Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.04.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-04-08
- Erscheinungsdatum
- 08.04.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19080408
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190804084
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19080408
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1908
- Monat1908-04
- Tag1908-04-08
- Monat1908-04
- Jahr1908
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
82. 8. April 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 4049 sendung von Katalogen an die einzelnen Sortimenter mit> der Erwartung, daß sie sich für die Kataloge verwenden werden, hat sehr abgenommen und wird nur noch von wenigen Handlungen geübt. Namentlich die Spezialgeschäfte haben fast nur direkten Verkehr mit den Kunden. Ist ein Katalog versandt, so kommen nach einiger Zeit die Bestellungen, — oder sie kommen auch nicht. Es sind nicht immer die schlechtesten Kataloge, die die berechtigte Er wartung des Antiquars auf klingenden Erfolg zu schänden werden lassen. Gründe für einen solchen Mißerfolg könnte man schockweise anführen, ohne sicher zu sein, für den be stimmten Fall den richtigen zu finden. Häufig sind es Gründe, die gänzlich außerhalb des Antiquargeschäfts liegen. Die Depression und der Geldmangel, der jetzt in Amerika herrscht, können z. B. der Grund des Mißerfolges für einen Katalog sein, dessen Käufer speziell in Amerika zu suchen sind. Der schönste Katalog kann nicht cinschlagen, wenn kurz zuvor ein ähnlicher Katalog erschienen ist, an dem die Liebhaber sich totgekauft haben. Der zu hohe Preisansatz einiger bestimmter Werke, die einen Marktpreis haben, kann die Käufer abschrecken. Freilich findet man auch Kataloge, denen jeder er fahrene Antiquar den Mißerfolg hätte Vorhersagen können. Kataloge, in denen die Titelaufnahmen liederlich und un genau sind, die voller Druckfehler und unsauber gedruckt sind, fordern den Mißerfolg heraus. Aber auch hier spielt der Zufall, dem im Leben des Antiquars eine so große Rolle zufällt; manchmal haben solche Kataloge mehr Erfolg als die sorgfältigst hergestellten. Dagegen haben sicheren Miß erfolg und müssen ihn haben Kataloge, in denen Minder wertiges und Wertloses überwiegt. Mir sind häufig dicke Kataloge juristischer Literatur vorgelegt worden, deren In halt mir zum Kauf angeboten wurde und aus denen so gut wie nichts verkauft war. Der Inhalt war fast durchgängig Makulatur! Hsdent 8UL k-rta Irbslli, von Katalogen gilt das gleiche. Von den Arbeiten des Antiquars habe ich die wichtigsten und inhaltschwersten bisher kaum gestreift: die Schätzung der Bücher im Ein- und Verkauf. Hierauf will ich etwas näher eingehcn. Wie entsteht ein Antiquarpreis für Einkauf und Verkauf? Ist er in der einen wie der anderen Stelle wirt schaftlichen Gesetzen unterworfen und welchen? Diese beiden Preise, der Einkaufs- und der Verkaufspreis, werden sich schwer trennen lassen, müssen vielmehr zusammen erörtert werden. Der Preis eines antiquarischen Buches wird wie der jeder andern Ware bestimmt durch Angebot und Nachfrage. Überwiegt das Angebot die Nachfrage, so wird der Preis sinken; umgekehrt, wird er steigen. Das erklärt aber nur die Relativität des Preises, nicht die Bildung des Preises selbst. Bei Büchern, die noch einen Ladenpreis haben, ist die Sache verhältnismäßig leicht, aber doch nicht so leicht, wie mancher Sortimenter annimmt. Es wird auch da stets zu erwägen sein, ob die Nachfrage groß oder gering ist, bzw. ob viele oder wenige Interessenten für ein Buch vor handen sind, dann, ob viele Exemplare am Markte sind. Jenachdem diese Erwägung ausfällt, wird ein größerer oder geringerer Abschlag vom Ladenpreise zu machen sein. Bücher aus früheren Jahrhunderten, Frühdrucke, über haupt alle Bücher, die im regulären Buchhandel nicht mehr zu haben sind, erfordern hinsichtlich der Preisbildung eine besondere Behandlung. Es wäre erwünscht, diese Preis bildung unter ein wirtschaftliches Gesetz bringen zu können, neben dem natürlich auch hier wirkenden Gesetz von Angebot und Nachfrage. Leider ist ein solches Gesetz nicht bekannt, es gibt vielleicht ein solches gar nicht, wenigstens ist in der ökonomischen Wissenschaft keins erwähnt, und auch mir hat Börsenblatt sür den Deutschen Buchhandel. 7b. Jahrgang. >es nicht gelingen wollen, ein solches zu erkennen. Auch die Wechselwirkung von Angebot und Nachfrage ist im antiqua rischen Verkehr nicht so leicht erkennbar wie anderswo. Die Nachfrage ist häufig latent und wird erst durch das Angebot hervorgerufen und entwickelt sich erst nach der Preisstellung. Dann merkt der Antiquar, daß der von ihm gestellte Preis ein zu niedriger war. Aber auch diese Folgerung kann trügen; vielleicht war gerade für eine bestimmte Frage augenblicklich ein größeres Interesse vorhanden, vielleicht haben zufällig eine Anzahl Sammler für das Buch Neigung ver spürt, u. a. m. Daß die Folgerung eine trügerische war, wird der Antiquar merken, wenn er dasselbe Buch wieder bekommt und es nun in Erinnerung der großen Nachfrage im ersten Falle höher ansetzt. Aber dies ist wiederum kein Beweis dafür, daß das Buch nunmehr zu hoch angesetzt ist; möglich ist es, aber nicht sicher. Einer oder der andere der Interessenten kann von anderer Seite — vielleicht sogar zu höherem Preise — versorgt worden sein, bei einem anderen ist das Interesse nicht mehr vorhanden. Hieraus ersieht man, wie schwierig die Preisbildung ist und wieviel Faktoren dabei in Betracht kommen. Nicht nach Gesetzen kann der Antiquar den Preis machen, er setzt ihn selber, er macht das Gesetz, und das Publikum bestätigt es, indem es kauft, oder lehnt es ab, indem es das Buch un- gekauft läßt. Dabei ist stets im Auge zu behalten, daß der Antiquar den Preis aus der Seele des Bücherkäufers heraus zu bestimmen hat; er selbst kann den Preis nicht machen, ihn macht das Publikum, aber den Preis zu bestimmen, den das Publikum wirklich zahlt, bildet eben die Kunst des Antiquars. Der Takt des Antiquars, die angeborene Fähig keit wird hier das Beste tun müssen. Preise sollen an gemessen sein, nicht zu hoch um abzuschrccken, und nicht zu niedrig, um dem Antiquar den nötigen Nutzen zu gewähren, den er haben muß angesichts der vielen Bücher, die er nicht verkauft und für die er immer wieder Arbeit und Kosten auswenden muß. Wird somit der Takt des Antiquars bei der Preis bestimmung das Beste tun müssen, so hat der Antiquar doch Anhaltspunkte. Er wird die bibliographischen Hilfsmittel zu Rate ziehen, die in reicher Fülle vorhanden sind; ich nenne hier nur Hain, Panzer, Ebert, Georgi, Brunet, Graesse. Findet er dort auch keine Preisbestimmung (die Preisbestim mungen bei Brunet sind veraltet, beziehen sich außerdem häufig auf bestimmte Exemplare, die in Pariser Auktionen vorgekommen sind), so wird die Charakteristik, die dort von dem Buche gegeben wird, ihn befähigen, zu beurteilen, welche Kategorie von Käufern in Frage kommt; danach wird er die Größe der Nachfrage, die zu erwarten ist, schätzen und danach den Preis bemessen. Der Spezialist wird die wissenschaftlichen Handbücher befragen, die die einschlägige Literatur vel zeichnen und beurteilen. Auch die Kataloge anderer Antiquare, namentlich wenn sie ihr Geschäft als Spezialität betreiben, geben Anhaltspunkte, ebenso die Preise, die in den Auktionen gezahlt wurden. Bei Vergleichen muß aber stets sorgfältig darauf geachtet werden, namentlich bei wertvollen, ällercn Büchern, wie das Exemplar beschaffen war, das in einem anderen Katalog verzeichnet ist und wie beschaffen das Exemplar ist, das in Frage steht. Bei älteren und kostbaren Büchern spielt die Erhaltung für die Preis stellung eine erhebliche Rolle. So sino, um ein Beispiel zu geben, gewöhnliche, stark beschnittene Exemplare der von der berühmten Druckfirma der Elzeviers in reicher Fülle ge druckten lateinischen und griechischen Klassiker in 160.-Format so gut wie wertlos, während tadellose unbeschnittene, oder in Maroquin gebundene großrandige Exemplare mehrere Hunderte von Mark wert sind. Wurmstiche, braunflcckiges Papier, vor allem Stockflecke, die die Dauer eines Exemplars S25
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder