerade Ostern in die ersten Tage des April falle. Aber auch in der Schule hätte sich die ungleiche Dauer des Jahres als ein ungemein unangenehmer Übelstand fühlbar gemacht, weil unter Umständen in dem einen Jahre eine Zeit mit Repetitionen verbracht werden müßte, während sie in dem anderen zur Erledigung des vorge schriebenen Stoffes nicht vollständig ausreiche. Es werde allerhöchste Zeit, daß man endlich mit diesem Übelstande endgültig aufräume. Früher, wo die künstliche Beleuchtung noch ungünstig gewesen sei und man daher zu Reisen über Land, die sich über die Nacht ausdehnten, mondhelle Nächte verwendet hätte, hätte man sich im wesentlichen nach dem Monde gerichtet und daher im Nicäischen Konzil bestimmt, daß Ostern auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond der Tag- und Nachtgleiche falle. Jetzt aber, wo der Mond eine so erhebliche Rolle nicht mehr spiele, brauche man auf ihn keine Rücksicht mehr zu nehmen. Die beiden vorliegenden Abänderungsvorschläge stammten von dem bekannten Astronom Geheimrat Förster in Berlin und von dem Studienrat Hoffmann. Er gebe dem des Professors Or. Hoffmann den Vorzug, weil auf diese Weise die Schwankungen noch um einen Tag veringert würden. — Es sei vielleicht auch nicht ohne Wert, daran zu erinnern, daß bereits die Handelskammern in Sachsen sich mit dieser Frage eingehend beschäftigt hätten und daß in aller nächster Zeit der Handelstag in München wiederum der Frage näher treten werde. Auch sei es Herrn Professor vr. Hoffmann gelungen, eine Reihe von wichtigen Machtfaktoren für die Frage zu interessieren, so daß es jetzt nur noch des energischen Anstoßes bedürfe, damit der Stein, der bereits ins Rollen gekommen sei, sich ein ordentliches Stück vorwärts bewege. — Man habe vor einiger Zeit in der Kammer mit Freude gehört, daß man in Sachsen in kulturellen Fragen wieder tunlichst
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