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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-12-08
- Erscheinungsdatum
- 08.12.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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Nichtamtlicher Teil. Der Tag der deutschen Bücherfreunde. Die nachfolgenden interessanten Schilderungen Gotthilf Weissteins vom Berlaus der diesjährigen, in Frankfurt a, M, abgehaltenen Generalversammlung der -Gesellschaft der Bücherfreunde« entnehmen wir mit gütig erteilter Erlaubnis den Nrn, 671 und 673 der Nationalzeitung (Berlin) vom 4, und 5. Dezember: (Red.) Frankfurt am Main, 1, Dezember, Im siebenten Jahre ihres Bestehens hielt die Gesell schaft der Bücherfreunde, die nunmehr über achthundert Mitglieder in allen deutschen Gauen und deutsch sprechen den Ländern umfaßt, ihre Generalversammlung in Frank furt am Main ab. Leider war ihr erster Vorsitzender und der Vater des bibliophilen Gedankens, Fedor von Zobeltitz, durch Krankheit verhindert, der Tagung beizuwohnen. An seiner Stelle leitete der zweite Vorsitzende, Professor Georg Witkowski (Leipzig), unser langjähriger Mitarbeiter, die Versammlung in seiner sympathischen und taktvollen Weise, Er gedachte zuvörderst der verstorbenen Mitglieder, vor allem Eduard Grisebachs, des Grafen von Leiningen und des Freiherrn von Lipperheide. Er machte sodann auf allerlei Gefahren aufmerksam, die den neuerdings erstarkten bibliophilen Bestrebungen drohen, namentlich den gewisser maßen unlautern Wettbewerb, den spekulative Buchhändler, namentlich einige Wiener Firmen, treiben, indem sie unter dem Deckmantel der Bibliophilie allerlei widerwärtige ero tische Bücher eindeutigsten Inhalts in den Handel bringen, noch dazu unter der weiteren falschen Vorspiegelung der Sub skription zu hohen Preisen, um unerfahrenen Sammlern ihre schmutzige Ware um so begehrenswerter zu machen. Man muß, ohne jede Prüderie, ohne jedes Zionswächtertum, gegen diese Art Bnchmacherei aus das schärfste protestieren. Indessen die neuerdings in Mode gekommenen, anscheinend übertrieben hohen Preise für die Seltenheiten deutscher Literatur er achtet Professor Witkowski bei ernster Überlegung als keinen Schaden für die Bestrebungen der Gesellschaft; im Gegenteil läge gewissermaßen ein Kultursortschritt darin, daß die früher so billig bewerteten Erstausgaben deutscher Klassiker re, nunmehr zu respektableren Preisen seitens der Liebhaber bevorzugt seien, — Als Gaben der Gesellschaft für dieses Vereinsjahr kommt ein Neudruck der sogenannten Armen bibel (»LibÜL xaupsruw«), ein kostbarer Holztafeldruck und ein Band, den gesamten Briefwechsel von Johann Anton Leisewitz mit seiner Braut enthaltend, zur Verteilung, Leisewitz, der bekannte Verfasser des Sturm- und Drang dramas »Julius von Tarent«, wird in dem Büchlein, das nun gerade ein Jahrhundert nach seinem Tode herauskommt, in ganz neuem Licht erscheinen, — Als nächster Versammlungs ort wird Berlin festgesetzt, nachdem eine freundliche Ein ladung von München als inopportun seitens der Versamm lung bezeichnet wurde. Nach der schnellen Erledigung der Geschäfte wurden die Festteilnehmer zu zwei Ausstellungen geladen, in denen man den Reichtum der Goethe-Stadt an literarischen und künstlerischen Kostbarkeiten bewundern konnte. Unter der Leitung des Bibliothekars vr, Hohenemser ging es in die Stadtbibliothek, wo eine Ausstellung von etwa zwei hundert Nummern die Versammlung längere Zeit fesselte Der Inhalt der Schaukästen stellte in Handschriften, Drucken, Autographien, Miniaturen, Elfenbeinschnitzereien, Karten ufw, , eine Geschichte der Weltliteratur >u uuco dar, ein instruktives Anschauungsmittel, wie es nur ein so reiches städtisches Institut in langen Jahren der Entwicklung sammeln kann. Vom ägyptischen Papyrus