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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.03.1876
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- 1876-03-01
- Erscheinungsdatum
- 01.03.1876
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- Deutsch
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manach hervorbringcn wird, so sehr sezt mich etwas anders in Ver legenheit, was ich Dir, meinem ältesten Freunde hiermit zuerst ent decken muß. Dieterich bombardirt mich wieder, auf eine entsczliche Weise, den Almanach nach Goeckingk's Abtritt herauszugcben. Die Ursache, warum Gocckingk abgetreten ist, weiß er noch nicht. Er steckt sich so gar hinter Göttingische Professoren und sonderlich hinter Heynen, der mir schon neulich so dringend zngeredet hat, daß ich keine Ausrede mehr wußte. Ich deklarirte, daß mich sehr triftige Bedenklichkeiten zurück hielten. Heyne trieb mich aber immer aus allen Winkeln heraus. Das ist eine fatale Lage! Ich möchte nicht gern Dietrichen und am wenigsten Heynen vor den Kopf stoßen, und doch können mich Voß und Goeckingk für einen Verräther halten, wenn ich die Sache annehme; und der Hoffnung, statt zwey halb vollkommncr einen ganz vollkommenen Almanach zu erhalten, ar beite ich auch entgegen. Ich schade ohnstreitig dem Debit des Vossi- schen Almanachs und mache ihm dadurch das Honorarium, wovon er wie von einem Amte leben muß, unsicher. Alle diese Betrachtun gen untersagen es meinem Herzen, an Voßen solches Uebel zu thun." Doch sagt er später: „Dietrich läßt, so lange er lebt, von einem Almanach nicht ab. Er wird also nicht Nachlassen, einen Herausgeber aufzntreiben, und er treibt gewiß ohne mich einen auf, der seinen Almanach fortsetzt. Ich weiß, daß sich schon Leute, c^ri nomsn st ornsn llabsut, von fern dazu gemeldet haben. Ueber- dem kann man Dietrichen auch alle gute Beyträge auf keine Weise entziehen. Denn der Strom dahin ist seit zu vielen Jahren im Gange, als daß er ganz könnte abgedämmet werden. Wüßte ich, daß ich Vossen einen reellen Vortheil dadurch stiftete, wenn ich die Herausgabe nicht übernähme, so sollte mich Dietrich und Keiner, er sey wer er sey, nicht mit 500 Thlrn. bewegen. Aber da dies wahrscheinlich nicht geschehen wird, warum soll ich mich abermal für nichts und wieder nichts aufopsern?" Während so auf der einen Seite Bürger's treffliches Herz ab- räth, das ihm Rücksicht auf das Wohl der Freunde kategorisch an empfiehlt, und ebenso Boie's Einfluß, der diese Stimme zu nähren sucht als Schwager Voßens, — ist aus der anderen Seite Dieterich mit Aufwand aller Mittel bemüht, Bürger doch zu überreden. Den eindringlichen Vorstellungen Heyne's folgt ein Brief des Hos- rath Brandes aus Hannover unterm 24. October (den ich unten folgen lasse), welcher den Ausschlag gibt, und aus dem Streit, wenn nicht zwischen Engel und Teufel um die Seele Bürger's, so doch zwischen der Stimme des Herzens und derjenigen der prakti schen Vernunft geht die letztere siegreich hervor. Und so sehen wir denn in einem Briefe an Boie vom 30. October die Angelegenheit dem Endentscheid nahe gebracht, da er sagt: „Die Verlegenheit, wovon ich Dir neulich schrieb, ist um ein sehr großes noch vermehret worden, indem mich der Hofrath Bran des in einem Briefe dergestalt ersucht hat, die Herausgabe des Dieterichschen Almanachs zu übernehmen, daß ich — mich wahrlich nicht mehr getraue, das Ding abzulehnen. Nächstens hierüber ein mehreres. Wenn das war ist, was ich überall höre, daß Voß sei nen Alm. ans 6 Jahre jährlich für 400 Thlr. contractmäßig ver dungen hat, so könnte ich denken, es könnte ihm einen so großen Ein trag nicht thun, wenn ich mich auf ein oder zwey Jahre bereden ließe, den Dieterichschen Antrag anzunehmen. Ich hätte mich dann doch denen, die sich für Dieterich so sehr interessiren, gefällig gezeigt." Der Brandes'sche Brief aber lautete folgendermaßen. „Wohlgebohrner Herr, Hochzuehrender Herr Amtmann! Es schreibt mir Herr Dieterich in Göttingen, daß der bisherige Direktor seines Musenalmanachs, Herr Goeking, mit der Arbeit