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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.11.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-11-01
- Erscheinungsdatum
- 01.11.1907
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- Deutsch
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11432 Svrl-nblatt f. b. Dllchn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 255, 1. November ISO?. Moderner Buchschmuck. Sonderausstellung im Düsseldorfer Kunstgewerbe museum. <Vgl. Nr. 249 d. Bl.) II?) »Ich ging daran, Bücher zu drucken, in der Hoffnung, es werde mir die Herstellung solcher gelingen, die den be rechtigten Anspruch auf Schönheit erheben dürften und zu gleich leicht lesbar sein sollten, indem sie alle das Auge blendenden und das Verständnis des Lesers verwirrenden Ge bilde vermieden .... Und es war der leitende Gedanke meines Unternehmens, die aus ihm hervorgehenden Bücher so zu gestalten, daß man sie als im Satze wohlangeordnete und auch im übrigen gelungene Erzeugnisse der Drucker presse mit Vergnügen betrachten müsse.« Wir Deutschen sind nicht gewöhnt, von den Engländern unbefangen beurteilt zu werden; der Zug des Argwohns in ihrem Charakter weist wie vordem auf Frankreich so zur Zeit auf das »Fatherland« hin. Aber mag der feindliche Chorus noch so mißgünstig und mißtönig jenseits des Kanals sich erheben, William Morris würde mit der ihm eigenen scharf prüfenden, aber fremdes Verdienst rückhaltlos aner kennenden vornehmen Sachlichkeit seine Freude haben daran, daß auch in Deutschland, wo die Wiege der Buchdruckerkunst und des Buchschmucks gestanden, seinem in den oben zitierten Sätzen dargelegten Ziele rüstig und mit schönem Erfolge zu gestrebt wird. Schon in den siebziger Jahren hatten Künstler den Formenschatz der deutschen Renaissance vorbildlich für ihr Schaffen erwählt. Er seien von ihnen genannt: Otto Hupp (geborener Düsseldorfer) und Rudolf Seitz in München, Eduard Doepler der Jüngere und Sütterlin in Berlin. Sie kamen mit trefflichen Leistungen heraus, und wenn sie trotzdem nur als Vorläufer der neuen kunstgewerblichen Ära gelten können, so rührt dies daher, daß von ihnen noch nicht mit voller Klarheit erkannt wurde, welchen Eigenschaften der Wiegendrucke deren siegreich künstlerische Wirkung zuzu schreiben sei. Sie zu offenbaren, blieb eben William Morris Vorbe halten. Die durch ihn hervorgerufene Bewegung wurde (wie im vorigen Artikel erwähnt) in Deutschland erst dann in ihrer vollen Bedeutung erfaßt, als Künstler sich in ihren Dienst stellten und solchem Schaffen eine würdige Stätte eröffnet wurde. Es war dies die Zeitschrift »Pan«, jenes kulturell so wichtige Unternehmen, dessen Eingehen nach nur vierjährigem Bestehen in erster Linie das damals noch völlig unentwickelte Verständnis für die neue Richtung verschuldet hat. Gemeingut eines großen Kreises hätte der »Pan« ohnehin nie werden können; für seinen auf innigste zu wünschenden Fortbestand wäre erforderlich gewesen, daß die wohlhabende Minderheit, die allein zur Bestreitung der teuren Anschaffungskosten befähigt war, dem Unternehmen ein ausgiebiges Interesse entgegengebracht hätte. In einer Ausstellung, die dem modernen Buchschmuck gewidmet ist, darf der »Pan« nicht fehlen, und so ist er auch hier in reich lichen, sorgsam ausgewählten Proben vorgeführt. Das Bedürfnis nach einer künstlerisch gestalteten Zeit schrift wurde auch vom Georg Hirthschen Verlag erkannt, der ihm mit größerer Rücksicht auf die Einträglichkeit entgegen kam und durch Begründung der »Jugend« einen glücklichen Griff tat. Freilich ist es nicht der Pflege des modernen Buchschmucks allein zuzuschreiben, daß dieses Blatt allent- *) Mit gefälliger Erlaubnis des Verfassers aus der Rheinisch- Westsälischen Zeitung hier zum Abdruck