^ 132, 10. Juni 1907. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Georg Müller Verlag, München, Iosefplah 7 Der Verlag unternimmt die deutsche Gesamtausgabe der Werke Gustave Flauberts in dem Bewußtsein einer hohen Verpflichtung. Die einzige Kunst des größten unter den modernen Nicht berufsmäßige französischen Prosaisten muß in unsere Sprache Ungeschwächt hinübergehen. Übersetzer, sondern Feinsinnige Kenner der französischen Literatur haben sich bereit erklärt zu der ebenso schwierigen wie schönen Aufgabe, die Meisterwerke dieses Großen den Deutschen in würdiger Amprägung zu vermitteln. Mehrere Bände wird der Herausgeber Äeinrich Mann, der die Übersetzung aller beaufsichtigt, selbst übertragen. In letzter Zeit haben manche Deutsche zu Flaubert hingefunden; und die Annäherung, die spät kommt, verspricht Dauer. Denn Flaubert hat den Deutschen Mehr zu bieten als andere große Franzosen: er ist nicht ungermanisch. Der Germane in ihm hätte gern geschwelgt in Weltlyrik. Aber die andere Raffe, der er auch gehörte, zwang ihn zu harter Gestaltung, ZU nüchternem Maß. So hat er nicht über ein weiträumiges Werk eine schlecht verstandene Kraft verschwendet. Die Welten, die er in sich trug — eine unerhörte Fülle von Schätzen — hat er in sechs Bände gepreßt. Ein unerreichtes Beispiel künstlerischer Selbstzucht! Ansere Ausgabe bringt ZUM erstenmal Übertragungen von: „BouvardundPecucheL",„DerKandidat", ,Memoire8 ä'unkou" ,Bouvard und Päcuchet" gehört zu den gewaltigsten Anstrengungen in der Weltliteratur. Ein unmögliches ünterfangen: Danteskes, Faustisches, Don Ouichotteskes in einem stilistisch unglaublich gebändigten Buche zu vereinigen — hier ist es nahezu gelungen. And in einem Buche, dessen Leiden zwei Philister sind, ganz kleinbürgerliche. Die Schnurrigkeit ihres Treibens und Wesens wird auch die harmlosen Leser ergötzen, denen es nicht aufgeht, daß es Flaubert darum zu tun war, die Nichtigkeit alles menschlichen Strebens nach Wissen und Erkenntnis mit er schütternder Konsequenz darzulegen, darzustellen. Die „IVlömoires cl'un kou", eine der größten Seltenheiten des modernen Antiquariats, sind ein nach Flauberts Tode in minimaler Auflage publiziertes Fugendwerk. In ihnen glauben ww bereits der Frau Arnoux aus der „Erziehung des Herzens", sowie der kleinen rassigen Louise desselben Buches zu begegnen. Aufschlußreich für den Menschen und den Künstler Flaubert, ist es ein Dokument jener Zeit, da der Weltschmerz Mode war, wo nur der, die, das Bleiche interessierte und man vor dem Gesunden zurückschreckte wie vor etwas Brutalem. Die „lVI6moir68 6'un bou" werden nur den Subskribenten und zwar gratis geliefert. Bitte reichlich Prospekte zu verlangen!