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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.06.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-06-07
- Erscheinungsdatum
- 07.06.1907
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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130, 7. Juni 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 5803 Or. Neumayer. Ich begrüße ferner Herrn Generalkonsul R. v. Lindheim, den Vertreter der Handels- und Gewerbekammer. Ich begrüße die verschiedenen Herren staatlichen und städtischen Beamten, die unsrer Einladung folgten, insbesondre Herrn Sektionschef von Rößler. Ich begrüße die zahlreichen Vertreter von Wissenschaft und Kunst, die sich hier eingefunden, die Vertreter der Schriftsteller, Künstler, Autoren und Komponisten, die unsrer Einladung gefolgt sind. Ich begrüße jene Herren, welche berufen sind, die Produktionen unsres Standes zu sammeln und zu hüten, an ihrer Spitze den Direktor der Wiener Universitätsbibliothek, die Vertreter der verschiedenen Bereinigungen, deren Mitglieder mit uns in naher geschäftlicher Verbindung stehen, oder deren Mitglieder ähnliche Interessen wie wir verfolgen, vor allem Herrn Kommerzialrat Pollack v. Pasnegg. Zur großen Ehre gereicht es mir weiter, in der angenehmen Lage zu sein, bei unserm Feste eine große Zahl Delegierter unsrer Kollegen im In- und Ausland zu begrüßen. Ich begrüße vor allem Herrn Karl Siegismund aus Berlin als Vertreter des Börsenvereins der deutschen Buch händler, Herrn Rudolf Schuster als Vertreter des deutschen Kunstverlegervereins, Herrn Albert Seydel, den Vertreter der Korporation der Berliner Buchhändler, Herrn Arthur Sellier, den Vertreter des Münchener Buchhändlervereins, ich begrüße ferner unsre lieben Kollegen aus dem Inland, die Vorsitzenden des Vereins der österreichisch-ungarischen Buchhändler Kammerrat Wilhelm Müller, des ungarischen Buchhändlervereins Julius Benkö, des Vereins der mährisch-schlesischen Buchhändler Richard Karafiat, die Vertreter der Buchhändlergremien in Lemberg kaiserlicher Rat Gubrynowicz, und St. Pölten Franz Hammerer, sowie die vielen Kollegen, welche unserm heutigen Feste beizuwohnen uns die Ehre gaben. Ich begrüße auch Sie, meine hochverehrten Damen und Herren, Mitglieder und An gehörige unsrer Korporation, die Sie durch Ihr Erscheinen Ihr Interesse an unsrer Vereinigung und an ihren Zwecken gezeigt haben. Unsre Vereinigung ist nicht eine frei entstandene, sondern eine allerdings auf Anregung ihrer ersten Mitglieder durch einen Akt der Regierung eingesetzte Körperschaft. Sie wurde geschaffen in der richtigen Erkenntnis der damaligen Verhältnisse, wo der freien Vereinsbildung mancherlei Hindernisse entgegenstanden und wo auch der einzelne noch nicht so erfüllt war wie heute von der Erkenntnis, daß nur, nach dem Wahlspruch Seiner Majestät, unsers erhabenen Herrschers, mit vereinten Kräften das Ziel erreicht werden kann. So lange der freie Wille zur Bildung gewerblicher Verbände nicht bestand, war es ein glück licher Gedanke, durch den Zwang erzieherisch zu wirken, und dieser Idee verdankt unsre Körperschaft ihre Entstehung. Jedes Jubiläum ist ein Zeitpunkt, der zu einem Rückblick auf die Vergangenheit auffordert, zu einer Vergleichung des Erstrebten mit dem Erreichten, der uns aber auch einlädt, Um schau zu halten über die gegenwärtigen Verhältnisse, über die Aufgaben uud Pflichten, welche heute an uns herantreten. Gilt dies von dem Jubiläum jedes einzelnen, so gilt es nicht minder von einer Körperschaft, deren Aufgabe es ist, für das Wohl eines ganzen Standes einzutreten, der Förderung ihrer Mitglieder und Angehörigen nach der materiellen wie idealen Seite hin sich anzunehmen. Ich darf mir versagen, eine ausführliche Darstellung des Werdens und Wachsens, der Sorgen und Bestrebungen unsrer Korporation während des verflossenen Jahrhunderts zu geben, ist eine solche doch von berufener Seite ins Auge gefaßt. Nur kurz erwähnen möchte ich, daß bei dem Rückblick auf die verflossenen 100 Jahre manche trübe Erscheinung bemerkbar wird — ich erinnere an die Zeiten der Zensur und des Nachdrucks, an die Knechtung der Presse und die Polizei wirtschaft des Vormärz, daß wir auch mancher Jahre und Jahrzehnte ruhiger und friedlicher Entwicklung uns erfreuen durften. Der gewaltige Umschwung, der in den geistigen und wirt schaftlichen Verhältnissen der Bevölkerung sich während der letzten 100 Jahre vollzogen hat, ist naturgemäß auch in