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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.06.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-06-07
- Erscheinungsdatum
- 07.06.1907
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- Deutsch
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130, 7. Juni 1S07, Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 5805 vormals Spina) und Tobias Haslinger, gegründet 1800, aus dem ersten Drittel des Jahrhunderts L. T. Neumann und Patcrno. Das Gremium der privilegierten Kunsthändler beschäftigte sich sehr eingehend mit dem Kampf gegen den Nachdruck und Nach stich und hat durch seine Arbeiten viel zur Verbesserung des österreichischen Urheberrechts, das im Jahre 1846 zum ersten mal geregelt wurde, beigetragen. Zur Zeit der Fusionierung der beiden Gremien, das ist Ende der fünfziger Jahre, gab es in Wien 32 Buchhandlungen und 14 Kunsthandlungen. Im Jahre 1859 wurde der Verein der österreichischen Buch händler gegründet, dem in der Folge die Aufgabe zufiel, die gemeinsamen Interessen des österreichischen Buchhandels zu ver treten, wodurch die Wiener Korporation den Charakter einer Lokalvereinigung annahm, während sie früher als erstes Gremium des Reiches »unter dem unmittelbaren Schutze deS Throns- die allgemeinen Interessen zu vertreten gehabt hat. Von den ersten Dezennien ist daher auch weniger zu berichten. Die Korporation teilte das Schicksal der Gewerbeordnung, und ihre Statuten wurden mit Rücksicht auf die Novellen vom Jahre 1884 und 1897 einer Änderung unterzogen. Auf Grund der nächsten Statutenänderung wurden die Gehilfen organisiert und eine Gehilfenkrankenkasse gegründet, infolge der zweiten die Hilfs arbeiter, die seit dem Jahre 1899 eine eigene Krankenkasse im Verbände des Gremiums besitzen. Die Korporation umfaßt heute 165 Buch-, 30 Kunst-, 56 Musikalienhändler, 105 sonstige Unternehmer, die teils Leih institute, teils die erwähnten Gewerbe in einem beschränkten Umfange betreiben und zusammen 710 Gehilfen und 1151 Hilfs arbeiter beschäftigen. Es wäre verlockend gewesen, das Jubiläum der Korporation zum Anlaß zu nehmen, eine Geschichte des Wiener Buchhandels zu entrollen, zumal dieser bis zum Anfang des neunzehnten Jahrhunderts fast mit dem österreichischen Buchhandel überhaupt identisch war, die imponierende Gestalt des Johann Thomas von Trattner zu zeichnen, das Wirken der Familien Kaliwoda, Kurzböck, van Ghelen, Gerold, Wallishausser, Doll, Schaumburg, Beck, Lechner und Artaria und lange vor ihnen das der Alantse zu beleuchten, die Tätigkeit eines Haslinger, Grösser, Waldheim, Paterno, Armbruster, von Mösle und vieler andern zu schildern, des Sammeifleißes und der Bücherkcnntnis eines Binz und Kuppitsch zu gedenken. Dem Zweck und Charakter dieser Dar stellung entsprechend, konnte aber nur ein oberflächlicher Blick auf die Entstehung und Entwicklung der Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler geworfen und bei weitem nicht aller jener gedacht werden, die sich um sie Ver dienste erworben, für sie gearbeitet und gelebt und sich — es gibt auch solche — für sie geopfert haben. Aber selbst dieser kurze Überblick hat langwierige Studien in mehreren Archiven und die Katalogisierung der zahlreich vorhandenen Gremial- akten zur Voraussetzung gehabt. Auf Grund des nun gesammelten und geordneten reichen Materials wird hoffentlich bald eine ausführliche Geschichte der Wiener Korporation geschrieben werden können. Sie wird zeigen, wie im Laufe eines Jahrhunderts aus einem Häufchen schwer um ihre Existenz ringender Männer dank der Entwick lung von Kunst und Wissenschaft, dank den Erfindungen auf dem Gebiete der Buchtechnik und dank dem modernen Geist eine wichtige, achtunggebietende Körperschaft wurde, und ich werde mich glücklich schätzen, wenn es mir gelungen ist, durch meine Ausführungen anzudeuten, was der künftige Historio graph des nähern darzulegen und zu erweisen haben wird. Nun begann die Reihe der Ansprachen. Als erster be grüßte Herr Hofrat Krticka von Jaden als Vertreter des Handelsministers die Korporation: »Der Stand- — sagte er — »der in dieser Körperschaft seine Vertretung findet, dient der Vermittlung zweier wichtigen Elemente des geistigen Lebens, nämlich des positiven Wissens und des Empfindens für das Schöne. Durch diesen Umstand ge winnt die Tätigkeit Ihrer Korporation, auf einem Boden fußend, der zu den ältesten und fruchtbarsten Pflegestätten der Kunst und Wissenschaft zählt, neben ihrer ökonomischen und Humanitären auch eine hervorragende kulturelle Bedeutung. Diese Bedeutung hat die Korporation während ihrer bisherigen ein ganzes Jahrhundert umfassenden Wirksamkeit niemals ver- Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. kannt und hat daher auch Erfolge gezeitigt, auf welche Sie mit Stolz Hinweisen können. Möge es Ihnen beschieden sein, an der Schwelle einer neuen Zeitepoche Ihre bisherigen Errungen schaften auszugestalten und zu festigen, vorwärtsschreitend auf der Bahn des Erfolgs zu Nutz und Frommen Ihres Standes und seiner Angehörigen sowie im Interesse der allgemeinen Bildung, die ja einen Großteil des allgemeinen Wohls be deutet !