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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.12.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-12-04
- Erscheinungsdatum
- 04.12.1903
- Sprache
- Deutsch
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Franzosen dem Johann Baptist Homann dieses Lob zu und erheben seine Stiche über alle gleichzeitigen Leistungen. Zu seinen Lebzeiten sind von ihm an 200 Karten herausgegeben, und zwar vor seiner Etablierung außer den Karten zu Scherers ^.tlas vovus, eine Karte des Nürnberger Gebiets 1692, 34 Karten zu Cellarius, 2 Karten für den Sandrartschen Verlag und 10 Karten für den Verlag von David Funck. Die in seinem eignen Verlag erschie nenen Karten hat I. B. Homann dann zum größten Teil zu At lanten vereinigt. Sandler hat sich der großen Mühe unterzogen, die einzelnen Blätter namhaft zu machen. Der älteste Atlas, aus dem Jahre 1707 stammend, zählt 40 Karten, der sogenannte Atlas von hundert Charten 1712 enthält weitere 63 Karten, ein andrer großer Atlas, 1716 erschienen, bringt 22 neue Karten, nachher bis 1724 sind dann noch 70 weitere Blatt erschienen, so daß in dem Zeitraum von 22 Jahren 225 neue Karten aus dem Homannschen Verlag hervorgegangen sind. Zu diesen Karten kommen noch einige Einzelblätter, die nicht rein kartenmäßigen Charakter tragen und die sogenannte »Lxasrao armillarsZ- und Taschengloben. Letztere fertigte Homann, wie Sandler ausführt, nach englischem Muster an, Doppelmaper hat eine ausführliche Beschreibung der Her stellung 1721 geliefert. An der Ausführung der Karten ist natürlich sehr viel aus zusetzen; Fehler sind sehr viel vorhanden; besserer Art sind die Spezialkarten, die vor allem auch in der Darstellung der Gebirge erhebliche Verbesserungen zeigen. Wie schon erwähnt, war ein sehr großer Teil der Homannschen Karten bloße Kopien älterer Blätter. Cr war bestrebt, in möglichst kurzer Zeit sämtliche Länder auf einzelnen Karten darzustellen, seine Atlanten sind aber im großen und ganzen doch nur eine Auslese aus den Werken niederländischer und französischer Kartenstecher. Er tat damit übrigens nichts andres, als was die übrigen Kartenverleger auch taten Charakteristisch ist dafür die Mit teilung, die Franz 1747 in der Schrift »Homannische Vor schläge rc.« machte, also zu einer Zeit, wo sich der Homannsche Verlag doch schon vorzugsweise mit der Herstellung von Original karten befaßte. Franz schätzt die Zahl der 1747 vorhandenen Landkarten auf 16 000, davon verdienten aber zwei Drittel den Namen Landkarten garnicht, »da sie entweder von Stümpern zu sammengesudelt, oder Verkleinerungen, Vergrößerungen oder un geschickte Zusammensetzungen früherer Karten seien, da lediglich nichts als der Name des Verlegers das neueste ist«. Von dem übrigen Drittel seien ein Drittel Originalkarten und zwei Drittel Nachstiche derselben. Es waren also acht Neuntel aller Karten damals nach Kopien und die von der Homannschen Handlung bereits 1741 vorgebrachten Klagen, daß »das Landkartenmappieren der verschiedenen Verleger ein stetes und fortgesetztes Plagium sei- und daß der Käufer von Landkarten, insbesondere von »Kriegstheatern- sich nichts erwerben als einen neuen Titel, vollauf berechtigt. Sandler hat nun in seiner umfassenden Arbeit, von der man nur bedauern kann, daß sie nicht als selbständige Mono graphie erschienen, sich der mühevollen Arbeit unterzogen, nach zuweisen, welche Homannsche Karten Kopien sind und