unsrer Korporation zum Ausdruck gekommen und hat ihr eine große Ausdehnung und reiche Entwicklung gegeben. Es ist unsre Pflicht, dies dankbar anzuerkennen und auszusprechen. Das Jubiläum erscheint aber auch als passende Gelegenheit, Umschau über die gegenwärtigen Verhältnisse zu halten und die Pflichten und Aufgaben unsres Standes gegenüber der Allge meinheit uns vor Augen zu führen. Unter der Arbeit und dem Staube des Alltagslebens stumpft sich nur allzu häufig der Blick ab, und der Geist ge wöhnt sich oft genug, nur das Naheliegende zu beachten, die hohen und idealen Ziele unsres Berufs aber unbeachtet zu lassen. Sie alle, meine hochverehrten Anwesenden, aber sind sicher lich heute nicht nur erschienen, um einer Genossenschaft, die ihr lOOjährigeS Bestehen feiert, einen Akt der Höflichkeit zu er weisen, sondern Sie wollten gewiß durch Ihr Erscheinen das große Interesse zeigen, das Sie unserm Stande und seinen Bestrebungen entgegenbringen. Seit jeher hat der Buch-, Kunst- und Musikalienhandel eine besondere Rolle im gewerblichen Leben gespielt, denn er steht den höchsten Gütern der Mensch heit, der Kunst und Wissenschaft, nahe. Er erfüllt eine schöne, wichtige und hervorragende Mission, er ist berufen, das Er habenste, das Schönste, was der Menschengeist hervorbringt, zu verbreiten, er ist es, der die Werke unsrer Dichter, unsrer Künstler, unsrer Gelehrten dem Volk vermittelt, der die Brücke spannt vom einsamen Denker zur großen Masse des Volkes. Mit viel Berechtigung ist der Buchhandel, der Verkehr in Kunst- und Musikwerken als Maßstab für die Entwicklung und den Stand der geistigen Bestrebungen und der Kultur eines Volkes bezeichnet worden, und sicherlich kann bei blühendem Buch- und Kunsthandel der Rückschluß auf ein Blühen von Kunst und Wissenschaft, auf eine rege Entfaltung der geistigen Gaben, auf eine lebhafte Betätigung auf künstlerischen Gebieten gemacht werden. Manche Möglichkeit, Gutes und Schönes zu fördern, Nie driges und Gemeines hintanzuhalten, ist in Ihre Hand, geehrte Kollegen, gegeben, wenn Sie Ihr geschäftliches Tun von sitt lichem Ernst, von moralischem Gefühl leiten lassen. Sie alle wissen, welch enormen Einfluß die Lektüre auf das Denken und Empfinden der Menschen und namentlich der Jugend auszu üben vermag. Benutzen wir den Einfluß, der uns vermöge unsres Berufs gegeben ist, die Schand- und Schundliteratur, die zweifelhaften Bilder und Machwerke, die in unsrer Zeit üppiger denn je aufschießen und sich breitmachen, zurückzu drängen und außer Kurs zu setzen! Lassen Sie uns aufblicken zu den vielen hervorragenden Männern, welche Zierden unsres Standes waren, welche, wie ein Philipp Erasmus Reich, ein Georg Reimer, ein Brockhaus oder Gerold, Großes schufen und als Beispiele edlen Strebens und strenger Pflichterfüllung in der Geschichte des Buchhandels ver zeichnet sind, auf Männer, welche als Standesgenossen befruchtend und bestimmend auf den Gang der Literatur eingewirkt haben. Erinnern wir uns, welchen Einfluß ein Nicolai auf seine Zeit ausgeübt, welch innige Freundschaft einen Cotta und Goeschen mit unfern Dichterheroen Schiller und Goethe, einen Hirzel mit G. Freytag verband, Beispiele, die sich verhundertfachen ließen. Das Kapitel, inwieweit die Entwicklung der Wissenschaft und der Literatur durch intelligente Buchhändler gefördert und beeinflußt worden ist, inwieweit geistige Erzeugnisse der Initia tive sachkundiger und unternehmender Verleger ihr Dasein ver danken, ist noch nie geschrieben worden und wird wohl nie ge schrieben werden — liegt doch der Stoff für eine solche Aufgabe viel zu sehr zerstreut und sind doch die zwischen Autoren und Verlegern bestehenden Beziehungen viel zu sehr privaten Cha rakters und viel zu unzugänglich, als daß sie jemals zur allge meinen Kenntnis kommen oder einheitlich zusammengefaßt werden könnten. Sehr bedeutend aber ist dieser Einfluß. Wissen wir doch zum Beispiel ganz genau, daß Mommsens berühmte römische Geschichte direkt auf Anregung und Ermun terung seines Verlegers geschrieben wurde, und eine offene Frage wird es immer bleiben, ob diese ohne das Drängen jenes feingebildeten und weitblickenden Buchhändlers von dem zag haften jungen Gelehrten jemals in Angriff genommen wäre. Auch heute sehen wir unter unfern buchhändlerischen Zeit genossen und Geschäftsfreunden eine große Zahl hochbegabter und energischer Männer, die mit feinem Verständnis in den Gang der 759"
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