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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.07.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-07-01
- Erscheinungsdatum
- 01.07.1907
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- Deutsch
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6642 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 150, 1. Juli 1907. zu den Fahnen rief. Nach Beendigung des Feldzugs ging er abermals nach München und setzte hier seine akademischen Studien bis zum Jahre 1874 weiter fort. Sein Lehrmeister in der Radier technik war der seitdem verstorbene Professor Raab, der, wie fast alle Radierer der damaligen Zeit, und wie auch unser Krauskopf, die Entwicklung vom Stecher zum Radierer durchgemacht hatte und diese Entwicklung in seinen Arbeiten durch eine ziemlich gleichmäßige Anordnung der Strichlagcn und oft trockne Behand lung der Tonwerte nicht immer oerleugnete. Der -alte Raab-, wie er von seinen zahlreichen Schülern mit Vorliebe genannt wurde, entwickelte eine überaus glückliche und fruchtbare Lehrtätigkeit, weil er die Eigenarten und besondern künstlerischen Veranlagungen seiner Schüler respektierte und sie zur vollen Entfaltung zu fördern suchte. Eine ganze Reihe von sehr talentierten Radierern hat sich unter ihm heran gebildet, die als Künstler zum Teil über ihren Lehrer hinaus gewachsen sind. Der Professor der Archäologie Or. H. von Brunn, Krauskopfs berühmter Landsmann, nahm sich bald des jungen Künstlers an und beschäftigte ihn mit archäologischen Zeichnungen für seine großen wissenschaftlichen Publikationen. In gleicher Weise arbeitete Krauskopf zwei Jahre am deutschen archäo logischen Institut in Rom, wo er auf der deutschen Botschaft seine Frau kennen lernte, eine Tochter des Pastors Lüdecke in Krossen. 1876 kehrte er nach München zurück und blieb hier bis 1892, in welchem Jahre er auf Veranlassung und Befürwortung Lübkes den neuen Lehrstuhl für Radierung an der Kunstschule in Karlsruhe erhielt. Hier versammelte sich bald eine große Anzahl Schüler um ihn, und wie der Künstler, der sich inzwischen zu einem achtunggebietenden Maler-Radierer entwickelt hatte, bereits in den letzten Jahren seines Münchner Aufenthalts überaus tätigen Anteil an der Gründung des dortigen Vereins für Original radierung nahm, so rief er auch an seiner neuen Wirkungsstätte eine ähnliche Vereinigung ins Leben, deren erste Publikation im Jahre 1895 erschien. Krauskopf strebte als Lehrer gleich von An beginn seiner Lehrtätigkeit den höchsten Zielen zu. Er wollte nicht eine reproduzierende Kunst lehren, sondern er führte seine Schüler unmittelbar zur Natur und zeigte ihnen, wie diese in freier, sclbstschöpserischer Art mit den Mitteln der graphischen Kunst wiedergegeben werden kann. Diese Methode veranlaßte die ersten Meister der Karlsruher Akademie, unter Leitung ihres neuen Kol legen die Ausdrucksmittel des Ätzwassers und der Radiernadel zu erlernen, und schon die ersten Jahresmappen des Karlsruher Radiervereins weisen unter den Mitarbeitern denn auch viele bekannte Künstlernamen auf, deren Träger sämtlich als Krauskopfs Schüler anzusehen sind. Krauskopfs Hauptstärke als reproduzierender Künstler lag in der Wiedergabe von Bildern der niederländischen Schule, deren breiter, flotter Malweise seine freie und zwanglose Art der Nadelsührung am besten entsprach. Die Wiener Gesellschaft für vervielfältigende Kunst, die 1871 aus dem alten -Verein zur Förderung der bildenden Künste- hervorgegangen ist und sich die Pflege der Radierung zur Hauptaufgabe gestellt hat, zog auch unfern Krauskopf in den Kreis ihrer zahlreichen Künstlerschar. Er führte in ihrem Auftrag eine große Anzahl von Platten aus, so nach Bildern aus den kleineren, bis dahin meist noch unbekannten Sammlungen seiner engeren Heimat Dessau, aus der Schack-Galerie in München und eine ganze Reihe alter Niederländer aus der Gemäldegalerie in Schwerin. Krauskopf hat es wunderbar verstanden, die kontrastreichen Lichtwirkungen und die breiten Farbenflecke des Frans Hals zum Beispiel mit den Mitteln seiner Technik getreu wiederzugeben und in Schwarz- Weiß zu übersetzen. Unter den modernen Schöpfungen gerieten ihm am besten solche, die in der Auffassung und Malweise den alten Niederländern nahckommen. Ich erinnere hier nur an das kleine Blatt nach Fritz von Uhdes Studie: -Alte Frau-, ein wahres Kabinettstück der reproduzierenden Graphik. Aus der Schack-Galerie brachte er eine Anzahl der berühmten Feuerbach- Bilder in fleißig durchgeführten Blättern. Neben der Wieder gabe des reichen Kolorits hatte er hier die strenge und großartige Form wiederzugeben. In dem kleinen Maßstab dieser Platten ist ihm das besser als in seinen großen Blättern