bis zum Bismarckbrief kommen hier alle Schrift- und Druckarten zur Erscheinung, Stücke von erlesenem künstlerischen und literarischen Wert, Der Besitz der Stadt Frankfurt an orientalischen Handschriften scheint nach diesen Proben von Hieroglyphen-Texlen, abefsi- nischen, arabischen, äthiopischen, hebräischen, türkischen und persischen Manuskripten ganz hervorragend zu sein Auf einer Elfenbeinschnitzerei, die einen Bucheinband aus dem nennten Jahrhundert lchmllckt sehen wir die Zeremonie der alten Kirche dargestellt, die die Gläubigen vor Beginn der Messe im stillen Gebet zeigt Diese herrliche Arbeit eines fränkischen Meisters hat den Altar zum Mittelpunkt, auf dem ein Meßbuch aufgeschlagen liegt, in dem man, nur mikroskopisch lesbar, in karolingischer Kursivschrift eine Bibelstelle wahrnimmt Es folgen abendländische Hand schriften des Mittelalters und der Neuzeit, Pergament- Manuskripte, ein niederdeutsches Gebetbuch, die Dirigierrolle des Frankfurter Passionsspiels, ein Dante auf Pergament, 15, Jahrhundert, dann der Beginn der Buchdruckerkunst An erster Stelle Schrot- und Holztaseldrucke, dann die berühmte 42zeilige oder Mazarin-Bibel und dann herrliche Exemplare aus den ersten deutschen Offizinen der neuen Schwarzkunst, Werke aus Gutenbergs Presse, von Fust und Schösser, Koberger usw. Natürlich lagen auch die ersten in Frankfurt gedruckten Bücher zur Bewunderung aus, ein bürgerliches Rechtsbuch, das ehemals das offizielle Exemplar der alten Ratsbibliothek gewesen war, Murners Schifffahrt von diesem elenden Jammerthal, Holzschnittbibeln, Albrecht Dürers be rühmtes anatomisches Werk »Vier Bücher von menschlicher Proportion«, sein großer Maximalauszug und vieles andere. Unter den Handschriften verdient neben Goethes erster Schreibarbeit, »t,»kor«s jov-oiUs« betitelt, aus dem achten und neunten Jahre des Knaben stammend, die Original- Handschrift Schopenhauers von seinem Werke »Die Welt als Wille und Vorstellung« (zweiter Band), ein Brieflein der Königin Luise und ein Liebesbrief Napoleons I erwähnt zu werden. Hierauf begab sich die Gesellschaft in das altberühmte Antiquariat von Joseph Baer L Co,, in dessen schönen oberen Räumen eine literarische Kostbarkeiten - Ausstellung veranstaltet war, die bei jedem Bücherfreunde das erregteste Entzücken Hervorrufen mußte, zugleich aber den etwas katzen- jämmerlichen Nebenton verursachte, daß derartige Schätze für uns bescheidene Berliner Privatsammler doch in allzu schrillem Gegensatz zu unfern Portemonnaie-Verhältnissen stehen Da lag an der ersten Stelle der vier reich gefüllten Vittinen ein romanisches Missale in größtem Quartformat, ein Manuskript, das ein italienischer Künstler um >470 auf über 350 doppelspaltigen Quartseiten mit künstlerischer An dacht geschrieben und mit reichen Bordüren und Initialen geschmückt hat Das herrlich erhaltene, in feinstes rotes Maroquinleder gebundene Buch gehörte einst einem Herzog von La Balliere, der sicher ein Mann von feinem Kunst geschmack gewesen ist. Für den nicht übertriebenen Preis von 2500 kann sich jeder begeisterte Sammler dieses Pracht stücklein in sein Studio stellen. Wem jedoch dieser Preis nicht behagt, kann sich ein in deutschen Landen geschaffenes Missale zulegen, das schon für 1500 ^ erhältlich ist. Es ist ein Pergamentmanuskript von 262 Folioblättern, in zierlicher gotischer Schrift doppelspaltig geschrieben, das vermutlich aus den Rheinlanden stammt und die Figuren des Erlösers, des mit gesenkten Augen betenden Johannes sorgfältig aus dem goldenen Hintergrund der Blätter herausmodelliert zeigt. In eine weit frühere Epoche kirchlichen Lebens führt uns ein aus den Kreisen der Benediktinermönche stammendes Sakramentarium, ein Pergamentmanuskript aus dem elften
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