Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.12.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-12-04
- Erscheinungsdatum
- 04.12.1903
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19031204
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190312049
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19031204
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1903
- Monat1903-12
- Tag1903-12-04
- Monat1903-12
- Jahr1903
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
10074 Nichtamtlicher Teil. ^ 281, 4. Dezember 1903. W7 mehr und mehr auf das Zeichnen und Stechen von Landkarten geworfen. Es dürfte hier der Ort sein, kurz der Bedeutung zu gedenken, welche sich Nürnberg als Herstellungsart für kartographische Er zeugnisse erworben hatte; als Hauptkonkurrenzplatz kam nur Augsburg in Betracht. Es ist schon erwähnt, daß der Nürnberger Handel sich nach dem großen Kriege wieder hob, und da sich das Interesse der Gebildeten vornehmlich der Kunde fremder Länder und Völker zuwandte, gleichsam um das Elend in der Heimat nicht zu sehen, so war die Einfuhr ausländischer Landkarten ein Haupterwcrbszweig. Was war erklärlicher, als daß man sich in Nürnberg selbst auf die Herstellung von Landkarten warf. Der Boden war hier gut vorbereitet Durch die von Joachim von Sandrart gegründete Malerakademic war die Kupferstichkunst sehr gefördert, und an der Nürnbergischen Hochschule zu Altdorf und am Gymnasium zu Nürnberg selbst lehrten hervorragende Mathe matiker, welche neben Astronomie auch Geographie lehrten, wie Joh. Phil. v. Wurtzelbau (1651—1725), Joh. Christoph Sturm (1635—1703), Georg Christoph Einmart (1638—1705). Als Kupfer stecher und Kartenverlegcr in Nürnberg ist vor allem der Kunst händler Jakob von Sandrart (1630—1708) zu nennen, ein Neffe des bekannten Malers Joachim. Er hatte sich vorzugsweise in Holland aufgehalten und bei den berühmten holländischen Stechern Cornelius Danckert und Hondius seine Ausbildung genossen 1656 ließ er sich als Kunsthändler in Nürnberg nieder, übernahm 1662 mit Gödler die Aufsicht über die Malerakademie und ent wickelte als Kupferstecher eine außerordentliche Tätigkeit. Außer nahe an 400 Portäts hat er eine Anzahl historischer und allego rischer Blätter und verschiedene Landkarten gestochen, allerdings größtenteils nach französischen Vorbildern. Der um dieselbe Zeit in Nürnberg tätige Landkarten- und Kunsthändler David Funck arbeitete meistens nach holländischen Vorbildern, ebenso die andern Nürnberger Johannes Hoffmann und Christoph Riegel. Immerhin erfreuten sich die Nürnberger Karten großer Beliebtheit. Für Sandrart, wie für Funck hat Homann zeitweise gearbeitet, wahr scheinlich hat er auch für eine dieser Firmen anfänglich Karten koloriert; nach der Rückkehr von Leipzig wird er anfänglich für Sandrart gearbeitet haben, dann finden wir ihn im Oktober 1700 als Stellvertreter des erkrankten David Funck für dessen Land kartenoffizin tätig. Als er sich mit diesem 1702 überwarf, gründete er ein eigenes Geschäft. Das Glück, das ihn so lange gemieden, lächelte ihm fortan, seine Karten fanden viele Liebhaber, und bald konnte er sein Geschäft ganz bedeutend erweitern. Durch seine Karten zu Cellarius' klotitia orbis avtigui, sowie zu Scherers ö.tls.8 vovns hatte er sich bereits einen guten Namen gemacht, und da er den Zeitumständen Rech nung trug, war sein Glück gemacht. Seine Karten zeichneten sich durch säubern Stich und sorgfältige Ausführung aus und waren ein großer Fortschritt gegen frühere und gleichzeitige deutsche Ver öffentlichungen. Seinen