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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.03.1876
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1876-03-27
- Erscheinungsdatum
- 27.03.1876
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- Deutsch
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71, 27. März. 1107 Nichtamtlicher Theil. kann ja etwas mehr Rabatt bieten, da ihm die Verleger ihreWaare frei ins Haus liefern müssen. Einen LeipzigerEngrossisten, der seine Arme über ganz Deutschland ausstreckt, kümmcrt's vielleicht nicht, ob andere Sortimentsbuchhandlungen, sei es in Schlesien oder Olden burg, Ostpreußen oder Baden, noch bestehen können, wenn ihnen durch Concurrenz aus „ungeahnter Ferne" die beste Kundschaft ent zogen wird. Hr. Streiter, der überall den löblichen Zweck verfolgt, Volks bildung zu fördern, rühmt sich eines enormen Umsatzes (76,000 M. in 1 Jahr) und ist der Gewinn auch verhältnißmäßig gering, die Menge muß es ja bringen und vor allem die Partie- und Baar- Einkäufe mit ihrem oft köpf- und maßlos normirten Extra- Rabatt. Hr. Strcller hütet sich aber wohl, ein festes Lager zu unter halten (wie anders Hr. Volckmar u. A., die mit ihren eigenartig angelegten Geschäften einem wirklichen Bedürfnisse abhelfen!); wozu auch das, da er ja am Orte alles vorräthig findet! Hr. Strellcr verlangte 9 Expl. eines Seminarbuches; ich berechnete ihm den Particsatz 11/10, meinend, er werde es mir Dank wissen, daß ich ihm 2/1 Expl. eines gangbaren Buches vermittelte, aber weit gefehlt, — das Packet kam uneiugclöst zurück, mit dem Vermerk: „nicht meiner Bestellung entsprechend". Liegt denn ein dauernder Segen auf derartig angelegten, wenn auch immerhin reell betriebenen Geschäften? Nach meiner vieljährigen Beobachtung bezweifele ich das! Zu spät kommt man zu der Einsicht, daß der Reingewinn nicht im Einklänge steht mit dem Umfange des Geschäfts, dem Risico, dem Rabatt und anderem Aufwand, insbesondere dann, wenn erst gleichgeartcte Concurrenz am selbigen Orte auftaucht, die zu noch weiter gehenden Rabatt- Concefsionen nöthigt. Auch währt es nicht lange, dann sind die so aus allen Ständen zusammengebrachten Committenten nach ihrer Meinung gehörig eingcschult als Buchhändler, um selbständig auf- treten und den vollen Verleger-Rabatt einziehen zu können; flugs wird der Lieferant abgedankt, ein Commissionär engagirt, ein Etablisscments-Circular erlassen und der neue College ist fertig! Ja, nur zu oft ist dieser Zeitpunkt für so manchen bisher gut situirt gewesenen Buchbinder, Colporteur oder dergl. der Anfang vom Ende seiner buchhändlerischen Existenz. Ich weiß wohl, daß eine nicht ge ringe Zahl von Collegen, obwohl sie nicht „gelernte" Buchhändler sind, unserm Stande alle Ehre machen, aber viele, zumal von den neueren College«, gehen zu ihrem eigenen und Anderer Scha den bald und spurlos vorüber. Hr. Strcller hält nichts von Etablissemcnts-Circularen. Als ich ihm seinen ersten Verlangzettel mit dem Bemerken zurücksandte, daß ich seinCircular noch nicht empfangen (seineAnzeige imBörsen- blatt war mir entfallen), nannte er dies „eine verzopfte An schauung, deren hohe Bedeutung ihm entgangen sei, die ihm aber in trüben Momenten erneute Aufheiterung bereiten solle". Als Schreiber dieses in den vierziger Jahren in Leobschütz ein kleines Sortimentsgeschäft betrieb, machte er die Erfahrung, daß etliche rege Bücherfreunde ab und zu kleinere billige Schriften kauf ten, dagegen aber größere Werke, nachdem sic dieselben bei mir cin- gesehen hatten, durch einen von ihnen, der regelmäßig die Leipziger- Messen besuchte, von dort mitbringen ließen, weil sic in Leipzig be deutenden Rabatt bekamen. Die Firma, die diesen hohen Rabatt gewährte und die auch mehrmals im Börsenblatt der Rabatt schleuderei beschuldigt wurde, die gewiß auch einen großen Umsatz hatte, sie — fallirte später, und bei aller Zurückhaltung, die ich hierorts als Verleger gegen dieselbe beobachtete, büßte ich doch durch den zu Stande gekommenen Accord eine