gebracht. (Red.) halben anzutreffen und zu einer sehr hohen Auflageziffer gestiegen ist. Aus dem Mitarbeiterkreise der genannten beiden Zeit schriften sind die bekanntesten Künstler für Buchschmuck, die also darin erstmalig ihren Ideen Ausdruck verliehen haben, hervorgegangen. Von ihnen seien genannt: Ekmann, der spätere Berliner Modekünstler (seit 1897 Professor der dortigen Kunstgewerbeschule), Peter Behrens (bis vor kurzem Direktor der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule), Julius Diez, Otto Greiner, dessen Zeichnungen und Drucke auf der heurigen Deutsch-Nationalen Ausstellung im Düsseldorfer Kunstpalast Bewunderung fanden, B. Pankok, Bruno Paul, der bekanntlich zur angenehmen Überraschung der Freunde moderner Richtung zum Direktor der Berliner Kunstgewerbe schule berufen worden ist. Ferner darf Joseph Sattler nicht vergessen werden; er hat Albrecht Dürer ein liebe volles Studium gewidmet und hat es verstanden, im neu zeitlichen Sinne ganz Vorzügliches zu schaffen. Der Raum verbietet, noch manchen klangvollen Namen zu verzeichnen. Ekmann und Behrens müssen auch noch genannt werden als Erfinder neuer Druckschriften, die wegen ihres blockartig wirkenden Charakters trefflich zu den sogenannten Akzidenz drücken sich eignen. Von Schillers Waltharischrift, der rasch zur Beliebtheit gelangten neuen Fraktur, sind Proben in der Ausstellung. Man weiß, daß unserm Bismarck die Verwendung lateinischer Schrift, der Antigua, in deutschen Werken zuwider war; Tatsache bleibt darum aber doch, daß wir in der deutschen Druckschrift nur eine mittelalterliche verkünstelte Antiqua besitzen und daß der nationalen Würde durch Rückkehr zur ursprünglichen und besseren Form kein Abbruch getan würde. In diesem Falle könnte, was auch nicht so ganz unwesentlich ist, unsere Literatur weit leichter Freunde bei Romanen und Angelsachsen als mit der ihnen kraus erscheinenden Fraktur finden. Einstweilen beschränkt sich in der Hauptsache die Anwendung der Antigua bei uns auf Werke und Zeitschriften der Wissenschaft und Technik. Für die Herstellung derselben sind die alten Venezianer, vor allem Aldus Manutius, dem deutschen Buchgewerbe vorbild lich, wie sie es in früheren Jahrhunderten den berühmten Offizinen Plantin-Antwerpen und Elzevir - Holland ge wesen sind. Der moderne Buchschmuck im engeren Sinne, also An ordnung des Satzbildes, Initialen, Kopf-, Rand-, Fuß- und Schlußzierden, erkennt auch bildliche Zugaben als vollbe rechtigt an, dafern sie sich harmonisch zugesellen und nicht etwa als in andersgearteter Technik (Kupferstich, Photo graphie u. a.) erzeugte Tafelbilder ein störendes Element in die Einheitlichkeit hineinbringen. Anders dagegen ver hält es sich mit der äußeren Umhüllung des Buchs. Auf ihr soll der Schmuck nur Schmuck und nicht zugleich auch Illu stration sein; er muß die Bezeichnung als Schmuck dadurch wirklich verdienen, daß er nicht im Widerspruch zum Inhalt des Druckwerks und zu dessen Ausstattung steht, daß er der selbsttätigen Phantasie ihres Urhebers entspringt und nicht etwa als schülerhafte Nachahmung oder geistiger Diebstahl entlarvt wird. Dieses Gesetz ist ebenfalls von England aus gegangen, und mehr und mehr unterwirft man sich ihm auch bei uns. Etwas früher war aus Frankreich mit der Aus gestaltung des Reklameplakats auch ähnliches für die Ein bandtechnik zu uns gekommen, und die dazu verwendeten sensationellen Schriften und reichen figürlichen und orna mentalen Zeichnungen sind auch gegenwärtig noch vielfach in Gebrauch. Die Sonderausstellung führt in reicher Mannigfaltigkeit Umschlag, Interims- und Dauerband (letzteren in Leinen-, Halb- und Ganzlederband) sowohl in schlichter, wohltuender Gediegenheit als auch in verschiedenartiger, zum Teil kost-
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