welchen Stechern oder Verlegern sie ihren Ursprung verdanken; 35 Kopien sind ohne weitres nachweisbar, bei vielen andern Karten hat Homann aus ältern und neuern Karten andere zusammengcstellt und herausgegeben. Es bestanden zwar kaiserliche Privilegien gegen Nachdruck; auch die Homannsche Firma hatte ein kaiserliches Privileg vom Jahre 1729, das jeden Nachstich ihrer Karten bei 5 löthigen Goldes Strafe, welche halb der kaiserlichen Kammer, halb der Handlung zu bezahlen sein sollte, verbot; aber große Bedeutung hatten diese Privilegien nicht, Schutz gewährten sie kaum. Sandler sagt mit Recht von dem Nachbilden der Karten zu des alten I. B. Homanns Zeiten: »Demnach lag es nur an dem Taktgefühle eines Karten stechers, wenn er sich beim Kopieren, auf welches seine Produktion nun einmal angewiesen war, irgend welchen Zwang auferlegte. Der Gedanke an die Möglichkeit unangenehmer Folgen praktischer Art hielt ihn sicherlich nicht ab, ein fremdes Blatt getreu nach zustechen und statt des Namens des Autors den eigenen ein zusetzen. Dieser Mißbrauch fremden Eigentums war leider so gebräuchlich, daß die Mehrzahl der Landkarten der Homannschen Zeit sich bis aus die Namen der Herausgeber gleichen. Man kann sagen, daß jeder der Kartenstecher zu Homanns Zeit sich dieses Plagiums schuldig machte, daß aber auch jeder demselben ausgesetzt war.» Es gab allerdings Ausnahmen und zur Ehre der Homannschen Erben muß bemerkt werden, daß sie von der früher geübten Ge pflogenheit abwichen und, wenn sie Kopien brachten, diese^auch als solche bezeichneten, während Homann selbst, wenigstens in den ersten Jahren, fremde Originalkarten, selbst wenn er sie nur un wesentlich verbessert oder vermehrt hatte, als eigene Karten aus gab und den Namen des Autors verschwieg. Daß es Homann mit seinen eigenen Karten übrigens nicht bester ging, wissen wir aus seinen eigenen Klagen in einer Vorrede zu seinem 1714 erschienenen Atlas. Die Homannschen Erben beschwerten sich bitter über den Schaden, der ihnen durch den unehrlichen Nachdruck zugefügt wurde. Sie selbst geben zu, »daß sie gute ausländische Blätter nachstächen, wenn sie selbst keine besseren liefern könnten, aber mit Auswahl, Zusätzen, Verbesserungen und der Angabe des Autor namens. »Diese Sache-, bemerken sie, »nennt man mit einem Wort kopiren, aber auf eine löbliche Arth«. Durch Mitteilungen von Kirchhofs im fünfzehnten Bande des Archivs für Geschichte des deutschen Buchhandels sind wir unterrichtet über einen Nach druckprozeß, der gegen die Homannschen Erben seitens Michael Gottlieb Griesbachs in Eisenach 1741—43 angestrengt, aber zu gunsten der Homannschen Erben entschieden wurde. Es handelte sich um einen von dem Verfasser selbst besorgten Auszug aus einem größern geographischen Schulbuch, der bei den Homannschen Erben erschienen war. Anläßlich dieses Streits schildern die Ho mannschen Erben in einer Prozeßschrift, die sie im Februar 1742 an die Bücher-Kommission in Leipzig einreichten, ihre Verdienste um die Pflege der geographischen Wissenschaft, ich lasse den Passus dieser Eingabe, wie er im Archiv Band XV, Seite 324 abgedruckt ist, folgen: Sie schildern also die Opfer, die sie gebracht und fahren dann fort: »und des mehr, alß sich eines Buchhändlers Geist einbilden kann, alß welcher mit Gewinst Begierde angefüllet ist, und nicht erlaubet, höhere alß Kaufmännische Gedanken zu führen. Wir verlausten Land Karten, wie der Buchhändler seine Bücher, aber auf