Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.11.1896
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1896-11-04
- Erscheinungsdatum
- 04.11.1896
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18961104
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189611040
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18961104
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1896
- Monat1896-11
- Tag1896-11-04
- Monat1896-11
- Jahr1896
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 257, 4 November 1896. Nichtamtlicher Teil. 7197 Rosendaum » Hart in «erlin. 7218 > Huthcr, die Ziele u. Aufgaben der höheren Jugendbildung. Geh. 60 -z. Oarwina Ia.tina XII sx klsinio st Lebiilsro eonvsisa. Oroseti. 50 -H. Trowitzsch L Sohn in Frankfurt a O. 7213 Betten, die Rose, ihre Anzucht und Pflege. Geb. 4 ./6. Friede. Bteweg L Sohn in Braunschwrtg. 7215 'Irsutlsin, visrstslligs loKaritbinisebs u. gonioinstrisebs 1?als1ii. Xart. 60 Nichtamtlicher Teil. Verlag und Sortiment im Hinblick auf die bevorstehende Aendernng der Verkehrsordnung. Der für die Organe des Börsenvereins vom Vorstände angesetzte Termin zur Einreichung von Abänderungsvorschlä gen für unsere Verkehrsordnung ist abgelaufen, und es werden solche vermutlich in größerer Anzahl seitens der Kreis- und Ortsvcreine ausgearbeitet worden sein. Ob nun die Kantate- Versammlung des nächsten Jahres diese Angelegenheit, die als Stein des Anstoßes bereits so oft erörtert wurde, zur Er ledigung bringen kann, ist gewiß zweifelhaft, denn die An schauungen über Recht und Billigkeit gehen im Buchhandel erfahrungsgemäß so weit auseinander, daß der Vereinsausschuß kaum imstande sein dürfte, die vorhandenen Gegensätze zur allgemeinen Zufriedenheit unter einen Hut zu bringen. Das Schicksal der Vorlage einer »Ordnung für den Rest buchhandel« hat gezeigt, daß selbst die Bearbeitung durch zwei Ausschüsse unfern Börsenvereins-Vorstand nicht vermocht hat, eine endgiltige Erledigung zu Kantate 1896 herbeizu führen. Wir haben damit ein volles Jahr verloren. Soll nun unsere Verkehrsordnung ein gleiches Schicksal erleben? Es würde dies um so mehr zu bedauern sein, als deren Verbesserungsbedürftigkeit ganz allgemein anerkannt wird. Wer das leugnen wollte, würde sich in Gegensatz stellen zu unserem Börsenvereins-Vorstande, der ja zu Verbesserungs vorschlägen offiziell aufgefordert hat, während außerdem eine leider recht ansehnliche Zahl geführter Prozesse die Achilles ferse unserer Verkehrsordnung aufgedeckt hat. Es ist somit dringend wünschenswert, daß wir so schnell wie irgend möglich das Bereich eines zweifelhaften, unklaren und vielfach an gefochtenen Rechtes verlassen und uns eine Grundlage für unser geschäftliches Dasein verschaffen, worauf wir mit größerer Ruhe und mit besserem Gewissen als seither zu leben ver mögen. Dieses Ziel werden wohl alle anstreben, die es gut meinen mit dem deutschen Buchhandel, und wenn deren Zahl ohne Zweifel eine sehr große ist, so darf daraus auch ge folgert werden, daß es möglich sein muß, einen Rechtsboden für unseren geschäftlichen Verkehr zu finden, der ohne Härten, Lücken und Unklarheiten »Jedem das Seine« zu geben vermag. In dieser Ueberzeugung möchte ich mir erlauben, ein ehrlich und gut gemeintes Wort über die Verhältnisse zwischen Verlag und Sortiment hiermit auszusprechen. Nach meinem Dafürhalten sieht es im Buchhandel heute recht traurig aus. Verlag und Sortiment, die doch natur gemäß auf einander angewiesen sind, bekämpfen sich in oft mals harter und liebloser Weise. Und weshalb? Ja, wer das mit ein paar Worten zu sagen wüßte! Betrachten wir zunächst einmal den Verlag und die Herren Verleger. Wir erblicken da eine geradezu unheimliche Unternehmungslust, die eine Ueberproduktion zu Tage fördert, der das Sortiment vielfach ratlos gegenübersteht Diese Thatsache rvird allerdings nur von solchen Verlegern an erkannt, die ein gutes Gewissen haben, d. h. von Verlegern, die ihren Beruf auf einer gesunden Grundlage ausüben, oder mit anderen Worten, die nicht spekulieren, sondern produ- Drriinidjechzigsier Jahrgang. zieren. Gottlob giebt es ja noch solche Verleger es sind die angesehensten Firmen des deutschen Buchhandels, die hierbei in Frage kommen; aber ihre Zahl ist leider nicht die Mehrzahl. Was aber thut die Mehrzahl? Man vergegen wärtige sich einmal, daß alljährlich über 20 000 Bücher und Schriften gedruckt werden, und prüfe dieselben hinsichtlich ihrer idealen Berechtigung oder ihres praktischen Bedürfnisses. Wer könnte sich da der Erkenntnis verschließen, daß die Spekulation ganz bedeutend überwiegt gegenüber der Pro duktion! Und das Sortiment? Es steht, wie schon bemerkt, vielfach ratlos da, — selbst erfahrene und tüchtige Sortimenter vermögen nicht den Ariadnefaden zu finden, der aus dem Irrgarten der litterarischen Ueberproduktion und Spekulation herausführt, und trotz endlosen Bemühens muß auch der beste Wille scheitern in der Hochflut der Litteraturerzeugnisse auf so ziemlich allen Gebieten. Und hieraus dürfte sich auch der rücksichtslose Egoismus so mancher Verleger erklären, denn diese wollen das Publikum mit den Kindern ihrer Thätigkeit um jeden Preis beglücken und bedrohen nun den Sortimenter, sofern er seine Mithilfe versagt. Ist das gerecht? Man bedenke doch, daß mitunter sogar ganz solide Eltern ungeratene Kinder haben, und man bedenke ferner, daß es auch ungeratene Eltern giebt, deren Kinder den Aepfeln gleichen, die nicht weit vom Stamme fallen! Sollte sich hieraus nicht für den denkenden Sorti menter mit Recht einige Vorsicht ergeben, die er üben muß, wenn er nicht nur sein Interesse wahren, sondern auch das ihm vom Publikum dargebrachte Vertrauen rechtfertigen will!? Die schädlichen Wirkungen der Ueberproduktion zeigen sich grell und scharf, wenn man, um bei dem gewählten Bilde zu bleiben, deren Kinder betrachtet und sie beim Namen nennt. Sie heißen: Schleuderei und Ramsch! Diese Zwillings geburt würde wohl niemals das Licht der Welt erblickt haben, wenn unser heutiger deutscher Buchhandel nur noch von dem jenigen Geiste beseelt wäre, der unserem Beruf eine auch vom Auslande anerkannte und hochgeachtete Stellung verschafft hat. — Die Verkörperung dieses Geistes führt uns in die Vergangenheit, und mit Gefühlen des Dankes und der Freude, ja des berechtigten Stolzes gedenken wir unserer großen Vorfahren, Männer wie Perthes, Brockhaus, Göschen, Frommann, Reimer, Cotta u. a! Heute, wo die Träger und Begründer dieser berühmten Namen und Firmen schon lange heimgegangen sind, heute, wo als Inhaber der letzteren uns durchweg andere Namen entaegentreten, ist zwar der alte Geist noch nicht abgestorben, aber daneben hat sich auch ein neuer Geist bemerkbar gemacht, und nur mit diesem haben wir uns hier zu beschäftigen. Es wäre ungerecht, wenn man nicht zugeben wollte, daß der gegenwärtige deutsche Buch handel in seiner Stammrolle eine Reihe von neuen, ebenfalls hochgeachteten Firmen aufzuweisen hat, deren Inhaber unserem Berufe zur Ehre gereichen; aber wer die litterarischen Er scheinungen unserer Zeit gewissenhaft betrachtet und prüft, wird sich sagen müssen, daß diese in ihrer Mehrheit nicht auf einem Bedürfnis in idealem oder praktischein Sinne sich auf bauen, sondern man wird erkennen, daß ein wilder Speku lationsgeist heute Tausende von Litteraturerzeugnissen auf den Markt wirft, die den deutschen Buchhandel zum Teil auf das Niveau einer großen Bücherfabrik herabgedrückl haben. 971
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder