Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.12.1903
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- 1903-12-14
- Erscheinungsdatum
- 14.12.1903
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- Deutsch
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10412 Sprechsaal. 289, 14 Dezember 1903 Verleger-Vertrieb. Aufklärung in eigener Sache von Fischer L Franke. (Vgl. Börsenblatt Nr. 282.) Ein Verlag, der wie der oben genannte nicht nur das Ziel ver folgt, mit seinen Veröffentlichungen in kaufmännischer Weise Geld zu machen, sondern der sich in den Dienst einer großen Kunst- Lewegung stellt, ja diese Bewegung durch seine Wirksamkeit zum guten Teil hervorgerufen hat, der hat nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht, auch auf Wegen, die vielleicht manchem un gewöhnlich erscheinen, für die Verbreitung seiner Veröffentlichungen zu sorgen; denn mit jedem Anhänger, den er für seine Ver öffentlichungen neu gewinnt, wird gleichzeitig der Sache genutzt, in deren Dienst sich der Verlag gestellt hat. Der geeignete Vorkämpfer wäre ja auch hier der Sortimenter; aber was soll da geschehen, wo auch der Sortimenter zu den erst noch der Sache zu gewinnenden gehört? Es ist ja bekannt, daß einige hundert erste Firmen in Deutschland vorhanden sind, auf die der Verlag bei Erscheinungen von künstlerischer Bedeutung von vornherein rechnen kann; diese haben jedoch meistens in den größeren und Mittelstädten ihren Sitz; dann kommen aber die vielen kleineren und kleinsten Städte, die mit dem Kunstleben keine engere Fühlung haben. Dort hieß es noch vor wenigen Jahren, wenn man etwas brachte, was über die süßliche Familicnblatt-Kunst hinausging, »das ist ja modern, das ist scheußlich«, und man lachte darüber. Heutzutage lacht man nun zwar nicht mehr; denn man fühlt, daß man sich damit blamieren würde; aber nun heißt es: »bei uns ist das Publikum dafür noch nicht reif«. Wie soll es nun aber jemals dafür reif werden, wenn der Buchhändler es mit solcher Motivierung ablehnt, seine Kunden überhaupt mit dem Fortschritt auf den Gebieten der Kunst bekannt zu machen? Mancher Verleger hat nun gesagt: geht es nicht mit dem Sortiment, so muß es gegen dieses gehen. Das ist nun aller dings sehr kurzsichtig, denn der Sortimentsbuchhändler kann, wo er einmal einer Sache gewonnen ist, dieser doch sehr viel nützen, und so ist es denn unser Bestreben, wo wir den Buchhandel nicht von vornherein allseitig für uns haben, ihn durch einen erstmaligen größern Erfolg, bei dem ihm der Nutzen gewissermaßen mühelos zufällt, von der Verkäuflichkeit auch guter Bücher und Kunstsachen zu überzeugen, damit er nachdem um so energischer auch seinerseits dafür eintritt. Nicht immer ist es möglich — zumal wenn um Weihnachten die Arbeit sehr drängt — dem Sortiment schon vorher Aufklärung zu geben über in Vorbereitung befindliche Vertriebsmaßregeln, und so kommt es, daß, wie es uns in letzter Zeit in mehreren Fällen ging, der Verleger in den Verdacht kommt, als wollte er das Sortiment umgehen und ihm seinen Nutzen entziehen. Nun zu den einzelnen Fällen: In der Abteilung unsers Verlags, die der Reform der deutschen Jugendschristen dient, erscheinen soeben zwei Bücher von anerkannt hervorragend künstlerischer Bedeutung. Diese begegneten vielfach gerade wegen ihrer künstlerischen Eigenart dem oben an gedeuteten Skeptizismus des Sortiments, und selbst die bekannten größern und einsichtigen Firmen begnügten sich vielfach mit der Bestellung einzelner Exemplare, so daß ein Erfolg nicht zustande kam, wie ihn der Verleger braucht bei so kostbar ausgestatteten und dabei so billigen Büchern. Ähnlich ging es uns vor einigen Jahren mit einem andern Buch. Damals nahmen sich die Jugcndschriften-Ausschüsse der deutschen Lehrerschaft, die durch Vorträge, Ausstellungen und Empfehlungen so viel für die Verbreitung guter Bücher und guter Kunst im Volk tun, der Sache an, und in kurzer Zeit waren 15000 Exemplare des Buchs verkauft, wovon kaum ein Fünftel auf die Bemühung des Sorti ments entfällt. Der Gewinn an den übrigen 12 000 entging aber keineswegs dem Sortiment; sondern die durch die Ausschüsse verbreiteten Subskriptionslisten enthielten eine Rubrik mit der Überschrift »Durch welche Buchhandlung wird die Zusendung der bestellten Exemplare gewünscht?« Auf diese Weife wurde dem deutschen Sortiment ein Gewinn von mehreren Tausend Mark zugewiesen, für den es nicht nur nicht gearbeitet hatte, sondern den es in diesem Umfang selbst bei gutem Willen nicht einmal durch eigne Tätigkeit hätte erzielen können, da seine Empfehlung nicht von so autoritärer Bedeutung für den Interessenten gewesen wäre, wie die Empfehlung der Ausschüsse, bei denen geschäftliche Gründe der Empfehlung nicht vermutet werden konnten. Die in diesem Falle erworbene Erfahrung machten wir uns auch jetzt wieder zunutze. Wir sandten den Jugendschriften-Aus- schüssen Prüfungs-Exemplare der beiden oben erwähnten Bücher mit der Anfrage, ob die Einleitung einer Subskription unter der Lehrerschaft möglich wäre. Die Antwort war allseitig ein freudiges »ja«. Wir setzten, um den Erfolg der Subskription zu erhöhen, einen etwas ermäßigten Subskriptionspreis fest, der mit dem 31. Dezember d. I. erlischt, und wieder haben die Subskriptions listen die Rubrik: »Durch welche Buchhandlung erwünscht?« Direkt wird also auch in diesem Fall von uns nichts an die Sub skribenten geliefert, und wieder fällt dem Sortiment mühelos der Gewinn zu. Es ist bekannt, daß wir die Zeitschrift »Die Rheinlande, Düsseldorfer Monatshefte für deutsche Art und Kunst« über nommen haben und unter besonderer Firma weiterführen; es ist ferner bekannt, daß diese Zeitschrift mit einem ausgesprochen deutsch-nationalen Programm in künstlerischer Hinsicht von Anfang an nicht ein geschäftliches Unternehmen war, sondern von einem Konsortium hochherziger Kunstfreunde im Interesse deutscher Kunst gegründet und bald zur vornehmsten und bedeutendsten ihrer Art gestaltet wurde. Als man uns diese Zeitschrift übergab, damit wir ihr den verdienten Einfluß in Deutschland verschaffen sollten, entstand für uns die Verpflichtung, mit allen Kräften dahin zu streben, dem in uns gesetzten Vertrauen gerecht zu werden. Das Sortiment hatte leider fast ganz versagt; unfern Be mühungen gelang es schon in den ersten Wochen, den Abonnenten stamm zu verdoppeln. Da viele Leute auch für eine gute Sache zunächst durch kleine materielle Vorteile gewonnen werden müssen, so trafen wir auf Anregung des Herausgebers der Zeitschrift die Einrichtung, daß jeder Abonnent die aus demselben Geist wie die Zeitschrift gebornen künstlerischen Veröffentlichungen unsers Ver lags zu einem ermäßigten Preise erhält. Der Erfolgt hat gezeigt, daß viele Leute dieZeitschrtft abonnierten, um diese Vergünstigung zu genießen; denn auch in den Prospekten war auf diese hingcwiesen, und daß anderseits viele Abonnenten Bücher und Kunstsachen unsers Verlages bezogen, weil sie diese mit Preisvergünstigung erhielten. Auch hier wurde jedoch das Sortiment nicht umgangen, sondern in den Ankündigungen ausdrücklich betont, daß die Zu sendung der bestellten Bücher und Bilder nur durch Vermittlung des Buchhandels erfolge. Der Buchhandel genießt einen ent sprechenden Rabatt auf den ermäßigten Preis. So hat der Sortimenter manchen Abonnenten gewonnen, der ihm sonst fern geblieben wäre, und manches Buch und Bild verkauft, das sonst nicht verkauft worden wäre. In letzter Zeit hatten wir die Freude, daß der »Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein«, der kürzlich in Düssel dorf gegründet wurde, beschloß, allen seinen Mitgliedern die Zeitschrift »Die Rheinlande« als Verbandsorgan zu liefern. Es lag nun sehr nahe, daß die meisten Abonnenten abspringen und zu Mitgliedern des Verbands werden würden, da der jährliche Verbandsbeitrag nur um 3 ^ höher ist als das Jahresabonnement der Zeitschrift; das Sortiment hätte mithin seine Abnehmer verloren, lim dies zu verhüten, trafen wir mit dem Verband das Abkommen, daß die Zustellung der Zeitschrift an die Verbandsmitglieder durch den Buchhandel er folge und daß diesem für seine Mühewaltung für jedes Mitglied seitens des Verbands eine jährliche Zustellungsgebühr gezahlt werde, die ungefähr dem Nutzen gleichkommt, den der Sortimenter bisher an einem Abonnenten hatte, nur daß ihm auf diese Weise alle Mühewaltung für Buchung, Inkassospesen beim Kommissionär und beim Kunden abaenommen werden und er seinen Verdienst für sämt liche Mitglieder-Abonnenten in einer glatten Zahlung vom Verband erhält. Der Buchhandel verliert mithin nicht nur keinen Abonnenten, sondern, da der Vorstand bei der werbenden Kraft seiner Ziele bald viele tausend Mitglieder haben wird, so wird ihm wieder mühelos ein nicht zu unterschätzender Gewinn ins Haus gebracht, und — was nicht unwichtig ist — er erhält auf diese Weise fort gesetzt Fühlung mit vielen Kunstfreunden, die bisher vielleicht noch nicht zu seinen Kunden gehörten; denn der vereinfachten Expedition wegen wird die Zustellung der Vcrbandszeitschrift an neu hinzutretende Mitglieder natürlich denjenigen Firmen über tragen, die bisher schon Abonnenten auf die Zeitschrift hatten. Deren Tätigkeit für die Zeitschrift erhält mithin einen neuen un erwarteten Entgelt. Aus den vorstehenden Ausführungen wird jeder ersehen, daß auch da, wo wir andre als die bisher begangenen Wege zur Er zielung größern Absatzes einschlagen, wir doch nicht das Sorti ment umgehen, sondern stets darauf bedacht sind, daß auch ihm der Nutzen zufällt, selbst wenn es nicht zu dessen Erreichung mit gearbeitet hat, und dies nicht etwa aus irgend welchen sentimen talen Rücksichten, sondern um uns denjenigen Firmen, die sonst für uns eintreten, erkenntlich zu zeigen und diejenigen, die es bisher weniger taten, zu gewinnen. Wenn also in Zukunft auch wieder Gerüchte, Zeitungs meldungen oder dergl. es so erscheinen lassen wollen, als wollten wir durch irgend eine Vertriebsmaßregel das Sortiment umgehen, so wolle man stets glauben, daß dies eben nur so scheint, und daß auf eine entsprechende Anfrage die befriedigende Aufklärung nicht auf sich warten lassen wird. Fischer <L Franke, Düsseldorf.
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