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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.11.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-11-15
- Erscheinungsdatum
- 15.11.1907
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19071115
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267, 15. November 1907. Nichtamtlicher Teil. Sürl-nblaU s. l>. Dtschn. Buchhandel. 12221 Äber einige Einrichtungen im französischen Buchhandel. Der Verlag. In den letzten fünfzehn bis zwanzig Jahren haben sich die Beziehungen des französischen Verlegers zum deutschen Sortiment wesentlich verändert. Früher betrachtete der fran zösische Verleger die Organisation des deutschen Buchhandels und besonders den für Uneingeweihte etwas kompliziert er scheinenden Verkehr über Leipzig mit einigem Mißtrauen, obgleich er die Bedeutung von Leipzig als buchhändlerischen Mittelpunkts durchaus nicht unterschätzte; früher war der Verkehr des französischen Verlegers mit dem Ausland, be sonders mit Deutschland, überhaupt ein recht schwacher; nur einige große Geschäfte mit internationaler Kundschaft hatten ständig offenes Konto in Paris; wurde aber sonst irgend ein französisches Werk verlangt, so mußte der betreffende Sorti menter in den meisten Fällen seine Zuflucht zum Zwischen händler nehmen. Im Laufe der letzten Jahre ist dies alles nun ganz anders geworden. Den ersten Anfang mit einer Ver tretung in Leipzig machte, wenn ich nicht irre, die Firma Plon-Nourrit et Cie. etwa im Jahre 1889; ihr folgten bald andre, und heute ist wohl die Mehrzahl der größten und angesehensten Pariser Verlagshäuser in Leipzig ver treten. Der anfänglich matte und unbedeutende Verkehr entwickelte sich von Jahr zu Jahr, und besonders der Verlegerkongreß von 1901 in Leipzig, der den französischen Herren bei großer Gastfreundschaft und vorzüglicher Führung einen tiefen Einblick in die hauptsächlichsten buchtechnischen Betriebe und in die Organisation des deutschen Buchhandels gewährte, mag das Seinige zu dem jetzt recht lebhaften Verkehr zwischen Paris und dem deutschen Sorti- ment beigetragen haben. Auch der Börsenverein zählt heute eine ganze Reihe von französischen Verlegern, deren Firmen sich zum Teil eines Weltrufes erfreuen, zu seinen Mit gliedern. Diese haben sich nun so ziemlich alle Vorteile, die die Organisation des deutschen Buchhandels und die Mit gliedschaft des Börsenvereins ihnen gewähren, zunutze ge macht. Viele der in Leipzig vertretenen französischen Ver leger lassen ihren Verlag dort ausliefern — wenigstens teilweise —, sie benutzen das Börsenblatt zur Ankündigung ihrer Publikationen, sie liefern direkt mit Inkasso in Leipzig, sie begnügen sich mit einer einmaligen Abrechnung zur Ostermeffe, gestatten Disponenden — kurz, sie haben ihren aus ländischen Geschäftsbetrieb — wenigstens soweit er den deutschen Buchhandel betrifft — ganz nach dem Muster ihrer deutschen Kollegen eingerichtet und wollen auch genau so behandelt sein wie diese. Allerdings kann der französische Verleger nur diejenigen von den deutschen Einrichtungen benutzen, die ihm für seinen Geschäftsbetrieb passen; im übrigen hängt er nach wie vor an seinen eignen Gewohnheiten. So würde er z. B. niemals eine allgemeine Nooitätenversendung machen, denn — das liegt in der Natur der Sache — seine Beziehungen zum deutschen Buchhandel werden sich höchstens immer auf einige hundert Firmen beschränken, und ebenso wird er wohl nur in den seltensten Fällen einem ausländischen Sortimenter unverlangte Kommissions-Sendungen machen, selbst wenn ein bezüglicher Wunsch ausgesprochen worden wäre. Obgleich ein Bar-Sortiment in Frankreich etwas vollkommen Un bekanntes ist, so steht der französische Verleger doch den Leipziger Bar-Sortimenten durchaus sympathisch gegenüber. Ganz ebenso verhält es sich mit den Sortimenten für aus ländische Literatur, deren Dienste er, der Verleger, besonders dann zu schätzen weiß, wenn sich