ansehnliche Summe ein. Der Inhaber der Firma, empfindlich darüber, daß ich ihr nach dem Accord nicht wieder Credit gewährte, war so naiv, mir ausführlich vorzurechnen, wie diese Geschäftsverbindung trotz des Verlustes mir dennoch einen hübschen Geldgewinn eingetragen habe. Schade nur für mich, daß seine Berechnung auch nicht entfernt stimmte, weil er das Autoren-Honorar und andere Hersteilungs- und Betriebskosten bedeutend unterschätzt und Gesammt-Absatz wie Gewinn pr. Exem plar überschätzt hatte. Eine hiesige angesehene Sortimcutsfirma führte zuerst einen Durchschnitts-Rabatt von 10 U (also auch von Nctto-Artileln) und für alle Kunden ein, vielleicht in der Meinung, hierdurch zugleich der Concurrenz einer altbekannten Berliner Firma mit Erfolg zu begegnen. Sic erzielte dadurch zwar einen großen Umsatz, sah sich aber später auch genöthigt, einen — Accord nachzusuchen. Als Verleger erachtete ich mich dem betheiligten schlesischen Sortimentshandel gegenüber für verpflichtet, jene Bestellung dcs Hru. Strcller nicht direct nach Liegnitz, sondern (mit Spesenverlust) nach Leipzig auszuführeu. Auch eine ähnliche Zumuthung aus Schmiede- bcrg, Bestellungen, die mir von dort auf Streller'schen Bestellkarten zugingen, direct zu erledigen, glaubte ich ablehnen zu müssen, da ich der Meinung bin, daß, wenn auch Schmicdeberg noch nicht zu den „buchhändlerisch begangenen" Ortschaften zählt, doch die Hirschberger oder andere schlesische Sortimentshaudlungen ein größeres Anrecht haben, den nahe gelegenen Ort literarisch zu versorgen, zumal der von diesen Handlungen an Wiederverkäufer gewährte Rabatt keines wegs gering ist, letztere auch wohl nicht daran gedacht hätten, ihren Bedarf aus dem fernen Leipzig zu beziehen, wenn sie nicht von Hrn. Strcller „aufgespürt" und ihnen noch günstigere Rabatt- Offerten gemacht worden wären. Ich habe ferner meinen Hrn. Commissionär in Leipzig be auftragt, Hrn. Strcller und etlichen andern Firmen nichts von mei nem dortigen Lager (auch nicht gegen baar) auszuliefcrn, sondern deren Verlangzettel mir zur Erledigung zuzusendcn. Ich liefere übrigens an keinen sich „Buchhändler" nennenden Besteller etwas direct, geschweige mit Buchhändler-Rabatt, wenn derselbe nicht einen Commissionär in Leipzig hält. Während meiner 27 jährigen Wirksamkeit als Sortiments buchhändler habe ich hinlänglich erfahren, wie es sowohl in der großen als kleinen Stadt dem Sortimenter, der sich die Verbrei tung guter literarischer Erzeugnisse und das Zurückdrsngcn all der schlechten, oft sehr gewinnbringenden Bücher zur Aufgabe gestellt hat, schwer wird, mit Ehren zu bestehen, und da besonders, wo der Kundcn-Rabatt, dieser Krebsschaden, noch nicht abgcschafft ist und der Absatz an Wiederverkäufe:: durch Concurrenz von außen her geschmälert wird. Der eigenartigen Organisation des deutschen Buchhandels verdankt dieser zum großen Theil seine Ausdehnung, Festigkeit und Blüthe, und nicht zu den untergeordneten Eigenthüm- lichkeiten zähle ich die Einführung allgemein gültiger Ladenpreise. Fallen diese, so fällt vieles mit. Da nun unzweifelhaft das Lite- raturbcdürfniß einer Stadt, eines Kreises, gerade durch die Arbeit der dort ansässigen Buchhändler nachhaltig geweckt und gepflegt wird, der Bücherabsatz aber naturgemäß sich in enger« Grenzen bewegt, als der Vertrieb von Modeartikeln, so halte ich cs für meine Verlegerpflicht, solchen geschäftlichen Tendenzen, welche vor wiegend darauf ausgehen, durch abnorme Rabatt-Offerten nach allen Orten hin in ferne und fremde Geschäftskreise sozusagen cin- zubrechcn, um zu ernten, wo sie nicht gesäct haben, mit allen mir zu Gebote stehenden Mitteln cntgegenzutreteu. Breslau, den 20. März 1876. Carl Dülfer (Verlag). Miscellen. Alle für die Leipziger Ostcrmesse 1876 bestimmtenMeß- gclder und Zahlungslisten müssen spätestens am 22. April in den Händen der Herren Commissionärc sein, wenn sie in der nöthigen Ordnung expedirt werden sollen. Der technische Gang des Meß- 147*
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