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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.12.1907
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- 1907-12-03
- Erscheinungsdatum
- 03.12.1907
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- Deutsch
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13130 Börsenblatt s. d. Dtschn. Vuch^ndel. Nichtamtlicher Teil. 281. 3. Dezember 1S07. i Das vorliegende Werk darf natürlich in keiner Papier fabrik und bei keinem Papier-Großhändler fehlen und wird wohl auch vielfach in den Bücherschränken dort zu finden sein; wenn es aber nur auch sorgfältig gelesen würde und wenn die Papierkäufer sich nur etwas mehr bemühen wollten, daraus zu lernen! Viele Mißgriffe bei Bestellung von Papier würden dann vermieden werden. Versäumt doch heute noch so mancher selbst bei Herausgabe von Pracht werken die so nötige Vorsicht, sich von den Eigenschaften seines Materials im voraus zu überzeugen oder sich recht zeitig Rat an maßgebender, unparteiischer Stelle einzuholen. Otto Winkler. Die Plakatkunst in ihrem Verhältnis zum Holzschnitt. Herr Kunstmaler Giorgio Graf von Buonaccorst aus Nürnberg hielt kürzlich im »Papierhaus, in Berlin über obiges Thema einen Vortrag und legte diesem die geschichtliche Ent wicklung des Maueranschlags zugrunde. Er führte u. a. aus: Wenn man als Ausübender ein wenig intimer in die Werk statt jener Künstler guckt, welche sich mit dem Plakat seit dessen Bestehen beschäftigt haben, so betrachtet man alles das, was aus so einem Atelier als fertiges Plakat herauskommt, nicht nur auf seine originelle Note, auf seinen künstlerischen Inhalt hin, sondern auch ein wenig von der technischen Seite. Man fragt sich: Wie ist das gemacht, woher hat er das, wie kam er auf diesen Ge danken. Ein Rad treibt das andre, und selbst der originellste, eigenschöpferischste Künstler baut auf den Schultern seiner Vorgänger, wenn auch in einer neuen Richtung, in einer neuen Form. Es mag kühn erscheinen, schlankweg zu behaupten, der moderne Plakatstil sei aus den Bedingungen des Holzschnitts entstanden; aber wenn man etwas näher zusieht und die Geschichte der Plakatkunst vom Standpunkte des Holzschneiders verfolgt, so wird man erstaunt sein, welchen Einfluß der Holzschnitt auf die Entwicklung des Plakats gehabt hat und auch heute noch, mehr denn je, hat. Der Holzschnitt ist eine uralte Kunst; der älteste datierte nennt das Jahr 1423, und die ersten gedruckten Plakate der frühesten Zeit, wie wappengeschmückte Regierungserlaffe, Vergnügungs- anzeigcn, Theaterprogramme u. dergl., waren zumeist vom Holz stock abgezogen oder doch wenigstens mit Holzschnitten verziert. Als dann einige Zeit später der Kupferstich in Mode kam, wurde dieser und noch später auch die Stahlplatte in den Dienst der Reklame gestellt; man erkannte jedoch bald, daß diese Ver fahren für die Zwecke der Straßenasfiche gänzlich ungeeignet seien. Man griff wieder zurück zum Holzschnitt, soweit Plakate ge druckt wurden, was allerdings nicht oft vorkam, oder man behalf sich mit einfachen, nur typographisch ausgestatteten Schriftzetteln, wie viele Buchhändlerlisten aus diesen Jahren zeigen. Als Senefelder 1795 die Lithographie erfand und dieses Ver fahren im Laufe der Zeit immer billiger wurde, war damit eine Technik gefunden, der der Holzschnitt auf die Dauer nicht stand halten konnte. Seine Anwendung für öffentliche Anzeigen wurde immer seltener. Nach Gottfried Engelmanns Erfindung der Chromolithographie war es mit dem Holzschnitt für Plakatzwecke überhaupt vorbei. Aber nicht für immer! Nach einer langen Zeit tiefsten Niedergangs jeglicher Kunst, jener Zeit der süßlichen Bilder und Bildchen, erwachte in allen Kulturstaaten Europas neues künstlerisches Leben. John Ruskin war der Wecker, der das neue Evangelium von der Rückkehr zur Natur, dem Lebensquell der Alten, ver kündete. William Morris ließ das Wort zur Tat werden, indem er mit einem Stabe junger Künstler die bekannte llslwsoott kross gründete. Damals ging auch durch das übrige Europa ein leises Wehen wie Fiühlingserwachen, fern herkommend über weite Meere und Länder, aus den blumenreichen, anmutigen Gestaden des sagenumwobenen Nipponlandes, der jüngsten Großmacht Japan. In diese Zeit fällt die eigentliche Geburt des künstlerischen Plakats an Hand der Lehren des Holzschnittdrucks in Frankreich sowohl wie in England. Während die Franzosen aus fernen Quellen schöpften, suchten die Engländer ihr Heil in der alten Kunst der Väter, und es ent stand aus dem Geiste der Lslwsoott kross jene Reihe von Schwarz weißdrucken, deren erstes und berühmtestes Blatt »Die Frau in Weiß- von Fred Walker war. Mit ihm feierte der Holzschnittdruck seine Wiedergeburt im Dienste des Plakats; denn dieser Entwurf war in Holz geschnitten und auf der Buchdruckpresse vervielfältigt worden. Der Herr Vortragende betonte ausdrücklich -geschnitten» und zwar mit dem Messer auf Langholz, wie es von den alten Holz schneidern zu Dürers Zeiten und auch von den Befruchtern der französischen Plakatkunst, den japanischen Künstlern, geübt wurde. Der Holz stich eines Bewick, der die Sticheltechnik der Kupfer platte auf den Holzstock übertrug und damit den sogenannten Tonschnitt erfand, ist im Wesen und Ausdruck, ebenso wie in der Technik etwas ganz Verschiedenes. Während nämlich der Holzschnitt durch seine Eigenheiten und technischen Schwierigkeiten tunlichst einfache Behandlung fordert, mußte und sollte der Holzstich, als Konkurrent des Kupfer- und Stahlstichs gedacht, auch die diesem Verfahren innewohnende Feinheit und Grazie anzustreben suchen. Darum sind Holzschnitt und Holzstich zwei im Charakter total verschiedene Dinge, was auch heute nicht oft genug gesagt werden kann. Beide, in ihrem Wesen so grundverschiedene Techniken werden oft miteinander verwechselt. Es wäre z. B. auch eine, sogar für einen Engländer zu starke Selbsteinschätzung, wenn Pennell in seinem Buche: »Die moderne Illustration« sagt, der Holzschnitt sei eine englische Erfindung, sei eine englische Kunst und die größten Holzschneider seien Engländer gewesen. Es wird dieser Ausspruch erst dann einigermaßen begreiflich, wenn man statt Holzschnitt .Holzstich- setzt, auf dessen Gebiet die Engländer allerdings, wie bereits angeführt, bahnbrechend waren. So ganz allein dürfen sie aber auch diesen Ruhm nicht in Anspruch nehmen, denn schon lange vor Bewick suchte ein Sachse, ein gewisser Johann Georg Unger, der 1715—1788 lebte, den Stichelstrich der Kupferplatte aus dem Holzstock nachzuahmen, aller dings noch mit dem Messer auf Langholz, wie z. B. bei dem nach einer Zeichnung von Calau geschnittenen Porträt Friedrichs des Großen. Erst durch die eifrigen Bemühungen dieses Mannes auf merksam gemacht, beschäftigte man sich wieder eingehender mit dem vergessenen Holzschnitt, und auf solche Weise erhielt wohl auch Bewick die Anregung zu seiner Erfindung um das Jahr 1790. Er hat die Verwendung des Stichels von der Kupferplatte auf die Holzplatte übertragen, woraus sich, infolge des störenden Spanens von Langholz, die Anwendung des Hirnholzes als neues Material früher oder später ergeben mußte. Bewicks Ver dienst soll in keiner Weise geschmälert werden; er war entschieden ein ebenso tüchtiger Künstler wie kluger Kopf, und seine Kunst wurde in der Folge durch eine ganze Reihe tüchtiger Männer ausgenommen und zu der Vollendung gebracht, in der wir sie heute kennen. Das Hirnholz, wie es zum Stich gebraucht wird, war und ist jedoch sehr teuer, und so griff der Holzschneider Fred Walkers, der bekannte William Hooper, für das große Format eines Plakats jedenfalls zum Langholz der Alten zurück, wie der Herr Vortragende mit Sicherheit aus der Durchführung der einzelnen Schwarzweißstriche schließen zu können glaubt. Hooper war eben, wie er als eminenter Techniker sofort er kannt haben dürfte, mit dem Langholz auch an die Schnittdurch führung der alten Meister gebunden. Der Einfluß der Lelmslrott kross mag hier ebenfalls mitgewirkt haben. Doch gleichviel. Nur durch diese dem Langholz entsprechende Schnitt- statt Sticheltechnik konnte das Walkersche Blatt den Erfolg erreichen, den es bei seinem Erscheinen hatte; denn damit war die Zeichnung auf möglichste Einfachheit und dadurch starke, geschloffene Schwarzweißwirkung angewiesen, und nicht zum min desten liegt auch darin der Grund zu der dem Blatt nachgerühmten Stilistik. Beides, die durch die Einfachheit erreichte Fernwirkung und die das Blatt auszeichnende Stilist:!, kennen wir heute mit als die Hauptursache seines Erfolges. So hatte der alte Holzschnitt der jungen Plakatkunst einen ziemlich gewichtigen ersten Dienst erwiesen, und Walker selbst sagt
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