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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.06.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-06-07
- Erscheinungsdatum
- 07.06.1907
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- Deutsch
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5804 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 130. 7. Juni 1S07. Wissenschaften sich einzuleben und deren Bedürfnissen zu entsprechen vermögen, welche die Gelehrten um ihre Fahne zu scharen wissen oder in enger Fühlung mit Künstlern und Musikern geistige und künstlerische Zentren zu schaffen ver standen haben. Wir kennen eine gute Zahl von Männern, welche bei ihren geschäftlichen Unternehmungen nicht den Maß stab engherziger Cigeninteressen anlegen, sondern, von höheren Gesichtspunkten geleitet, auch vor Opfern nicht zurückscheuen, und zwar sind diese materiellen Opfer häufiger und größer, als die dem buchhändlerischen Betrieb fern Stehenden denken und glauben würden. Hochgeehrte Kollegen! Nicht jedem von uns ist es be schicken, ein Cotta oder ein Brockhaus zu sein — auch hier heißt es: Viele sind berufen, wenige sind auserwählt. Wohl aber vermag es ein jeder, auf dem Posten, auf welchen das Schicksal ihn gestellt hat, nach Maßgabe seiner Kräfte und seiner Verhältnisse in redlicher Arbeit und in treuer Pflichterfüllung zu wirken und zu schaffen, zur Ehre unsres Standes — zum Besten von Bildung und Wissenschaft — und zum Wähle unsrer Mitmenschen, unseres Volkes und unseres teuren Vater landes! Dies sei unsere Aufgabe heute wie in aller Zukunft. — — Die Korporation hat ihr Jubiläum nicht vorübergehen lassen wollen, ohne auch eine dauernde Erinnerung an dieses zu schaffen. In der letzten Korporationsversammlung wurde die Bildung eines Fonds zu Unterstützungszwecken anläßlich unseres Jubiläums angeregt und beschlossen. Die Korporation hat ferner eine Festschrift veranlaßt, welche einen kurzen ge schichtlichen Überblick über die Entwicklung unsrer Vereinigung geben soll. Die wichtigsten Momente aus dieser Entwicklung wird uns nun der Verfasser der Festschrift Herr Carl Junker darlegen, und ich erteile ihm hierzu das Wort. Hierauf hielt der Konsulent der Korporation Herr Carl Junker die Festrede, der wir folgendes entnehmen: Wiewohl der Buchhandel sich nirgends so frühzeitig und mustergültig organisiert hat als in Deutschland, kam eS dort doch erst 1825 zur Gründung der ersten großen buch- händlerischen Vereinigung: des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, und mit Ausnahme der »dowxavzr ok Ltationsrs-- in London, deren Entstehen man in das Jahr 1403 verlegt, gibt es überhaupt keine ältere buchhändlerische Körper schaft als die Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Mu sikalienhändler. Ihre Konstituierung fand Ende Mai 1807 statt und war der Abschluß einer sehr interessanten gewerberechtlichcn Ent wicklung. Noch in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts unterstanden die Wiener Buchhändler in der Regel der Uni versität und erscheinen als -oivss aes.äswioi- in deren Matrikeln. Maria Theresia, welche 1772 eine Buchhändlerordnung erließ, beschränkte das Recht der Universität, Buchhandlungsbefugnisse zu verleihen, und Josef II. hob es auf. Cr erklärte den Buch handel für ein freies Gewerbe und gestattete sogar die Kolportage mit inländischen Druckschriften. Nach Josefs Tode petitionierten die Wiener Buchhändler um Wiederherstellung der früheren Verhältnisse und klagten über den verderblichen finanziellen und moralischen Einfluß der vielen unberufenen Leute — Buchbinder, Sprachmeister, Haushofmeister, Komödianten, ja sogar Schneidermeister, Tabak krämer und Kaffeesieder — die sich in jener Zeit in den Buchhandel gedrängt hatten. Während es im Jahre 1772 nur 13 Buch handlungen in Wien gab, zählte man 1790 schon 28 Buchhändler, 6 Antiquare und 28 namentlich bekannte Büchertrödler, während die Zahl der im geheimen arbeitenden Bücherverkäufer sehr groß war. Auf Anregung der Wiener Buchhändler kam dann das kaiserliche Patent vom 18. März 1806 zustande, durch welches eine neue Ordnung für Buchhändler Und Antiquare und gleichzeitig eine Ordnung für das Gremium der Buchhändler und Antiquare erlassen wurde. Die erste Mitgliederliste des Gremiums der bürgerlichen Buchhändler in Wien, wie die Vereinigung anfangs hieß, um faßte nur 26 Namen, von denen uns heute nur mehr zwei: Gerold und Wallishausser durch den Fortbestand der betreffen den Firmen geläufig sind. Doch