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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.10.1923
- Strukturtyp
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- 1923-10-20
- Erscheinungsdatum
- 20.10.1923
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- Deutsch
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7324 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. X- 248, 20. Oktober 1923. fänden, der entsetzlichen Notlage der Wissenschaft auf anderem Wege zu steuern. Denn es ist wohl offenes Geheimnis, daß in allen jenen Fällen, in welchen die Ernennung allgemein über raschte, der Titel einfach ini Austausch gegen eine reichliche Geld spende gegeben worden ist. Außerdem waltet der Nachteil ob, daß diese einmalige Spende doch nur augenblickliche Verlegenheit behebt. Daß der wissenschaftliche Buchhandel, hauptsächlich der Verlag, besonders in der Lage ist, den Hochschulen zu helfen, ist sicher. Und es ist zu wünschen, daß er sich dieser Aufgabe stets in hohem Maße bewußt bleibt. So dürfte meines Erachtens z. B. der Ver leger eines Buches, das stark nach dem Auslande geht, den Inland- Preis nicht wesentlich über seinen Herstellungspreis ansetzen. Der aus ländische Käufer wird dadurch in keiner Weise geschädigt, und eine scharf zufassende eigene Kontrolle müßte es doch zuwege brin gen, daß trotz des Anreizes, der dann in der großen Spanne zwi schen Inland- und Auslandpreis liegt, nicht über das erträgliche Matz hinaus geschmuggelt wird. Das streng wissenschaftliche Buch wird ja auch kaum in Biengen Gegenstand der Aufmerksam keit der Schieberwelt werden können. — Aber — um zu unserem Thema zurückzukehren — der buchhändlerisch« Ehrendoktor ist ja schließlich kein vollständiges Novum. Wir wissen, daß zur Wiegenzeit des Buchdruckes Drucker und Verleger immer im engsten Verhältnis zur Universität ihres Wohnortes standen, ja in gewissem Maße deren Mitglieder waren. Und wir lasen mit Befriedigung, daß jüngst ein Leipziger Verleger Ehrendoktor wurde, in dessen Familie dieser Titel schon in der 3. Generation erblich ist. Aber warum entschließt sich die Regierung nicht, den geradezu grotesken Doktrinarismus abzustreifen und wieder nach alter Art jene zu Kommerzienräten zu machen, die in die Tasche prüfen. Dann braucht die Universität sich nicht zu prostituieren. In dieser Beziehung bestehen nun in unserer Zeit ja geradezu komische Widersprüche. Die Republik Österreich hat z. B. die Führung des Adelsiitels unter Strafe ge stellt, ernennt aber weiter Kommerzialräte, ja sogar — «ine Repu blik! — Hofräte. Und wieder in Deutschland, in dem das »von» merkwürdigerweise noch gilt: Als man in Preußen einsah, daß der Nachwuchs für die unumgänglich notwendigen Handelsgerichte aus dem Grunde etwas aufzuhörcn begann, daß der Rote Adlerorden nicht mehr winkte, erfand man — und hatte große Erfolge damit - den Titel Handelsgerichtsrat. Selbstverständlich hat man »das Gesicht gewahrt». Denn dieser Titel bedeutet ja — also überein stimmend mit den jetzt geltenden Vorschriften — ein Amt; aber dem Sinne nach kann Wohl kein nüchtern Denkender in ihm etwas we sentlich anderes erblicken, als einen Titel wie etwa Kommerzienrat. Bllcherpreise im Ausland. Die Tages- und Fach. Presse ist von Klagen darüber erfüllt, daß die Preise des deutschen Buches im Ausland« zu hoch wären. Es entzieht sich meiner Be urteilung, inwieweit dies in der belletristischen Literatur der Fall ist. Was die wissenschaftliche Literatur anbelangt, so sind diese Klagen nicht zutreffend. Ich kenne allerdings bloß die natur wissenschaftliche, bin jedoch überzeugt, daß die Verhältnisse in den anderen Zweigen der Wissenschaft nicht wesentlich verschieden sein können. Es ist vollständig ausgeschlossen, daß das exportierte deutsch« naturwissenschaftliche Buch auch nur den Preis des eng lischen oder amerikanischen oder französischen erreicht. Ich habe darüber eine kleine Aufstellung gemacht auf Grund von objektiv vorgenommenen Stichproben, die das Gegenteil beweisen. (Selbst der Valutazuschlag von 2007«, der meiner Ansicht nach in keiner Weise ausreichend war, und der Spannung des Kurses nicht ent- sprach, verteuerte das deutsche Buch in keiner irgendwie bedenklichen Weise.) Nun wird gesagt, daß in den Auslage-Fenstern der aus ländischen Buchhandlungen das deutsche Buch weit seltener zu finden wäre als vor dem Krieg«. Und es werden Statistiken aus, gestellt, die beweisen sollen, daß dies der Fall ist und der Preis die Schuld trüge. Bezüglich der letzteren möchte ich auf den Aus spruch verweisen, daß es drei Lügen gibt: die gemeine Lüge, die Not lüge und die Statistik. Ihre Angaben also, soweit aus ihnen Schlüsse gezogen werden sollen, sind mit größter Vorsicht aufzunehmen. Es wird nun im allgemeinen aber doch zugegeben werden müssen, daß der Konsum des deutschen Buches im Auslande zurllckgeht. Nur hat diese Tatsache meines Erachtens andere Gründe. Es geht nämlich überhaupt di« Kenntnis unserer Sprache zurück als ein« ganz natürliche Folg« des verlorenen Krieges und unserer Zn stände. Was hat es denn, so werden auch wohlwollende Neutrale leicht denken können, für einen Zweck, statt Englisch Deutsch zu lernen, wenn doch die Produktion der deutschen Literatur für ab sehbare Zeit aus das empfindlichste gehemmt ist! Und in der j Wissenschaft ist ja fast immer die Neuheit eines Buches ausschlag gebend. Dann aber kommt auch noch als Ursache des Rückganges! in Betracht, daß leider ebenfalls zugegeben werden muß, daß der innere Wert unserer wissenschaftlichen Literatur zurllckgeht. Er muß zurückgehen, weil in unserer Zeit, in der «ine Retorte mehr kostet als früher der ganze Jahres-Etat eines chemischen Instituts, di« Forschung zurückgehen muß. Das bezieht sich nicht nur auf die Wissensgebiete, die mit kostspieligem Material arbeiten müssen. Es ist auch im höheren Sinne die Unabhängigkeit und Freiheit des Forschens dadurch beeinträchtigt, daß der Gelehrte heute nicht mehr wie früher sich bloß seiner Forschung hingeben kann, sondern daß er, um menschenwürdig zu existieren, allerlei Pri- vatarbeitcn (lvic Gutachten und ähnliches) ausfllhren mutz, und daß> er infolge von mangelndem Personal einen großen Teil seiner sonst seiner Spezialarbeit gewidmeten Zeit mechanischen oder Verwal- tungsarbeitcn oder Kämpfen um Geldbeschaffung mit den Vorge setzten Ministerien widmen muß, endlich auch gezwungen ist, einen! immer wachsenden Teil seines Interesses dem Kurszettel zu wid men. Das alles sind Gründe, die die Güte unserer Bücher zul beeinflussen und, wenn wir sie auch noch so billig liefern könnten, deren Absatz zu beeinträchtigen geeignet sind. Der Zahlungsverkehr zwischen Verlag und> Sortiment zeigt — neben den alten stetig gewachsenen Schwie rigkeiten — durch den auf uns lastenden Druck immer wieder noch! neue. Der Urgrund dieser ist natürlich die Unbeständigkeit unserer Währung und die rapide Geldentwertung. Die von uns allen warm begrüßte BAG hat sich nicht als das Heilmittel erwiesen, als welches wir sie erhofft haben. Natürlich ist es nicht Schuld dieser Anstalt, denn ihre ideenreichen Leiter konnten ebensowenig wie andere ahnen, daß die ursprüngliche Frist von 21 Tagen, die jetzt Wohl auf 16 herabgesetzt ist, auch schon imstande ist, dem lie fernden Verleger ganz entwertete Zahlungen in die Hand zu geben. Es ist eben der Marsch der Geldentwertung seit der Errichtung der BAG ein viel rascherer geworden. Es bleibt nur noch der Nach- nahmevcrkehr. Auch dieser hat jedoch, wie weiter unten gezeigt wird, seine Nachteile, weil auch schon von einem Tag zum andern — und gar in 3 Tagen — das Geld die Hälfte wert werden kann. (Bei diesem Nachnahmeberfahren muß übrigens vom Verleger darauf geachtet werden, daß er Ms den Sendungen den VermerS anbringe, daß die Post bei nicht sofortiger Einlösung die Sendung gleich wieder zurückgehen lassen soll, da sonst von dem Adressaten eine achttägige Lagerfrist mit all den verderblichen Folgen für den Lieferanten beansprucht werden kann.) Abgesehen davon ist es! natürlich im allgemeinen Interesse höchst bedauerlich, daß der sa heiß angestrebt« bargeldlose Verkehr nun durch das Nachnahme! verfahren sabotiert wird. Das Ihrige zu dieser Sabotage tui! weiter auch noch die Banken. Und es ist ein Zeichen der Schwäch! der Regierung, daß sie in dieser Beziehung — eben im Jnteress! der Verminderung des Notendruckes — keinen Versuch macht, dick Banlrn zu zwingen, ihre neuerlichen Bestimmungen, die eine Ver! spätung der Gutschriften bei gleichzeitiger ungeheurer Tagesver! zinsung für Kredite (selbst für solche, die auf eingcreichten Schecks beruhen) zur Folge haben, zu ändern. Gegen diesen übelstand, das! also der Verleger täglich Gefahr läuft, eine wesentlich geringer! Summe von dem Sortimenter zu erlangen, als er zu beanspruchen hat, gibt es kein Mittel, es wäre denn das, das ja das ganze Deutsch! land anstrebt: nämlich die gesetzliche Einführung einer neuen Wähl rung, eben der Goldmarkwährung. Bezüglich der katastrophalem Zustände aus diesem Gebiet« möchte ich aus meiner jüngsten Praxis nur ein Beispiel anführen. Ich habe im Bbl. vom 9. Oktober ein zweiseitiges Inserat über ein Werk »Goethes Metanwrphos« de^ Pflanzen», das ich zum Subskriptionspreise von Goldmark 80- ord. (mit dem Hinweis darauf, daß der Ladenpreis vom 25. Oktobcl an Goldmark 100.— sei) anzeigt«. Ich habe betont, daß ich de» Nettobetrag von Goldmarl 60— mit der Bestellung zugleich crt halten müsse, und zwar zum letzten Börsenkurs, also zu den! Kurse, der dem Tage der G e l d abse nd u n,g (Beweis^ Poststempel) vorausgeht.
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