Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.11.1907

259, 6. November 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f, d, Dtschn. Buchhandel. 11701 nach den heimischen Gestaden. — Eine ansehnliche Minder heit wurde jedoch durch das langentbehrte schöne Wetter verlockt, am folgenden Tage der Einladung unseres lieben Segeberger Kollegen zu folgen, um in Begleitung seiner Damen auf einer herrlichen Wagenfahrt die Schönheiten der weitern Umgebung Segebergs kennen zu lernen. Den Glanz punkt des Ausflugs bildete der Besuch des Königlichen Landesgestüts Traventhal. Zuerst wurde der historische Platz in Augenschein genommen, auf dem Karl XII. mit den nordischen Mächten seinen Frieden geschlossen haben soll. Ein Kreis hoher alter Bäume inmitten eines schönen, jedoch verfallenen Parks, bezeichnet die Stätte. Dann ging es zur Besichtigung des Königlichen Landesgestüts, das 120 der schönsten Hengste aufweist. Unter Leitung des Direktors fand im Freien die Vorführung der prächtigsten Tiere statt, deren Anblick dem besten Pserdekenner eine schöne Freude bereitet hätte und auch uns Laien mit Bewunderung er füllte. In weiterer Wagenfahrt erreichten wir schließlich unfern Frühstücksplatz, auf dem unter schattigen Bäumen ein ländliches Mahl eingenommen wurde, bei dem der leistungs fähigste holsteinische Magen zufriedengestellt worden wäre. Unserm Kollegen Herrn Gerhard Meier - Segeberg und seinen Damen wurde bei dieser Gelegenheit in dankbarer Anerkennung für die gebotenen frohen Stunden ein freudiges Hoch dargebracht. W. Halle. Kleine Mitteilungen. Gefälschte Coupon-. — Zahlreiche unechte Coupons von Schuldverschreibungen über 2000, 1000 und 200 der drei prozentigen Anleihe der Stadt Blankenburg a. H. vom Jahre 18Sb, Lit. ö und L, sind in verschiedenen Städten, darunter auch in Leipzig, verausgabt worden. Der Couponbetrag von 30 ^ (Lit. ^), 15 (Lit. ö) und 3 ^ (Lit. 8) ist zahlbar am 1. April und am 1. Oktober bet der Kämmereikasse in Blanken burg a. H. und der Magdeburger Privatbank in Magdeburg Die Coupons, sämtlich aus der II. Reihe, tragen oben rechts die Nummer des Coupons. Mitten im Text befindet sich ein runder, roter Stempel mit der Aufschrift: -Stadt-Magistrat Blanken burg a. H.-. Im Oktober 1905 sind die Coupons in Hannover angesertigt und dabei vermutlich ein Teil sogenannter Makulatur gestohlen worden. Die unechten Coupons haben daher dasselbe Aussehen wie die echten. Die unechten Coupons sind erst später numeriert und in Umlauf gesetzt worden, und aus diesem Grunde stimmen die Nummern der Coupons mit denen der Obligationen nicht überein. (Leipziger Tageblatt.) * -Die Schönheit- vor Gericht. (Vgl. Nr. 243 d. Bl.) — Gegen das hier mitgeteilte Urteil der 4. Strafkammer des Land gerichts I in Berlin vom 28. September d. I., das den auf Grund des Z 184 des Strafgesetzbuchs angeklagten Verleger der Zeitschrift -Die Schönheit-, Herrn Karl Vanselow, freigesprochen hat, ist von der Staatsanwaltschaft Revision beim Reichsgericht ein gelegt worden. *P«st. — In Aris (Dcutsch-Südwestafrika) ist eine Postanstalt eingerichtet worden, deren Tätigkeit sich auf die Annahme und Ausgabe von gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefen erstreckt. Ausstellung künstlerischer Photographie« i« Brün«. — Die kürzlich im Erzherzog Rainer-Museum für Kunst und Ge werbe (Mährisches Gewerbemuseum) in Brünn eröffnete -Aus stellung künstlerischer Photographien- gehört infolge der strengen Sichtung seitens des Aufnahme- und Preisgerichts zu den gelungensten Veranstaltungen dieser Art. Cs sind mit Aus nahme einzelner technisch interessanten Versuche, unter denen die neue Lumiöresche Farbenpholographie in erster Linie steht, fast nur künstlerisch bedeutende Arbeiten zur Ausstellung ge langt, in erster Linie von dem trefflichen Hamburger Dllhc- koop, dem sich eine Reihe berühmter Engländer, Amerikaner und Franzosen anschlteßt. Von den bekannten Amateur vereinigungen sind der Wiener und Brünner Kameraklub und Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 14. Jahrgang. der Budapester Photoklub korporativ vertreten, dann die Münchner Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie, Lichtdruck und Gravüre, während von Amateuren A. Benussi (Triest), Ehlotzkt (Olmütz), Feledi (Budapest), Fiala (Brünn), Fischer (Hermannstadt), Baronin Harrtet Haynau (Brünn), vr. Hofmann (Wien), Husselmann (Holland), Or. Fr. Klob d. I. (Brünn), H. Kofel (Wien), H. Linck (Winterthur), I. Mayer (Graz), M. Nähr (Wien), Or. R. Reininger (Wien), Freiherr v. Salis-Soglio (Wien), Philipp Ritter v. Schockier (Wien), M. Schreiber (Bozen), K. Stern (Brünn), A. Walter (Katharinenberg) und R. Wiehr (Dresden) heroorzu- heben wären. Die Ausstellung bleibt nur bis 10. November ge öffnet. Es hat sich um sie bereits eine Reihe anderer Museen, wie das Norwegische Kunstindustriemuseum in Christiania, be worben. (Neue Freie Presse.) * Gedenkfeier« — Wie die Allgemeine Zeitung (München) erfährt, wird in dortigen Künstler- und Schriststellerkreisen eine Feier vorbereitet, die in Form eines Herrenabends der Erinne rung an den Schöpfer der -Fliegenden Blätter- Kaspar Braun gewidmet sein soll. Kaspar Braun (fi 29. Oktober 1877) war am 13. August 1807 geboren. Anläßlich der hundertsten Wiederkehr seines Geburtstags am 13. August 1907 ist an dieser Stelle aus führlich über sein Leben und Wirken berichtet worden (vgl. Nr. 187 d. Bl. v. 13. VIll. 1907). * Amtliche Stenographie - Konferenz. — Die Leipziger Zeitung entnimmt der »Post- (Berlin) die Nachricht, daß sich der Staatssekretär des Innern im Einvernehmen mit dem preußischen Kultusminister für die Veranstaltung einer amtlichen Steno graphie-Konferenz entschieden habe, die auch die Billigung des Reichskanzlers gefunden habe. Die Vertreter der bundesstaatlichen Regierungen werden zu dieser Konferenz zusammentreten, sobald die von den verschiedenen Stenographenverbänden bereits ge wählten 23 Sachverständigen das neue Einheitssystem auS- gearbeitet und dem Reichsamt des Innern eingereicht haben werden. Dem österreichisch - ungarischen Botschafter am Berliner Hofe, der den Wunsch der österreichischen Regierung übermittelt hatte, an der Konferenz teilnehmen zu dürfen, sei vom Reichs kanzler geantwortet worden, daß man dieser Beteiligung mit großer Freude entgegensehe. Lumiäresche Autochromplatten und der Dreifarbendruck. (Bgl. Nr. 176 d. Bl.) — In Nr. 176 d. Bl. berichtete Schreiber dieser Zeilen über den neuen Fortschritt auf dem Gebiete der Naturfarben - Photographie, den wir den Gebrüdern Lumiöre in Lyon verdanken. Ich habe dabei, im Gegensatz zu geäußerten Zweifeln der Fachpresse, die Erwartung ausgesprochen, daß der Dreifarbendruck durch die Autochromptatte eine sehr beachtens werte Förderung erfahren werde. In der Tat liegen mir jetzt bereits gute Dreifarbendrucke vor, die auf Grund von Autochrom- Photogrammen hergestellt sind. Es ist der bekannten Münchener Kunstanstalt Joh. Ham- böck (Inh. E. Mühithaler) gelungen, trotz der Unvollkommen heiten der Autochromplatten und deren beschränkten Formats (daS kaum eine Verkleinerung bei der Reproduktion zuläßt) Buchdruck platten für den Drei- und Vierfarbendruck herzustellen, die höchste Beachtung verdienen. Ohne Zweifel ist durch sie der Beweis er bracht, daß die Autochrompiatle, deren Benutzung selbst dem Laten keine allzu großen Schwierigkeiten bereitet und wozu man ganz einfache Kameras benutzen kann, zur Herstellung von Teiinegativen für Dreifarbendruck benutzbar ist. Die Brüber Lumiöce werden iyre Platten sicher bald noch vervollkommnen, und die Repro- duktions-Technrk wird mit zunehmenden Erfahrungen sie bald besser reproduzieren lernen. Was wir heute vor Augen haben, ist aber für zahlreiche Zwecke des Handels, der Industrie, der Reklame, der Illustrierung vieler Bücher und von aktuellen Zeitschriften, wo es sich nicht um völlig naturgetreue Wiedergabe der Farben handelt, schon völlig ausreichend. Unter den mir zugekommenen Dcuckproben der Firma Hamböck sind z. B. Bonbonnieren, Kaffeepackungcn, elegante Kartonnagen in effektvoller farbiger Wiedergabe, Biumenbuketts in prächtiger Wirkung, eine Anzahl Landschaften und Architekturen, deren Farben der Wirklichkeit schon sehr nahe kommen. Die Industrie, das Kunstgewerbe können aus der vereinfachten Technik 1524