verschiedene Arth, diesem ist sein Buch gut, wenn es ihm einträglich ist, wir aber sehen in unfern Land Karten darauf, daß wir darin Acuratesse und Wahrheit ver lausten möchten, und sorgen dafür, daß Unrichtigkeiten und Jrrthümer ausgerottet und allezeit das neueste und beste in unfern Karten ersetzet werden möchte, gleich denn obig neu ver- beßerten Schul-Atlas L 20 Karten zum Beweiß hier dienen kann, und welcher uns Anlaß gegeben hätte, wofern nicht Hr. Gym- nasiarcha Schatz dazwischen kommen wäre, daß wir aus unserer eigenen Feder ein Oomxsnckium KsvAraxbioum hätte fließen laßen. Es ist nichts schicklicheres auf der Welt, alß daß ein Lompsnäium KooArapbioum aus unserer Geographischen Officin ausgehe, weil man nemlich in der Homannischen Officin fort und fort an der Verbeßerung der Land-Karten denket, und also auch zugleich darum besorgt sein kan, daß die Ausgaben eines solchen Oomxsnäii sich immer auf die neuesten Verbeßerungen beziehen und eine Übereinstimmung der Land Karten mit dem Oompsnäio erhalten werde, woran es biß dahero in allen ge- fehlet hat. Ein Buchhändler ist ein Kauffmann, das ist, er suchet seinen Bratia, und mag das substantile seines Buchs in zwischen beschaffen seyn, wie es will. Wir handeln zwar auch als Kaust Leuthe verlangen aber auch zugleich uns als 6ivs8 in ksAvo Vsritatis aufzuführen, und können von uns behaupten, daß wenigstens in der Geographie mehr alß ein Buchhändler zum besten des Ltuckii OsoArapllioi zu praestiren im Stande sind, wie es zumahl die zukünfftig auszuführende vssseins noch mehreres beweisen werden. Man sieht, an Stolz und Selbstbewußtsein fehlte es den ge lehrten Inhabern oder Teilhabern der Handlung nicht, und den Spruch »Klappern gehört zum Handwerk« verstanden sie auch an zuwenden. Sie könnten darin gewissen Herren von heutzutage zum Muster dienen: »Ich bin groß und du bist klein« und weiter »Dies Kind kein Engel ist so rein« würde auf den Inhalt einer bekannten Streitschrift recht gut anwendbar sein. Allerdings war der Homannschen Firma durchaus nicht abzu streiten, daß sie sich um das Landkartenwesen große Verdienste erworben hatte und daß die Karten für die Zeit eine große Be deutung hatten. Ich habe das schon im vorstehenden angedeutct und werde in einem weitern Artikel anführen, wie weit sie sich über andre gleichzeitige deutsche Kartenstecher erhoben. I. B. Homanns großes Verdienst ist es und das möge zum Schluß hier nochmal betont werden, die Landkartenproduktion zum erstenmal wieder systematisch betrieben und vollständige Atlanten herausgegeben zu haben. Mit einigen selbstgeschaffenen Karten, vor allem der »Lasw OsoAraxbioa«, hat er der deutschen Kartographie eine wissenschaftliche Grundlage geboten; vor allem hat er durch seine billigen und für die große Menge vollauf ge nügenden Karten, die fremden Karten vom deutschen Markt ver drängt, die Kartographie in Deutschland nach langem Niedergang wieder zu neuer Blüte entfacht und den Grund gelegt zum deut schen Kartenhandel, der im 19. Jahrhundert einen solchen Auf- fchwung nahm, daß er vorbildlich allen Ländern ist. In dem weitern Aufsatz, wo ich die Seutter, Lotter usw. be handle, werde ich noch hier und da auf die Homannschen Karten zurückgreifen und auch ihres reichen und charakteristischen bildlichen Schmuckes gedenken. Das achtzehnte Jahrhundert ist ohne den Homannschen Atlas nicht denkbar, und es ist nur zu erklärlich,
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