eignen Verlag begann er mit der Heraus- abe einer Karte des Kriegsschauplatzes in Italien, die 1702 unter em Titel erschien: »Lolli tz-pus in Italia viotriois agnilao pro- Aressus in statu Noäiolanoosi ot ckueatu Nantuao äemonstrans tabula rsesns swsnäata et auota per üo. Lapt. Lowannum L.. 1702.» Er erzielte mit dieser Karte einen so unbestrittenen Erfolg, daß er zu weitern Veröffentlichungen ermuntert wurde. Die Karten fanden weite Verbreitung, wandernde Buch- und Bilderhändler brachten sie allerorten an den Mann, und bald hatte er sich das Feld erobert und den Ruhm erworben, der beste Stecher und Herausgeber von Landkarten zu sein. Heißt es doch schon 1724 bei Hauber, Versuch einer Historie der Land-Charten: -lind haben durchgehends die teutschen Charten, unter denen doch die Sandrartische und Funckische den Vorzug hatten, denen Holländischen nicht gleich kommen können, biß zu unseren Zeiten der berühmte Geographus zu Nürnberg, Herr Johann Baptista Homann, durch seine große Geschicklichkeit und angewandten Fleiß und Unkosten, solche Charten gelieffert hat, daß man in Deutschland der Holländischen zum nöthigen Gebrauch entbehren kann.-- Auf die Art der Karten werde ich später zurückkommen. Der Erfolg, den Homann mit den Kriegskarten hatte, ermunterte ihn zu einem Unternehmen, das einzig dastand, zur Herstellung eines Atlasses der gesamten Erdoberfläche. Von 1702 bis 1716 arbeitete er an diesem über 100 Karten umfassenden Unternehmen, 1716 er schien in groß Folio »Großer Atlas über die Gantze Welt, in Ver legung des Auctoris gedruckt bei Joh. Ernst Adelburner«. Durch Supplemente vermehrte Homann die Zahl dieses Atlasses beständig und fügte noch 1719 den »^.tlas Notüockious sxxloraväis juvonum proksotibus in stackio gso^rapbico aä wstboäum Uubnsrianum aoeomwoäatus-- hinzu. Die Vollendung eines Astronomischen Atlas, zu dem er die Vorarbeiten zum größten Teil erledigte, erlebte er nicht, er erschien erst nach seinem Tode. Auf diese Arbeiten wird weiter unten noch zurückzukommen sein. Homann blieb bis zu seinem Lebensende in Nürnberg und erfreute sich dort großen Ansehens. Auch von andrer Seite wur den ihm Anerkennungen und Belohnungen im höchsten Maße zu teil, die Gesellschaft der Wissenschaften zu Berlin ernannte ihn 1715 zu ihrem Mitglieds; Kaiser Karl VI. ernannte ihn im gleichen Jahr zum Kaiserlichen Geographen und verlieh ihm eine Gnaden kette mit seinem Bildnis, Peter I. von Rußland, der sich für seine Arbeiten ungemein interessierte, verlieh ihm 1723 den Titel eines Kaiserlich russischen Agenten (Konsul) und beglückte ihn auch durch Gnadenketten und Medaillen. Ein Bildnis zeigt uns ihn im Schmuck dieser Ketten und Medaillen. Johann Baptist Homann starb am 1. Juli 1724, seine treue Lebensgefährtin Susanne Felicitas war ihm bereits 1705 durch den Tod entrissen, sie hat die Zeit des Glücks nicht mehr erlebt; Homann vermählte sich darauf zum zweitenmal mit einer Wit frau, Elisabeth, verwitwete Schwerdfeger, die ihm nach elfjähriger Ehe 1716 entrissen wurde. In der ersten Ehe waren ihm sieben Kinder geboren, von denen indes nur zwei den Vater über lebten, der vielerwähnte älteste Sohn, um den ein so großer Zwist mit dem Nürnberger Rat entbrannt war, Gottfried Friedrich, welcher katholisch geblieben war und kurpfälzischer Oberförster zu Weichering bei Neuburg wurde, und der spätere Geschäftsinhaber Joh. Christoph Homann. In zweiter Ehe waren zwei Kinder ge boren, eine Tochter starb früh, ein Sohn bald nach dem Vater im Februar 1725. Außerdem war noch eine Stieftochter vorhanden, Ursula Barbara