- Der nächste Redner war der Vizebürgermeister vr. Neu- mayer, der die Korporation namens der Stadt Wien auf das herzlichste begrüßte. Er pries die hervorragende Tätig keit jener Männer, die im Laufe des Jahrhunderts an ihrer Spitze gestanden haben, und betonte, in welchen nahen Be ziehungen der Buchhandel stets zur Wissenschaft gestanden, was sich, wie er anknüpfend an die Festrede hervorhob, ins besondere in dem Verhältnisse des Buchhandels zur Univer- 'ität ausdrücke. Hierauf ergriff der provisorische Vorsitzende der Handels kammer Herr Generalkonsulent Alfred R. v. Lindheim das Wort: Im Aufträge der niederösterreichischen Handels- und Ge werbekammer habe ich mich, freudig bewegt, in Ihre Mitte be geben, um Ihnen zu der seltenen und schönen Jubelfeier des hundertjährigen Bestandes unsere aufrichtigsten Glückwünsche auszusprechen. Ist cs der Handelskammer schon immer will kommen, eine Organisation zu begrüßen, welche durch eine lange segensreiche Wirksamkeit die Notwendigkeit ihrer Errichtung dargctan hat, so muß es uns doppelt freudig bewegen, wenn wir eine Korporation zu beglückwünschen haben, deren Ent wicklung mit dem ganzen Kulturleben der Nation so innig zu sammenhängt wie das Wirken der Buch-, Kunst- und Musi kalienhändler. Die ersten Anfänge Ihrer Wirksamkeit, meine Herren, fallen in eine Zeit, welche in der Geschichte unseres Vaterlandes eine düstere genannt werden kann. Sie fallen in eine Epoche, in der das Band, welches Österreich mit Deutsch land vereinigte, sich lockerte, große Kriege unser Vaterland heimsuchten und schwere Prüfungen ihm auferlegt waren. Als aber nach den Siegen über die napoleonische Fremdherr schaft der Friede im Lande einkehrte, brach eine Zeit an, die der Entwicklung des Buchhandels noch weniger günstig "war. Eine strenge Zensur schloß uns von der Grenze der Nachbar staaten ab, und erst mit dem Regierungsantritte unseres noch heute segensreich regierenden Kaisers konnte der gerade für den Buchhandel so notwendige Verkehr mit der fremden Literatur und ihren Trägern ausgenommen werden. Wenn Ihre Korpo ration trotzdem ihren Bestand aufrecht erhielt, so danken wir es dem regen und unermüdlichen Schaffensdrange hervorragen der, teilweise noch jetzt wirkender Firmen Ihrer Branche und dem Umstande, daß auch in jener traurigen Epoche die öster reichische Gelehrsamkeit neue Schaffensgebicte aufsuchte, die Dichtkunst im Anschluffe an die immer volkstümlicher werdenden deutschen Klassiker, hochbegabte Vertreter in Österreich selbst zutage förderte und auf dem Gebiete der Musik Wien, die Stadt der Lieder und Gesänge, immerdar seine führende Rolle zu behaupten vermochte. War uns auch der frische Zuzug vom Auslande verwehrt, so vermochte es doch keine Gewalt der Erde, zu verhindern, daß auf dem eigenen vaterländischen Boden Wissenschaft, Dichtkunst und Musik dem österreichischen Buch handel Gelegenheit zur Betätigung darboten. Die medizinische Schule der Universität erwarb durch ihre Publikationen neuen Ruhm, und nach der Blütezeit der klassischen Dichtung, welche wir gemeinhin die Goethe-Schillersche Periode zu nennen pflegen, war es eine neue österreichische Schule von Lyrikern und Dramatikern, welche im Anschlüsse an jene glänzende Periode der deutschen Jugend die Verehrung des Ideales und die Liebe zur Schönheit erhalten hat. Nicht eben zu jener Schule gehörig, aber als der leuchtendste Stern in einer düsteren Epoche ragt die Heroengestalt Franz Grillparzers hervor, dessen großes Werk »König Ottokars Glück und Ende-, Wien 1835, und dessen herrlichste Schöpfung »Des Meeres und der Liebe Wellen-, Wien 1840, in die düsterste Epoche der österreichischen Zensur fallen. Aber erst unserem geliebten Monarchen war es Vor behalten, die Fesseln zu lösen, welche der Wissenschaft und damit 760
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