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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.12.1907
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- 1907-12-03
- Erscheinungsdatum
- 03.12.1907
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- Deutsch
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281, 3. Dezember ISO?. Nichtamtlicher Teil. SOrlenbl-tt f. d. Dtschn. Srichhandel. 13131 von seinem Werk, daß er damit bewußt und nach besten Kräften den ersten Versuch gemacht habe, um zur Gewinnung und Ent wicklung eines dereinst wichtigen Gebiets der Kunst anzuregen; dies ist ihm auch gelungen. Seinem Holzschnitte folgte eine ganze Reihe von englischen und amerikanischen Schwarzweiß drucken, unter denen die Idealfigur Hubert Herkomers für die Zeitschrift »Llaclr and tVbito- von Sponsel als die zweitbeste Arbeit dieser Art angeführt wird. Es ist jedoch ein feiner Unter schied zwischen dem Plakate eines Walker-Hooper und den Blättern Herkomers, da man bei ersterem den günstigeren Einfluß auch des alten Holzschnitts und die Unbrauchbarkeit der Stichelarbeit für die Plakatkunst erkennen kann. Ein andrer, schottischer Maler, Mac Neil Whistler, der wohl nie ein Hohlmesser in der Hand gehabt hat, dessen Bilder sich jedoch schon 1864 ganz offen als unter dem Einfluß japanischer Holz schnitte stehend bekennen, ist so ziemlich der zweite, dessen kleine Ausstellungsplakate ordentliche Fernwirkung, zumal in der Schrift- eichnung, haben. Japans Holzschneider hatten eben das malerische Problem des Farben- und damit auch des Tonschnitts nach einer dem Material entsprechenderen Weise durchgebildet, als wir mit unserm Holz stich. Auch hatte dieses Volk seine ganze Kraft auf die Entwick lung dieser einen Technik verwendet, da ihm unsre andern graphischen Verfahren so gut wie unbekannt geblieben waren. Mit den Japanern lernen wir eine Kunst kennen, deren An regung und Studium die grundlegenden Anfänge unsrer heutigen Plakat- und auch der modernen Holzschneidekunst zu danken sind. Der Vortragende gibt deshalb einen Überblick über Japans Künstler und ihre Tätigkeit und an vielen Beispielen, welche europäischen Künstler von den Japanern beeinflußt worden sind. Die Werke der Japaner sind nur in den ältesten Zeiten als Malkunst allein von Bedeutung; später trat der Holzschnitt mit ihr in erfolgreichen Wettbewerb. Mit der Periode Gönroku setzt der Kampf der Rivalität beider Künste ein, um endlich durch die, bei gleicher Meisterschaft doch größere Ausbreitungssähigkeit des Farbenholzschnitts, in der Periode Kwansei mit dem endgültigen Siege des Buntdrucks zu enden. Dieser Triumph war aber nur durch die den Ostasiaten eigentümliche Methode des Schneidens und Drückens möglich. Das Original wurde nicht auf den Holz stock kopiert, wie bei uns seit Dürers Zeiten üblich, sondern der Künstler zeichnete auf ungemein dünnes, klares Pflanzenpapier, das dann verkehrt auf den Kirschholzstock geklebt und mit ihm zerschnitten wurde. Nur auf diese Weise konnte, auch wenn der Künstler nicht alles selber schnitt, die genaue persönliche Note desselben in dem Holzschnitt erhalten bleiben. Den Druck leitete ebenfalls der japanische Künstler persönlich; denn die Farbenfeinheiten konnten nur die eigenhändig an der Presse arbeitenden Künstler finden. Diese Vereinigung des Ent werfenden, Schneidenden und Druckenden in einer Person ermög lichte es, daß statt eines einzigen Originalkunstwerks gleich eine ganze Auflage von genau demselben künstlerischen Werte ins Volk hinausgehen konnte, und nur bei solchem Verfahren war es mög lich, den Kakemonomaler fast gänzlich zu verdrängen. Dieses unausgesetzte Experimentieren mit den technischen Schwierigkeiten des Materials vermittelte auch dem Künstler die genaue Kenntnis der Ausdrucksfähigkeit desselben, und nur so konnte sich der Holzschnitt und -Druck auf eine solche Höhe erheben, daß er Männer wie die Goncourts, Manet, Monet, Whistler, Degas und andre derart begeistern konnte, daß sie sich mit ihrer ganzen Kraft rückhaltlos unter dessen Einfluß stellten und mit Feuereifer sein Lob verkündeten. Mit Möronöbu (1633—1714) verfolgt der Holzschnitt im sichern Vorwärtsschreiten seinen Weg bis zur höchsten Blüte um 1818. Er gibt der noch unklaren und sich ihres Wollens noch nicht recht bewußten Kunst einen energischen, zielsichern Ausdruck im Schnitt und in der Komposition. Er vereinfacht um dieser Bestrebungen willen die Tuschskizzen der Kanomaler, um sie mit dem noch ungeübten Messer bewältigen zu können. Dadurch kam er aus das Geheimnis guten Stils, mit