Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.12.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-12-04
- Erscheinungsdatum
- 04.12.1903
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19031204
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190312049
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19031204
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1903
- Monat1903-12
- Tag1903-12-04
- Monat1903-12
- Jahr1903
-
-
-
-
-
10065
-
10066
-
10067
-
10068
-
10069
-
10070
-
10071
-
10072
-
10073
-
10074
-
10075
-
10076
-
10077
-
10078
-
10079
-
10080
-
10081
-
10082
-
10083
-
10084
-
10085
-
10086
-
10087
-
10088
-
10089
-
10090
-
10091
-
10092
-
10093
-
10094
-
10095
-
10096
-
10097
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
cinverleibt werde. Es war das eine Standes- und Ehren ausgabe. Indem der kleine Herr sein kleines Land in gleich großem Format neben den großen Ländern in dem klassischen Atlas prangen sah, hatte er eine Urkunde gestiftet seiner souveränen Herrlichkeit, die wohl im Maß, nicht aber in der Art von jener der großen Herren verschieden war. Dadurch ist eine Masse der kleinsten Aufnahmen in die Homannische Samm lung gekommen, wie sie die ältere Chartographie wohl keiner anderen Nation auszuweisen hat. Ja wir finden dort Spccialkarten von Ländchen und Stadtgebieten, die wir selbst heute höchstens für eine Amts- oder Gemeinde registratur, nicht aber für die Öffentlichkeit ausarbeiten würden. Nur der deutsche Particularismus machte es möglich, daß sich die alte Landkartenzeichnung so ins kleinste und einzelnste ergehen konnte. Allein er stiftete damit ein gutes Werk. Unsre Vorfahren wären gewiß nicht so leiden schaftliche Geographen geworden, hätten die Kartenzeichner nicht dem damaligen dreihundcrtfältigen Lokalpatriotismus so wohl getan, indem sie jedes Rcichsland, das anderthalb Mann zur Reichsarmee zu stellen hatte, so groß und stattlich mitten unter die Weltkarten setzten.« Soweit Riehl. Die Homannschen Karten waren in der Tat ein Bedürfnis für die Gebildeten Deutschlands geworden, und der alte Johann Baptist hatte dies Bedürfnis durch kluges und ge schicktes Eingehen auf die dynastischen Wünsche aller, auch der kleinsten damaligen Duodez-Herren und reichsstädtischen Rats kollegien zu steigern gewußt und dadurch seinen Nachfolgern eine Grundlage hinterlassen, auf der sie das Geschäft fortführen konnten. Cs erübrigt nun, die ursprünglichen Homannschen Arbeiten und seine geschäftliche Tätigkeit zu berühren. Homanns Unter nehmen war, wie auch Sandler anführt, in erster Reihe ein kaufmännisches, in erster Reihe war er bestrebt, die niederlän dischen und französischen Karten, die, wie wir sahen, den deutschen Markt beherrschten, durch gleichwertige, aber billigere deutsche Erzeugnisse zu verdrängen. Das ist ihm vollauf gelungen. Durch die Zusammenstellung der von ihm herausgegebenen Karten zu Atlanten bewies er dann seine Leistungsfähigkeit, voll Stolz konnte er bereits 1712 schreiben: -Es hat in meinem teutschen Hochwerthesten Vatterland vor mir noch keinem das Glück gewollt, ein solch complet geo graphisches Werk an das Licht zu bringen.