13202 ««rskublatt s. d. Dtlchn. »uchhandkl. Fertige Bücher. 282, 4. Dezember 1907. I»I II Ull ^ 3 dichterische Weihnachtsbücher ll Agnes Miegel, Balladen und Gedichte. Geb. M. 3.— Börries von Münchhausen Agnes Miegel schafft völlig aus dem Argrund des Anbewußten heraus. Ihre Balladen klingen jede einzelne so unerhört neu und alt zugleich, als ob Grimm sie eben als Perlen aus dem Meere mittelalterlicher Volksballadik aufgefischt hätte. Sie hat in sich einen Teil jener wundersamen Kraft, die die alten Volks lieder schuf. Verworrene Gestalten tauchen aus dem Nebel der Sage auf, wundervolle Worte läuten an unsere Ohren, bald orphisch dunkel (ja fast un deutbar), und dann wieder grell aufleuchtend in mächtiger packender Klarheit. Agnes Miegel „behandelt" keine „Stoffe" in Balladen, sie ist selber Sage und Märchen durch und durch, — abergläubisch und hellsehend, un klar und spukhaft bewußt, kindisch und vogelsprachekund wie Salomo, voller Wider sprüche und doch geschloffen und in sich zurückgebogen wie eine weiße Wasserrose. l ! k Helene Voigt-Diederichs, Aus Kinderland. Geb. M 3 — Die Frau Ist eigentlich in unserer modernen Frauenliteratur die Mutter schon zu Wort gekommen? Wohl mit persönlichsten Erlebnissen und Konflikten — aber doch nicht mit dem goldenen Schatz ihres Wissens von den feinen kleinen alltäglichen Dingen, von denen niemand als sie erzählen könnte. Die Kinderskizzen, die uns das neue Buch von Lelene Voigt-Diederichs schenkt, quellen aus diesem Schatz. Die Literatur ist jetzt voll von Kinderdarstellungen — hinter den meisten von ihnen steht als entscheidender Impuls die Sehnsucht überfeinerter, in der kriti schen Selbstzersehung arm gewordener Menschen nach dem Primitiven, Anmittel baren, eine Sehnsucht nach Wärme und Dunkelheit, ein neidvolles, wehmütiges Zurückschauen nach fernen Gestaden. Die meisten dieser Kinderromane würde Schiller zur „sentimentalischen Dichtung" rechnen. Bei Lelcne Voigt-Diederichs aber steht keine Kulturmüdigkeit zwischen ihr und den Kindern, denen sie zu schaut, mit denen sie lebt, und nicht der kleinste Tropfen „sentimentalischen" Interesses färbt den quellfrischen Strom, der in dies kleine Buch geflossen ist. Das ist das Schönste, das Kraftvolle daran, die ungetrübte Rein heit der künstlerischen Beziehung zwischen Dichtung und Erlebnis. « Carl Spitteler, Die Mädchenfeinde. Erzählung. Geb. M. 3.50 Züricher Zeitung Es braucht keiner geringen Sehergabe, um Spittelers köstlichen Kindergeschichten einen großen Erfolg zu prophezeien. . . In fein künstlerischer Verteilung von Licht und Schatten durchschlingen die Leiden schaften und dunklen Geschicke der Großen die Blumenketten der kindlichen Lebens freude und ihrer kleinen Erlebnisse. And welcher Sonnenschein, welch schalkhafter Äumor, dem auch etwas Satire beigemischt ist, liegt über der ganzen Erzählung. ! »I — -——...——— A Eugen Diederichs Verlag in Jena W