lassen sich die Befugnisse von 18 heute bestehenden Wiener Buchhandlungen bis in das acht zehnte Jahrhundert verfolgen, so das der Firmen Gerold bis 1772, Beck und V. A. Heck bis 1738, Szelinski bis 1733, Seidel L Sohn bis 1735, Fromme bis 1752, Eisenstein L Co. bis 1772, R. Lechner bis 1783, usw. Die Schwierigkeiten, die dem Wiener Buchhandel ins besondre durch die Zensur, den Bücherzoll und den Nachdruck bereitet wurden, waren sehr groß. Der Verlag wurde außerdem stark beeinträchtigt durch die Konkurrenz des Staates, der alle Schulbücher, Gesetzausgaben, Schematismen usw. im Monopol herausgab. Der Kampf gegen diese Hindernisse einer freien Entfaltung einerseits und gegen die Errichtung neuer Geschäfte anderseits, veranlaßte die ersten Arbeiten des Gremiums, das aber erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts eine eifrigere Tätigkeit entwickelte. In das Ende der vierziger Jahre fallen die ersten sozial politischen Bestrebungen, die dazu führten, daß das Gremium sich dem Mitte deS 18. Jahrhunderts in Wien gegründeten Handlungskranken- und -Pensionsinstitut anschloß. Für vier Gulden Beitrag wurden die Gehilfen in Krankheitsfällen ver pflegt und erhielten im Falle der Dienstunfähigkeit eine Pension von jährlich 144 Gulden. Im Jahre 1845 fand in Wien unter den Auspizien des Gremiums die erste österreichische Buchhändler versammlung statt, der im folgenden Jahr eine zweite ähnliche folgte, bei welcher für die innere Organisation des Buchhandels wichtige Beschlüsse gefaßt wurden. Großes Interesse verdienen die Geschehnisse des Jahres 1848. Damals war Dirnböck der eigentliche geschäftsführende Vorsteher und entwickelte eine un- gemein fleißige Tätigkeit. Kurz vor Ausbruch der Revolution überreichten die Wiener Buchhändler dem Kaiser ein ungemein demütiges Gesuch um Aufhebung der Zensur, während sie schon wenige Tage später auf Schmerlings Rat ein »kräftiges derbes Gesuch- an die Stände abfaßten, das zwar unterschrieben, aber mit Rücksicht auf die Proklamierung der Preßfreiheit am 14. März noch vor seiner Überreichung gegenstandslos wurde. Das Protokoll des Gremiums enthält ein genaues Tagebuch über die folgenden Wochen und zeigt die Beteiligung des Wiener Buchhandlungsgremiums an allen Ereignissen jener so interessanten Zeit. Dem kurzen Freiheitstraum, während dessen, gerade wie 60 Jahre früher, für einige Wochen wieder in Österreich die Kolportage gestattet war, folgten die traurigen Oktobertage, die Jahre der Reaktion, die auch auf die Lage des Buchhandels von großem Einfluß waren. Die zahlreichen Bücherverbote in der Zeit des Ausnahmezustandes übertrafen noch die ärgsten Maßnahmen der vormärzlichen Zensur. Selbst Meyers Konversationslexikon wurde damals verboten, und eins der hervorragendsten Mitglieder des Gremialvorstandes wurde zu mehrwöchentlichem Profossenarrest verurteilt, weil ihm der Besitz nur eines verbotenen Buches nachgewicsen wurde. Infolge des Inkrafttretens der neuen Gewerbeordnung wurde im Jahre 1861 das Gremium der bürgerlichen Buch händler mit den Kunst- und Musikalienhändlern zur Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler vereinigt. Die privilegierten Kunsthändler bildeten bereits seit Anfang des LIX. Jahrhunderts eine Art Innung, eine Verwandtschaft, wie der technische Ausdruck lautete, an deren Spitze ein Repräsentant stand. Der erste aktenmäßig nachweisbare derartige Vorsteher war Josef Schreyvogel, der bis zum Jahre 1814 ein großes Kunstverlagsunternehmen leitete, um später seine mit so viel fachen Ehren verbundene Laufbahn als Dramaturg zu beginnen. Auch die Gremialgeschäfte der Kunst- und Musikalienhändler beschränkten sich anfangs auf den Kampf gegen die Erteilung neuer Befugnisse. Im Anfang des 19. Jahrhunderts be standen in Wien ein Dutzend Buch- und Kunsthandlungen, von denen die älteste die 1770 von Carlo Artaria gegründete Firma Artaria L Co. war. Diese Firma ist übrigens die einzige in der heutigen Korporation, welche, aus dem 18. Jahrhundert stammend, dieser Vereinigung stets angehörte und sich im direkten Mannesstamme ihres Gründers bis.heute vererbt hat. Der Korporation gehört heute noch der Inhaber der Firma A. Pichlers Witwe L Sohn an, dessen Großvater schon im 18. Jahrhundert den Verlag pflegte, dem Buchhändlergremium aber nicht angehörte, weil er in erster Reihe Buchdrucker war. Unter den Kunsthändlern finden wir schon anfangs des vorigen Jahrhunderts die bekannten Namen Diabelli L Co. (jetzt Eberlx
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