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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.12.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-12-07
- Erscheinungsdatum
- 07.12.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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kurrenz zu bekämpfen und keinen leichten Stand hat' aber geht es dem Verleger um ein Haar besser? Und trotzdem bietet er dem Sortiment heute weit mehr als früher, obwohl ihm die so nötige direkte Reklame oft Riesensummen verschlingt. Der Verleger tut's notgedrungen, weil das Sortiment leider sehr oft versagt. Ob wirklich von dieser Seite dem Sortimenter so geholfen werden kann, wie er sich das denkt, erscheint mir sehr zweifelhaft. Wenn ich recht sehe, glaube ich, daß das Sortiment vieles in andrer Weise tun kann, um seine Lage zu bessern. Bei aller Be wunderung der oft idealen Verkehrsverhältnisse im Buchhandel glaube ich, daß doch davon manches veraltet ist und daß das Sortiment nicht so mit der Zeit vorangeschritten ist, wie es nötig wäre. Es müßte in erster Linie vieles mehr vom kaufmännischen Standpunkt aus behandeln. So brachte ich diesen Sommer im Börsenblatt einen Artikel »Mehr rechnen!-, der u. a. auch hierher gehört. Wie oft kommt es vor, daß der Sortimenter große Zah lungen über Leipzig anstatt direkt leistet! Bei z. B. 80 ^ zahlt der Sortimenter dann in Leipzig 1 Prozent — 80 H statt 20 direkt; aber damit nicht genug, auch der Verleger wird um genau die gleichen Spesen beim Kommissionär belastet; statt 20 H kostet die Zahlung beiden Teilen zusammen 1 ^ 60 H. Ferner bekam ich z. B. gerade heute von einem Sortiment ein erst vor 4 Wochen a cond. bestelltes Werk zurück, das ganz gut auch auf das Weihnachtslager gepaßt hätte, anstatt daß es dort geblieben und womöglich noch zur Ostermesse disponiert worden wäre. Das sind auch unnötige, verteuernde Spesen für beide Teile, außer der vergeblichen Arbeit, und wie oft kommt das nicht vor! Wieviele Kilo werden nicht während des Jahres unnütz hin und her gesandt, oft ganz ohne Überlegung! Es fehlt eben sehr oft das kaufmännische Rechnen und genügende Geschäftsübersicht. Wie oft liefert der Verleger dem Sortiment Tausende von Prospekten und dergleichen unentgeltlich! Mit der Fracht belastet letzterer wieder sein Unkostenkonto, und das Ende vom Liede ist — die Prospekte wandern zur Makulatur. Welche Summen auf diese Weise den Verlagsbuchhandel, der auch seine »Verleger leiden in reichlichem Maße hat, belasten, ist garnicht auszurechnen. Wenn nun aber der Verlagsbuchhandel den durchschnittlichen Rabattsatz noch mehr als bisher erhöht — wird dadurch —» was doch notwendigerweise eintreten müßte — die Notwendigkeit direkter Reklame für ihn wohl vermindert? Wird das Sorti ment dann sich mehr für den einzelnen Verleger verwenden? Wenn ich's nach mir beurteile, muß ich beide Fragen mit einem ganz unbedingten -Nein- beantworten. Ich habe stets die An sicht vertreten, daß Verlag und Sortiment sich gegenseitig er gänzen müssen, daß das Sortiment für den Verlag unentbehrlich ist, und habe auch gern, wo es anging, Rabatt- und Bezugs bedingungen danach eingerichtet. Der Erfolg war stets fast null; das Sortiment versagte fast vollständig. Ich habe eben leider das Pech, nicht zu den »Großen-, den -Verlags-Gewaltigen« zu gehören, und da schenkt sich das Sortiment die oft nur kleine Mühe »freundlicher Verwendung-. Da hilft oft alles nichts, weder hoher Rabatt, noch nachträgliche Partie-Ergänzungen oder andres sonstiges Entgegenkommen. Dazu kommt noch, daß mein Verlag in der Mehrheit aus Pädagogik und Schulbüchern besteht, und gerade für letztere ver wendet sich das Sortiment — das nehme ich ihm auch gar nicht übel — vielleicht schon aus Grundsatz nicht, denn es würde sich durch Empfehlung andrer als der schon eingeführten Schulbücher wohl oft selbst Makulatur schaffen. In diesem Fall ist der Ver leger ganz auf sich selbst angewiesen, und seine oft riesenhaften und fortgesetzten Anstrengungen, einem Schulbuch bei der über großen Konkurrenz Eingang und Einführung zu verschaffen, lassen es selten zu, einen hohen Rabatt, der in diesem Falle doch nur Vermittlerrabatt ist, zu gewähren, um so weniger, als Schulbücher so wie so schon immer möglichst billige Verkaufspreise haben sollen. In dieser Hinsicht müßte es aber doch möglich sein, daß sich die Sortimenter in den einzelnen Städten, besonders in den kleineren, in irgend einer Weise einigten zum gemeinsamen Bezug der Schulbücher, um so die günstigsten Bedingungen und die ge ringsten Spesen zu erzielen und womöglich auch an die Buch- binder und Papierhändler der betreffenden Städte zu liefern. Ich zweifle nicht, daß der Verlag dies durch Minderrabatt steht diesen Sortimentsschädigern meist machtlos gegenüber. Es ist mir schon oft passiert, daß ein Buchbinder, der seit Jahren direkt mit 20 Prozent bezog, plötzlich, durch einen der vielen »Buch binder-Kommissionäre« klug gemacht, durch diesen bezieht — oder auch oft vom Barsortiment — und dann zum gleichen Rabatt wie der richtige Buchhändler. Wenn er erst einmal im »Schulz- steht, ist's meist zu spät und schwer zu beurteilen, ob man es mit einem wirklichen Buch- oder nur mit einem Bücherhändler zu tun hat. Nun komme ich nochmals auf den eingangs erwähnten »Rabatt in Rechnung- zurück. Ich halte es für den Verleger für geradezu verderblich, den Rechnungs- und Bar-Rabatt mit nur 3—4 Prozent Unterschied festzusetzen. Es ist für ihn zum Teil eine Lebensfrage, daß seine Verlagswerke draußen im Sortiment statt auf seinem Lager liegen. Hat z. B. der Sortimenter ein mit 30 Prozent a cond. bezogenes Werk abgesetzt, so ist lO gegen 1 bezieht; dann fehlt es eben auf dem Lager, und wenn es ver langt wird, so empfiehlt er dem betreffenden Käufer sicher ein ähnliches andres Werk, das er gerade vorrätig hat. Gerade durch den wohl von den meisten Verlegern gern ge- aufmerksamen und umsichtigen Sorrimenter im großen und ganzen ziemlich gleich sein, ob der Rechnungs-Rabatt 25 oder 30A ist, da er es aus obigem Grunde meist ganz in seiner Hand hat, sich den höheren Rabatt zu sichern. Und ein Buch, das verlangt oder durch Vorlegen oder aus dem Schaufenster verkauft wird, sollte eigentlich stets bar nachbezogen werden, wenn der Barpreis höher ist; denn durch den einmaligen Absatz ist doch immerhin in ge wissem Maße erwiesen, daß es überhaupt verkaufbar ist; ob leicht oder schwer, kommt erst in zweiter Linie in Betracht. Die Möglichkeit des Var-Nachbezugs hat aber auch noch den Vorteil, zur Spesenverringerung beizutragen. Der Sortimenter hat nicht nötig, ein Werk, von dem er vielleicht einen leichten Absatz voraussetzt, der sich dann aber nicht erfüllt, gleich in mehr facher Anzahl zu verlangen; es genügt zunächst — abgesehen von Massenartikeln — einfacher Bezug. Geht das Buch dann doch nicht, so sind die hohen Frachtkosten für mehrere Exemplare usw. für ihn, wie für den Verleger erspart. Außerdem ist bei Nach bezug noch der nicht zu unterschätzende Vorteil für beide Teile, daß der Sortimenter stets ein neues, sauberes Exemplar wieder bekommt und das Buch beim jedesmaligen Neueintreffen für ihn auch wieder in gewissem Maße neu wirkt, sich ihm auch viel besser einprägt, und geht schließlich das zuletzt bezogene wieder an den Verleger zurück, so wird es lange nicht so unansehnlich oder vielleicht gar unbrauchbar sein, wie leider oft das zuerst bezogene. Allerdings fehlt nach meinen Beobachtungen einem großen Teil der Sortimenter leider die nötige Geschäftsübersicht. Diese ist aber auch, neben der allerdings sehr bedeutenden und nicht leicht übersehbaren literarischen Produktion, oft daran schuld, daß viele wirklich wertvolle und bei nur einiger Verwendung gut verkäufliche Bücher nicht als solche erkannt werden und oft mangels Fähigkeit und Tätigkeit des Sortimenters oder dessen Gehilfen liegen bleiben und versauern. Bei der heutigen -Mode-- und -Zweck--(Tendenz-)Literatur ist's ja allerdings bequemer, ge rade sich nur auf das zu verlegen, was mühelos zu verkaufen ist, was vom großen und oft so unglaublich urteilslosen Publi kum sozusagen »der Spur nach- verlangt wird. Ich erinnere nur z. B. an die »Vera--, die -Verlorenen-«, die »Seestern-- usw. Literatur, dann die Modeschriftsteller, »die eigentlich jeder Gebildete kennen muß-. Das macht eben schließlich bequem und ist ja auch rein menschlich zu verstehen. Selbst persönliche Bekanntschaft zwi schen Sortimenter und Verleger, die früher oft so viel -freundliche Verwendung« bei dem Sortimenter für den ihm befreundeten Ver leger auslöste, versagt heutzutage fast ganz. Ich hoffe und wünsche im Interesse der Sache, daß obige Zeilen wenigstens etwas zur Lösung der Frage beitragen möchten. Weinheim. C. Ackermann.
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