gelungen. Wenn man diese ganze Reihe seiner Radierungen nebeneinander be trachtet, so fällt vor allem die sichere Meisterschaft des Künstlers in der Führung der Nadel auf, die es ihm gestattet, jeder einzelnen seiner Vorlagen mit einer andern Strichlage, in einer andern Linienführung gerecht zu werden und sie in einer besondern Manier zu übersetzen. Es ist somit ein großer Vorzug seiner reproduzierenden Tätigkeit, daß er sich in jede fremde Schöpfung erst vertieft und hineinlebt, ehe er daran geht, sie mit seinen reichen und modulationsfähigen Ausdrucksmitteln wiederzugeben. Seine reichste und vielseitigste Tätigkeit entfaltete Krauskopf Mitte der achtziger Jahre, in welcher Zeit außer den vielen Blättern für die Wiener Gesellschaft, für die Zeitschrift für bil dende Kunst, für Nord und Süd usw. auch die großen dekorativen Radierungen entstanden, die er im Aufträge des Münchener Kunsthändlers Aumüller ausführte. Es sind die Blätter, die seinen Namen dem Kunsthandel bekannt und geläufig machten: -Der Besuch- und das Gegenstück »Der Zitherspieler«, beide nach Defregger, und die drei großen landschaftlichen, sehr effektvollen Bilder -Berchtesgaden- und -Obersee- nach Weber und der -Königssee- nach seinem eignen Entwurf. Für das große Berliner Galeriewerk, das im Jahre 1888 zu erscheinen begann, schuf Krauskopf zwei Radierungen, -Land schaft mit Hirten- nach Hendrik Mommers und -Waldige Land schaft- nach Meindert Hobbema. Um die energische Lichtwirkung des ersten Bildes voll und restlos herauszubekommen, wen dete er neben der Radiernadel auch das Schabeisen an und erzielte mit diesem gemischten Verfahren eine außerordentlich glückliche Wiedergabe des Originals. Peinliche und ge wissenhafte Ausführung und Durchbildung des Details lag ihm freilich nicht immer; die Riesenplatte nach dem berühmten Gemälde Frank Kirchbachs: -Christus vertreibt die Händler aus dem Tempel- läßt in manchen Einzelheiten zu wünschen übrig. Der damalige Besitzer des Originalgemäldes, Max Löwenstein, Paris, der das Bild später an die Kunsthalle in Hamburg schenkungsweise überließ, erteilte Krauskopf den Auftrag zur Her stellung der Radierung. Da das Bild gerade längere Zeit in London ausgestellt war, mußte der Radierer seine Vorstudien, Zeichnungen und koloristischen Skizzen dort an Ort und Stelle machen, wobei er Gelegenheit fand, die vorzüglichen Arbeiten der englischen Radierer näher kennen zu lernen. Das große Blatt erzielt durch kräftige Technik und malerische Behandlung eine äußerst dekorative Wirkung, ist aber, wie gesagt, in einigen Einzel heiten flüchtig und nicht ganz einwandfrei ausgefllhrt. In seiner mir vorliegenden Selbstbiographie betont der Künstler, daß diese Arbeit unter äußerst erschwerenden Umständen — Krankheit, Miß verständnissen und Ubelwollen — entstanden sei. Wahrscheinlich war ihm die beaufsichtigende Leitung, die der Maler des Bildes während der Ausführung der Radierung ausübte, in seinem freien Schaffen hinderlich und erzeugte eine begreifliche Unlust und entschuldbare Verstimmung, die dann die erwähnten Flüchtig keiten im Gefolge hatten. Die letzten Jahre seiner Arbeitsperiode zeigen uns den Künstler fast ausschließlich als Selbstschaffer. Schon die oben erwähnte Art, wie Krauskopf seine Lehrtätigkeit aufsaßte und in erster Linie die Pflege der Original-Radierung, die Arbeit direkt nach der Natur betonte, macht es erklärlich, daß er die repro duzierende Tätigkeit vernachlässigte. Seine Nadelführung ent wickelt sich zu immer freierer Art, seine technischen Mittel werden immer vielseitiger, und zwischen seinen früheren und den letzten Original-Arbeiten ist ein ganz bedeutender Abstand, sowohl in der Technik als auch in der zeichnerischen Durchbildung. Jin letzteren Punkte freilich nicht immer zum Vorteil der Arbeiten. Cr verschmäht es hier und da, Härten und Unebenheiten der Ätzung durch Überarbeitung und sorgfältige Behandlung auszu gleichen. Der Künstler folgt darin, wie viele andre seiner deut schen Kollegen, dem Beispiel der Franzosen und Engländer, die ihre Werke für die Mappe des Sammlers und Kunstfreundes schaffen und in leichter, ungezwungener Weise nur die Künstler handschrift bieten wollen, ohne Rücksicht, ja ohne Absicht auf eine intime sorgfältige Ausführung. Trotz alledem oder vielleicht gerade deswegen ist Krauskopf ein ausgesprochenes Radierertalenl, was er durch viele seiner wirklich erfreulichen Arbeiten bewiesen hat, und es ist, abgesehen vom rein menschlichen Standpunkt, auch im Interesse der graphischen Kunst sehr zu bedauern, daß ein herbes Geschick ihn viel zu frühzeitig am weiteren Schaffen verhinderte, ehe der Künstler am Ende seines Könnens angelangt
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