sich nicht weiter befassen wollte, und er desfals in großer Verlegenheit sei, auch die gantze Ausgabe liegen lassen müsse, wenn er, bei der jetzi gen starken Concnrrentz, die Sache nicht wieder in recht gute Hände bringen könne. Da es mir nun leid seyn solte, wenn diese doch zu Göttingen ihren Ursprung genommene Samlung, nicht sowol durch den Wechsel des Geschmacks, als durch ein besseres Glück der Neben buhler, auch daselbst ein so frühes Ende nähme, so bin ich nicht nur um des Mannes, sondern auch um der Universität willen, desfals beunruhigt, und auf den Wunsch gerathen, daß Ew. Wohlgeb. den patriotischen Entschluß fassen möchten, Sich der Sache anzunehmcn. In dem Voraussatze, daß Herr Dieterich sich dafür schuldig beweisen werde, und ini Vertrauen auf äsro Freund schaft, nehme ich mir also die Freiheit, darüber den Antrag zu thun, und ergebenst zu bitten, wenn es Ihre Geschäfte irgend gestatten, dieser Bemühung Sich zu unterziehen. Ich werde es als eine mir selbst erwiesene Gefälligkeit ansehen, und solche mit Vergnügen jederzeit erwidern, der ich indessen in vollkommener Hochachtung beharre Ew. Wohlgeb. gehorsamer Diener Brandes." Dieser Brief aus so einflußreicher Feder ist für uns von großer Wichtigkeit. Denn nicht nur zeigt er uns, wie einflußreich Dieterich schon geworden, sondern auch, welche Achtung und Anerkennung Bürger genießt und welche Bedeutung dem Musenalmanach damals beigelegt wurde, indem er als Zierde der Universität Göttingen be handelt wird. Daß Bürger schließlich Ja sagte zu all dem Drän gen, können wir ihm nicht verargen. Es ist nur ehrend für ihn, wenn wir sehen, wie er Freund Bote und sich immer wieder und wieder klar macht, daß sein Entschluß, wie die Sachen liegen, seinen Freunden einen eigentlichen Schaden nicht thun kann. Es klingt darin der innere Kampf durch, den unser Dichter mit allen Sophis men der Selbstüberredung zu bestehen hatte, wenn er betont: — „Voß hat ja einstweilen sein Honorar sicher und die besten Dich ter an der Hand. Meine Wenigkeit selbst wird er nach wie vor be halten. Und der Versicherung kann er trauen, daß ich weder ein schriftl. noch mündl. Wort drum vcrliehren werde, ihm eine einzige Zeile wegzukapern. — Zwei gute Almanache könnte Deutschland vollkommen vertragen, der wahre Liebhaber kauft beyde, andere kaufen, was gerade der Zufall ihnen in die Hand treibt." Und so fällt der Würfel: am 6. November des Jahres (1777) meldet er an Hofrath Brandes seine Einwilligung und nach langem Zögern am 30. Januar des s. I. folgt das Uro Nsmoris. an Göckingk und Voß, worin er mit den schon gegen Boie geäußerten Gründen seinen Schritt vor diesen seinen Freunden zu rechtfertigen sucht, mit der Bitte, ihni diesen nicht falsch auszulegen. Doch war die Verzögerung auch durch den in die Zwischenzeit fallenden schmerzlichen Tod seines Töchterleins veranlaßt, das er wie seinen Augapfel geliebt hatte. Wundern können wir uns nicht, daß die Beiden dennoch wenig erbaut von Bürger's unvermuthetem Schritt waren und sich inner lich verletzt fühlten, wenn sie auch Beide ihn nach wie vor, wie Voß sich ausdrückt, „als Freund und Biedermann betrachteten". Es würde uns von unserm eigentlichen Thema zu weit abführen, wollte ich auf deren Antworten hier näher eingchen, ich muß mich begnügen zu constatiren, daß in der Folge das Verhältniß zu Voß, dessen Natur eine durchaus selbstische war, brieflich fast ganz erlahmt, während das intimere Freundschaftsbündniß mit Göckingk diese flüchtige Erkältung weit überdauert, wenn auch die Briefe spärlicher ausgetauscht werden. Während wir so Dieterich in tausend Aengsten schweben sehen, darf ihm und seinem Autor der vielversprechende Erfolg der Subscription zu der Ausgabe von dessen Gedichten ein schöner Trost sein. Schon im August wird die Anzeige und Einladung veröffent licht. Auch diese verdanken wir Strodtmann's umsichtigem Sammel eifer. Sie lautete wie folgt: „Ich will auf pränumerirende Sub scription meine sämtliche Gedichte, gedruckte und ungedruckte, ohne-
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