die Eröffnung eines eigenen Kontos für irgend eine kleinere Firma nicht lohnt, Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. oder wenn diese bei einer einlaufenden Bestellung auf französische Literatur nicht recht weiß, wohin sie sich wenden soll. Man sagt zwar, und mit Recht, daß der Deutsche Frankreich besser kenne als der Franzose Deutschland; den noch glaube ich, daß der Absatz von französischer Literatur nach Deutschland — ich meine hier nicht das geographische Deutschland, sondern das ganze deutsche Sprachgebiet, also auch Österreich, die deutsche Schweiz, zum Teil auch Ungarn und die russischen Ostseeprovinzen — größer ist, ja sogar bedeutend größer als der Absatz von deutscher Literatur in Frankreich. Die Gründe hierfür sind verschiedener Art. Der deutsche Verleger hat es in einem fremden Lande mit dem Hauptvertricbsmittel seiner Werke, einem tüchtigen, geschulten Sortiment, ungleich schwerer als sein französischer Kollege. Während der Deutsche sich nur an einige große Pariser Firmen und an eine recht beschränkte Anzahl von Sortimenten in der Provinz wenden kann, steht dem fran zösischen Verleger — einfach dadurch, daß er sich dem deut schen Buchhandel anschließt — gleich das ganze deutsche Sortiment mit seiner Organisation und seinen weitreichenden Verbindungen zur Verfügung. Einzelne deutsche Verleger sind auch von diesem Stand punkt ausgegangen, d. h. sie haben sich, um dem französischen Sortiment näher zu kommen, zu einer >elbständigen Vertretung oder gar zur Gründung einer Filiale in Paris entschlossen, um dann gleich noch das eine oder andre Werk ihres Ver lags in französischer Übersetzung mit zu vertreiben. Aber nicht jeder Verlag und vor allem nicht jedes Werk kann die recht hohen Spesen einer selbständigen Vertretung in Paris tragen, um so weniger, als der Erfolg manchmal recht zweifelhaft sein mag. Ferner hat der deutsche Verleger viel größere Schwierigkeiten zu überwinden, um sich über die Kreditfähigkeit z. B. eines Sortiments in Bordeaux, das um Konto-Eröffnung ersucht, über die Art des Geschäftsbetriebs dieser Firma usw. zu unterrichten, als der französische Ver leger, der, wenn er Mitglied des Börsenvereins oder, noch besser, des Deutschen Verlegervereins ist, sich alle diese Aus künfte, die deutsche Firmen betreffen, schnell und sicher ver schaffen kann. Ein weiterer Grund für den größern Absatz von fran zösischer Literatur im deutschen Sprachgebiet als umgekehrt ist wohl der, daß die französische Sprache in Deutschland, namentlich aber in Österreich verbreiteter ist als die deutsche in Frankreich, daß in Deutschland ein größeres Interesse an französischer Literatur vorhanden ist und auch mehr fran zösisch gelesen wird, als in Frankreich deutsch. Endlich, und dieser Grund sollte eigentlich nicht als letzter genannt werden, ist zu berücksichtigen, daß nicht alles, was an französischer Literatur ins deut che Sprachgebiet geht, auch wirklich hier bleibt; denn das deutsche Sortiment mit seinen weitreichen den Verbindungen hat zahlreiche Abnehmer in allen Ländern, und vieles, was von Deu.schland aus bestellt wird, geht — wenn es nicht schon direkt von Paris an die angegebenen Adressen gesandt wird — durch Vermittlung des deutschen Sortiments nach allen Enden der Welt. Es wäre aber ein Irrtum, wenn man nach den vor stehenden Ausführungen glauben würde, das deutsche Sorti ment sei der beste Abnehmer für französische Literatur im Ausland; die besten ausländischen Kunden des französischen Verlegers sitzen — wenn wir uns auf Europa beschränken und von Belgien und der französischen Schweiz absehen — in Italien, in Rumänien, in Konstantinopel und besonders in den russischen Großstädten. Es ist mir ein Fall bekannt, in dem von einer einzigen Firma in Rußland von einem französischen Werk im Preise von 8 Frcs. noch vor Er scheinen 1000 Exemplare auf einmal bestellt wurden, und 1591
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