Schwerdfeger (1697—1756), welche sich 1716 mit dem Kupferstecher Joh. Jakob Weißhof vermählte. Nach kurzer Ehe Witwe geworden, heiratete sie 1718 den Kupferstecher Johann Georg Cbersperger (1695—1760), der 1730 Miterbe des Homann'schen Geschäftes wurde. Der Erbe des alten Johann Baptist war sein zweitgeborner Sohn Johann Cristoph, am 22. August 1703 zu Nürnberg geboren. Cr studierte in Halle Medizin und Mathematik und hatte die Studien noch nicht beendet als der Vater starb. Der Schwager Ebersperger übernahm vorläufig die Leitung des Geschäftes, bis der neue Eigentümer nach Vollendung seines Studiums und Er langung der Doktorwürde nach Nürnberg zurückkehrte. Er setzte das Geschäft im Sinne des Vaters und mit gleichem Erfolg fort; von ihm, resp. unter seinem Namen sind 23 Karten erschienen. Zu einer umfassenden Tätigkeit fehlte ihm die Gelegenheit, da er schon im November 1730 starb. Noch kurz vor seinem Tod hatte er für die Zukunft der Firma einen sehr wichtigen Schritt getan, indem er 1730 den ihm befreundeten Joh. Michael Franz (1700— 1761) seinen Studiengenossen von Halle aus kommen ließ und ihm die wissenschaftliche Leitung des Geschäfts übertrug. Als Johann Christoph dann 1730 starb, verfügte er, daß I. M. Franz und Ebersperger die Handlung erben und unter der Firma »Homannsche Erben fortsetzen sollten. Unter den neuen Besitzern nahm das Geschäft einen großen Aufschwung, sie gaben den Unternehmungen fortan einen mehr wissenschaftlichen Charakter, Franz vor allem versuchte zum ersten Mal in Deutschland eine gründliche Reform der Kartographie und war der Bahnbrecher einer neuen wissenschaftlichen Karten kunde. Die Stürme der Revolution, die Kriege Napoleons haben den Homannschen Karten, die ein Charakteristikum des acht zehnten Jahrhunderts waren, den Garaus gemacht. Bis dahin waren sie die begehrtesten Karten in Deutschland. Homanns Verdienst war es, die deutsche Kartographie zu einer für die damalige Zeit außerordentlichen Höhe erhoben zu haben, es ist erstaunlich, welche außerordentliche Arbeitskraft und Ge wandtheit dieser Mann entwickelte, der im Grunde ein Autodidakt war. Seine Arbeiten sind bedeutungsvoll für die deutsche Karto graphie geworden und haben ihren Ruf begründet und zwar nicht durch ihre Genauigkeit und Vortrefflichkeit, sondern durch ihre Vielseitigkeit, die Homannschen Karten brachten jedem etwas. Sie erreichen nicht die alten holländischen Karten in der Feinheit und wissenschaftlichen Genauigkeit ihrer Platten und reichen auch nicht an französische und englische Landkarten der Zeit heran; aber die Homannschen Karten kamen ins Volk, waren nicht allein dem Ge lehrten zu eigen und machten die Kartenkunde volkstümlich. In andrer Beziehung war Homann aber auch skrupellos, er stach ein fach nach und schuf dadurch seinen Atlas, wie Riehl ansührt, zu einer Art Enzyklopädie der Kartenzeichnung aller Nationen da maliger Zeit. Die besten Karten seines Atlasses sind Kopien älterer oder gleichzeitiger Karten. Seiner eignen Anstalt ent stammen dagegen die vielen Karten der Länder und Ländchen des deutschen Vaterlandes, der Grafschaften und Herrschaften, der Städte und Örter aller Art. »Geistliche Fürsten, Grafen, Herren und Städte, deren Ge biet nicht groß genug war, daß der Verleger auf eigenes Wag- niß eine Karte hätte stechen mögen--, führt Riehl aus, »setzten wohl ein gutes Stück Geld daran, auf daß eine recht große Spezialkarte in Folio auch von ihrem Lande in der berühmten Nürnberger Werkstatt entworfen und dem Homann'schen Atlas
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder