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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.11.1896
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1896-11-04
- Erscheinungsdatum
- 04.11.1896
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- Deutsch
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7198 Nichtamtlicher Teil. 287, 4 November 1896. Diese nicht hinwegzuleugnende That- und Sachlage trifft in gleichem Maße schwer und unheilvoll alle noch ge sunden Kräfte im Buchhandel, den Verleger wie den Sor timenter. Und daher ist gewiß nichts natürlicher und not wendiger, als daß sich alle guten Elemente unseres Berufes fest zusammenschlicßen, daß sie, Schulter an Schulter kämpfend, sich verbünden, um den unheilvollen Geist zu besiegen, der uns alle bedroht, und den wiv bekämpfen müssen, wenn wir nicht versinken wollen in dem Schlamm einer alles Gute und Hohe vernichtenden Spekulation. Mit der Verschiedenheit der materiellen Interessen im Buch handel geht folgerichtig auch eine Verschiedenheit der An schauungen über Pflichten und Rechte Hand in Hand. Der vollgiltigc Beweis hierfür liegt in unserer Verkehrsordnung, die, wenngleich von einsichtigen und gerechten Männern nach bestem Wissen und Gewissen geschaffen, schon jetzt, nach Ab lauf von nur wenigen Jahren, eine allgemeine Unzufriedenheit, daneben aber auch eine so große und tiefempfundene Unsicher heit hcrvorgcrufen hat, daß eine gründliche Abänderung zum unabweisbaren Bedürfnis geworden ist. Wir können daher dem Börsenvereins-Vorstande nur dankbar sein, daß er eine Enquete veranstaltet hat, um alle bezüglichen Wünsche kennen lernen und auf ihre Berechtigung hin prüfen zu können. Das Ergebnis dieser Prüfung wird uns vermutlich zu Kantate 1897 ernstlich beschäftigen, und dabei erscheint der Wunsch berechtigt, daß den Kreis- und Ortsvereinen eine Vorlage über die zu beantragenden Aenderungen der Ver kehrsordnung so zeitig übermittelt werde, daß diese noch vor Kantate überall gründlich durchdacht und diskutiert werden können. Verleger und Sortimenter werden dabei Gelegen heit haben, sich über die Verschiedenheit ihrer materiellen Interessen in allen Einzelfragen auszusprechen und hoffent lich — zu verständigen. Daß berechtigte Ansprüche auf beiden Seiten nicht preisgegeben werden können, ist selbst verständlich; immerhin dürfte es erforderlich sein, daß man beiderseitig bereit ist, die Diskussion auf eine von höheren Gesichtspunkten getragene Basis zu stellen. Heute aber, wo diese Diskussion noch nicht erfolgt ist, ergiebt sich noch die Möglichkeit, die gewünschte Verständigung anzu bahnen, und zu diesem Zweck sind auch diese Zeilen ge schrieben. Sie dürfen und sollen daher nicht einseitig abge faßt sein, und da ihr Verfasser ein Sortimenter ist, so mögen hier auch einige Worte über das Sortiment und die Herren Sortimenter Platz finden. Es soll ausdrücklich gesagt werden, daß nicht nur der Verlag, sondern mit ihm auch das thätige Sortiment auf richtiges Bedauern empfindet über manches, was im Staate des Sortiments als »faul« bezeichnet werden muß Es ist leider wahr, daß viele Sortimentsbuchhändler nur in ausge tretenen Geleisen sich bewegen und auch kein Verständnis be sitzen für die litterarische Produktion unserer Zeit, oder mit anderen Worten, daß sie in träger Bequemlichkeit zu schauen, anstatt thatkräftig aufzutreten, und daß sie nicht befähigt oder geneigt sind, als vermittelndes Element teilzunehmen an geistigen Dingen, an dem Kampf der Geister untereinander, an deren Ringen und Vollbringen. Solche Sortimenter haben allerdings ihren Beruf gründlich verfehlt, und ich verdenke es keinem Verleger, wenn er gegen diese »Kulturträger« scharf und energisch einschreitet. Wenn wir aber die Maßnahmen der Mehrzahl unserer Verleger näher betrachten, so finden wir, daß sie sich ebenso wenig frei zu machen wissen von Schlendrian und herkömmlichen Gewohn heiten. Bei den Verfügungen des Verlegers gegen den Sortimenter tritt immer wieder zu Tage, daß elfterer bei letzterem alles in einen Topf wirft. Gut und schlecht wird nach der Schablone behandelt, und mit den rigorosesten Maß regeln sicht auch der intelligente und arbeilsfreudige Sorti menter sich oftmals bedroht. Dies tritt vor allem zur Oster- ^ messe hervor, wo die Einseitigkeit der §verlegerischcn Verfü gungen ihren Höhepunkt erreicht. Und dabei hageln die Grob heiten recht oft herab auf den Sortimenter, der sich erdreistet hat, auch nur ein einziges Buch gegen den Willen des Ver legers zu disponieren, gleichviel ob er der Faktura eine er klärende Bemerkung angefügt hat. Wer sich solcher Behand lung (nämlich der Grobheiten) mit Energie erwehrt, wird bemerkt haben, daß fast niemals der betreffende Verleger- Prinzipal, sondern stets einer seiner Mitarbeiter der Schuldige gewesen ist. Eine solche Behandlung von »Geschäftsfreunden« ist ge wiß nur im Buchhandel vorhanden, und wir nennen uns. Kulturträger! Ich meine nun, daß es eine durchaus selbst verständliche Aufgabe des Verlegers sein müßte, die wirklich thätigen und tüchtigen Sortimenter herauszufinden und diese dann mit allem Nachdruck zu unterstützen und zu fördern. Das geschieht aber nur ganz ausnahmsweise, und in der Regel dürfte da, wo ein wirklich harmonisches Zusammen arbeiten zwischen Verleger und Sortimenter Platz gegriffen hat, die Initiative auf den letzteren zurückzufahren sein. Unsere Ver leger halten sich durchweg für Buchhändler erster Klasse und ran gieren den Sortimenter in die zweite Klasse. Wie ganz anders, wie viel besser könnte es dagegen sein, wenn die guten Elemente im Buchhandel, gleichviel ob Verleger oder Sortimenter, fest zusammenstehen wollten, wenn sie gemeinsam kämpfen würden gegen alles Niedrige und Gemeine, gegen Schleuderei und unlauteren Wettbewerb, sowie gegen Schlendrian, Bequem lichkeit und Dummheit! Möchten doch die Verleger, die die größere Macht besitzen, solchen Kampf einmal ernstlich aufnehmen — sie werden alle guten Sortimenter dabei auf ihrer Seite haben. Den letzteren darf man aber nicht verargen, wenn sie sich ihrer Haut wehren, wenn sie sich nicht zu gesinnungs losen Werkzeugen eines beklagenswerten Spekulationsgeistes hergeben und sich keine Vorschriften und Eingriffe in das Gebiet ihrer Thätigkeit und Ueberzeugung gefallen lassen wollen. Wie groß die Scheidewand zwischen Verlag und Sortiment in unserer Zeit schon geworden ist, beweist ein mir soeben zu Gesicht kommender Artikel: »Die gegenwärtige Lage des deutschen Buchhandels« von Wilhelm Sünder, der abgedruckt ist in Nr. 50 des Blattes »Neuer Mercator« (Zittau, den 8. September, Verlag der Pahl'schen Buchhandlung). Dieser gewiß gut gemeinte Aufsatz entrollt vor einem nichtbuchhändlerischen Publikum ein Bild unseres Berufes, liefert in kurzenZügen eine Schilderung derOrganisation wie des Geschäftsganges im Buchhandel und kritisiert Verlag und Sortiment in ihrer gegenwärtigen Beschaffenheit und Bedeutung. Hierbei kommt der Verlag im ganzen sehr gut, das Sorti ment dagegen sehr schlecht weg. Nach dem Dafürhalten des Herrn Sünder steht der Verlag deshalb auf der Höhe, weil er es versteht, dem Zeitgeist zu folgen, während der Sorti menter dem Untergange verfallen ist, weil er die ganze neu zeitliche, immense Litteratur nicht mehr bewältigen kann u. s. w. Der beachtenswerte Artikel enthält unzweifelhaft viel Wahres, allein sein Verfasser ist doch nicht ganz gerecht und schildert die gegenwärtige Lage im Sortiment auch nicht richtig, wenn er behauptet: -Die Ansichtssendungen an das Publikum, wie sie früher vielfach übtich waren, finden bis auf die Universitätsstädte, wo sich dieser Brauch noch erhalten hat, fast nirgends mehr An wendung, weil eben das Publikum früher zu sehr mit solchen An sichtssendungen überschüttet wurde, oft von sechs bis acht verschie denen Handtungen dieselben Sachen erhielt und sich dann, ebenso wie der Sortimenter dem Verleger gegenüber, alle unverlang ten Sendungen energisch verbat. Vielleicht wird dann noch im günstigen Falle das Werk in der Buchhandlung kurze Zeit in das Schaufenster gestellt, um darauf in das Lager eingereiht zu werden, wo es bis zur nächsten Ostermesse ein beschauliches Dasein
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