wenigem viel zu sagen. In der Knappheit seiner Werke ist er der Vorarbeiter unsers größten Zeichners, des Münchener Thomas Theodor Heine, der der Form eines Möronöbu den Geist, das ist die Ausdrucksfähig keit, einhauchte. Wie bei Möronöbu, so hat auch bei Heine jeder Punkt, jeder Strich seinen Zweck. Nur lebt in der gegenseitigen Wechselwirkung der Linien des großen Japaners das Suchen nach dem Rhythmus, indeß des Müncheners Feder den messerscharfen, kritischen Geist ihres Herrn sprüht. Harunobu (1718—1770) erweitert als erster die Skala des Zwei- und Dreifarbendrucks, indem er neben die Grundfarben noch andre gemischte Vcrmittlungstöne setzt; für uns ist dieser Meister insofern von ungeheurer Wichtigkeit, als er mit dem Buntdruck der japanischen Kunst zwei neue Ausdrucksfaktoren an die Hand gab, nämlich die Farbe und die Fläche, sowie die da durch ermöglichte Raumgestaltung, auf deren Wirkung wir in unsrer modernen Plakatkunst weiterbauen. Auf den mit leb haften, starken Farben gedruckten Frauen- und Männerkleidern fallen besonders die großen Muster auf. — Auch dies haben wir mit Beardsley getreulich in unfern Plakatstil übernommen und ornamental weitergebildet. Harunobu sucht die Raumgestaltung um die Figur herum durch mattere Farbe und perspektivische Verkleinerung zu erzielen und mit jener in Einklang zu bringen. Chsret machte sich diesen Wink, der hier im Ringen mit dem spröden Material lag, in bekannter Weise auf dem Stein zu nutze, da er dessen Wichtigkeit für die Fernwirkung erkannte. Auch in England war, wie Walter Crane schreibt, das erste Bekanntwerden japanischer Arbeiten ein Ereignis; während in Amerika noch die Schwarzweiß-Plakate im Sinne des Walkerschen Versuchs erschienen, war in London nach der Ausstellung moderner französischer Plakate im November 1894 von heute auf morgen die neuenglische Plakatkunst entstanden. Dudley Hardy, Aubrey Beardsley, Greiffenhagen und andre wetteiferten an der weiteren Ausbildung dieser neuen Technik und Auffassung. Als nächster französischer Künstler, der an Hand des Studiums japanischer Holzschneider einen neuen Weg einschlug, wäre Tou louse-Lautrec zu nennen. Er erkennt in der Skizzenkunst der Kanoschule den einzig richtigen Ausdrucksweg für seine psycho logisch empfundenen, blutigen Ironien. Auch Felix Vallottons fröhliche Schwarzweiß-Arbeiten im Plakat- und Holzschnitt sind ein wenig bei den Japanern in die Lehre gegangen; aber er ist dabei durchaus europäisch geblieben mit seinem trocknen Humor. Von den französischen Plakatmalern ist auch ihr zweitgrößter Meister, Eugen Grasset, zu nennen. Seine Arbeiten sind, ohne alle Tonpikanterien eines Lautrec, dicht und körperlich empfunden, wie die Surimonos eines Hokkei, eines Shigenobu und andrer Schüler Hokusais. Bei uns in Deutschland dauerte es längere Zeit, ehe sich die ersten Übersetzungen der Lehren japanischer Holzschnitte in deutschem Empfinden zu zeigen begannen. Grasset, Mucha, der Klassizismus und vieles andre kämpfen noch miteinander, als ein Stuck, Eckmann, Klimt, Behrens, Fischer der neuen Richtung die ersten Wege weisen. Dann allerdings geht es, hauptsächlich indirekt, mit den Franzosen statt direkt mit den Japanern als Lehrmeistern rasch vorwärts. Die Künstler der früheren -Steglitzer Werkstatt-, Koloman Moser, Weißgerber, Hohlwein, setzen das begonnene Werk fort und bauen es aus zu dem, was wir heute, bet einigem Interesse an der Straßen kunst, tagtäglich sehen können. Auf den Schultern des genialen Engländers Nicholson mit seinen so trefflich charakterisierten Holzschnitten stehend, arbeiten der »Münchener Bund zeichnender Künstler-, der -Verband deutscher Illustratoren«, die -Berliner freie Vereinigung der Graphiker- fleißig weiter und schauen nicht rechts, nicht links, sondern immer geradeaus, auf das immer höher gesteckte Ziel. Mitten unter dieser fleißigen Schar formt sich ein Julius Diez seine merkwürdige Ausdrucksweise. Ein anderer -Suchender im Leben« ist Ernst Neumann in Berlin, von dem eine Anzahl Arbeiten ausgestellt waren; auch ehemalige Schüler und Schüle rinnen von ihm, ferner Frl. Wenzel in München und der Herr Vortragende selbst waren an der Ausstellung beteiligt. Neumann nennt den Holzschnitt die beste Schulung für den modernen Plakat künstler, da er durch die Natur seines Materials zu einer un bestechlichen Sachlichkeit geradezu zwingt. Mit seinen und seiner Schule Arbeiten zeigt er, wie recht er damit hat. Neumann ist einer von den Großen der Gegenwart; es ist eine eigentümliche 1708'
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