« Daneben aber hatte Homann, wie auch Sandler zugibt, wissen schaftliche und künstlerische Interessen, die mehr und mehr hervor traten, je sicherer die geschäftliche Basis wurde und die unter den spätern Besitzern sogar die überhand gewannen. Schon der alte Johann Baptist trat zu hervorragenden Ge lehrten der Zeit in Beziehung und gewann in ihnen Mitarbeiter für seine Unternehmungen. So Matthias Hasius, Haas oder Haase (1684—1742), der Wittenberger Professor, zählt zu diesen. Er zählte zu den bedeutendsten Kartographen seiner Zeit und seine Karten zeichnen sich vorteilhaft von den übrigen im Herrmannschen Verlag aus, vor allem ist seine Karte von Schwaben bemerkens wert. Auch der Geograph und Altenburger Philologe Christian Juncker (1668—1714), der gelehrte Thüringer Theologe Johann Gottfried Gregorii (168b—1770), der unter dem Namen Melissantcs schrieb. Für Homann tätig war ferner Eberhard David Haubcr (1695—1765), Professor in Tübingen, der mehrfach erwähnte Ver fasser des Werkes über Historie der Land-Charten, und neben weiteren damaligen Autoritäten vor allem der bekannte Hamburger Rektor Johann Hübner (1668—1731) und der Nürnberger Professor und Mathematiker Johann Gabr. Doppelmayr (1671—1750). Beide bedürfen einer näheren Betrachtung. 1704 war der letztere Professor am Gymnasium S. Aegidii in Nürnberg geworden, nachdem er nach vollendetem Studium auf einer zweijährigen Reife die bemerkenswertesten Orte in Holland, England, Deutsch land aus eigner Anschauung kennen gelernt. Zu Homann trat er bald in die engsten Beziehungen, er schrieb für ihn eine Ein leitung zur Geographie, fertigte eine Anzahl Himmelskarten an, sowie die »Lasis OlsvArapüias« und »Europa ack 1706«. Sein Werk -Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern. Nürnberg 1730«, in dem er auch Homann ein Denkmal setzt, gilt noch jetzt als eine zuverlässige Quelle zur Geschichte der Wisfenschasten. über die Himmelskarten, über die Lasie OsoM-axbiae und über die andern Karten gibt das erwähnte Werk von Hauber Auskunft. Die oben angeführte Einleitung hat er auf Ver anlassung von Homann geschrieben, da dieser selvst, wie er ansührt »sich einer solchen Mühe überheben wollte, welche ihm an seinen ferneren laboribus mehr hinderlich als beförderlich seyn würde.» Johann Hübner (1668—1731), der in weiten Kreisen bekannte Hamburger Schulmann, war ein treuer, einflußreicher Mitarbeiter. Er schrieb »Geographische Fragen«, ein Lehrbuch, das großen Beifall fand und richtete dieses Lehrbuch auf die Homannschen Karten ein, ferner unterzog er viele Karten einer Durchsicht und bewirkte viele Verbesserungen, vor allem wurde seine Art des »Jlluminierens« der Karten maßgebend für Homann. Schon vor Homann war das Bemalen der Landkarten üblich gewesen; Homann nahm nun die Hübnersche Jlluminierungsmethode an und brachte sie in Anwen dung. Diese bestand darin, daß man 1. zur Erhöhung der politi schen Übersichtlichkeit die einzelnen Länder resp. Landesteile mit verschiedenen Farben der ganzen Fläche nach übermalte. 2. Die weiteren Einteilungen derLänder resp.Landesteile durch verschiedene Nüancen der bereits angewendeten Farbe hervorhob, und daß man 3. nicht beliebige, sondern die von Hübner vorgeschlagenen Farben für bestimmte Länder gebrauchte, damit die Karten zur Erleichterung des Unterrichts in der Bemalung übereinftimmten. Bisweilen wurden auch die konfessionellen Verhältnisse mit Farben angezeigt. Alles dies hob die Übersichtlichkeit der Karten. Auch bei der Herausgabe verschiedener Schulatlanten, die bei Homann er schienen, war Hübner beteiligt, so vor allem bei dem 1719 er schienenen: »^.tlas wstllockioue». Bevor ich auf die Homannschen Verlagsunternehmungen ein gehe, muß ich noch kurz der weiteren Mitarbeiter gedenken, die dem Unternehmen nach des Gründers Tode zur Seite standen. Der dem Geschäft als Teilhaber angehörige Joh. Michael Franz war in erster Reihe Gelehrter, und seinem Einfluß war es wohl vor allem zuzuschreiben, daß mehr und mehr Gewicht darauf gelegt wurde, selbständige Arbeiten hervorragender Gelehrter anstatt der Kopien nach fremden Stichen in die Atlanten auf zunehmen, was die beiden Homann noch vorzugsweise taten. Zu diesen Mitarbeitern zählten außer Hasius vor allem Tobias Maier und Georg Mor. Lowitz, beide, wie auch Franz, später Professoren in Göttingen. Tobias Maier (1723—62), ein ge borener Württemberger, hatte sich in Augsburg zum Zeichner aus gebildet und daneben eifrig dem Studium der Mathematik ab gelegen. Mit 16 Jahren hatte er bereits eine Karte des reichsstädtischen Bezirks in Eßlingen gezeichnet, die auch in Kupfer gestochen wurde, und achtzehnjährig schrieb er ein mathematisches Elementarbuch für Praktiker. Vier Jahre später kam er nach Nürnberg. 1745 erließ das Direktorium der Homannischen Handlung ein Ausschrciben in den öffentlichen Blättern, nach dem geschickten Kartenzeichnern eine gute Anstellung in dem Geschäft zugesichert wurde. Maier meldete sich, wurde angenommen und war in den nächsten fünf Jahren die Seele des Geschäfts, für das er zehn Karten bearbeitete und herausgab. Eine Karte der Schweiz, die er in Gemeinschaft mit Lowitz herausgab, gehört zu den besten Kartenblättern jener Zeit. Die Besitzer des Homann schen Geschäfts planten große Dinge, die Firma sollte eine Art Zentralstelle für wissenschaftliche Arbeiten werden, eine kosmo- graphische Gesellschaft wurde gegründet, die bestimmt war, den wissenschaftlichen Charakter des Geschäfts festzulegen. Hasius, Maier, Lowitz waren die bedeutendsten Mitglieder derselben, und die letzteren beiden planten noch ganz andere Sachen, wie in einem Rundschreiben: »Homann'sche Vorschläge von den nöthigen Verbesserungen der Weltbeschreibungswissenschaft und einer dies falls bei der Homann'schen Handlung zu errichtenden Akademie 1747« mitgeteilt wurde, so eine «kosmographische Akademie, ein Landvcrmessungs-Comtoir, die Herausgabe drei Fuß im Durch messer haltender Erd- und Himmelsgloben usw. Aus all diesen schönen Dingen wurde nichts, vermutlich weil Maier und Lowitz bald daraus nach Göttingen gingen, wohin ihnen auch Franz 1759 folgte. Dort haben sie dann allerdings noch für den Homannschen Verlag gearbeitet, den Einfluß, wie in Nürnberg besaßen sie indes nicht mehr. 1751 erhielt Maier einen Ruf nach Göttingen als Ordinarius der Mathematik, Lowitz und Franz folgten ihnen bald als Professoren der Physik und Geographie; Am 26. Februar 1762 ist Maier in Göttingen gestorben, trotz seiner Jugend ein hochberühmter Gelehrter. Auch Georg Moritz Lowitz (1722—1774) trat als Kartenzeichner in die Homannsche Offizin ein und brachte es bis zum Teilhaber der Firma. 1751 wurde er Professor der Mathematik am Aegidiengymnasium in Nürnberg und folgte 1754 einem Ruf nach Gottingen, wo er bis 1763 wirkte. Bis 1767 lebte er dann noch als Privatmann daselbst und folgte hierauf einem Ruf nach St. Petersburg als Mitglied der dortigen Akademie. Bei Vcrmcssungsarbeiten der Wolgagegendcn wurde er 1774 durch aufrührerische Kosaken er mordet. Von ihm rührt eine Beschreibung der Nürnberger Erd- und Himmelsgloben im Homannschen Verlage her. Dieses dürften die hervorragendsten Mitarbeiter der Homannschen Firma sein; aus späterer Zeit wären noch Güssefeld und Männert zu erwähnen; indes viel Neues und Gediegenes ist späterhin nicht mehr geschaffen worden; man begnügte sich die alten Karten neu aufzulegen. Zum Schluß noch ein Wort über die Art der Karten, deren Anfertigung und Vertrieb. Es muß immer wieder hervorgehoben werden, daß es Homanns Verdienst gewesen ist, die deutsche Kartographie zu einer für seine Zeit und ihre Verhältnisse außer ordentlichen Höhe, allerdings mehr in technischer als in wissen schaftlicher Beziehung, erhoben zu haben. Vor allem sprechen die
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht