Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.08.1906

7724 Nichtamtlicher Teil. 188, 15. August 1906. Da aber diese ungeheure Auflage lange vor der Fertigstellung belegt war, so wurden noch weitere 10 000 Exemplare gedruckt und die ganze Ausgabe in möglichst gleichmäßigen Zwischen räumen abgegeben. Aber Tausende von Bestellungen konnten nicht befriedigt werden. Den größern Teil dieser Riesenauflage haben Stadtverwaltungen für ihre Angestellten und Schulen, Bolksbibliotheken, Lesehallen, Unteroffiziersbibliotheken, Kranken häuser, Volksbildungsoereine, Unterrichtskurse für Arbeiter und ähnliches bezogen. Zur Revision des deutschen Buchdruckertarifs. — Mit der bevorstehenden Revision des Tarifs der deutschen Buch drucker und den dazu vorliegenden zahlreichen Anträgen beschäftigten sich am Sonntag den 12. August in allen Landesteilen des Deut schen Reichs große öffentliche Kreisversammlungen der Buchdrucker gehilfen. In Leipzig fand diese Versammlung des 7. Tarifkreises (Sachsen) mit einem Besuche von über 3500 Personen in der Alberthalle des Krystallpalastes statt. Der Vertreter des Kreises ver breitete sich zunächst über Entstehung, Wesen, Zweck, Entwicklung und Wert der Tarifgemeinschaft und hob hervor, daß die nun mehr bereits 10 Jahre bestehende Tarifgemeinschaft auf die Ent wicklung des Deutschen Buchdruckerverbandes von außerordentlich günstigem Einfluß gewesen sei. Nur durch sie habe die Lage der Gehilfen selbst bei schlechtem Geschäftsgang verbessert werden können. Ihr sei die Herbeiführung stabiler Verhältnisse zu danken. Im weitern behandelte der Redner die hauptsächlichsten Anträge zur Tarifrevision und bezeichnete in erster Linie als unbedingt notwendig eine Erhöhung der Grundpositionen des Tarifs um 15 Prozent und des Lokalzuschlags für Leipzig um 5 Pro zent. An den Bericht knüpfte sich ein längerer Meinungsaustausch über die zahlreich gestellten Revisionsanträge. Schließlich ge langte folgende Resolution einstimmig zur Annahme: Eine von über 3500 tariftreuen Gehilfen des Tarifkreises Sachsen besuchte Versammlung erwartet von den Gehilfenvertretern, daß sie unter allen Umständen an der Erhöhung der Grundpositionen um 15 Prozent und an einer Verkürzung der Arbeitszeit um Stunde festhalten. Von den gestellten Forderungen, die zur Verhandlung kamen, seien einige hier mitgeteilt: Die tägliche Arbeitszeit, die bisher 9 Stunden ausschließlich der Pausen betrug, soll auf 8'/, Stunden festgesetzt und in die Zeit von früh 7 bis abends 7 Uhr verlegt werden. Die Arbeitszeit für Berlin ist eine durchgehende und beträgt für diesen Ort 8fl^ Stunden ohne Lohnkürzung. In Städten unter 10 000 Einwohnern kann auf Antrag der Majori tät beider Parteien die Arbeitszeit auf 9 Stunden festgesetzt werden. Die Satzpreise und die Wochenlöhne der Setzer und Drucker sind entsprechend der verteuerten Wohnungs- und Lebensmittelpreise zu erhöhen. (Zurzeit beträgt der Mindest wochenlohn für Setzer, Maschinenmeister und Drucker im gewissen Geld bis zum Alter von 21 Jahren 21 ^ 50 im Alter von 21 bis 23 Jahren 22 ^ und über 23 Jahre 22 ^ 50 -Z, ausschließlich des Lokalzuschlags.) Die Gehilfenvertreter sollen im Tarifausschuß eine Lohnerhöhung von 15 Prozent fordern. Dieser Mindestlohn soll auch auf Korrektoren und Stereotypeure ausgedehnt werden. An allen Buchdruckmaschinen sind nur gelernte Buchdrucker zu beschäftigen. Das Bedienen von mehr als zwei einfachen Maschinen zu gleicher Zeit ist unzulässig. An den Setzmaschinen sind nur ordnungsmäßig als Handsetzer ausgelernte Gehilfen zu beschäftigen. Lehrlinge dürfen nur in den letzten drei Monaten ihrer Lehrzeit und nur zu ihrer Ausbildung an der Setzmaschine beschäftigt werden. Die Arbeitszeit an den Setz-, bez. Gießmaschinen beträgt 8 Stunden einschließlich der Putzzeit und einer Pause. Dreifache Schicht ist nicht gestattet. Alle an der Setzmaschine Beschäftigten erhalten das ortsübliche Minimum mit einem Aufschläge von 25 Prozent. Als Korrek toren sind nur ordnungsmäßig ausgelernte Buchdrucker zu be schäftigen. Werden zum Lesen außergewöhnlich schwieriger wissen schaftlicher Werke speziell vorgebildete Kräfte (Nichtbuchdruckcr) verwendet, so gelten für diese die tariflichen Bestimmungen gleich falls. Für Überstunden-, Nacht- und Feiertagsarbeiten wird ein Zuschlag von 20 bis 85 -ß pro Stunde gefordert. Ein Abzug für landesgcsetzliche, sowie behördlicherseits oder vom Geschäft ange ordnete Feiertage darf nicht stattfinden. Die Kündigungsfrist soll 14 Tage nicht übersteigen rc. rc. Lohnbewegung im Steindruckgewerbe. — Der Aus stand und die Aussperrung der Lithographen und Steindrucker Deutschlands ist, wie die -Nat.-Ztg.« mitteilt, durch eine zwischen dem Schutzverband Deutscher Steindruckereibesitzer und der Arbeiter organisation getroffene Vereinbarung, der die Vertreter aller Ausstands- und Aussperrorte zugestimmt haben, beendet. Die Arbeit wird spätestens am nächsten Donnerstag wieder aus genommen. Fremdwörter-Verdeutschunq. — Den Ersatz der Fremd wörter durch sinngemäße deutsche Ausdrücke läßt sich auch die Deutsche Reichsbank angelegen sein. Zu den Verdeutschungen, die in ihren -Allgemeinen Bestimmungen über den Ge schäftsverkehr- schon vor Jahren eingeführt worden sind, ist neuerdings eine Reihe anderer hinzugetreten. Folgende Aus lese möge hier Platz finden: Valuta ^ Währung, Courtage — Maklergebühr, Nota — Rechnung, Order — Auf trag, Provision — Gebühr, Summation — Aufrechnung, Taxe — Abschätzung, lombardieren — verpfänden, akzeptieren — annehmen, präsentieren — vorlegen, Aviftawechsel — Sichtwechsel, Obligo — Verbindlichkeit, Quantität — Menge, Qualität — Beschaffenheit, Objekt --- Gegenstand, Prolongation — Erneuerung, Kontrolle — Nachsehen und Prüfen, usancemäßig --- börsenmäßig, Jnkassopapiere — Einzugpapiere Wertdeklaration Wertangabe, Ricambio --- Rückwechsel, Rimessenwechsel — Versandwechsel, Zinscoupons — Zinsscheine, Talons — Leisten, Dividendenscheine — Gewinnanteilscheine, ultimo — der letzte. Das Reinigungsbestreben der Reichsbank wird hoffentlich die übrigen Banken zur Nachahmung veranlassen. Eine Eingabe zur Fahrkartensteuer. — Der Verein der Deutschen Kaufleute Berlin (unabhängige Organisation für Handlungsgehilfen und -Gehilfinnen) hat an den Bundesrat folgende Eingabe gerichtet: »Der Bundesrat wolle beschließen, dem Stande der Handlungsgehilfen, soweit dessen Jahreseinkommen den Betrag von 2000 nicht übersteigt, dieselbe Vergünstigung in bezug auf Besteuerung ihrer Straßen- bezw. Stadtbahn abonnementskarten zu gewähren, wie sie am 1. August d. I. den Arbeitern, welche mechanische Lohnarbeit verrichten, zugebilligt wurde.» Das Gesuch wurde mit dem Hinweis darauf begründet, daß, wenn bei diesem Erlaß nur die Höhe des betreffenden Jahres einkommens maßgebend gewesen sei, dieser Grund beim Stande der Handlungsgehilfen ebenso Berücksichtigung verdient, da dessen wirtschaftliche Lage im Durchschnitt keinesfalls bester sei als die unsrer heutigen Lohnarbeiterklasse. Leipziger Buchbinderei-Akt.-Ges. vorm. Gustav Fritzsche. — Die »Leipziger Neuesten Nachrichten« melden: Der Aufsichtsrat der Leipziger Buchbinderei-A.-G. vorm. Gustav Fritzsche beantragt bei der Generalversammlung am 31. August im Hin blick auf die Angliederung einer Buch- und Kunstdruckerei die entsprechenden Statutenänderungen. Die Firma soll künftig Buchgewerbe-Akt.-Ges. vorm. Gustav Fritzsche lauten. Das Kapital soll um weitere 750 000 ^ auf 2 Millionen ^ erhöht werden. * Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler: Dinrichs' Rünkjabrs-Katalox dsr iw deutschen Duchdandel erschienenen Düchsr, Zeitschriften, Dandkarten usw. Titslvsr- reichnis und 8achrspystsr. Kiktsr Rand 1901—1905, DieksruvA 15. (dabresberickt—Karts.) Rex.-8". 8. 673—720. Deiprix 1906, d. 6. ldinricbs'scbs Ruebbandlung'. Lrscheint in stva 45 DisksruvAgn ru 1 ^ 70 ^ bar. Halbmonatliches Ritsraturvsrxsicbnis dsr »Rortsebritto dsr Rbz'sik-, darASstellt von dsr DeutschenRhvsikaiischsn OsssIIschakt, redi giert von Karl 8obes1 kür reine Rh^sik, Richard ^.sswann kür kosmische Rh^sik. Druck und Verlag von Rrisdr. Vievsg & 8ohn in Rraunsch^vsig. 5. dahrgang. I^o. 13 u. 14 (15. und 30. duli 1906). 8°. 225-258. Deutschs Diteratur bis rur Nitts dss 19. dabrbundsrts, darunter visis Rrst-Ausgaben und sins grosse Lammlung von Qwanacbsn, Taschenbüchern u. dsrxl. — ^ntigu.-Katalog blo. 55 von ^.ug. IVsstxhalsn in Kiensburg. 8°. 31 8.